Full text: St. Ingberter Anzeiger

zi. Jugherter Auzeiger. 
Amtliches Organ des königl. Amtsgerichts St. Ingbert. 
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ru Auiuns cribei. iä Nekiaen 80 4. Vei Amaliger Einruüdung wird nur dreimalige berechnet. 
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Politische Uebersicht. 
Die Wahlbewegung im sechsten Berliner 
qstagswahlkreise schlagt immer hohece 
sn und eine Partei · Versammlung jagt die an⸗ 
yaß es in letzteren fast stets zu stürmischen 
den sommt, kann bei der Schärfe, mit welcher 
inischen Gegensatze gerade in der Reichshaupte 
auf inanderplatzen, nicht sonderlich Wunder 
en Nach wie dor hat der Candidat der So⸗ 
nocraten, Herr Liebknecht, die meisten Aus⸗ 
en, gewählt zu werden, nur ist es wahrschein⸗ 
daß ebß vorher noch zu einer Stichwohl kommen 
d; ob hierbei der Candidat der Conservativen, 
n Holz, oder derjenige der Freisinnigen, Herr 
ra, mit dem Vertreter der „Arbeiterpartei“ zu 
cn haden würden, steht noch dahin. Die Reichs⸗ 
tsazwahl in Berlin erregt sogar in der fran⸗ 
chen Hauptstadt Interesse; der ultra⸗radicale 
ppel“ bespricht dieselbe in einem Artilel, in 
hem esß heißt, die Franzosen dürften der Ber⸗ 
„Wahl nicht gleichgültig gegenüberstehen. Denn 
ocialdemocratische Partei Deutschlands habe im 
re 1871 die Annexion Elsaß-Lothringens ge⸗ 
zuiligt und unter den Protestirenden habe sich 
d Liebknecht befunden und darum seien die 
mzoͤsischen Wünsche für den Socialdemocraten, 
Viebtknecht „den Candidaten der Franzosen.“ 
at Liehknecht der Candidat der Franzosen — 
dem Agitator diese eigenartige Empfehlung seiner 
aihen Persönlichkeit seitens des ultraradicalen 
riser Organes wohl sehr angenehm sein wird? 
Als Termin für die preu ßischen Land⸗ 
zoͤwahlen wird jetzt der 18. Oktober genannt, 
debleibt die Bestätigung dieser Nachricht selbst⸗ 
rhandlich noch abzuwarten. 
Die diplomatische Situation wird 
ich den Besuch beherrscht, den der leitende Staats⸗ 
unn Italiens, 7 Crisdpi, in diesen Tagen 
mFürsten Bismarck in Friedrichs⸗ 
the abgestattet hat, zum zweiten Male dinnen 
d nicht Jahresfrist. Als Herr Crispi im vorigen 
ihst auf dem lauenburgischen Landfitze des deut⸗ 
n Reichskanzlers erschien, bedeckten dräuende 
ollen den poltischen Horizont, aus denen jeden 
q der zündende Kriegsblitz herniederzucken konnte, 
deuch nach der Friedricheruher Ministerconferenz 
v die gefahrdrohende Situation dieselbe. Die 
dhichen Abfichten, welche damals den italienischen 
nisterpräsidenten nach Deutschland geführt, konn⸗ 
diese die Welt durchzitternde Beunruhigung 
tberhindern, noch verscheuchen. Aber die Cris⸗ 
e Reise nach Friedrichsruh hatte doch wenig⸗ 
un das Eine vor aller Welt klar gestellt, daß der 
leurohäische Friedensbund kräftig weiter⸗xiftirte. 
e Thatsache, an der nicht dad Geringste zu 
in war, irug offenbar wesentlich zur Aufrecht⸗ 
ultung des europäischen Friedens hei. Diesmal 
ch der Besuch des Herrn Crispi beim Reichs⸗ 
F allerdingß unter bedeutend günstigeren Ver⸗ 
wisen vollzogen, da namentlich die im letzten 
uil dez votigen Jahres, ja noch lange darüber 
unß so bedenilich gespannten Beziehungen zwischen 
uihland und Rußland durch die inzwischen er⸗ 
t Zusommenkunft zwischen Kaiser Wilhelm V. 
m Czaren fich in erfreulicher Weise wieder 
normaleren Verhältnisse genähert haben. 
