Full text: St. Ingberter Anzeiger

deutschen Abtheilung übernahm Geheimrath Lüders 
die Führung, in der daänischen der Präsident und 
der Vizepräsident der Ausstellung. Während der 
Anwesenheit des Kaisers spielten drei Musikkorps, 
inter anderen Stücken auch die preußische National⸗ 
hymne und den Hohenfriedberger Marsch. Von 
dem zahlreichen Publikum wurde der Kaiser überall 
enthufiastisch begrüßt. Um halb 5 Uhr erfolgte 
die Rüñkehr nach Awalienborg; um halb 8 Uhr 
beginnt das Galadiner; vor demselben empfängt 
der Kaiser den Conseilpräsidenten Estrup. 
Kopenhagen, 80. Juli. Der König 
herlieh dem pPrinzen Heinrich den Elefanten⸗ 
Orden, dem Grafen Herbert Bismarck das 
Broßkreuz des Danebrog-Ordens. 
Kopenhagen, 80. Juli. Bei dem Gala- 
diner saß Kaiser Wilhelm zwischen dem 
stönig und der Königin von Dan emark; 
daran schlossen sich die übrigen Geladenen. Gegen 
Schluß brachte der König folgenden Toast aus: 
„Ich danke Euer Majestät für den ehrenvollen 
HZesuch, der mir und meinem Lande zu Theil ge— 
worden, und trinke aus vollem Herzen auf das 
Wohl Euer Majestät, der Kaiserin und des ganzen 
sdaiferhauses. Se. Majestät der Kaiser lebe hochl“ 
Die Maßik intonirte die Preußenhymne. Der 
Kaiser dankte für den herzlichen Empfang und 
rank auf das Wohl des Königs, der Königin und 
der ganzen königlichen Familie. Die Mufik spielte 
hierauf die dänische Nationalhymne. Beide Toaste 
vurden in deutscher Sprache ausgebracht. 
Lokale und pfälzische Nachrichten. 
5 St. Ingbert, 1. August. Auf die durch 
die Versetzung des Herrn Lehrer Görl nach Zwei⸗ 
brücken erledigte Schulverweserstelle wurde Herr 
Wilhelm Henrich von Rheinheim bei Bliestastel 
bon Hohert Kgl. Regierung als interimisischer 
Verweser aufgestellt. 
* — Zu den Angehörigen, welche nach Vor⸗ 
schrift des Unfallversicherungsgesetzes im Falle des 
durch Betriebsunfall verursachten Todes eine Rente 
zu beanspruchen haben, können, nach einer Ent— 
scheidnng des Reichsversicherungsamtes, Stiefkinder 
nicht gerechnet werden. Darnach ist die Wittwe 
zwar befugt, für ihre Person, nicht aber für ein 
Kind aus einer früheren Ehe mit einem anderen 
Manne, die Rente zu fordern, 
gKaiserslautern, 831. Juli. Von 
32 Abiturienten des kgl. protest. Lehrersemin— 
ars bestanden 31 die Prüfung, J fiel durch. 
— Hochstätten, 31. Juli. Auf 
Verlangen des kgi. Bezirksamts wurde von den 
weniger Bemittelten der durch das Hochwasser am 
23. Juni gehabte Schaden eingereicht in der Höhe 
don 1892 Mt. Diefe Summe dürfte sich jedoch 
zach Berechnung des Gesamtschadens in hiesiger 
Gemarkunz vervierfachen. (Ndpf. Bzg.) 
— Speyer, 28. Juli. Dem Jahresbericht 
der kgl. Lehrerbildungs-⸗Anstalt Speyer und der ihr 
zugetheilten kgl. Präparandenschulen Blieskastel und 
irchheimbolanden für das Schuljahr 1887188 ist 
Nachsiehendes zu eninehmen: Die Lehrerbildungs⸗ 
Ansialt hatte im 1. Kurs 20 Zoöglinge, im 2. 12, 
im 3. 18 — 50 Präparanden; im 4. Kurs 25, 
und im 5. 28 — 53 Seminaristen, zusammen 
103 Zoglinge; bei Beginn des Schuljahres be— 
fanden sich 107 Zöglinge in der Anstalt. Die 
Präparandenschüle in Blieskastel, an 
welcher ein Haupt⸗, zwei Präparanden⸗ und zwei 
Religionslehcer wirken, war im 1. Kurs am Schluß 
des Schuljahres von 17 Schülern, im 2. und 3. 
