Full text: St. Ingberter Anzeiger

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Amtliches Organ des königl. Amlsgerichts St. Ingbert. 
et⸗ Ingberter Anzeiger“ erscheint täglich mit Ausnahme der Sonn⸗ und Feiertage. 2 mal wochentlich mit Unterhaltungs- Glatt und Mittwochs und Samstags mi 
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222. 
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Samstag, 6. Oktober 1888. 
23. Jahrg. 
Politische Uebersicht. 
Wenngleich der Aufenthalt Kaiser 
Alhelms am österreichischen Hofe zu⸗ 
ist den Charakter eines Hof- und intimen Fa— 
orfestes aufweist, so zeigte sich doch auch die 
iüsche Umrahmung des Besuches schon durch 
Anwesenheit auch der Mitglieder des ungorischen 
niteriums bei der Ankunft des Kaisers in Wien. 
erdem erhielt Staatssecretüär Graf Herbert Biz⸗ 
ud noch in den ersten Nachmittagsstunden des 
uwoch die Besuche des Grafen Kalnoky und des 
chonschefß pv. Szögenyi im Auswärtigen Amte, 
dießs, wie der Umstand, daß Graf Herbert 
zmarck einige Tage in Pest, dem politischen 
twerpunkte der Donaumonarchie, verweilen wird, 
ndet mit die politische Seite des Besuches des 
ischen Kaisers in Wien. Dieselbe wird schließ⸗ 
auch in den diesem Ereignisse gewidmeten Ar⸗ 
n der Wiener und Pester Blätter genugsam her⸗ 
ugehoben und ohne Unterschied der Parteist llung 
umen die Preßorgane diesseits wie jenseits der 
ha darin überein, daß der Besuch des deutschen 
iserz in Wien eine neue Weihe des deutsch 
iureichischen Bundes bedeute. So sagt z. B. 
Wiener „Fremdenblatt“, der kurze Aufenthalt 
iir Wilhelms in Wien beweise, daß die Mo⸗ 
ihen, ohnehin über die Ziele ihrer Politik eines 
unes, durch den persönlichen Verkehr und Ge— 
nmaustausch nur neuerlich jenem Bunde Ver ⸗ 
imng derleihen wollten, auf dem wie auf einem 
le, der allen Stürmen unnahbar sei, der Friede 
Völler und Europas fuße. Aehnlich feiern 
anderen österreichisch -ungarischen Preßorgane 
begegnung zwischen den beiden Kaisern und fie 
wen hierin nur die Stimmung der öffentlichen 
wung in Oesterreich Ungarn zum getreulichen 
idud und der, „Pester Lloyd' sprcht jedem 
reichischen und ungarischen Patrioten aus der 
ne wenn er meint, daß das deutsche Reich und 
jerteich Ungarn in den Tagen der Prüfungen 
Jund unzertrennbar in der Vertheidigung gegen 
Gefahr sein würden. 
Gegenũber der in ihrem Fortschreiten immer 
tiger das Tagesinteresse beanspruchenden Kaiser⸗ 
nnen diesmal die Wochenbegebenheiten 
aihht auf dem Gebiete der inneren Politik 
ine flüchtige Sklizzirung erfahren. Doch giebt 
dieser Beziehung auch nichi sonderlich viel 
meden und namentlich liegt über die weitere 
widelang der Sensationsaffaire des kron⸗— 
uzlichen Tagebuches noch nichts Neues 
Sbeziell verlautet über die Ergebnisse der 
din Untersuchung gegen Professor Geffcken 
urchaus nichts Authentisches, während es 
— an den mannigfachsten Gerüchten nicht fehlt; 
— nur versichert, daß die bei Professor 
7 in Hamburg vorgenommene Haussuchung 
Ergebniß gehabt habe. — Aus der preu— 
den Landtaägswäahl bewegung ist die 
wÑ zu verzeichnen, daß sich das Project eines 
rhehens der Cartellparteien in Berlin zer- 
hat, da sich deren gemäßigtere Elemente 
In weigern, für die Candidaten der Hoch—⸗ 
ar, Stöcker, v. Hammerstein und v. 
obe einzutreten; der Sieg der Freisinnigen 
J ist infolge dessin unzweifelhaft. — Be—⸗ 
er Vorarbeiten für die herannahende Reichs⸗ 
mn ist die officidse Nachricht zu registriren, 
mn Bundesrathe demnächst außer einigen 
n Vorlagen die Entwürfe der Alters⸗ und 
Invalidenversicherung und des neuen Genossenschafs⸗ 
esetzes bestimmt zugehen werden. — In Breslau 
tarb der socialdemokratische Reichstagsabgeordnete 
ür Breslau⸗West, Julius Kräcker, nach schwerem 
Ldeiden. 
