Full text: St. Ingberter Anzeiger

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Amtliches Organ des königl. Amlsgerichts St. Ingbert. 
er⸗ Innber ter Anzeiger erscheint täglich mit Ausnahme der Sonn⸗ und Feiertage. 2 mal wöchentlich mit Unterhaltungs · Glatt und Mittwochs und Samstags mi 
aeirtin Beilagen. as Vlcu iohei dierietjahrlich 1.M Go einschließlich Tragerlohn; durch die Poft bezogzen 14 754 einschließlich 40 ⸗ Zustellungsgebuhr. Die 
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Austunfi eriheill. I5, Reklamen 30 4. Bei 4maliger Einrückung wird nur dreimalige berechnet. 
33. 
Freitag, 19. Oktober 1888. 
23. Jahrg. 
i iprꝛi ihren äußeren Zügen. Denn vier Tage — vom 
uur Seseee dehaider 16. bis zum Mitlag des 19. Okltoder — währte 
»as große Ringen und der gewaltigen Schlacht 
m diesen Oktobertagen vollendeten sich Drei- üing außerdem das blutige Reitergefecht bei 
ines Jahrhunderts, seit rings um Leipzig ieberwolkwitz vom 14. Oktober voran. 
dehrtägige Schlachtgewühl tobse, welches die 00,000 Streiter, denen mehr als 2300 
achte mit dem charakteristischen Beinamen der z uerschlünde zur Verfügung standen, rangen 
schlacht in ihren Annalen nennt. Im deut⸗ neilenweit rings um Leipzig mit einander 
Volle ist das Gedenken an das riesenhafte ind von den Steppen Asiens an bis zur Pyre⸗ 
an. in dem in den Tagen vom 16. bis 19 äenhalbinsel, von den Küsten Skandinaviens bis 
1813 auf den Fluren der alten Lindenstadt u den Gestaden der Adria und den Hängen der 
„didsal der Volker Europas und vor allem darpathen hatten wohl fast alle Völker ihre Söhne 
Huschen zur Entscheidung gelangte, allerdings ach den Fluren Leipzigs gesandt, um hier die 
erblaßt, als vielleicht noch vor ein paar Heschicke des Welttheiles zu entscheiden. Etwa 
men anzunehmen war. Indessen, die welt⸗ 32,000 Mann an Todten und Verwundeten war 
auternden Ereignisse der letzten Jahrzehnte mit chließlich der Gesammtverlust der verbündeten Heere, 
Gipfelpunkte, der Errichtung des neuen deut· vährend die Franzosen, inclusive der Gefangenen, 
duiserreiches und hiermit der Erfüllung des iber 70,000 Mann einbüßten und überdies gegen 
undertelangen Sehnens der Stämme Deutsch · 300 Geschütze, zahlreiche Feldzeichen, Vorräthe u. 
nach nationaler Einheit, machen es hinläng⸗ w. in den Händen der Sieger zurückließen. — 
cllätlich, daß in dem jetzigen Geschlechte das So rechtfertigt fich denn vollkommen die 75jährige 
tiniß der Völkerschlacht nicht mehr so stark Frinnerungsfeier an das riesige Schlachtendrama 
als man nach deren welthistorischer Bedeut. uuf Leipzigs Feldern und wenn etwas geeignet sein 
einen sollte. Aber letztere erfährt hierdurch ann, der Feier für uns Deutsche ein helles Relief 
Beeinträchtigung, nach wie vor bleibt die zu verleihen, so ist es wohl das Bewußtseim, daß 
t von Leipzig als einer der in seinen außeren vir sie im Gianze unseres festgeeinten neuen Reiches 
wie in seinen politischen Folgen größten und unserer endlich errungenen Weltstellung begehen 
cheidungskämpfe der Weltgeschichte bestehen und vnnen. Gerade jetzt strahlt dieselbe in der Suden⸗ 
ahlich beweist die 75jahrige Feier desselben, daß ahrt unseres Kaisers, in seinen hochbedeutungsvollen 
ajtzt noch in den Enkeln die Erinnerung dessen steisen nach Wien und Rom in erhebendster Weise 
wos die Väter bei Leipzig einst erstritten, die vieder und die neue Betonung, welche hiermit die 