von je 9 besucht, im Ganzen sohin 35; 7 traten 
im Laufe des Jahres aus. An Stipendien ge⸗ 
langten 1249 Mi. zur Vertheilung. — An der 
Praparandenschule Kirchheimbolanden wirken gleich- 
alls ein Haupt⸗, zwei Präparandene und zwei 
Religionslehrer. Zu Beginn des Schuljahres zählte 
die Änstalt 46 Schüler, von denen 41 am Ende 
dorhanden waren. An Stipendien waren der Schule 
1051 Mk. zugewiesen. 
— Neustadt. 31. Juli. Heute wurden von 
der Polizei auf dem Markte verschiedene Korbe 
unreifer Aepfel beschlagnahmt. Die Verkäufer 
werden dieses unverantwortliche Feilbieten gesundheits⸗ 
jchädlicher Früchte bußen mussen, denn es ist Straf⸗ 
antrag gestellt. 
A' ültleiningen, 30. Juli. Gestern Nach ⸗ 
miitag hatte die Frau des Winzers Freiermuth aus 
Leistadt das Unglück, unter den mit Streuwerk 
ichwer beladenen Wagen zu kommen. Das eine 
Zein ist ihr fast vollständig abgetrennt, während das 
indere sehr slarke Quetschungen davongetragen hat. 
Die Frau wurde vermittelst Chaise vom nahen 
Spechlthal in ihre Heimath befordert. 
— Ludwigshafen, 30. Juli. Nachstehendes 
Telegramm ist heute Nachmittag als Antwort auf 
das gestern Abend von der Festoersammlung im 
Bescüschaftshause abgesandte Huldigungs-Telegramm 
aingetroffen: Herrn Kommerzienrath Dr. Car! 
Flemm, Ludwigshafen. Seine Kgl. Hoheit der 
Brinz⸗Regent wissen die treuanhänglichen Gesinn- 
ungen, welchen Euer Hochwohlgeboren im Namen 
der Einwohnerschaft von Ludwigshafen durch das 
gestrige Telegramm in so beredten Worten Aus- 
zruck gegeben haben, sehr zu schätzen und laffen 
sdiefür Allerhöchstihren huldvollsten und besten Dank 
ntbieten. Im Allerhöchsten Auftrage Freiherr Fcey— 
chlag von Freyenstein, Generalmajor, General⸗ 
idjutant. 
— Mundenheim. 230. Juli. Der Ackerer 
darl Fritzz aus Ludwigshafen hat sich heute 
Vormittag in der Gewann „Waldbusch“, nächst 
er Schneidmühle von Herrn Presler an einem 
richbaum erhängt. Motide unbekannt. (G. A.) 
— Frankent hal, 30. Juli. Die Kreistaub⸗ 
jummenanstalt der Pfalz dahier war im abgelaufenen 
Jahre von 57, darunter 11 zu Beginn des ver— 
sangenen Schuljahres neu eingetretenen Zöglingen 
desucht, von denen ein Mädchen an einem Nieren⸗ 
eiden am 10. März l. Is. starb. Drei der 
Schüler wohnen bei ihren Eltern in der Stadt 
ind besuchen nur den Unterricht. 35 der Zöglinge 
varen Knaben und 22 Mödchen, während nach 
ꝛen Religionen sie sich scheiden in 32 Prolestanten, 
28 Katholiken und 2 Israeliten. 8 Schüler und 
Schülerinnen, 1 katholische und 7 protestantische 
wpfingen zum erstenmal das heilige Abendmahl 
»ezw. wurden konfirmiert. Das Lehrerpersonal be—⸗ 
teht aus dem Hauptlehrer, 2 Lehrern, 2 Hilfs⸗ 
ehrern und einer Arbeitslehrerin. Die häuslichen 
Arbeiten werden von drei Mädchen besorgt. Das 
neue Schuljahr beginnt am Montag den 1. Oltober, 
in welchem Tage alle Zöglinge in die Anstalt 
jerbracht sein müssen. 
