Full text: St. Ingberter Anzeiger

Vermischtes. 
bine Brauerei-Aktiengesellsdat 
aher Tivoli) in Zweibrüden hat, wie der 
“ J⸗. I“ meldet, einem Wirth in St. Jo— 
* S der in seinem Hause am Markt. 
Ece der Markstraße, Wirtschaft und Bäckerei 
Ab für seine Lokalitäten eine Jahresmiethe von 
6 Mark unter der Bedingung geboten, daß er 
herpflichtet, das betr. Lokal dieser Gesellschaft 
Jaͤhre zu überlassen. 
PGéne für das reisende Publikum 
aefentliche Verbesserung ist seit kurzer Zeit am 
hnhof Saarbrücken bemerkbat. Man 
namlich an den Aborten Laternen aus blauem 
hlas angebracht gegenüber den vielen andern mit 
daternen aus Mulch⸗ und hellem Glas versehenen 
atlütenden Inschriften u. s. w. —A 
rwöhnen sich rasch an die Bedeutung dieser 
chter und btauchen nicht, wie bisher, erst lange 
Nund her zu fragen oder sich mit dem Studium 
jahlreichen Bezeichnungen. wie sie auf allen 
oßeren Siationen vorkommen, aufzuhalten, wo⸗ 
uch manche Versäumnisse und Unannehmlichkeiten 
vrlkamen. (Zw· 3) 
DerSohn FriedrichvonSchillers) 
uer württembergische Oberförster, war ein herzens 
guter, freundlicher Mann, wenn auch in geistiger 
Heziehung durchaus nicht der Erbe seines großen 
Jaers; dabei hielt er sich nach seinem eigenen 
Geständniß am liebsten da auf, „wo's nicht weit 
zu einem guten Schoppen war“. Einer seiner ehe⸗ 
naligen Bekannten erzählt von ihm folgende heitere 
heschichte, wobei er den munteren Alten selbstredend 
aͤnführt: „Mein Sohn,“ plauderte Oberförster 
don Schiller, „seh'n Se, der ist zu groß und zu 
stark, hat gar zu viel Dragonermäßiges an sich, 
As daß er auch nur einen Zoll von seinem Groß⸗ 
haler haben oder werden könnte. Da hab ich noch 
meht von ihm, wenigstens ein Bisle von seinem 
hdetzen. Aber ein nettes Stück von meinem Jungen 
uß ich Ihnen doch einmal erzählen. Als er noch'n 
hud war, gab ich ihn zu 'nem Präzeptor in Kost, 
Zucht und Schule. Der hielt alle Semester Examen 
nit seinen Zöglingen und lud dazu öffentlich ein, 
peziell deren Eltern und Angehörige. Ein Mal, 
vent ich, mußt du auch hingehen, und g'tad' 
iz ich ins Schulzimmer tre', überhört der Präzeptor 
je Buben lateinische Vokabeln. Mich sehend, na— 
zürlich mein““ er besonders meinem Fritze Aufmerk— 
jamkeit schenken zu müssen. Er frägt zwei, drei; 
der Bub' weiß se, und man sah's dem Kerl deut⸗ 
lich an, wie herzlich froh er war. Aber da frägt 
eit'wieder: Sijva? („der Wald“), und der Bub 
veiß es nicht, schaut verdrießlich vor sich nieder; 
a. dilvad wiederholte der Pruͤzeptor, silva Schiller 
du weißt's, ich bin sicher; Du weißt's, Dein Vater 
st ja ost drin und — auf fährt der Bub' wie 
ꝛer Blitz, das hat ihn auf die rechte Spur gebracht; 
und mit Feuer in den Augen antwortet er flugs 
ind laut: Ja, ja, Wirthshaus! Wirthshaus silva 
zas Wirthshaus! — Der Präzeptor und alle die 
deute, die da waren, meinten nun, das Lachen 
anterdrucken zu müssen, und ich, ich selbst wußte 
nir vor Lachen gar nicht zu helfen, mußt' fort und 
sing dann natürlich in des Jungen silva. — Vergess' 
das mein Lebtag nicht!“ 
Golten als Vermittler von Tele— 
rammen.) Zwei Schiffe der englischen Marine, 
ver „Orion“ und der Espoir“, haben kürzlich 
jatgenden interessanlen Versuch gemacht, fich auf 
uffrner See innerhalb großer Entfernungen zu ver- 
tändigen. Der „Espoir“ segelte von dem Hafen 
u Singapore nach Hongkong ab und der „Orion“ 
ieb im Hafen zuruch. Als der Espoir“ 60 
Meilen entfernt war, sandte ihm der „Quon“ ein 
Telegramm zu, indem er helles elektrisches Licht 
n Form von kurzen und langen Lichtblicken auf 
die Wolten warf, von denen es zurückgeworfen und 
»eutlich an Bord des „Erpoir“ gesehen wurde. 
