liche Gnade und das endliche Erbarmen des Jupiter
Plusius von der Heimat abgereist sein. Aber er
ieß sich nicht rühren durch die vielen Thränen, die
da heimlich unterdrücht oder auch nicht unterdrückt
wurden. Erst leise, dann immer starker fing es
au zu regnen. Die Wirte, in deren Localen es
immer lebendiger wurde, mochten sich dagegen schon
hdeimlich in das Fäustchen lachen. Das eben ist
die Ironie des menschlichen Daseins, daß die Einen
lachen, wo die andern weinen. Das Mittagessen
mag manchem schlecht, vielen andern desto bisfer
geschmeckt haben.
Zuwischen 3 und 4 Uhr sollte der Festzug durch
die Straßen der Städte veranstaltet werden. und
noch immer wollte das Gesicht des Himmels nicht
heller und freundlicher werden.
Dao endlich, endlich gegen 8 Uhr bricht die
Sonne hervor; Jupiter Plubius ist erweicht.
Der Festzug konnte von Statten gehen und er
ging nun wirklich zu der programmmäßig festgesetz-
len Zeit von Statten und zwar vom Saarbrücker
Ludwigsplatz aus durch die Eisenbahnstraße über
die neue Brücke, durch die lange St. Johanner
Bahnhofstraße, die Mainzerstraße hinaus auf den
großen Festplatz, der auf den großen an der linken
Seite der Mainzer Straße liegenden Wiesenflächen
in wochenlanger Arbeit hergerichtet und abgesteckt war.
Vier und sechzig Kriegervereine, viele geführt
von einer Kapelle, durchschritten hintereinander, an
der Spitze die Kapelle des Dragonerregiments, am
Ende der Saarbrücker St. Johanner Kriegerverein
unter Vorantritt der Kapelle des Infanterieregiments
Nr. 70, in militärischem Schritt unter den Klängen
der Musik die Straßen unserer Saar-Doppelstadt,
die eine solche Menschenmenge, ein solches Schau⸗
spiel noch nicht gesehen hat. — Vier und sechzig
Vereine! Wer will sie alle aufzählen? Wer kennt
ihre Namen, die festlich hier zusammenkamen?
Dort sah man einen weißbärtigen Greis, das eiserne
Kreuz auf der Brust, neben dem wettergebräunten
rüstigen Manne, in strammer Haltung vorbeimar⸗
schieren. — Eine im wahren Sinne des Wortes
unabsehbare Reihe, die 17 Minuten brauchte, um
vorbeizudefilieren. Vor dem Festplatz, zu dem nur
ein sehr schmaler Eingang führte, so daß die Krieger
nur zu zweien eintreten konnten, trat eine fast eine
Stunde lange Stockung ein.
Wie es nun auf dem Festplatz selbst zuging,
das sich auszumalen überlasse ich jedem Leser selbst.
AD0
Treiben selbst mitgemacht. Das Wetter hielt sich
den ganzen Nachmittag, und der Festplatz wurde
inmer besuchter.
Ein echtes Volksfest entwickelte sich, das, abgi⸗
ehen von der Uebellaunigkeit des vielgenannten
Jupiter Pluvius, ohne jegliche Störung verlief.
Leider mußten viele der auswärtigen Vereine
schon am Abend Abschied nehmen, und sie zogen
fort unter den Melodien des „Muß i denn, muß
idenn zum Städtelein hinaus“ ⁊c.
Leider aber auch war der Erdboden von dem
hyorhergegangenen Regen so durchnäßt, daß ein
ängerer Aufenthalt im Freien vielen durch die
Rückfichten auf ihre Gesundheit nicht gestattet war.
Man zog sich deshalb am Abend wieder zurück in
die Restaurants in den Stadten, wo alle willkom-
mene, gastliche Aufnahme fanden. —
Wie schön aber wäre der Aufenthalt draußen
dei schönem Wetter gewesen, kein Mensch würde in
die Stadt gegangen, alle auf dem Festplatz geblie
den sein. Welche Geschaäfte würden da gemacht sein;
Am Nachmittage des zweiten Tages, gestern,
‚og der St. Johann- Saarbrücker Krieger ˖ Verein
allein unter den Klängen der Dragonermusik aber⸗
mals durch die Siadt auf den Festplatz. wo sich
einerseits wohl des Wochentages, andererseits wie—
der der Unbeständigkeit des Weiters halber erst
gegen Abend ein etwas lebhafterer Verkehr entwickelte.
Im Großen und Ganzen, so erzählten mir die
Beteiligten, hätte nicht nur der Kriegerverein, der
am ersten Tage allein mehrere Tausend Einlaß
starten à 30 Pfg. verkauft hat, seine Rechnung
zefunden, sondern auch die Wirte ꝛc. wären mit
den gemachten Geschäften wohl zufrieden gewesen.
So ist das Kriegerfest zu St. Johann Saar⸗
hrücken zu aller Befriedigung, trotz der Ungunst des
Wetters, herrlich und schoͤn verlaufen, und es wird
»ei manchem noch manche angenehme Erinnerung
urücklassen und so noch oft und viel Stoff zur
Interhaltung bieten.
F Lyon, 8. August. Die Glasarbeiter be—
chlossen in ihrer gestern Abend abgehaltenen Ver⸗
ammlung am nächsten Samstag allgemeine Ar⸗
veitseinstellung. Wenn die Eigentümer der Fab⸗
rikfirmen Mesmer und Sahyhet nicht auf der For⸗
derung der Arbeiter eingehen sollten, wird der Glüh⸗
afen in einer Fabrik corcentrirt werden, sodaß allen
Arbeitern möglich sei, der Reihe nach daran zu ar⸗
deiten.