wiung Deutschlands von langjähriger schmach⸗ deutsch - österreichisch⸗ italienische Freundschaft und 
n Fremdherrschaft. Waffenbrüderschaft erfahren hat, verleiht der Vol⸗ 
och leben ja Zeugen aus den Tagen der erschlachtsfeier einen verstärkten Klang. Gewiß 
ger Völkerschlacht — obschon deren Zahl auf pürden wir Deutsche unsere nationale Ehre und 
cingez Häuflein zusammengeschmolzen ist — aus Unabhängigkeit auch ganz aus eigener Kraft zu 
a Munde man bestätigen hört, was die Ge— zertheidigen wissen, um sosberuhigender ist es aber, 
wschreider jener Epoche berichten: Welch' tiefen ür den Nothfall noch treue Freunde zur Seite zu 
nachtigen Eindruck die Niederlage des Fran⸗ pissen. Die Tage der „heiligen Allianz“ sind vor⸗ 
nasets gerade im deutschen Volle hervorrief. Aber, an der letzteren Stelle ist nach sechzig Jahren 
ein einziger jauchzender Ruf der Erlösung eine andere, innigere und festgefügtere getreten — in 
q durch die deutschen Lande, als die total hrem leuchtenden Scheine begeht Deutschland den 
uegenen Heerscharen Napoleons sich in flucht⸗ 75. Gedenktag der Leipziger Völkerschlacht! 
dym Rüchzuge dem Rheine zuwandten. Die 
Trdume von des früheren Reiches Macht und 
lüchlett, von dem deutschen Nationalstaate lebten 
nmen mit dem Glauben an einen beginnenden 
uitfrühling wieder auf. All' dies frohe Hoffen 
ue freilich durch die Reaction, welche die nach⸗ 
enden Jahre mit sich brachten, schwer genug 
udt und erst auf dem Schlachtfelde von Kö⸗ 
andß sollte Preußen und Deutschland die erste 
emöͤthe des ersehnten neuen Reiches empor⸗ 
. Dennoch war doch die Befreiung Deutsch⸗ 
iut immer vom Joche des corsischen Erobrers 
i. die lange Jahre unterdrückte und geknechtete 
uendsliebe hatte einen herrlichen Sieg über 
andischen Despotismus errungen und zum 
Nale seit langer Zeit fühlten sich die deut⸗ 
Stamme durch die Leipziger Schlacht wieder 
Alieder Eines Leibes. Im übrigen Europa 
rohlockte man ebenfalls über die Niederlage 
tanzosenkaisers, denn fie bewies vor Allem, 
et große Schlachtenheros doch nicht im Stande 
m vereinigten Europa die Spitze noch lünger 
ien und hiermit war sein militärsches Ueberge ⸗ 
vernichtet, während zugleich der 19. Ottober 1813 
nrsaft des Corsen über den halben Welt⸗ 
hetsächlich den Todesstoß versetzie. 
et ihrer tiefgreifenden Bedeutung der Leip- 
»macht entsptach die letztere jedoch auch in 
wird mit Zuchthaus nicht unter 2 Jahren be— 
graft. Sind mildernde Umstände vorhanden, so tritt 
Festungshaft nicht unter 6 Monaten ein.) 
Berlin, 18. Okt. Im Proceß Geffcken 
ist die Voruntersuchung abgeschlossenz 
die Erhebung der Anklage ist demnächst zu er—⸗ 
varten. Tessendorf, der am Samstag wieder in 
Berlin war, ist nach längerer Conferenz mit dem 
Antersuchungsrichter Hirschfeld wieder abgereist. Die 
rage Geffcken's wird in eingeweihten Kreisen für 
ehr ernst gehalten. Geffcken ist seit einigen 
Tagen leidend und wird durch den Anstalts⸗ 
arzt Sanitätsrat Levin behandelt. Der Kaiser er—⸗ 
zält täglich Mitteilung über den Fortgang des 
Brocesses durch den Justizminister. 
Ausland. 
Aus der Schweiz. Der Bundesrat 
zat Anzeige erhalten, daß das Großherzogtum 
Luxemburg der Genfer Uebereinkunft 
zur Verbesserung des Loses der im Krieg ver⸗ 
wundeten Militärs beigetreten ist, und bringt 
dies den Vertragsstaaten zur Kenntnis. Es giebt 
aun wohl keinen civilisirten Staat mehr, der des 
roten Kreuzes entbehrt. 
