Full text: St. Ingberter Anzeiger

Styls erfolgen. Pyrotschanatz ist zur Köni⸗, 
Jinnach Versailles abgereist wegen notwendiger 
Aufklärung in der Scheidungsangelegenheit. 
Lokale und pfälzische Nachrichten. 
— Pirmasens, 17. Aug. Gestern Abend 
feuerte nächst dem Vandauer Thor ein Ritter von 
der Kneipe den ganzen Inhalt seines Revolvers 
auf seine Herzallerliebste ab, wopon 4 Schüsse 
trafen. Der Zustand des Mädchens soll hoffaungs⸗ 
os sein. Der Thäter flüchtete, wurde jedoch in 
der Nacht zwischen 12 und 1 Uhr in der Rähe 
der Wehl'schen Fabhrik (Fröhnstraße) festgenommen 
und in sichern Gewahrsam gebracht. 
— Bergzabern,- 16. Aug. Innerhalb 
sieben Wochen dreimal Hochwasser gehabt zu haben, 
darf fich außer Bergzabern wohl kein anderer Ort 
mehr rühmen. Bergzabern hat in dieser Beziehung 
wirklich eine traurige Berühmtheit erlangt — 
Gestern Abend um 10 Uhr zogen sehr schwere 
Gewitter, begleitet von starkem Regen und orkan⸗ 
irtigem Sturm, über unsere Gegend, an Obstbäumen 
und Hopfenfeldern enormen Schaden anrichtend. 
Der über die Stadt niedergegangene Regen allein 
schon verursachte eine kleine Ueberschvemmung der 
Bachstraße, welche jedoch rasch wieder verschwand. 
— Deidesheim, 17. Aug. Dieser Tage 
wurde die hiesige Polizei zweier Individuen habhaft, 
die hier fechten gingen und ihrer blutigen Kleidung 
und Leibwäsche halber überall Verdacht erregten, 
der fich noch steigerte, als die Beiden beim Heran— 
nahen der Polizei eiligst die Flucht ergriffen, aber 
doch unter Beihilfe einiger im Felde arbeitender 
Personen festgenommen werden konnten. Sich 
widersprechende Aussagen über die Ursache dieser 
Blutspuren, hatten die Abführung nach Ddürkheim 
zur Folge. Nachträglich erfuhr die Polizei, daß 
einer der Verhafteten in einem Kornfilde bei 
Niederkirchen sein Hemd gewechselt habe und fand 
man denn auch an angegebener Stelle ein durch 
und durch mit Blut getränktes Hemd vor, welches 
die hiefige Polizei einstweilen bis zur Aufklärung 
der Sache in Verwahr nahm. Ob nun und in 
wie weit diese Entdeckungen auf irgend einen An—⸗ 
all einer Person durch die beiden Verhafteten zu⸗ 
rückgeführt werden können, werden die fortgesetzten 
Recherchen hoffentlich ergeben. (Pf. A) 
— Speyer, 17. Aug. Die Primizen der 
Herren Neopresbyter finden statt, wie folgt: Am 
20. Aug. in Speyer, Seminarkirche, 8 Uhr, Hr. 
Schweitzer, am 20. Aug. in Speyer, Klosierkirche 
3 Uhr, Hr. Gillmann, am 20. Aug. in Speyer, 
apelle der Barmh. Schwestern, 8 Uhr, Hr. Hemmer, 
am 20. Aug. in Speyer, Seminarkirche, 9 Uhr, 
Hr. Reinig, am 21. Aug. in Germersheim Hr. 
Schmitt, am 21. Aug. in Kirchmohr, Hr. Türkes, 
am 22. Aug. in Rödersheim Hr. Dauscher, am 
22. Aug. in Hambach Hr. Mohr, am 22. Aug. 
in Steinfeld Hr. Schleburg, am 22. Aug. in 
Wattenheim Hr. Zimmermann, am 26. Aug. in 
hördt Hr. Baumann, am 26. Aug. in Neuleiningen 
Hr. Knittel, am 26. Aug. in Edesheim Hr. Eadel 
am 26. Aug. in Maikammer Hr. Reif, am 26. 
Aug. in Germersheim Hr. Rheuͤde. 
Als Domkapellmeister in Speyer wurde der 
„Pf. Ztg.“ zufolge Herr Joseph Niedhammer, kgl. 
