Full text: St. Ingberter Anzeiger

Fühl Ihres Rechtes entgegen getreten sind. Viel⸗ 
* waden sich noch mehr derartige Pioniere 
* welche Ihnen helfen, die weibliche Würde 
Hettheidigen. Ich danke Ihnen, mein liebes 
Mein, fuͤr den Tanz, wie für die Bekanntschaft 
einem selbststandigen Charakter.“ 
i Senalor Karl Schur z, der augenblicklich 
rei feinen Verwandten in Hamburg weilt, wird 
nde dieses Monats die Rückreise nach New⸗York 
en. 
nmn Flensburg. Ein entsetzlicher Brandfall. 
dem 6 Menschenleben zu Grunde gegangen sind, 
reignete sich kürzlich bei dem unweit Jägerslust 
uj handewittfeld wohnenden Arbeiter Jürgen Borg. 
Iheend die aus den Eheleuten Borg und ihren 
udern bestehenden Bewohner in tefem Schlaf 
agen, entstand prötzlich F · uer im Hause, welches 
den Bewohnern so spät bemeckt wurde, daß 
nicht mehr im Stande waren, sich zu retten. 
hut dem Manne und dem ältesten 14jährigen Sohn 
zlang es. durch ein Fenster von der Küche aus 
urch das herunterfließende brennende Strohdach 
inducch in's Freie zu gelangen. Die Mutter da— 
egen nebst den anderen 5 Kindern, 2 Knaben 
3 Madchen im Alter von 12 bis 1 Jahren, 
den in den Flammen ihren Tod. 
fFolgendes Wahlkuriosum hat sich 
Danz. Z.“ zufolge, in dem Dorfe S., unweit 
utow, zugetragen. Der noch jugendliche Amts⸗ 
asteher, der bisher mohl noch keine Wahl geleitet, 
ane den Auftrag, eine Wahlmänner-Wahl 
ir den „Kreistag“ vorzunehmen. Derselbe 
uß wohl „Reichsta g“ gelesen haben, und da 
23. d. M. auch eine solche für den Wahlkreis 
ntow⸗Schlochau ansteht, so hat er schon am 10. 
M. die Reichstagswahl abgehalten. Er selbst 
Wahlvorsteher, der Lehrer des Dorfes Protokoll⸗ 
srer gewesen. Da aber in dem Anschreiben von 
hahlmännern“ die Rede war, so ließ er für den 
ichstag zwei Wahlmänner, wie solche für das 
Abgeordnetenhaus“ gesetzlich bestimmt sind, wählen. 
die Wahl fiel auf ihn selbst und den Lehrer. Nach⸗ 
em die Wahl regelrecht von 10 Uhr Vormittags 
ig 6 Uhr Abends gedauert, wurde das Protokoll 
usgefertigt und Beide erklärten sich schriftlich zur 
Innahme der Wahl bereit. Das Wahlprotoko 
vutde zu dem Wahlkommissar nach Flatow abge- 
iefert, wo man sich nicht wenig wunderte, zwei 
anz neue Mitglieder für den Reichstag gewählt 
u sehen. 
Während der Hoftafel, welche zu 
-zhren des deutschen Kaisers im Quirinal stattfand, 
zurde u. A. das Vorspiel des dritten Alktes aus 
Lohengrin“ gespielt. Gleich nach den ersten 
atten erhob, wie die Wiener A. Z. erzählt, sich 
zaiser Wilhelm, näherte sich der Kapelle und kebrte 
icht eher auf seinen Platz zurück, bis der letzte 
on des Stückes verkllungen war. Hierauf wandte 
tsich enischuldigend an seine Tischnachbarin, die 
Vnigin Margherita, und sagte: „Ich muß Eurer 
Majestat erzaͤhlen, daß dieses Tonstück mich bei 
den wichtigsten Augenblicken meines Lebens beglei⸗ 
tele. Es erklang bei meiner Hochzeit, bei der Ge⸗ 
burt meines ersten Sohnes, man spielte es, als 
mein theurer Großvater zum letzten Male in un⸗ 
erem Salon weilie, und auch in der Stunde, in 
er mein guter Vater aus San Remo nach Berlin 
urückkehrte. Es ergreift mich daher wunderbar, 
benn ich diese Klaͤnge höre, mit Allgewalt zieht 
q mich zu der Stätie hin, von der sie ertönen.“ 
Der Madchenhandel steht in Belgien 
end auch in den Agenturen Deutschlands gegen⸗ 
härtig satt „in Bluhe.“ Alle jungen Mädchen 
erden eindringlichst gewarnt, sich nicht auf Anzeigen 
deutsch oder sranzösisch) wie etwa die folgende ein⸗ 
alassen: „Junge Mädchen von 18 bis 25 Jahren, 
von nettem ÄAeußern werden gesucht. Leichte Arbeit, 
jutes Gehalt. Agenten verbeten. Briefe postlagernd 
inter u. s. w.““ Wer sich darauf einläßt, läuft 
inem Verderben in die Arme. 
fParis, 21. Ott. In der gestern in Lyon 
ibgehaltenen Conferenz erklärte Lesseps, der Panama⸗ 
anal würde Juli 1890 eröffnet werden. 
