Full text: St. Ingberter Anzeiger

cjebt als Ursachen der Zunahme des Irrsinns an: 
unlenheit. besonders Genuß des Absynths, und 
Asmsche Leidenschaften. Ein Pariser Abgeordneter, 
ade. Villeneude, ist wegen Grüßenwahn im Itren⸗ 
suse Aubertin, der Angreifer Ferry's, und Baf⸗ 
du Moͤrder des Abg. Germain Casse, leiden on 
olitischem Wahnsinn. 
olitichw Prasidenten. In seinem Pa— 
dthais in der Avenue Jena genießt Jules Grevy mit 
t Gehagen die Millionen, die er während seiner 
deeunjhrigen Präsidentschaft zusammengespart hat. 
dewelcher uͤnterschied zwischen dem Geschick Grevys 
64d dem der meitten Präsidenten der Vereinigten 
Staaten von Nordamerika und deren Angehöcigen! 
jHhot wenigen Tagen starb die Enkelin Thomas 
Wefferson's in der größten Armuth; iht berühmter 
vzoesahre hatte als Erbe nur Schulden hintertassen. 
dEs ist nicht allzu lauge her, seit die Nichte Andrew 
Jackson's demüthig in ein kleines Gasthaus in 
sBashington kam und um ein Nachtlager bat. Die 
cruie 6djährige Frau, die für drei verwaiste Enkel— 
eGiuder zu sorgen hat, besaß keinen Cent in der 
dicasche. Die Gattin Madison's war in ihren alten 
Wagen gezwungen, eine Stelle als Kindsfrau an⸗ 
on zunehmen. Ein Sohn des Praͤsidenten John 
een Tahlor ist froh, einen Diurnistenposten im Finanz⸗ 
cbaministerium erhalten zu haben. Monroe war so 
en m, daß ihm sein Schwiegersohn das Gnadenbrod 
ngeben mußte; Harrison ließ seine Wittwe in Noth 
—XD 
ndnissen Grant starb, ist noch in ziemlich frischer Er⸗ 
ot nnerung. Nur Hayhes hat es gleich seinem fran ⸗ 
itikbsischen Kollegen verstanden, sich während seiner 
n Präsidentschaft ein beträchtliches Vermögen zu 
machen. 
etn F Die Univerfität Genf scheint bestimmt zu 
aicsein, eine Hauptleuchte der Zivilisation für Bul⸗ 
ziezarien zu werden. Es studiren gegenwärtig in 
Indzenf nicht weniger als sechsundvierzig junge Bul⸗ 
oaharen, die sich ziemlich gleichmäßig auf die Fakul⸗ 
lagiäten vertheilen. Obgleich oft etwas roh und 
icdleidenschaftlich in ihrem Benehmen, studiren die Leute 
Vin der Regel fleißig und bestehen die Examen mit 
Erfolg. 
4 7Die Zahl der Studentinnen ist immer 
mehr in Zunahme begriffen und ganz besonders hat 
wiich die Zahl der studirenden Damen an den bel⸗ 
ingischen Universitäten vermehrt. Die brüsseler Uni⸗ 
spersität hat allein jetzt 20 Studentinnen. Das 
Studium der Heilkunde und des Rechts findet nur 
rabereinzelte Anhaͤngerinnen, mehr Anklang findet das 
nStudium der Naturwisseuschaften, dem sich zahlreiche 
hejunge Mädchen widmen, weil diejenigen, welche sich 
zütfür das höhere Lehrfach bestimmen und Universi⸗ 
antätsstudien gemacht haben, die schnellste Beförderung 
hererhalten. Der größte Theil der Studentinnen 
54widmet sich aber den pharmazeutischen Studien; sie 
chiwollen Apothekerinnen werden. Dieses Studium 
ist, da es nur drei Jahre in Anspruch nimmt, das 
kürzeste, auch billigste. Junge Mädchen, welche 
indie pharmazeutischen Prüfungen bestanden haben, 
tinden zudem bald einen Landarzt als Gatten; der 
Arzt verordnet, seine Frau verfertigt die Heilmittel, 
aund so ist der Gewinn ein doppelter. 