Wenn auch die Ausnutzung einer solchen Wolken ⸗ 
lelegraphie, so schreibt das Patent- und technische 
Bureau von Richard Lüders in Görlitz, sehr wesent⸗ 
iich vom Wetter abhängig sein wird, ist doch im⸗ 
—V 
Nacht 60 Meilen weit ohne Draht zu telegraphiren. 
hemerkenswerth. Auf diese Weise könnten besonders 
ꝛie Lichter der Leuchtthürme in wolkigen Nächten auf 
wveit größere Fernen sichtbar gemacht werden, wenn die 
Thurme mit einem Apparate ausgerüstet würden, der 
ꝛie Lichtblicke an die Wolken werfen könnte. Durch 
dombination von kurzen und langen Lichtblicken 
iönnte man dann ein Alphabet schaffen, welchet 
dem beim Morsetelegraphen angewendeten genau 
entsprechen würde. 
Landwirthsmaftliches. 
Zur Düngung der Obstbäume. Auch wieder 
um dieses Jahr haben fast samtliche Ostarten zu—⸗ 
rriedenstellende Erträge geliefert, sodaß mancher 
Zandwirth eine gute Einnahme von seinen Bäͤumen 
erzielt hat. 
Leider werden nun dieselben nach der Ernte 
Aielerorts weiter nicht beachtet; es wird nicht be— 
dacht was wohl für Nährstofse durch die große 
Fruchtbarkeit dem Boden entzogen worden sind. 
Fehlen nun im Boden die nöthigen Stoffe zur 
veiteren Nahrung des Baumes, so kann, wie bei 
eder anderen Bodenkultur, von einer Rentabilita 
keine Rede sein. 
Hofft man nun weitere, reiche Ernten in den 
folgenden Jahren zu erzielen, so muß man durch 
zweckmäßige Düngung einer Erschöpfung der Trag⸗ 
harkeit seiner Bäume vorbeugen. 
Es muß nun das Bestreben des Obstzüchtert 
darauf gerichtet sein, den Baum in seiner Lebens⸗ 
chäthigkeit soweit als möglich zu unterstützen; ein 
mal duͤrch Herbstdüngung, zweitens ist eine Düngung 
m Frühjahr empfehlenswerth. 
Das Ausführen dieser Arbeit im Herbst be⸗ 
weckt eine vollständigere Ausbildung des Frucht⸗ 
holzes, im Frühjahr hingegen eine Förderung der 
doizbildung an den Zweigen des Baumes. 
Ferner empfiehlt es sich eine stickstoff- und kali⸗ 
jaltige Düngung im Frühjahr und im Spatjahr 
ine solche mit Phosphorsaure Gehalt anzuwenden, 
denn durch Versuche ist festgestellt worden, daß eine 
Verbindung von Kali und Stickstoff auf Holzbildung 
dagegen Phosphorsäure mehr auf eine Bildung von 
Frucht⸗ und Blüthenholz hinwirkt. 
Was die Anwendung des Düngers anbelangt. 
—VV Weise in 
den Boden bringen, um ihn den Wurzeln sofort 
aufnahmefähig zu gelangen zu lassen und ist aus 
diesem Grunde die flüssige Dungung am Besten 
anwendbar. Bekanntlich werden die Nährstoffe von 
den jüngeren Wurzeltheilen aufgenommen, da sich 
nun selbige in einiger Entfernung vom Mittel⸗ 
hunkte des Baumes befinden: ist also darauf zu 
achten, nicht blos dirett um den Stamm desselben, 
sondern auch in der Umgebung, dem Verhalmisse 
des Kronendurchmessers entsprechend zu düngen. 
In einiger Entsernung vom Stamme steche man 
10 —50 Cim. tiefe Löcher aus und gieße den 
flüssigen Dünger hinein, nach dem Versickern des 
elden ist es rathsam, diese Löcher wieder zuzu⸗ 
chütten. Das Quantum richtet sich natürlich nach 
der Größe und dem Bedürfniß des Obstbaumes, 
man rechnet gewöhnlich auf einen größeren Baum 
6 bis 8 Gießkannen. 
Auch sind sogenannte Drainröhren zu empfehlen, 
diese in den Boden eingelassen, erleichtern bedeutend 
eine regelmäßige Ausführung der Düngung, doch 
müssen selbige nachher oben zugedeckt werden, um 
—E— 
Die bestgeeignete Zeit wird sogleich nach der 
Obsiernte sein, damit der Baum in seinen letzten 
Lebensfunktionen des Spätjahres die für ihn so 
wichtigen Nähcstoffe noch verbrauchen kann. 
Im Frühjahr dünge man wenn möglich noch 
bei Schnee, sodaß durch diesen die Dungstoffe mit 
in den Boden aufgenommen werden. Ein aner⸗ 
kannt wirksamer Dunger ist gut vergohrene Jauche 
mit Holzasche und etwas Knochenmehl vermischt. 
