Ingherter Amzeiger.
Amtliches Organ des königl. Amtsgerichts St. Ingbert.
et, Iugberter Anzeiger erscheint täglich mit Ausnahme der Sonn⸗ und Feiertage. 2 mal wogentlich mit Unter altungs⸗Blatt und Aittwochs und Sawstags vn
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—* eren Raum be naseralen aus der Pfaiz 107 3, bei auherpfaizischen und solchen jauf welche die Erpeditisx
in ünsdansi eribeit, ic 4 vietiamen Lo I.Bel Amcuger Ginrdung wird ma dreime ige berecnet. auf
— 7 ß
7312. 23. Jahrg.
e. Kgl. Hoheit der Prinzregent
Luitpold in St. Ingbert.
Nit freudiger Hoffnung wurde schon all die
ge und Wochen her dem Besuche des geliebten
vuschers hier entgegengesehen. Die ganze Be⸗
Atung wetteiferte in den Vorbereitungen eines
sigen Empfangs, und als der festliche Tag
mda prangte St. Ingbert in niegesehenem Schmuck
asende waren aus Rah und Fern herbeigeströmt,
eins Regenten zu sehen und ihm zu huldigen
was Verspätung erfolgte die Ankunft des
Zuges um 11 Uhr 6 M. am hiesigen Bahnhofe
zacngeläute und Bollerschießen kündigte ihn an
begeitterte Hochs einer unzählbaren Menschen-
wge begrüßten Se. Kgl. Hoheit, welcher aus dem
Aenfenster freundlichst winkend dankte. Rüstig
uͤß der hohe Herr den Wagen. Auf dem Per⸗
nhalten fich eingefunden die HH. Kgl. Re⸗
aungepräsident der Pfalz, kgl. Bezirksamtmann,
Gergmeister Günther, kgl. Oberamtsrichter
»t, Kommerzienrath O. Krämer, Heinrich
mer, Burgermeister Heinrich und samtliche Stadt-
. herr Bürgermeister hielt nach der Vorftell⸗
olgende Begrüßungsansprache:
Alletdurchlauchtigfter, Großmächtigster Regent,
ergnadigfter Furst und Herr! Huldigend und
und eriönen dieliausendstimmige Willkommenrufte
uer Kgl. Hoheit entgegen hier an der äußerften
marke des Königreiches.
Dieese aufblühende, vorwärtsstrebende Stadi-
teinde St. Ingberl, durch so viele wichtige
itesen mit den Zentralstellen des Landes aufs
it veilnüpft, erfreut sich heute zum ersten Male
unbeschreiblich großen Glückes und der hohen
in ihrer Mitte das bayerische Staatsober ⸗
idt in tiefffter Ehrfurcht huldigend begrüßen zu
Dden Gefühlen, von welchen unser aller Herz
Btust durchdtungen, den beredesten Ausdruck
eben, fordere ich Cuch alle auf, Ihr bayerischen
tmner von Stadt und Land St. Ingbert, mit
imzusfimmen in den vaterländischen Kuf: Se.
Hoheit Prinzregent Luitpold, des Königreichs
gun Verweser lebe Hoch, Hoch, Hoch!
Se. Kgl. Hoheit dankte herzuchs, reichte Herrn
igemeister die Hand, worauf die Abschreitung
ont der aufgestelllen Bergleute und Schmelz-
itet mit ihren Musikkorps folgte. Fräulein
a Günther aus Schnappach, in Uniformtod und
ndhut eines Bergmanns überreichte einen Blu⸗
nsiauß, worauf ihr der Regent ein goldenes
abend übergab und sich ihre Photogrophie erbat.
Frinzregent betrai sodann den von Herrn
cwitter sehr geschmackvoll dekorirten Wartesaal
dlesse, wotauf einer von Blumen und
dlanzen umgebenen Rundfäule die lorbeer—
vte Büste Sr. Kgl. Hoheit fich erhob.
Austriit aus dem Baͤhnhofe empfinq
brinzregenten tausendfaches Hoch. Huld⸗
ahm der Regent den von Herrn Hermann
d. Vorstand des hiesigen Kriegervereins, über⸗
un dtontrapport üder alle hier versammelten
ten und hreußischen Kriegerdereine enlgegen.
aaten dies 919 Mann, 25 Vereine mit 22Fahnen.