* Aus Frankreich hat die abgelaufene 
Woche die merkwürdige Meldung von dem 
xkrlasse eines Fremdengesetzes ge—⸗ 
zracht, nach welchem alle Ausländer, die sich in 
Frankreich niederzulassen wünschen, künftig einer 
janzen Reihe von Controllmaßregeln unterliegen 
ollen. Bezeichnender Weise erfährt dieser Gesetz 
atwurf in Frankreich selbst Widerspruch und erklärt 
. B. der „Temps“ die Durchführung desselben für 
inmöglich, während der Entwurf im Auslande, 
vie in Belgien, bereits den ernstlichen Gedanken 
an Repressalien hervorgerufen hat. Vermuthlich 
wird das Ministerium Floquet, wie auch die „Li⸗ 
bertö“ andeutet, auf den „Fremdenukas“ wieder 
verzichten. 
*Von der Kaukasusreise des russischen 
KTaiserpaares liegt die Meldung von der er⸗ 
'olgten Weiterfahrt der hohen Reisenden von der 
Stadt Wladikawkas nach Jekaterinodor vor. Letztere 
—„tadt liegt an den westlichen Ausläufern des Kau— 
asus und am Kubanflusse, ist der Sitz des Atamans 
»der Oberhauptes der Tschernomorischen Kosaken 
und zählt gegen 283,000 Einwohner. — In Wla—⸗ 
dikawkas empfingen die Majestäten auch die Hul— 
digungen der Abgesandten der kaulasischen Volks— 
tämme. 
deren specieller Zweck der Kaiserin Friedrich vorzu⸗ 
dehalten sei, desgleichen die Veranstaltung einer 
Zammlung zur Errichtung eines Denkmals für 
daiser Friedrich. Nur zwei socialistische Stadtver⸗ 
rduete stimmten dagegen. Die bezüglichen Be— 
chlüsse sollen der Kaiserin Friedrich in einer am 
18. Oktober zu überreichenden Adresse durch eine 
Deputation zur Kenntniß gebracht werden. 
Berlin, 5. Okt. Oberreichsanwalt Tessssen⸗ 
dorff, welcher gestern aus Leipzig hier einge— 
roffen ist, soll einen Rat am Landgericht Berlin 
J. mit der Führung der Untersuchung wider 
Geffcken betraut haben. Dieser wird wahrschein⸗ 
lich in das hiesige Untersuchungsgefängniß über— 
führt werden, da sein Gesuch um Entlassung aus 
der Haft abgelehnt worden ist. Die Beschlee uni g⸗ 
ung des Verfahrens ist von maßgebender 
Seiie dringend empfohlen worden. Da 
die Verhältnisse ziemlich klar liegen, dürfte die 
Schlußvechandiung noch in diesem Jahre 
stattfinden. 
Wie verlautet, beabsichtigt der Chefredacteur 
der „Post“, Dr. Kayßler, persönlische Ge⸗ 
mugthuung von Fehrn. von Hammerstein, 
dem Redacteur der „Kreuzzeitung“, zu fordern. 
Berlin, 5. Oct. In der heutigen Sitzung 
des Vorstandes und Ausschusses des Ameri— 
kanistenéCongresses wurde Paris zum 
Sitz der nächsten Versammlung gewählt. 
Ausland. 
Brüssel, 5. Oct. Die Kaiserin Friedrich 
zrifft am 12. October in Vlissingen ein. 
Paris, 5. Oct. Präsident Carnot reist 
Sonntag früh nach Lyon ab und wird auch 
Aunech besuchen, sofern es der Zustand der durch 
Ueberschwemmung beschädigten Eisenbahnen gestattet. 
Auf der Eisenbahnlinie Chambery fand heute mor— 
gen bei Saint Andrö le Gaz ein Eisenbahnunfall 
datt. Zwei Locomotivführer sind todt, sechs Bahn⸗ 
bedienstete und ein Reisender verwundet. 