Von seiten derek. Regierung der Pfalz 
vurden den sämtlichen an der hiesigen Fort⸗ 
ildungsschule thätigen Lehrern eine Gratifikation 
von je 80 M. bewilligt. 
Aus der Pfalz, 29. Juli. Unter der 
yührung der Zuckerfabrik Frankenthal 
saben sich die 87 bedeutendsten deutschen Zucker- 
affinerien vereinigt, vom 1. August an nur mit 
er Verbrauchsabgabe von 12 M. belegten 
Zucker in den freien Inlandsverkehr gelangen zu 
assen. Unter den Kleinhändlern, welchen diese 
Bereinabarung mittelst Rundschreiben mitgetheilt 
vurde, herrscht über dieselbe vielfache Verstimmung, 
deil die Fäbrikanten einen Steuercredit von 6 
Monat genießen, während sie nur 2 Monate Credit 
Jewähren. Jnsolge dessen haben die Fabrikanten 
die Consumsteuern von 1200 M. pro Waggon 
schon zweimal bezahlt erhalten, ehe sie solche ihrer⸗ 
seits bezahlen brauchten. Die „Tr. 3.“ bemerkt 
»azu: Wir halten dessenungeachtet die Maßregel 
der Zuckerraffinerien für gerechtfertigt. In dem 
Rundfchreiden, welches auch uns vorliegt, ist auf 
die umständlichen Controlmaßregeln hingewiesen 
welche bei der steueramtlichen Abfertigung erwach 
en. Diese Weitläufigkeiten steigern fich in ganz 
ʒesonderer Weise, in je kleineren Quantitäten und 
in je verschiedenartigeren Qualitäten der Zucker 
mus der Fabrik in den Inlandsverkehr übergeführt 
pird. Es kann daher, wie dies auch in Frankreich 
jeschieht, allerdings mit Ausnahme von ganz großen 
Hartien, die in öffentlichen Lagerhäusern verbleiben 
nur versteuerter Zucker in den Verkehr gelangen. 
Fine andere Frage ist, ob die Kaufer nicht berechtigt 
find, eine Zinsvergütung für die den Fabrikanten 
‚om Staate creditirte Steuer zu verlangen. Eine 
olche Forderung würde uns berechtigt erscheinen. 
Vermischtes. 
Am nächsten Sonntag findet in St. Jo- 
rann a. S. das große BezirksKrieger— 
rest stait; es wird sich lt. „S. J.“S. A.“ groß⸗ 
artig gestälten. denn 60 Kriegervereine haben sich 
angemeldet, und wenn auch eine Anzahl davon 
qur durch Deputationen vertreten sein wird, so 
werden doch viele fast vollzählich und andere in er— 
Jeblicher Stärke erscheinen. 40 Fahnen werden im 
F sizuge wehen. 
Wirkung des Pabzwanges. Der 
Malstatter Hafen ist von Schiffen fast 
eer und dieser seltsamen Erschei 
jendes zu Grunde. Die een liegt zu 
velche ihre Ladung in Frankreich ani Sthuͤn 
ruhren froh und hoffnungsvoll wieder n bun 
am bewegte sich ihr Fahrzeug der deush eng. 
Hes Kanals zu, lustig sangen sie ihre * Dien 
Lieder, während Madame in der —— 
Stallhasen oder ein paar Hähnchen i ute ainen 
— in der h 
zelikat braun schmoren ließß. — ein freies nn 
Leben auf dem Wasser! So — do is usihe 
hrenze und dann gehl's weiter nach — J 
jaarebruk — aber auf der Grenje — en. 
tZeamte „Halt!“ und sagen: „Paß vor aun 
da macht ein Schiffer nach dem andern n 
hesicht — ein Paß, so ein Ding haben sie ange 
händen gehabt und um die von der —* 
stegierung neulich erlassene Paßvorschrif 
ich nicht bekümmert; alle dachten, die e 
Schiffer nichts an und gingen zornig vor de 
indere sind bestürzt und wissen nicht was sie 
ollen; so langt ein Schiff nach dem andern 
eins wird ohne Paß durchgelassen und eine gan 
Flottille ankert nun an der Grenze. Ein e 
aach dem andern wendet sich jetzt an die deush 
Besandschaft in Paris, um in den Besiz deß a 
ösenden Dokuments zu gelangen, aber moncher h. 