uu 7Eine edle That. Am Eingange des 
n Hyde⸗Park in London stand vor einigen Tagen ein 
agebeugtes Weiblein und bot den Vorübergehenden 
grünes Vogelfutnter zum Kaufe an. Niemand 
machtete ihrer, die Arme schauerte vor Frost und 
ntauerte sich neben ihr Körbchen auf den Boden. 
uUnter den Promenirenden befanden sich auch die 
aTochter des Prinzen von Wales; eine derselben 
awurde der alten Frau ansichtig, und die jungen 
Damen berieten nun, was man für sie thun könnte. 
urz entschlossen eilte Prinzessin Maud zur alten 
m Frau, nahm das Körbchen auf, stellte sich neben 
adie Frau und bot das Futter den Vorübergehenden 
zum Kaufe an, Das Geschäft ging nun glänzend, 
bald war der Vorrath zu Ende, ja, es kamen so— 
gar Geldstüde herangeflogen, mit welchen man An⸗ 
zahlungen auf Futterlieferungen, die erst in den 
qunächsten Tagen effektuirt werden i 
sollen, leistete. 
zAls die Prinzessin schon eine hübsche Summe bei⸗ 
sammen hatte, legte fie noch eine Banknote aus 
dem Ligenen in's Körbchen, danun lief das liebliche 
Madchen seelendernügt zu ihren Schwestern. 
Schredensszene auf einem Schiffe. 
35 den Iralrenn in Cardiff eingetroffene italie⸗ 
d e „Zeo Battesta“ hatte eine ereignißvolle 
Reise. Nicht nur stieß sie mit einem anderen 
Sane zusammen, sondern während der Fahrt 
auch ein Matrose wahnsinnig. Ohne daß 
Jemand seinen Zustand ahnte, zog der Irrsinnige 
tötzlich ein Messer, um den Kapitän zu ermorden. 
Als die Mannschaft zu Hilfe eilte, kletterte der 
Rasende in die Masten, schwang sein Messer und 
drohte Jeden zu wödten, welcher sich ihm näherte. 
Als sich alle Bemühungen ihn zu besänftigen er— 
'olglos erwiesen, wurde er von einem Matrosen 
erschossen. Die Leiche stürzte in die See. 
*27Salami von Ratten. Ein eigenthüm ⸗ 
licher Vorfall macht in Verona viel von sich reden. 
VBor einigen Tagen wurden an der Porta Giorgio von 
den Zolwachen zwei Bauern angehalten, welche 
zroße und schwere Säcke tragen. Als man die⸗ 
elben öffnen ließ, fand man sie mit fetten todten 
Ratten gefüllt. Auf Befragen erklärten die Träger, 
di eselben mit Auftrag eines Müllers bei Avesa, der 
eine ganze Rattenzucht habe, an eine Partei, 
deren Ädresse anzugeben ihnen untersagt sei, ab⸗ 
liefern zu müssen. Da für diese absonderliche 
Waare sogar in den strengen italienischen Finanz⸗ 
Jesetzen keine Vorsorge getroffen ist, ließen die 
Auffichtsbeamten die Sendung durch. Es ist be— 
greiflich, daß diese merkwürdige Ratteneinfuhr zu 
zen verschiedensten Muthmaßungen Anlaß ge— 
Jeben hat, ohne daß bisher der Schleier gelüftet 
vpäre. Spottvögel behaupten, daß man in den 
zerühmten Veroneser Salamiwürsten leicht des 
Räthsels Lösung finden würde. 