7 ,Witz“ oder Ernsi? Der Pariser Poli⸗ 
eie Präfekt, Herr Goron, erhielt dieser Tage folgen⸗ 
en Brief: „Sie haben gewiß von den Morden 
n London gehött. Hier haben Sie die Lösung: 
dir arbeiten zu Zweien, Einer in England, Einer 
nFrankreich. Ich bin jetzt in Brest und reise in 
en Tagen nach Paris, um dort, wie mein 
dollege in London zu operiren. Wir suchen Leich⸗ 
iahme für die Aerzte und Sie werden uns nie⸗ 
nals entdecken. Unser nächstes Opfer in Paris 
bird 20 bis 35 Jahre alt sein. Wir werden die 
Leiche in zwei Stücke schneiden und derselben 
jas nehmen, was die Aerzte brauchen; dann 
verden wir der Leiche die Ohren, die Finger der 
inken Hand und die Zehen des rechten Fußes ab⸗ 
chneiden. In drei Wochen werden Sie von uns 
sören. H. V. D. P. O.“ — Auf der Pariser Poli— 
eipräfektur hat man den Brief fur einen sehr 
chlechten „Spaß“ genommen. 
Newyork, 19. Okt. Auf der Baltimore 
ind Ohio Eisenbahn unweit der Stadt Washington 
nPennsylvanien entgleiste heute in Folge falscher Wei⸗ 
henstellung ein Eilzug. Derselbe stürzte einen 10 
fuß bhohen Damm hinunter und wurde vollständig 
ertrümmert. Zwei Passagiere verloren ihr Leben 
ind 15 trugen Verletzungen davon. — Eine 
dduberbande griff heute in dem Walde unweit 
Wilkesbare zwei Zahlmeister an, welche sich unter⸗ 
degs befanden, um den an der Lehigh Valley 
Fisenbahn beschäftigen Arbeitern die Löhne auszu⸗ 
ahlen. Die Raäuber erschossen die zwei Männer 
ind machten sich sodann mit 12,000 Dollar 
abon. 
FEineganz absonderliche Hochzeits— 
eise hat vor Kurzem ein Ehepaar in Providence 
Massachussets) in unmittelbarem Anschluß an die 
Trauung gemacht. Der Luftschiffer James Allan 
Heranstaltete eine Luftfahrt. Vor der Abfahrt des 
zallons stiegen Herr und Frau Davis — so heißen 
ie Vermählten — in die Gondel und wurden hier 
n Gegenwart einer gewaltigen Menschenmenge ge⸗ 
raut.“ Kaum war die feierliche Handlung vorüber, 
ils fich der Ballon erhob und die Neuvermählten 
hce Hochzeitsreise in die Luft antraten. Nach kurzer 
Fahrt sank der Ballon mitten in einem großen Moor 
uieder. Die Insassen wurden zwei Meilen weit 
zeschleist und mußten sich an den Stricken festhalten, 
za die Gondel mit Wasser gefüllt war. Endlich 
erreichten sie festen Boden, und die Hochzeitsreise 
var glücklich beendet. 
Landwirthschaftliches. 
Verwendung der Gerberlohe. In 
Hegenden, in denen Gerberlohe billig und reichlich 
zu haben ist, kann dieselbe in der Landwirthschaft 
wütziich verwendet werden. Doch ist es nicht richtig, 
ie sofort auf den Acker zu biingen; dazu hat die 
Johe gar zu wenig schnellwirkende Pflanzen⸗ Nähr⸗ 
toffe neben manchen nicht nutzlichen, sondern schäd⸗ 
ichen Einwirkungen auf den Boden. Freilich lockert 
ie ihn und geht auch allmählich in nährenden Hu⸗ 
nus über. Dasselbe wird aber besser erreicht, 
benn man die Lohe erst anderweitig verwendet oder 
ur Dungung vorbereitet. Das kann geschehen, 
denn man die Lohe erst als Streu benützt; fie 
pird am besten in Ställen verwendet, in denen der 
Nist lange liegen bleiben muß. Hier schüttet man 
‚ie Lohe zu unterst auf den Boden und bedeckt sie 
hann mit Stroh oder anderer Streu. Es ist das 
röthig, weil andernfalls die in der Lohe noch ent⸗ 
jalienen Gerbstoffe die Haut der Thiere reizen 
hürde. Am schnellsten kann nach dem „Praktischen 
zandwirih“ die Lohe in einen guten Dung umge⸗ 
bandelt werden, wenn man sie mit Kalk mischt; 
ind zwar setzt man den zwanzigsten Theil der Loh · 
nenge an Kalk zu. Empfehlenswerth ist, dieses 
gemisch noch mit Pferdemist zu mengen und dann 
n gewoöhnlicher Weise in Haufen aufzusetzen, die 
zin und wieder mit Jauche zu begießen und einige 
Male umzustechen sind. Auf diese Weise wird ein 
Dung hergestellt, der in 4 bis 5 Monaten zur 
Herwendung gelangen kann. 