—Xb 
meister von Berlin richtete an den General⸗ 
adjutanten Grafen Pafi ein Telegramm, worim er 
ex Namens der Siadt Berlin bat, dem Könige 
dumbert für den Empfang zu danken, den die 
Zevolkerung Italiens dem Deutschen Kaiser bereitet 
habe. 
Neapel, 17. Olt. Kaiser Wilhehm 
zeglückwünschte den Marineminister wegen des 
Zlapellaufes und der Flottenparade lebhaft. Bei 
dem Dejeuner an Bord der „Savoja“ toastete 
der Kaiser auf Crispi und stieß mehrmals 
mit ihm an; auch verehrte er ihm sein photogra⸗ 
hisches Porträt mit eigenhändiger Widmung. 
Wahrend der Flottenparade unterhielten sich die 
Majestäten fortdauernd mit dem Marineminister 
und Admiral Acton, welcher die Parade befehligte. 
Alle Schiffe des Geschwaders trugen die deutsche 
Flagge am Hauptmast. 
Neapel, 18. Oll. Heute früh um 8 Uhr 
ind Karser Wilhelm und König Hum⸗ 
bert mit den königlichen Prinzen, dem Minister⸗ 
hrasidenten Crispi und dem gesamten Gefolge nach 
Pompeji abgereist. Vom koͤniglichen Palaste zum 
Zahnhofe bildeten die Truppen Reihen und sämt- 
iche vor Anker liegenden Schiffe der, Flotte schossen 
Salut. Auf dem Bahnhofe war eine Ehren⸗ 
rompagnie aufgestellt, deren Musik die preußische 
Volishymne spielte. Die Bevölkerung begleitet die 
Nonochen auf der Fahrt nach dem Bahnhofe mit 
unausgesetzten Evvivatufen. Die Rückkehr von 
Pompeji ist auf 119 Uhr und die Rüdkehr nach 
Rom auf 12 Uhr angesetzt. 
Neapel, 18. Okt. Koiser Wilhelm und 
onig Humbert verließen die koͤnigliche Yacht 
gegen Abend und kehrten in das Palais zuürck, 
oa der Bevdlkerung mit begeisterlen Zurufen be— 
zrüßt. Dieselben sprachen dem Geschwader ihre 
holle Zufriedenheit aus. Kaiser Wilhelm ver⸗ 
lieh den Marineminister das Großkreuz des 
Rothen Adlerordens. 
Pompeiji, 18. Olt. Kaiser Wilhelm 
und Rönig Humbert krafen um 8 Uhrt 45 
Minuten hier ein und wurden ven dem Minister 
sind dem ünterstaatssecretär im Unterrichtsministe⸗ 
Deutsches Reich. 
Berlin, 17. Oktober. Der deutsche 
zeneraltonsul in Sansibar steht nach 
der „Berl. Borsenztg.“ im Begriff, sich auf der 
Fregatte „Leipzig“ nach Bagamojo zu begeben. Er 
oll die Aufständischen hören und darüber dem Reichs- 
anzleramt Meldung erstatten. Der Sultan von 
Zansidar soll 100 Mann nach Pangani gesandt 
jaben, um seine Autorität neu zu begründen. — 
Die Anklage Geffcken's ist der Freis. Ztg.“ 
ufolge auf Grund des 8 92 des Strafgesetzbuches 
Landesverrat) nunmehr erfolgt. 
(G 92 des Strafgeseßbuches lautet: Wer vor⸗ 
ätzlich 
1) Staatsgeheimnisse oder Festungspläne oder 
olche Urkunden, Aktenstücke oder 
dachrichten, von denen er weiß, daß ihre Ge— 
seimhaltung einer anderen Regierung gegenüber für 
as Wohl des Deutischen Reiches oder eines Bun⸗ 
esstaates erforderlich ist, dieser Regierung mitteilt, 
der öffentlich bekannt macht; 
2) zur Gefährdung der Rechte des Deutschen 
Keiches oder eines Bundesslaates im Verhältniß zu 
iner anderen Regierung die über solche Rechte 
prechenden Urkunden oder Beweismittel vernichtet, 
erfälscht oder unterdrückt; 
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