FHaarsohlen. Allen, welche in der rauhen 
Jahreszeit an kalten Füßen leiden, ist das Tragen 
don Haarsohlen dringend zu empfehlen. Dieselben 
zann sich jeder ohne Mühe selbst verfertigen. Man 
schneide Sohlen aus Flanell in passender Form 
und Größe und benähe sie auf der äußeren Seite 
mit großen Stichen dicht mit Roßhaaren. Von 
ziesen Sohlen muß man stets mehrere Paare be⸗ 
reit halten. Getragen werden sie in den Strümpfen 
nit Haarseite am Fuß. Man gewoͤhnt sich leicht 
uind schnell an das anfangs sonderbare Gefühl, 
pürt aber baid und dauernd eine wohlthuende 
Wärme. Das Roßhaar übt beim Gehen einen ge⸗ 
vissen mechanischen Reiz auf die Haut aus, infolge 
dessen Wärme und bald auch Schweiß erzeugt wird, 
weichen die Haarsohlen aufsaugen. Gut ist es des⸗ 
hjalb, die Sohlen ein bis zweimal am Tage zu 
vechseln und trocknen zu lassen. Nach österer Be⸗ 
autzung werden sie in Seifenwasser gewaschen und 
onnen, da das sich abnutzende Roßhaar leicht nach⸗ 
zenäht wird, lange benutzt werden. Es ist das 
Tragen dieser Haarsohlen jedermann, namentlich 
aber Gicht- und Rheumatismusleidenden auf das 
wärmste zu empfehlen. 
FEingerostete Schraubenmuttern zu 
'ösen, ist oft mit großen Schwierigkeiten verbunden, 
za dieselben häufig brechen, oßne sich zu rühren. 
Dagegen gelingt diese Lösung nach der „N. Fr. 
Pr.“ leicht, wenn man auf die Verbindungsstellen 
rerosinöl bringt, welches in kürzester Zeit die klein⸗ 
ten Ritzen durchdringt; in vielen Fällen hilft auch 
Terpentinöͤl. Wird nun an diese Schraubenmut ⸗ 
tern oder Bolzen mit einem Hammer geklopft, so 
werden selbe in den meisten Fällen lose werden 
and sich leicht aufschrauben lassen. In hartnätkigen 
Fällen setzt man die so behandelten Verbindungs⸗ 
ttellen der Einwirkung von Hitze aus, die dann 
den erwünschten Effekt hervorbringt. 
CGeberthran.) Um Leberthran geschmack- 
los und zum Einnehmen geeignet zu machen, der« 
nische man einen Eßlöffel voll Thran innig mit 
dem Gelben eines Eies, setze einige Tropfen Pfeffer⸗ 
münzöl zu und bringe das Ganze in ein halbes 
Glas Zuckerwasser. Der charakteristische Geschmack 
des Thranes ist so vollständig verdeckt, und dasselbe 
ist in jedem Verhältniß mit Wasser mischbar, wo⸗ 
durch er auch wieder leichter vom Körvber aufge⸗ 
nommen wird. 
Litterarisches. 
Der Fasching mit all' seinen Freuden findet 
auch hier eine ganz allerliebste Illustration in der 
ceizenden Geschichte „Die Bachstelze“, ein 
ünstleridyll von Friedrich Feldmann, welche No. 
17 der Wochenschrift für die deutsche Frauenwelt 
„Von Haus zu Haus““, herausgegeben von 
Anny Wothe, Verlag von Adolf Mahn 
in Leipzig, enthält. Wir sahen noch nie eine 
io reichhaltige, wahrhaft Gutes wirkende Frauen⸗ 
zeitung, wie „Von Haus zu Haus“ eine ist. Ganz 
vesonders interessant sind die geistsprühenden amü— 
anten Unterhaltungen der Leser unter sich, in den 
erschiedensten Rubriken, die gar nicht genug em⸗ 
afohlen werden können. So mancher soziale 
Schaden kommt hier zur Sprache und wird be—⸗ 
tämpft, so daß „Von Haus zu Haus“ auch nach 
allen Seiten hin segensreich, nicht nur für die 
Frauenwelt, sondern für die gesamte große Menschen⸗ 
amilie, wirkt. Der Preis beträgt pro Quartal 
zei wöchentlichem Erscheinen (jede Nummer 16 
Seiten) nur 1Mt. 40 Pf. Abonnements nehmen 
aille Vuchhandlungen und Postanstalten entgegen, 
owie die Expeoition in Leipzig selbst. Probenum— 
nern gratis und franko. 
Für die Redaktion verantwortlich: F. x. Demep 
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Kaiser Ferdinand Nordbahn 5 pGt. Priorit. 
Obligationen. Die nächste Zi⸗hung findet am 1. 