Neueste Nachrichten
München, 8. Aug. Die heutige Versammlung
des Deutschen Kunstgewerbetags wurde von dem
Staatsrath Dillis und dem Bürgermeister Horscht
begrüßt. Lange (München) und Köhler (Hannober)
wurden zu Vorsihenden, Walle (Berlin) und Neckar
Karlsruhe) zu Schriftfükrern gewäblt Es wurde
Grentz, Buchhalter, in Ensheim woh—⸗
nend. als Nebendormund.
St. Ingbert, den 7. August 1888
Kemmer, k. Notar.
Beckers Biergarten
und Kegelbahn
erlaubt sich der Unerzeichnete in em⸗
afehlende Erinnerung zu bringen.
vom Zaß. A
Kalte und warme Speisen
zu jeder Tageszeit.
Zu zahlreichem Besuche ladet freund⸗
ichst ein
zeschlossen, dem nächsten Co
über die bisher unzureichenden iee un
schutzgesetzes vorzulegen. Fecner d
leiner Motoren und der Erborimust —X
Wiesbaden, 8. Aug. Di an
Dänemark traf mit seinem Brudetde dnig
Hans, und zwei Adjutanten hier ein m gJ.
Wohnung im Park Hotel. Er wirs dee
hier verweilen. rel P
Berlin, 8. Aug. Dem Reichstage
bald nach seinem Wiederzusammenttin
betreffend die Erweiterung des —
Eisendahnnetzes zugehen. Doch ist in —*
ficht bisher noch kein endgiltiger —
worden. J
Berlin, 8. Aug. Gutem Vernehmen
jind die commandirenden Generale d. Wiß⸗
und v. Treskow zur Dispolition geslell 4
o. Albedyll zum commandirenden —
siebenten, General v. Leszynski zum comnn
den General des neunten Armeecoip⸗
General v. Hahnmke difinitiv zum CEhe
Militärcabinets ernannt.
VParis, 8. Aug. Als der Leichenzug Cu
in den Boulebard Voltaire eindog, wunden
rote Fahnen entfaltet. Die Polizei wollte dies
veguehmen, es wurde ihr jedoch Widerstam
eistet, und man schlug auf die Polizisten loß
nit Steinen noch ihnen und es entstand ein füu
iches Gedränge. Der Polizeicommissar Cun
erhielt zwei Stockhiebe, ein Gendarm wurde so
»erwundet. Plötzlich fiel ein Revbolberschuß,
dugel zerbrach die Spiegelscheibe eines Ld
Aller bemächtigte sich ein großer Schreden,
Menge floh auseinander und die Pelizei kn
sich endlich der roten Fahnen bemäͤchtigen.
Zug setzte sich nach 10 Minuten wieder in Beweh
nach dem Kirchhofe Père Lachaise. Bis zum
der Republick kam es zu keinem neueun Zwijst
fall. Gegenüber der Mairie des 11. Bezirls w
nit Steinen nach der roten Laterne des Poh
dostens geworfen. Die Menge schrie: „Pr
nit den Mördern!“ und wieder entstand
zroße Unordnung. Die Polizei machte von
olanken Waffe Gebrauch und drang auf die Tum
inten ein. Es kam zum Blutvergieß
man sprichtvonhundert Verwunde!
zu denen mehrere Polizisten gehe—
'oshblen. Der nege Wirrwarrdau⸗—
»twaseine Viertelstun de, dann konnn
Zug den Weg wieder fortsetzen.
Flir di⸗ BNedaktion verantwornlich F. X. “
* * * J
Licitation.
Montag, den 27. Augusit
18883, Vormittags 10 Uhr, zu Ens
heim, in der Wirthschaft von Heinrich
Fries, werden durch den unterzeich
neten, gerichtlich hiezu beauftragten kgl
Notar abtheilungshalber zu Eigen ver
steigert.
Steuergemeinde Ensheim:
1 2 a 10 qm Wiese in 2 Var
zellen;
2. 530 10 qm Garten in 2 Parzellen
3. 1a 40 qm Fläche mit Wohn
haus, Scheuer, Stall und Hof
—X
Ganzes bildend, zu Enshein
im Orte.
Eigenthümer sind die Kinder und
Erben der zu Ensheim wohnhaft ge—⸗
wesenen und verstorbenen Eheleuie
Heinrich Grentz, lebend Schneider
und Eva Kappler, bezw. deren Re
präsentanten, als a.) Nicolaus Grentz
Kaplan, gebürtig und domicilirt zu
Ensheim, zur Zeit in Maikammer
wohnend, b.)MagdalenaGrentz, ledig, ge⸗
werblos, in Ens heim wohnend; 6.) die Kin⸗
der und Reprasentanten der verlebtenToch⸗
ter Elisabetha Grentz, erzeugt mit deren
hinterbliebenem Wittwer Johann Lud-
wig Fohs, Fabrikarbeiter, in Ensheim
wohnend, Namens: 1. Elisabetha, 2
Rudolf und 8. Nicolaus Ludwig Fohs
alle minderjährig, gewerblos, vertreten
durch ihren genannten Vater, bei dem
fie auch gesetzlich domicilirt sind, als
dauptvormund, und durch Carl Let
Waor Sprachen kennt, ist reien zu nennen.
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