Kali und Phosphorsäure finden sich in der Holz 
asche vor, ietztere ist im Knochenmehl vorherrschend 
enthalten. Man kann fich also hierdurch den 
Dunger, je nach dem Zweck der Düngung prä⸗ 
pariren. 
Eine andere Art der Düngung und zwar fuüͤr 
Zwergobst sehr empfehlenswerth ist das Abheben 
Jdes oberen Bodens um den Baum, natürlich ohne 
Verletzung der Wurzeln, sodann fülle man mit 
kraftiger Composterde den entstandenen Raum 
wieder aus. 
Darum goönne man sich jetzt im Oltober etwas 
Zeit, um namentlich den älteren erschöpften Bäumen 
crische Nahrung zuzuführen und wiederhole die 
Düungung im Frühjahr, man wird ficher seinen 
Bamen viesen Dienst nicht umsonst erweisen. 
Neueste Nachrichten. 
Aus der Pfalz, 16. Olt. Zur Förder 
ung des Feuerlöschwesens in der Pfal, 
hat die kgl. Regierung aus den im Jahre 1888 
— — 
verfügbaren Mitteln die Verteilung u. a. wie folgt 
vorgenommen: Bezirkeamhomburg: Fockenberg⸗ 
Limbach, 1300 M., Käshofen 150, KirkelNeu— 
häusel300, Mackenbach 200, Mittelbrunn 700, 
Oberbexbach 80. Bezirksamt Kaiserslautern: 
Falkenstein 120, Frankenstein 1000, Imsbach 100, 
Moölschbach 250, Neukirchen 300, Schweisweiler 
30, Winnweiler 50, Wörsbach 8300. —A 
usel: Nußbach 250, Odenbach 100, Reichstyal 240, 
Seelen 200, Föckelberg 100. 
Muünchen, 16. Okt. Infsolge des andauern⸗ 
den Fremdenverkehcs in München wird die dritte 
terüntionale Kunstausstellung im Glas⸗ 
palaste erst am Sonntag den 28. Oktober ge⸗ 
schlossen. 
Berlin, 16. Ott. Die Confiskation 
der Mackenzie⸗Broschüre erfolgte, weil 
Mackenzie die Dreistigkeit hatte, zu behaupten, es 
sei ihm der Bericht über die Krankheit Kaiser 
Friedrichs abgefordert worden, um ihn „in die 
Falle zu lacken.“ 
Wien, 16. Okt. Zu Ehren des Prin⸗ 
zen Heinrich von Preußen, der am Sams⸗ 
iag hier eintrifft, findet ein Ehrenmahl 
in der Hofburg statt. — Der ehemalige 
clericale Polizeiministe Baron Hübner, 
der bekannte Weltreisende, wurde in den 
Grafenstand erboben. 
Neapel, 16. Ott. Nachmittags um 2*2 
Uhr trafen Kaiser Wilhelm und König 
Humbert hier ein. Der Empfang war über 
qͤle Maßen begeistert. Die Straßen sind von einer 
ungeheueren Menschenmenge erfüllt, alle Fenster, 
selbst die Dächer sind dicht besetzt. Die Majestaten 
begaben sich in glänzendem Wagenzuge nach dem 
Palais. 
TCondon, 16. Okt. Die „Times“ 
läßt endlich heute den deutschen Aerzten 
Berechtigkeit widerfahren, indem sie durch 
Zusammenstellung der amtlichen deutschen 
Streitschrift den englischen Lesern die bisher 
vermißte Gelegenheit zum Vergleichen gibt 
imd dabei selbst zu den Ergebnissen kommt, 
welche Mackenzie in allen Punkten verdam— 
men. Das englische Blatt beginnt mit einer 
persönlichen Ehren rettung der deutschen 
Aerzte. 
New⸗Vork, 16. Okt. Der „New⸗ 
PYork Herald“ bespricht die Angelegenheit 
Mackenzies und der deutschen Aerzte in einem 
Zeitartikel, von dessen Inhalt man nach den 
bisherigen Beobachtungen sagen kann, daß er 
die öffentliche Meinung in Nordamerika ver⸗ 
tritt. Mackenzie habe sich aus der ärztlichen 
Behandlung des deutschen Kronprinzen und 
Kaisers eine ungeheure Geschäftsreclame 
—X schriftstellerischen 
Honoraren, an Abdruck- und Uebersetzungsrecht, 
an Ordensbändern, Berühmtheit u. s. w. 
herausgeschlagen, was überhaupt möglich war. 
Professor Bergmanns Antwort widerlege 
Mackenzie ganz und gar. Bergmann spreche 
wie ein würdiger Gelehrter, der wisse, was 
er seinem Berufe schuldig sei. 
Für die Redaktisn dverantworttich F. X. Deme! 
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Zu haben in der Buchhandlung Dembc6etx.