Hoheit schritt die Front ab und zeichnete ein⸗
düeger durch huldvolle Worte aus. Sodann
n dit Rundfahrr durch die Sladi. Zahlreiche
e bildeten nach dem bekannten Programm
his zum Evulbaus. Die danze Stroße
bis dahin fand sich durch eine dichte Fichtenallee
eingesaumt, und unterhalb des Bahndurchganges
grüßten von einem hohen Triumphbogen die Worte:
Bayern und Pfalz, Gott erhalts. Hoch Haus
Wittelsbach. Unausgesetzt erschallten jubelnde, be—
zeisterte Zurufe.]
Nachdem Se. Kgl. Hoheit mit Gefolge über
den mit Pflanzen und Blumen sehr einladend ge⸗
schmückten Vorplatz sich in den Gang begeben hatte,
vurde der erlauchte Herr hier von 10 Ehrenjungfrauen
zegrüßt, an deren Spitze Frl. Jeitchen Kircher
folgendes Gedicht sprach:
Hoher Freude Feuergarben
vohen mächtig durch die Gaue,
Daß die Pfalz nun ihren Fürsten
Aug' in Auge einmal schaue!
V.
Westwänrts von dem deutschen Strome,
Von den Hügeln rebumschlungen,
An der treübeschirmten Grenze
Huld'gen heute frohe Zungen.
Nicht der Vorzeit Ruhmeszeichen
Rufen hier Willkomm entgegen,
Doch das Beste ruht im Herzen,
Wie im Schacht des Berges Segen.
Fest wie Gichen unsrer Berge
Steht die Treue allerorten,
GBrußet warm den deutschen Herrn,
Der der reichste Fürsst geworden.
Reich in Liebe seines Volkes
Wolli ihn Gott der Herr erhalten,
Ueber'm Haus der Wittelsbacher
Allezeit in Gnaden walteni
Gleichzeitig überreichte Frl. Antonie Böhm
ein Bouquet. Beiden jungen Damen wurde von
Zr. Kgl. Hoheit eigenhändig je ein goldenes mit
weißen Steinen besetztes Medaillon an goldener
Tetie überreicht. Hierauf stieg dann Se. Kgl.
Hoheit die Teppichbelegten Stufen zu den oberen
Räumen empor, wo die Aufwartung stattfand.
Die oberen Räume, welche der Prinzregent nun
hbetrat, boten einen prächtigen Anblick durch dit
eine Möblirung, die reichen Teppiche und Por-
ieren, den Bilderschmuck der Wände und die schönt
Blumen⸗ und Pflanzenzier — Alles übergossen
jon dem hellen Sonnenglanz des Morgens. Die
wunderschöne Einrichtung war von unserm Mit
zürger Herrn Emil Grewenig arrangirt worden
Sofort nach dem Eintritt zeigie sich S. Kgl. Hohei
im Mittelfenster, von prausendem Hoch und end⸗
osem Jubel der nach Tausenden zählenden Meng
hegrüßt. Es war eine begeisterte Huldigung
durch die schmetternden Klänge der Nationalhymnm⸗
nachtig erhöͤht. In immer neuen Salven wieder
jolte sich der brausende Gruß auch dann noch
als längst der freundlich nickende und sichtlich hoch⸗
erfreute Fürst den rechtsgelegenen Empfangs-
aal betreten hatte. Hier standen im weiten
Zalbkreis die zur Aufwartung befohlenen Beamten
Heistlichen, Stadtrathe und Burgermeister des Kan⸗
ons. Nach der Vorstellung unterhielt sich der
hrinzregent in leutseligster Weise mit jedem Ein⸗—
elnen, und gewiß wird der Blick in dieses freund⸗
liche Greisenantlitz voll Gute und Wohlwollen jedem
unvergeßlich bleiben.
Hier war es auch, wo Herr Subrector
Barnikel seine zur Begrüßung des Prinzregenten
gedichtete Dde dem dienstihuenden Flügeladjutanten
berreichen durfte mit der Bitte, sie in die Hände
5. K. Hoheit zu legen. Das prachtvoll ausge⸗
datiete Album ist in Buntdruck von der Firme
Demeßk ausgeführr: der blaue Soffianeinband
trägt in der Mitte das goldene Wappen und an
den Ecken silberne reich verzierte Schilder. Ge⸗
wiß bildet diese Widmung fuͤr den hohen Herrn
eine bleibende Erinnerung an die schöne Pfalzreise.