— erscheint auch jezt noch der politische 
nicht ganz wolkenlos, die langdauernde 
— des vergangenen Winters klingt noch 
hie und da nach und die Massauah⸗Frage 
hren derschiederen Rtäwittungen auf baös 
Freitag, 24. August 1888. 
23. Jahrg. 
jegenseitige Verhältniß der europäischen Mächte 
roht zum Mittelpunkte neuer Beunruhigungen zu 
berden. Da ist es denn nur zeitgemäß, wenn jetzt 
urch die neuerliche Zusammenkunft zwischen den 
itenden Staatsmännern Deutschlands und Italiens 
ie unverminderte Fortdauer des Schutß · und Trutz⸗ 
ündnisses der Centralmächte mit Italien eine aber⸗ 
nalige kräftige Betonung erfahren hat. Hoffentlich 
dird auch die heurige Begegnung Bismarck's mit 
zrispi das ihrige dazu beitragen, die friedensfeind⸗ 
schen Elemente in Europa in ihre Schranken zu⸗ 
ückzuweisen. 
*Auch die „Daily News“ bringt aus Kon⸗ 
tantinopel die Nachricht, daß drei in türkischen 
diensten stehende deutsche Offiziere ihre Stelle 
liedergelegt hätten. Das englische Blatt gibt als 
grund an, daß diesen Offizieren seit Ende März 
ie Gehälter nicht ausgezahlt worden seien. Die 
heldklemme scheint darnach in Konstantinopel ein⸗ 
nal wieder recht arg zu sein. Die drei Offiziere 
ind die Generäle v. Hobe, Kamphövener und Ristow 
Dieselben hatten, wie die Kölnische Zeitung erfährt, 
ür ein Verbleiben von weiteren drei Jahren in 
ürkischen Diensten Bedingungen gestellt, auf welche 
er Sultan nicht eingehen wollte. Voraussichtlich 
verden die Herren am 2. September Konstantinopel 
ꝛerlafsen, und auch die noch dort verbleibenden 
zreußischen Offiziere werden ihnen wotzl bald nach⸗ 
olgen. 
* Wenn der Pariser „Temps“, Ger ja die 
ichtige Fühlung haben kann, recht unterrichtet ist, 
eteiset sich in Spanien ein neuer Militär⸗ 
zufstand vor, ähnlich denen von 18883 in Bada⸗ 
oz und von 1886 in Madrid. Thatsächliches liegt 
isher wenig mehr vor, als etwa folgendes. Der 
Zergeant eines wenige Kilometer von Madrid in 
gicalvaro liegenden Artillerieregiments lenkte die 
Aufmerksamkeit seines Obecften auf verdächtige Be⸗ 
uche, welche die übrigen Sergeanten erhielten. Der 
Oberst ließ sogleich sechs Sergeanten verhaften, 
velche des Republicanismus verdächtig waren, und 
andte sofort einen Offizier an den Generalcapitän 
on Madrid und an den Kriegsminister. Diese 
ietzen sogleich zwei Reitlehrer verhaften, don denen 
der eine Vorsteher der Reitbahnen der königlichen 
Marställe ift. Auch andere Verhaftungen und Sicher⸗ 
eitsmaßregeln wurden angeordnet. Die Militar⸗ 
jehörden in der Provinz wurden telegraphisch zur 
Lerdoppelung ihrer Wachsamkeit angewiesen und in 
zer Hauptstadt müssen die Offiziere auch Nachts in 
en Casernen bleiben. Im Kriegsministerium be— 
jauptet man, über alle Schliche auf dem Laufenden 
ja sein; die Besatzungen von Madrid, Catalonien, 
Urragon und Navarra würden besonders von den 
Amsturzmännern bearbeitet. 
Deutsches Reich. 
Potsdam, 22. Aug. Der Kaiser erschien 
nuf Einladung des Officiercorps des Leibgarde⸗ 
Zusaren- Regiments heute nach 9 Uhr Abends in 
er Husarenkaserne, wo das Regiment aufgeftellt 
var. Die Copelle spielte bei Ankunft des Kaisers 
zie Nationalhymne. Nach dem Abschreiten der 
yront begab fich Seine Majestät nach dem neuen 
rafino, wo die Ueberreichung eines vom Officier- 
orps gestifteten kostbaren Säbels an Allerhbchstden⸗ 
elben erfolgte. Dann fand daselbst eine längere 
S„oirée statt. 
