Full text: St. Ingberter Anzeiger

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Amtliches Organ des königl. Amtsgerichts St. Ingbert. 
vperter Auzeiger erscheint täglich mit Ausnahme der Sonu⸗ und Felertage. 2 mal wöchentlich mit Unterhaltungs -Blatt und Ritiwoqhs und —E 
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ogebühr eren Kaum g nseraten aus der z 10 , bei außerpfaͤlzischen volchen auf welche die dition 
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Dienstag, 4. September 1888. 
. 
23. Jahrg. 
daß Testament Kaiser 
Wilhelm's J. 
Berlin, 31. August. 
on der Vorsehung sichtlich angewiesen ist! Das 
valte Gott in seiner Gnade! 
Mitternacht 66167. Wilhelm. 
III. 
31. Dezember 1871. 1870 bis 1871. Gott 
par mit uns! Ihm jsei Lob, Preis, Ehre, Dank! 
Als ich am Schluß des Jahres 1866 mit danker⸗ 
asltem Herzen Gottes Gnade dankend preisen durfte 
ur so unerwartet glorreiche Ereignisse, die fich zum 
reile Preußens gesialteten und den Anfang zu einer 
deueinigung Deutschlands nach sich zogen, da mußte 
h glauben, daß das von Gotit mir aufgetragene 
Tagwerk vollbracht sei und ich dasselbe nun in 
duhe und Frieden fortbildend dereinst meinem 
Zohne glückdringend hinterlassen würde, voraus⸗ 
ehend, daß ihm es beschieden sein werde, die süd⸗ 
iche Hälfte Deatschlands mit der nördlichen zu 
inem Ganzen zu einen. 
Aber nach Gottes unerforschlichem Raihschluß 
ollte ich berufen werden, selbst noch diese Einigung 
herbeizuführen, wie sie sich nach dem von Frankreich 
uuf das frivolste herbeigeführten, ebenso glorreichen 
As blutigen siebenmonatlichen Kriege nunmehr dar⸗ 
dellt! Wenn je in der Geschichte sich Gottes Finger 
ichtlich gezeigt hat, so ist dies in den Jahren 1866, 
870 und 187 1 geschehen. Der deutsch⸗franzoͤsische 
drieg, der wie ein Blitz aus heiterem Himmel her⸗ 
ibfiel, einte ganz Deutschland in wenig Tagen und 
eine Heere schruten von Sieg zu Sieg und er⸗ 
aämpflen mit schmerzlichen Opfern Ereignisse, die 
ur durch Goites Willen möglich waren. Dieser 
Bille stellte mir Männer zur Seite, um so großes 
ollbringen zu sollen. Dieser Wille staählte die Ge⸗ 
imnnung der Kämpfenden in Hingebung, Ausdauer 
ind nie gekannter Tapferkeit, sodaß an Preußens 
Fahnen und an die seiner Verbündeten sich unver⸗ 
anglicher Ruhm und neue Ehren knüpften. Dieser 
Bille begeisterie das Volk zu nie gekannter Opfer- 
villigkeit, zur Linderung von Leiden, die der Krieg 
invermeidlich schlägi. 
Mit demüihig dankerfülltem Herzen preise ich 
zolies Gnade, die uns würdig befunden hat, so 
zroßes nach seinem Willen vollbringen zu sollen! 
Nöge diese Gnade ferner uns zur Seite stehen 
eim Auf⸗ und Ausbau des neugeeinten Deutsch⸗ 
ands, zu dem erst der Grund gelegt ist, und Frie⸗ 
en uns beschieden sein, „die Güter in Demut zu 
enießen“, die in blutigen, heißen Kampfen errungen 
burden! Herr, Dein Wille geschehe im Himmel 
also auch auf Erden. Jwent Wilhelm. 
Berlin, 31. Dezember 1878. 1012 Ubr 
Abends. 