Kalkanstrich für Obstbaäume. Wes⸗ 
alb streicht man die Odstbäume mit frischgelöschtem 
dalk an? Der Kalkanstrich schützt die damit ange- 
richenen Theile gegen Kälte, zerstört einen großen 
Theil der darauf lebenden Insekten, reinigt selbe 
zon allen Moosen und Flechten und schützt die jungen 
gäume, besonders wenn man der Kalkmilch etwas 
Abirittsdunger oder Blut beimengt, gegen Hasenfraß. 
durch fortgesetzte Anwendung dieses Kalkanstriches 
serhindert man das Auftreten der so außerordentlich 
chadlichen Schildläuse, gegen die Blutlaus bat der⸗ 
eibe jedoch keine Wirkung. 
Neueste Nachrichten. 
Verlin. 22. Okt. Der Kaiser wird 
oraussichtlich schon in den nächsten Tagen 
nach Berlin kommen, um dann Ende der 
Woche auf 2 Tage sich zu den Jagden und 
zum Besuche des Prinz⸗Regenten ins Herzog⸗ 
thum Braunschweig zu begeben. 
Berlin, 22. Ott. Man schreibt der „Kreuz⸗ 
eitung“ aus Petersburg:“ „Ich kann Ihnen nun⸗ 
mehr den Besuch des Kaisers Alexander 
II. in Berlin für Mitte November als 
iemlich sicher in Aussicht stellen. Kaiser Alexander 
vünscht unter allen Umständen dem am 15. November 
ieses Jahres zu feiernden Regierungsjubilaum des 
dönigs von Dänemart deizuwohnen und die Reife 
iach Kopenhagen wird zu dieser Jahreszeit schwer⸗ 
ich noch zur See angetreten werden können. Es 
ommt hinzu, daß man sich an hiesiger Aller⸗ 
vöchster Stelle der Pflicht eines Gegenbesuchs in 
Berlin, der doch über kurz oder lang stattfinden 
nuß, natürlich bewußt ist, und daß man daher 
die bei der Kopenhagener Reise nothwendige Be⸗ 
cührung von Berlin zu beregtem Besuche benutzen 
vill. Die Kaiserreise wird daher in hiesigen ver⸗ 
rauten Kreisen bereits lebhaft ventilirt, wenngleich 
ich die ganz Intimen noch völlig unwissend stellen, 
hoch hat dies nichts zu bedeuten, da die Umgebung 
er allerhöchsten Herrschaften infolge der hiefigen 
igenthümlichen Ueberwachungszustände die officielle 
Mittheilung über die allerhöchste Reise oft erst 
venige Tage, ja Stunden vor dem Aufbruche selbst 
rhält. 
Hamburg, 22. Okt. Dem „Hamb. 
KTorresp.“ zufolge sagten ihre Theilnahme an 
der Zollanschlußfeier am 29. Oktober folgende 
hon der Stadt eingeladene Herren zu: Fürst 
Bismarck, Graf Moltke und die Minister v. 
Bötticher, v. Goßler, v. Scholz, Bronsart 
J. Schellendorf, Graf Bismarck, Herrfurth, 
owie Admiral Graf Monts. Alle Bundes⸗ 
taaten senden Vertreter. Die Liste der of⸗ 
iciellen Theilnehmer umfaßt bisher außer dem 
Kaiser und dessen Gefolge 194 Personen. 
Paris, 22. Ott. König Karl von 
Württemberg traf geflern in Nizza ein, wo 
er auf dem Bahnhofe vom Präfecten empfangen 
vurde. Als der König im geschlossenen Wagen 
zurch einen Volkshaufen von etwa tausend Men⸗ 
schen fuhr, pfiff ein Mann und rief: „Nieder 
mit den Préußen!“ 
Baris, 22. Okt. Den Meldungen aus 
davre zufolge wurde das abgerissene und ge⸗ 
chädigte Schild des deutschen Konsulats auf 
Beranlassung des Unterpräfekten wiederherge⸗ 
dlellt. Dasselbe wird nunmehr durch einen 
Fentralkommissär des Unterpräfecten ins Con⸗ 
ulatsgebäude geschafft und in Gegenwart der 
heiden Beamten an der Façade des Consu⸗ 
latsgebäudes wieder befestigt werden. 
Wien, 22. Okt. Prinz Heinrich von 
Preußeu, welcher auch bei dem Ministerpräfi⸗ 
zenten Graf Taaffe seine Karte abgab, reiste heute 
Abend nach Darmstadi ab. 
BP.O Der Papst hat dem Kaiser sein 
Zildniß, mit Brillanten geschmückt, und ein zweites 
dem Nrinzen Heinrich üherreichen lassen. 
Fdür die Redaktian derantwortlhich FX. 7. MDom⸗ 
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Zu baben in der Puchbandlung Demaæatæ.