zegnet Schwierigkeiten, da seine Heimatberechtigun 
aicht ganz klar ist. Einer der Schiffer, der die 
Fahrzeuge besitzt, hat in Frankreich noch niqht den 
deimaischein erlangen können, weil er viele Johr 
‚indurch immer auf dem Wasser war; er selbs 
veiß nicht, ob er längere Zeit in Deutschland ode 
in Frankreich war. Während nun diese franzößischer 
Schiffer ein betrübtes Gesicht machen, herrscht he 
vie der „S. J.S. A.“ meldet, unter den dehch 
Zchiffern eitel Freude, sintemal ihre Kondurrent 
ich nicht loseisen können. Infolge obiger Moes 
rahme sind die Frachtsätze erheblich gestiegen; si 
die Tonne von hier nach Mühlhausen werden ar 
tatt wie früher 3 Francs jetzt 5 Franes geforde 
ind bewilligt. Die deutschen Schiffer wünsche 
daß fich die Ankunft ihrer französischen Kolleg 
noch recht lange verzögern möge, und auch ni 
ine Thräne würden sie vergießen, wenn sie 
Herren Kollegen nie mehr zu Gesicht belomr— 
sollten. 
f Hagenau, 29. Juli. Die umwfaygren 
Vorarbeiten behufs Errichtung des Denkmals 
zen verewigten Kaiser Friedrich auf dem Worn 
Schlachtfelde sind nunmehr dank der außerotd 
ichen Thäligkeit der hiesigen Mitglieder des 
chafisführenden Ausschusses so ziemlich erled 
Täglich laufen Hunderte von Briefen; Anfras 
Vadenfendungen und dergleichen hierselbft ein, 
heste Beweis dafür, daß der schöne Gedanke 
allen Geuen des ieuren Vaterlandes begeiste 
Widerhall gefunden. Der eigentliche Aufruß, un 
zcichnei von Namen mit bestem Klang aus 
und Süd, wird im Laufe dieser Woche vetöfft 
licht und damit überall mit den Sammlungen 
Vrtrugen degonnen werden. Kraft Ministern 
asses vom 11. Juli d. J. find Sammlungen 
dem angegebenen Zweck in ganz Elsaß-Lothein 
Jestaltet, In unserem Städichen haben Eingehe 
und Eingewanderte wahrhaft gewetteifert, ihre ᷣ 
und Anhänglichkeit zu dem heimgegangenen gr 
durch Gabenzeichnungen für sein Denkmal zu 
zeugen; sind doch von hiesigen —X 
fast schon 2000 Mk. durch Privatzeichnungen 
Tomit zur Verfügung gestellt. 
p Geisenheim. Odstwerwerthungslu 
In der königlichen Lehranstalt füt Obst 
Weinban hierselbst findet auch dieses Jaht w 
ein Obstverwerthungskursus für Frauen vom 
bis einjchließlich 24. August und ein gleichen 
danner dom 3. dis einschliehlich 6. Sebn 
statt. Es wird theoretischer und praknischer ur 
licht erthalt in: Ernte, Aufbewahrung 
randt des frischen Obstes, Dörren der vent 
Obstarlea und des Gemüses, Bereitungivon — 
dasen Herstelung von Conserven, Odstwenn 
ing u. s. w. Das Honorar beträgt fur Pr 
1 Mt., fur Nichtpreuͤßen 6 Mk. Anmn 
find an die Direktion zu richten, welche au 
die Unterkunft der Frauen sorgt. F 
eetantter Ebergeiz, Juß 
furt a. M. 27. Juli, schreibt man: Ein hr 
unger Mann fühlte sich so durch das e 
Tuch“ angezogen, daß er, als er dieser e 
nicht brauchbar zum Militärdienst erklätt 
uf sanem Zimmer seinem Leben, das we 
Geinlich ohle Soldat dewesen zu sein, wie