Paris, 5. Oct. Der Deputierte And rieur 
richte se ein Schreiben an den Justizminister, worin 
er ihn auffordert, wegen der gegen die Budget⸗ 
commission erhobenen Beschuldigung des Schwindels 
und Betruges gegen den Deputierten Numa Gilly 
amtlich Unlersuchung einzuleiten und Gilly vor die 
Assisen zu stellen. 
Paris, 5. Okt. Eine ziemlich große Menge 
erwartete General Boulanger heute Vor— 
nintag von 9 bis 11 Uhr vor dem Ostbahnhof; 
Berichterstatter von allen Zeitungen, selbst mehrere 
»oulangistische Abgeordnete erwarteten auf dem 
Bahnsteig seine Ankunft. Etwa 200 Polizisten 
versahen den Sicherheitsdienst; auch der Wagen 
Boulangers war erschienen, aber Boulanger traf 
aicht ein. Er stieg vielmehr in Pantin, einer 
Siation vor Paris, aus. Er befindet sich seit 10 
Ahr vormittags in Paris und empfing seine 
näheren Freunde. 
Wien, 4. Okt. Kaiser Wilhelhm empfing 
deute auch den Prof. Schrötter, mit dem er 
sange und tiefbewegt über die Krankheit Kaiser 
Friedrichs sprach. 
Wien, 5. Okt. Kaiser Franz Josef ernannte 
den Bruder Kaiser Wilhelm's, den Prinzen 
dein rich, zum Corvetten⸗-Capitän. Der 
önig von Sach sen besuchte bald nach seiner 
Jeutige Ankunft den Kaiser Wilhelm. 
Vetersburg, 85. Okt. Nach einer Meldung 
us Jekaterino dar vom 3. October zogen 
Fe Qubankosaken in feierlicher Weise mit ihren 
Deutsches Reich. 
Dresden, 4. Okt. Der König ist in Be⸗ 
dleitung der Flügeladjutanten Müller und Berneck 
Abends 9 Uhr nach Wien abgereist. 
Berlin, 4. Okt. Oberreichsanwalt Tessen⸗ 
Rorff ist heute aus Leipzig in Berlin einge— 
roffen; man wird nicht fehlgehen, wenn man diese 
Thatsache mit den Anklagen gegen den ehemaligen 
Brofessor Geffckeenn in Verbindung bringt. 
In einem der Geffcken-Angelegenheit gewid⸗ 
neten Artikel der „Post“, in welchem der Kreuz— 
eitungspartei der Vorwurf gemacht war, sie be⸗ 
ämpfe das Reich und in welchem betont war, daß 
den dem Reiche von Seiten seiner Feinde drohenden 
Befahren gegenüber alle Diejenigen fest zusammen⸗ 
Jalten müßten, denen das Wohl des Reichs höher 
tehe als die Erreichung kleinlicher Zwecke der eigenen 
Person oder eigenen Fraktion, hat der Chefredacteur 
der „Kreuzzeitung“, Abg. Frhr. v. Hammerstein, 
ine persönliche Beleidigung erblickt und auf der Re— 
action der „Post“ den Namen des Verfassers jenes 
Artikels zu erfahren versucht, um denselben persönlich 
zur Rechenschaft zu ziehen. Da die Redaction der 
Post“ sich geweigert, den Namen zu nennen, so be⸗ 
chwert fich heute die „Kreuzzeitung“ darüber, daß 
ʒer Verfasser nicht selbst aus der Anonymität her⸗ 
nusgetreten sei und sagt, daß der feigen Erbärm⸗ 
ichkeit der anonymen Revolverpresse gegenüber an⸗ 
tändige Leute völlig wehrlos seien. 
Die Kaiserin Friedrich wird mit den 
Prinzessinnen Töchtern noch ewa 14 Taae in Kiel 
derweilen. 
Der „Post“ zufolge reist Prinz Heinrich 
am Samstag oder Sonntag nach Italien, um mit 
dem Kaiser zusammenzutreffen. 
Berlin, 4. Okt. Die Stadtverord— 
neten genehmigten den Antrag des Ausschusses 
nuf Bewilligung von 500,000 Mark zur Erricht⸗ 
ing einer für Förderung der Volkswohlfahrt be— 
fimmten Haiser Friedrich⸗Stiftuna