Es gehet ein Jahr zu Ende, welches fur mich 
in verhaängnißvolles sein sollte! Ereignifse von er ⸗ 
chütternder Art trafen mich am 11. Mai und am 
Juni! Die körperlichen Leiden traten zurück 
Jegen den Schmerz, daß preußische Landeskinder 
ine That vollbrachten, die am Schluß meiner 
Rebenstage doppelt schwer zu überwinden war und 
hein Herz und Gemut fur den Rest meiner Tage 
inster erscheinen lassen! Doch muß ich mich er⸗ 
eben in den Willen Gottes, der dies alles zuließ, 
ber zugleich seine Gnade und Barmherzigkeit wal⸗ 
en ließ, da er mir nicht nur das Leben erhielt, 
ondern mich in einer Weise gesunden ließ, die mich 
u meinen Berufsgeschäften wieder fähig machte. 
„o preise ich Gott fur diese seine Führung, in der 
q zugleich eine Mahnung erkenne, mich zu prüfen, 
de ich vor dem Richterstuhl des Allmächtigen er⸗ 
heinen soll, daher erlenne ich in den so sichtbar 
jewordenen Ereignissen eine gnadenvolle Führung 
Hotles, die zum Gaten führen soll, wie alles, was 
zon ihm in Leid uno Freude uns trifft. Darum 
zreise ich die Vorsehung für die schmerzensvollen 
Freignifse des ablaufenden Jahres. Sie haben 
nir aͤber auch Erhebendes gebracht durch die Theil⸗ 
rahme, welche mir von allen Seiten zutheil wurde. 
Zunachst findet hier meine Gemahlin meinen 
jeißen Dank für ihre Liebe und Theilnahme, die 
ie mir, selbst leidend, schenkte. 
Demnachst meine Tochter, die mit kindlicher 
ziebe mich pflegte und mir so wohl that. Alle 
Familienglieder nah und fern finden hier meinen 
ebevollen Dank für alles, was sie mir theilneh⸗ 
nendes in der Schmerzenszeit bewiesen. Allen 
denen, die in so überraschender Weise meiner ge- 
zachten, gebührt hier mein inniger Dank. 
Und woher kam diese Theilnahme? Von wo 
inders als vom Allmächtigen, dessen Führung es 
vollte, daß ich in der Welt so gestellt ward, daß 
eine Gnade sich jedermann einpräge. die über mir 
vallete Und in dieser Waltung erkenne ich wie⸗ 
Ferum seine Liebe und Barmherzigkeit, daß er mich 
wsrustete, seinen Willen hier auf Erden zu voll⸗ 
ühren, und er mich und mein Volk würdig fand, 
zas übertragene Pfund zu verwalten, also nicht 
dlos in dieser Leidenszeit zeigte sich diese Theilnahme, 
ondern jederzeit habe ich dieselbe in einem Maße 
mpfangen, die weit über das Verdienst ging, mit 
dem ich jenes Pfund verwalten konnte. 
Die Menschen haben meine Schwächen und 
Fehler übersehen wollen, aber der, welcher sie lennt, 
Zolle mir dereinst ein barmherziger Richter sein, 
vo ich die Lehren und Weisungen des eingeborenen 
Sohnes des himmlischen Vaters nicht achtete! Herr, 
dein Wille geschehe wie im Himmel also auch auf 
Frden. Im Glauben ist die Hoffaung und himm⸗ 
ische Liebe der Weg dahin. Amen. 
Wilhelm. 
Deutsches Reich. 
Freiburg i. B., 8. Sept. Bei der Be⸗ 
rüßung der Theilnehmer der 35. Generalversamm⸗ 
ung deutscher Katholiken hielt Dr. Windthorst 
ne Rede uͤber die badische Ordensfrage. 
Ferner sprachen der Abgeordnete Lingens und Graf 
halen. Das Programm des Katholikentages ent⸗ 
Jält drei oͤffentliche und drei geschlossene General⸗ 
ersammlungen sowie Festlichkeiten. 
Berlin, 3. Sept. Rach einer Mitteilung 
des „Hamb Corr.“ aus Berlin sind über eine 
inderweitige Gestaltung der Reichsaͤmter, insbesondere 
ber die Äbtrennung des Auswärtigen Amtes von 
em Geschäfiskreise des Reichskanzlers, vorbereitende 
xkrörterungen in der Schwebe. Gleichzeitig ist von 
zer Errichtung eines die Armee⸗ und Marinever⸗ 
valtung umfaffenden Landesperteidigunsamtes die 
Rtede. 