Februar statt. Gegen den Coursverlust von cau. 
I8 pCt. bei der Ausloosung übernimmt das Bank⸗ 
haus Carl Neuburger, Berlin, Französische Straße 
i3, die Versicherung für eine Prämie von 30 Pf. 
zro 100 Mark. 
Neueste Nachrichten. 
Munchen, 23. Jan. Justizminister Leon⸗ 
rod ist nach Berlin abgereist, um an den Verhand⸗ 
lungen des Bundesraths theilzunehmen. Im 
Finanzausschusse ist heute der Fall betreffend den 
zehrer Lebender in Ludwigshafen zur Sprache 
—EV 
Jauptsächlichsten Anklagen des bischöflichen Ordi⸗ 
zariats Speher hätten sich als unrichtig erwiesen. 
Soweit etwas Ungehöriges vorgefallen, sei eine 
Zurecchtweisung erfolgt. Die Entfernung des 
dehrers sei nicht veranlaßt worden. 
Berlin, 23. Jan. Das Anleihegeseß 
für Militärzwede soll in den nächsten 
Tagen beim Bundesrath eingebracht werden. Der 
Beirag dürfe mit 230 Millionen nicht erschöpft sein, 
s werden zwischen 280 und 270 Millionen 8 
GGF. J. 
Berlin, 28. Januar. Lord und Lady 
Randolph Churchill sind aus Petersburg 
hier eingetroffen und werden fich einige Tage vor 
igrer Ruͤckkehr nach London hier éfhalten. 
Berlin, 28. Jan. Der Reichstag genehmigte 
die Einführung der Gewerbeordnung in Elsaß 
Zothringen in dritter Lesung unverändert und nahm 
zierauf eine vom Abg. Henneberg beantragte 
stesolution wegen einheitlicher Regelung der Dampf- 
kesselfrage durch das Reich an. 
Paris, 23. Jan. Der Agence Havas wird 
zus Nanch vom 22. d. gemeldet: Am Freitag ging 
Nikolaus Barberot, ein Einwohner von Audun⸗ 
c.Roman, 71 Jahre alt, mit Jagdschein und Ge⸗ 
vehr in die Nähe der Grenze, wo ein Rudel Wild⸗ 
chweine gespürt worden war. CEr gewahrte einen 
eutschen Zollwächter, der ihm winkte, heran zukom⸗ 
nen. Der Zollwächter war nahe einem Grenzpfahl. 
Barberot glaubte, er wolle ihm die Fährte des 
Wildes angeben und ging auf ihn ohne Mißtrauen 
u. Der Zollbeamte aber warf sich auf ihn und 
wollte ihm das Gewehr abnehmen. Ein heftiger 
Zampf begann, Barberot wurde niedergeworfen, 
der Zollwächter setzte inn das Knie auf die Brust 
ind entriß ihm das geladene Gewehr. Ein Ein⸗ 
vohner von Trieux hörte die Hilferufe Barberots 
und führte ihn nach seiner Wohnung. Der Zoll⸗ 
wächter nahm das Gewehr mit sich nach einer 
Wohnung. In Lommeringen hat Barberot 30 
Jahte lang als Fstwart im Dienste des Herrn 
d. Wendel gediem er ist in Jagdsachen bewandert; 
ine Redlichkeit ist undestreitbar und sein Charakter 
von allen geschäßt. Dieser Zwischenfall macht in 
der Grenzgegend viel von sich reden. (In dieser 
Form ist die Nachricht sicher nicht begründet. Wir 
saben hier erst die franzöfische Lesart vor uns. 
Um aber überhaupi ein Urtheil über das Vorkormm⸗ 
aiß zu gewinnen, wird man die deutsche abwaten 
nüssen.) (Str. P.) 
Rom, 23. Jan. Gestern Vormitag fand die 
Zeiligsprechung des Louis Gragnon de Montfort, 
hründers der Missionäre des hl. Geistes statt. Der 
ẽrzbischof von Paris celebritte die Messe. Nach⸗ 
nittags verrichtete der Papst vor dem Bild des 
deiliggesprochenen ein Gebet.