Präparandenlehrer dahier, ernannt. 
„— Ludwigshafen, 17. August. Aus 
München wird dem „G. A.“ geschrieben: „Se. 
Kgl. H. der PrinzRegent wird die Reise 
in die Pfalz am 17. September antreten 
und bis zum 29. September wieder hier eintreffen. 
— Frankenthal, 17. Aug. Der Jahres- 
bericht des Real⸗Lehrinstituts von AÄ. Vertololy und 
V. Trautmann zu Frankenthal mit der Berechtigung 
zur Ausstellung wissenschaftlicher Zeugnisse für den 
Einj. Freiw. Militärdienst ist soeben erschienen. 
Die Anstalt, an welcher 18 Lehrkräfte wirken, war 
im letzten Schuljahre von 177 Schülern besucht, 
von denen 95 in dem mit der Schule verbundenen 
Pensionate untergebracht waren. Das Resulat der 
m Juli und August abgehaltenen Abgangsprüfung 
war auch dieses Jahr wieder recht günstig, indem 
sämtlichen 13 Schülern des obersten Kurses das 
Reifezeugniß, welches zum einjährigen Militärdienst 
berechtigt. zuerkannt wurde; außerdem hat ein Schüler 
des obersten Kurses im Laufe des Schuljahres das 
Einjährig-Freiwilligen Examen vor der Prüfungs⸗ 
commission in Speyer destanden. Die VLehrminel 
der Anstalt haben auch dieses Jahr eine wesent⸗ 
liche Erweiterung erfahren. 
— Der vergoldete Rittersporn, wel— 
her kürzlich beim Thongraben am Hasenbühl bei 
Böllheim, wo bekanntlich am 2. Juli 1298 
daiser Adolph von Nassau fiel, gefunden wurde, ist 
don dem Wiesbadener Alterthums⸗Verein von dem 
Finder Herra Peter Jung in Göllheim käuflich er- 
vorben worden. (Pf. Vztg.) 
— Kirchheimbolanden, 17. Aug. Gesiern 
Nachmittag wurde durch einen Fechtbruder, der bettelnd 
ie hiefige Stadt besuchte, dem Mädchen des Herrn 
Fr. Höckelsberger in dem Angenblicke, als dasselbe 
den Betiler abwies, eine große Anzahl Haare mit 
iner Scheere abgeschnitten. Als der Streuner sich 
urch die Gendarmerie und den Vater des Mädchens 
zerfolgt sah, nahm er querfeldein Reißaus. 
Stãdtisches. 
*St. Inghbert. Die städtischen Rechnungen 
ür das Jahr 1887 waren zur öffentlichen Einficht aus⸗ 
jelegt, was wie in dem kleinstendorfe der Umgegend, 
urch die Ortsschelle bekaunt gegeben worden ist. In 
indern Octen, wo Zeitungen erscheinen, ist es üb⸗ 
ich, die Auflage der Rechnungen auch in den 
Zeitungen anzuzeigen, damit das Publitum, welches 
wa sich dafür interessirt, Einsicht davon nehmen 
ann. Wir wollen nicht untersuchen, was hier von 
»em Verfahren anderer Stadtverwaltungen abhält 
ind unseren Lesern dies überlassen, denza wir hier 
ine kurze Skizze dieser Rechnungen geben. 
Zuerst ist die eigentlich Gemeinderechnung 
u erwähnen. Wir finden hier große Ziffern und 
ehen. daß es um die städtischen Finanzen nicht 
nehr so gut steht, wie früher, wo immer Geld 
orräthig war, während 1887 schon 31000 Mk. beim 
horschußverein aufgenommen werden mußten, damit 
ie städtische Haushaltung ungestört geführt werden 
onnte. Die gewöhnliche Haushaltung kostete 
3,808 M. 85 Pf., von denen das Schulwesen inclus. 
ateinschule allein 43,128 Mk. 98 Pfg. in An⸗— 
pruch genommen hat. Bei den außerordentlichen 
lusgaben finden wir zunächst die neue Brücke über 
»en Großbach. Sie kostet 9446 Mtk. 87 Pfg. 
Dann kommt die Bahnunterführung aus der alten 
Zahnhofstraße nach der Ensheimerstraße mit 3082 Mk. 