Berlin, 3. Sept. Der kaiserliche Bot⸗ 
chafter in London, Graf v. Haßfeldt— 
Wildenburg, hat einen ihm bewilligten Urlaub 
ingelreten. Wahrend der Dauer der Abwesenheit 
zesselben führt der Legationsrat Grafv.Leyden 
die Geschafte. 
Auslaud. 
Wien, 3. Sept. Rieger hat einen alt⸗ 
zechischen Parteitag nach Prag berufen. 
die Verjammlung der Aliczechen in Pischely. an 
er 3000 Personen teilnahmen, irat für die Un⸗ 
bhängigleit Böhmens ein und erklärte ihre Zu⸗ 
ammengehsrigkeit mit den Slaven des Ostens. — 
518iom ist nach Italien gereist. 
J. 
Berlin, 31. Dez. 1866. 
adem ich am 10. April 18837 meinen Ab⸗ 
guß meinen zu Hinterlassenden niederschrieb, 
Schicksal mächtig in mein Leben einge⸗ 
Die Vorsehung bestimmte in einer unge⸗ 
Heise über die lezten Lebensjahre meines 
Ruders und berief mich noch bei seinem 
z seinem Nachfolger. 
Goin den vielgeprüften König und Bruder 
schweren Leiden gnädig erlhste, mußte 
Thron der Väter besteigen. Gegen meine 
q schritt ich zur Kronung in tiefster Demut, 
nuußen mit seinen neuen Institutionen die 
MRacht zu vergegenwärtigen, die zu dessen 
n bestehen müsse. 
e meine gewissenhafte Ueberzeugung hat 
zeitet und gestählt in den shweren Kämpfen, 
mit jenen meinen Institutionen jahrelang 
rhen hatte. Diese Kämpfe haben mich tief 
at, weil ich Stand halten mußte gegen ein 
Andrängen gegen jene irdische Macht, die 
aus den Händen geben durfte, wenn 
aaß Geschichte nicht aufgegeben werden sollte. 
dvergebe allen, die wissentlich. und unwis⸗ 
ch meinen auf Gewissensüberzeugung be— 
nen Absichten zum Wohle des Vaterlandes 
ensegten, um die Macht der Krone zu schmä⸗ 
und die Herzen der Preußen derselben zu ent⸗ 
vn. Vergessen mögen meine Nachkommen es 
ahi, daß Zeiten möglich waren, wie von 
zis 1866 
dem Jahre, welches heute schließt, hat sich 
Onade in einer Art über Preußen ergossen, 
t so viel Erduldetes reichlich entschädigt. In 
etkenne ich diese göttliche Gnade, die mich 
when hat in meinem vorgerückten Alter, eine 
uung der Verhältnisse herbeizuführen, die zum 
des engeren und des weiteren Vaterlandes 
int zu sein scheint. 
us Werkzeug, so großes zu erreichen, die 
ieht unüdertroffen in diesem Augenblick vor 
elt. Der Geist, der fie beseelt, ist der Aus⸗ 
ver Gesittung, die eine sorgliche Hand meiner 
en Vorfahren der Nation anerzogen hat. 
Armee finde in allen ihren Theilen in dieser 
n Scheidestunde des Jahres meinen Herzens⸗ 
it die Hingebung und Aufopferung, mit der 
renem Rufe folglte und vor meinen Augen 
ein Erlebniß, für das ich Gon meinen de⸗ 
in Dank stammle. 
t ganz Preußen finde hier meinen könig⸗ 
dant fur die Gefinnung, die es in diesem 
ndigen Jahre an den Tag legte! Wo solche 
endsliebe sich zeigt, da ist der gesunde Sinn 
nen, der Nationen groß macht, und darum 
ie Goit sichtlich! Meinen heißesten Dank 
lle hier, die mir halfen, durch schwere 
uu dem Lichtpunkte dieses Jahres zu ge⸗ 
WMöge Gottes Segen immer auf 
8 tuhen und Preußen fich dieses 
würdig zeigen! Mögen meine und seine 
Men solches Volk und solche Armee um 
an und durch besonnenes, zeitgemäßes Fort⸗ 
das Wohl und —* beider sorglich 
and Preußen die Stellung sichern. die ihm