Schon während der Vorstellung hatten sich viele,
besonders jüngere Herren des Gefolges dem im
linksgelegenen Saale aufgestellten Buffet zugewendet.
Auch S. K. Hoheit schlug die Einladung zu einem
kleinen Frühstuͤckk, — und zwar ist dies hier zum
erstenmal geschehen, — nicht aus. Ein Glas
„Forster Kirchenstückk mundete dem hohen Herrn
derart, daß er erklätte, solchen Wein nicht zu be—
sitzen. Nach kurzem Verweilen erfolgte der Auf⸗
bruch. Als die hohen Herrschaften sich entfernten,
rief uns noch ein Herr, wenn wir nicht irren, war
es Herr v. Malsen, die Worte zu: St. Ingbert
kann stolz sein. Nirgends noch haben Koͤnigliche
Hoheit eiwos genossen, außer hier in St. Ingbert.
Umdraͤngt von der frohbewegten Menge bestieg
—RV
fahrt anzutreten. Daß eine so würdige Stätte
jür den Empfang bereitet werden konnte, dafür
gebührt besonderer Dank Herrn und Frau Kom—
merzienrath Oskar Krämer, welche in liebens⸗
wurdigster Weise alles zur Ausschmückung der
Räume, wie zur Bewirthung des hohen Gastes
zur Verfügung gestellt und rathend und helfend
die keineswegs leichte Aufgabe zur glücklichen Lösung
bringen halfen.
Von hier ging die Fahrt auf der tannenum⸗
sdumten Kaiserstraße gegen das Eisenwerk. Am
sogenannten Glashüttenweg befand sich eine groß—
artige Ausftellung von Maschinen und Erzeugnifsen
hiesiger Industrie. Die Spinnerei Schuler und
Schmitt hatie Baumwollballen und verarbeitete
Waaren ausgestellt, die Buch⸗ und Steindruckerei
Demetz eine Sammlung von Druchsachen, sowie
eine Druck˖ und eine Prägemaschine. Hieran schloß
sich eine Lederausstellung der Roßlederfabrik Gebr.
Braun, ferner Pyramiden verschiedenfarbener Flaschen
aus der Aktienglashütte St. Ingbert und eine
weitere, 18 Meter hohe von weißen und blauen
Walzengläsern aus der Mariannenthaler und der
Vopelius'schen Glashütte in Schnappach. Ferner
hatten ausgeftellt Thonwaarenfabrikant Adolf Beer
auf einem hohen Sockel, dessen Ecen kleinere Vasen
zrugen, auf einer korinthischen Säͤule eine großze
zriechische Vase. Den Schluß der Ausstellung
bildelen Maschinen und Erzeugnisse der Phosphat—
mehlfabrik Wart und Wagner.
Der Prinzregent verließ den Wagen und be—
fichtigte mit Interesse die ausgestellten Gegenstände,
wobei Se. Kgl. Hoheit geruhten, eine am Orte
gedrudte Widmung des Herrn F. X. Demetz in
Empfang zu nehmen.
Auf dem Eisenwerle hatten unterdessen die
Feuerwehr des Werks und der Hüttenverein Auf⸗
flellung genommen. Von der Kaiserstraße bis
gam Schlafhause zog sich das Spalier. Zwischen
dem alten und neuen Schlafhause erhob sich eine
sehr schöne Ehrenpforte, welche einen Raum ab—
schloß, wie er festlicher geschmüdt nicht gedacht
werden kann. Zwischen Weiher und Brunnenhaus
erhob fich eine hohe Tribüne für die Musik. An
beiden Enden der Ebrenpforte fanden sich große
aus Tannengrün und Blattpflanzen gebildete Nischen,
in denen Arbeiter in Arbeitskleidung und mit Werk—
zeugen in den Händen aufgestellt waren. Davor
breitete sich eine wunderhübsche Anordnung von
Palmen und Blattpflanzen aus. Gerade unter der
Ehrenpforte fland auf dem Geleise die Maschin⸗