14 pfg. Fur dieses Geld dürfte die Anlage doch 
twas bequemer sein und reinlich gehalten werden, 
amit die großen Hoffaungen, welche an diese Ein— 
ichtung sich knüpften, auch verwicklicht werden. 
zum Schlutz kommt noch der städtische Zuschuß zu 
iner Fabrikanlage von Privaten im Betrage von 
2100 Mtk. 
Krankenkasse pro 1887: Finnahmen 
3176 Mk. 32 Pfg.; Ausgaben 15867 Mk. 87 Pfg. Es 
sind größere Posten noch nicht verrechnet und des- 
halb das günstige Resultat eines Uederschusses von 
1608 Mk. 45 Pfg. zu verzeichnen. 
Schlachthausbau': Aus der Rechnung 
Jjierüber exgiebt sich, daß das Schlachthaus 61198 
MRk. 23 Pfg. kostet, so hoch ist namlich die Schuld 
für diesen Bau angegeben. — 
Die Rechnung über den Betrieb des Schlacht⸗ 
Jjauses im Jahte 1887 ergibt für fünf Monate 
Aug. — Dezor.) 2261 Mtk. 15 Pfg. Einnahmen 
ind 2708 Mk. 22 Pfg. Ausgaben — demnach 
ein Defizit von 447 Mk. 07 Pig. — 
Die Gasanstalt sergibt die erfreulichsten 
stesultate. Bei einer Einnahme von 386779 Mk 
37 Pfg. konnten nach Bestreitung aller Ausgaben 
noch 13888 Mk. 48 Pfg. Erubrtigungen gemacht 
verden, welche dem ftädtischen Haushalte zugute⸗ 
ommen. 1886 betrug der Reingewinn sogar ca. 
5000 Mk. mehr, so daß die Herabsetzung des Gas- 
preises um 2 Pfg. einen sehr fühlbaren Ausfall 
sür den Stadtsäckel gebracht hat. J 
Trotz genannter Ausfälle und großen Ausgabe— 
yosten schließt die städtische Rechnung für das Jahr 
887 mit einem U derschuß von 16980 Mt. 6ös Pf. 
b (Einahmen 166607 Mt. 38 Pf.; Ausgaben 
149450 Mt. 24 Pf.; Ausstände 176 Mk. 49 f.) 
Doch blieb dieses Resultat hinter dem Voranschla⸗ 
urück 
Vermischtes. 
F Von einem tiefbetrübenden Unglücksfalle 
vurde die Familie Gerwert zu Elversberg 
jeimgesucht. Deren ältester Sohn diente seit Herbft 
1885 bei dem jetzt in Metz garnisonirenden thein. 
Feld⸗Artillerie-Regiment Nr. 8. und hätte demnach 
aur noch einen Monat zu dienen gehabt. Aber es 
ollte ihm nicht vergönnt sein, die Seinigen wieder⸗ 
uusehen. Am Freitag den 10. d. Mts!, nachmit- 
ags, an welchem Tage das Regiment seine dies 
jhrige Schießübung auf dem Schießplatze zu 
Bahnerhaide beendet hatte, fand der 8 
verte in dem dortselbst befindlichen, dedauem 
Teiche bei Gelegenheit des Badens d lleun 
eine Hülferufe dergeblich waren od, inde 
nen Eltern, welche auf solche Weiß — 
ichen Stütze beraubt wurden, ließen u wesenn 
nicht scheuen, die irdische Hülle ihtes ie ost 
Zause abzuholen, wo die Beerdigung am ie 
Dienstag unter allgemeiner Theilnahm ilesenn 6e 
oölkerung stattfand. Der Verstorbene nda 3. ẽ 
biedern, gutmütigen Charakters und ꝑ — 
Fleiß:s wegen bei allen, die ihn heher — 
beliebdt. Er hinterläßt den schönen hdu aunten 
Dienste der Pflicht den Tod gefunden ꝑ. in do 
Saardrücken, 17. Augast. bin 
Tagelöhner, der bei einer in der Altneugaffe w ediger) ue 
den Wittwe im Logis war, stellte gestetn re gp 
tag in diesem Logirhause drei Betten udun —r 
und zündete sie an. Als der Oualm n 
hrennenden Mobilien straßwärts drang, hörl⸗ dsn 
gleichzeitig einen Schuß; der beir, —8* 
hatte fich mit einem Revolber in die Bruf m 