Berlin, 22. Aug. Der vom Kaiser Wilhelm 
em württembergischen Hofe zugedachte 
gesuch wird nach der „Voss, Zig.“ voraussichtlich 
n Friedrichshafen abgestattet werden 
Gegen Mitte September soll die feierliche Er— 
offnung der neuen Marine⸗Akademie in 
Kiel vom Kaiser vollzogen werden. 
Dem ‚Berl. Tgbl.“ zufolge wird der Chef des 
Ingenieur- und Pionier⸗ Corps, General der In⸗ 
santerie v. Stiehle, schon in diesen Tagen seinen 
Abschied nachsachen. An den Abgang des Generals 
soll sich dann nach demselben Blatte in nicht zu 
serner Zeit eine Reorganisation des Ingenieur⸗ und 
hionier⸗Corps anschließen. 
Berlin, 23. Aug. Za den Kaisermanövern, 
pelche am 15. September beginnen, ist der Be⸗ 
uch des Erzherzogs Karl Ludwig von Oesterreich 
mgemeldet. Das Eintreffen eines russischen Groß⸗ 
rürften wird ebenfalls erwartet. Das Bild, welches 
er Zar dem Kaiser Wilhelm zur Erinnerung an 
zie schönen Tage in Peterhof verehrte, irägt die 
Widmung in deutscher Sprache. Auch Graf Herbert 
hismarch ist von dem Zaren durch das Geschenk 
ines Portraits ausgezeichnet worden. 
Friedrichsruh, 28. August. Crisdi ist 
jeute Vormittag mit dem Berliner Schnellzug a b⸗ 
zereist. 
Ausland. 
Zürich, 21. Aug. Neues Schulgese tz. 
der Tantonsrat hat einstimmig das neue Schul— 
jesez, welches die allgemeine Schulzeit auf acht 
Jahre ausdehnt und die Unentgeltlichkeit der Lehr⸗ 
nitiel vorschreibt, angenommen. 
Peft, 28. Aug. Vierzig Bauern der rumä⸗ 
aischen Gemeinde Bombest, welche infolge der 
Zrenzregulirung an Ungarn fällt, widerse zten X 
der ungarisch⸗ rumänischen Grenzregulierungs Com- 
nisffion. Der rumänische Delegierte stellte bewaff⸗ 
netes Einschreiten in Ausficht, falls die Bauern 
zen Widerstand nicht gütlich aufgeben. 
Bruͤfsel, 22. Aug. Aus der Provinz Henne⸗ 
zau werden die Anfänge einer neuen Arbeiter 
Bewegung gemeldet. 
Haag, 22. Aug. Die Nachrichten uüber das 
Befinden des Königs waren heute etwas weniger 
zufriedenstellend. Der Leibarzt BVinkhuyzen bleibt 
in Palais Loo. 
Oftende, 28. August. Der Moniteur des 
Intereis Materiels“ versichert, die Verhandlungen 
des internationalen Schienencartells hätten bisher 
dein greifbares Kesultat ergeben. 
London, 23. Aug. Einer Meldung des 
gureau Reuter aus Simla vom 22. d. zufolge 
ehnte Ishak Kahn, der Generalgouverneur des 
ifghanischen Turkestan, eine Einladung des Emirs, 
nech Kabul zu kommen, ab und nahm jetzt eine 
herausfordernde Stellung ein. Ein Teil der Truppen 
bandte fich gegen Ishak Khan zu Gunsten des 
Fmirs. Die Garnison von Maimena setzte den von 
Ishat eingesetzten Gouverneur ab; auf das Gesuch 
der Garnison um einen neuen Oberbefehlshaber 
ntsendete der Gouverneur von Herat den Bruder 
»et dortigen Oberbefehlshabers als Nachfolger des 
ibgesetzten Gouverneurs. Kampfe fanden bisher 
icht satt; die Autorität des Emirs scheint ge⸗ 
ichert zu sein. 
Petersburg, 28. Aug. Dem ‚Grashdanin“ 
ufolge wird der franzosische Botschafter —XX 
nicht auf seinen Posten zurückkehren und vielleicht 
zurch den General Gallifet ersetzt wetden. 
o den Beuttut ⏑ — 
Sok e und pfaͤlzische Nachrichten. 
* St. Ingbert, 24. Aug. Ein hocherfreu⸗ 
icher Genuß steht uns nächste Woche bevor. 
zalin Hin J. Weirich gelungen. die Kavelle der