chossen; er starb wenige Minuten nach der 5 
Ueber den Beweggrund des Selbstmordes 
verschiedene Gerüchte im Umlauf. (S. J. Sun 
F. Trier, Is. Aug.Gefterg in de huh 
ꝛs war gegen 4 Uhr, der Tag —E b 
als zwei fleißige Fischer aus St. Barbata dereit 
auf der Mosel ihtem Gewerbe oblagen. Plehi⸗ 
heraerkten fie auf eine Entfernung von vielleihh 
30-40 Meter den Kopf eines Menschen in d 
reien Mosel treiben. Schnell rudetien sie m 
hrem Kahn auf die Stelle zu. Schon neigt sit 
der eine Fischer über Bord, um den graufige 
Fund zu heben, da schallt ihm eine Stimm— cut 
»em Wasser entgegen: „Aber ich bitte Sie, söm 
Sie mich doch nicht in meinem Vergnügen!“ 6 
var ein junger Mann, ein guter Schwimmer, du 
sich auf dem Rücken liegend, die Wosel —X 
treiben ließ. Tr. 3) 
Trier, 16. Aug. Nach der Saue 
M.s»Zig.“ sollen in hiesiger Garnison die Kamin 
vom 1. Oktober ab sämtlich abgeschafft werder 
F Bei Wörth wurde einem Hauphmann de 
in Hagenau garnisonirenden Infant.Bataillons an 
6. August, dem Tage jener blutigen Schlacht 1870 
eine hübsche, unerwartete Ueberraschung zu Theil 
Als junger Lientenant eines schlesischen Regiment 
damals bei Wörth schwer verwundet, aber glückue 
zerettet, besucht jener Hauptmann seit 17 Jahrn 
regelmäßig am 6. August das denkwürdige, fur ihr 
so erinnerungsreiche Kampffeld. Sein Regimen 
ward aus Schlesien in die Reichslande, dann kurz 
lich nach der Provinz Posen versetzt, er selbst bue 
bei einem der neugedildeten Regimenter Elseß 
Lothringens in Hagenau, von wo aus er sich der 
dortigen Dragoner Regiment am Montag, den 
August, als freiwilliger Theilnehmer einer Fell 
dienst⸗Uebung nach den Schlachfeldern bei Wön 
anschloß. Eben erklärt er einem Theil der Mam 
schaft die Stellung der feindlichen Schaaren 0 
tenem Tage — da sprengt ein Dragener über 
Feld, nach dem Herrn „Hauptmann von der In 
'anterie“ suchend und übergiebt dem Gefundener 
eine D pesche. Zögernd und eigentlich nichts Gule 
ahnend, öffaet der Hauptmann — — sie ist unter 
zeichnet vom Regimentscommandeur, der ihm d 
'oeben eingetroffene Beförderung zum Major mi 
heilt, eine Etnennung, die den Hauptmann une 
vartet (denn er war eigentlich noch nicht „dran 
fast auf derselben Sielle añtraf, wo er vor l' 
Jahren so schwer verwundet ward. 
F Erste Generalbersammlung de 
Verbands bayerischer Gastwirthe,bor 
21. bis 28. Aug. in Nurnberg. Fur d 
Berathungen, welche im großen Saale des „Goldene 
Adler“ stattfinden und am 21. o8., Vormitua. 
dus Uhr, beginnen, ist nunmehr seitens der Bu 
tendschaft des baherischen Gaftwiritsberbandes d 
Tagesordnung wie folgt festgesetzt: 1) erisun 
der Sitzung und Begrüßung durch den J. Pruß 
denten des bayer. Gastwirthsverbandes Herrn 
Poverlein. Eröffnung des baher. Gastwinwone 
Tagesordnung: Zweck und Nuhen gewerblichet 
bände; Referent Herr Baum-Nürnberg. 0 
öffnung der Generalversammlung des bayer. n 
wirthsverbandes. Tagesordnunge: 2. erin 
———— 
keit der Verbandsvorstandschaft, Herr Madeten 
—A * 
G. Geyer: 6. Berathung und Erledigung r i 
liegenden Anträge. Antrag der Gasiwirthsinnugh 
*