Full text: St. Ingberter Anzeiger

münchen- 27. Okt. Der Hauptausschuß 
ma. Lehrervereins hat beschlossen, es sei im 
bay?r. Lehrerstandes an die kgl. Staats⸗ 
Ddhecuinanigte Binte gu tichen. diesatbe 
snen daß alle im Lande vorhandenen das 
norecht des Lehrers betreffenden besonderen 
ncrworschriften aufgehoben werden, und daß 
1 dem nächsten Landtage eine Vorlage zugehe, 
ie Abschaffung der Verordnung vom 20. 
Id und aller ähnlichen vor 1818 noch 
andenen Verordnungen zum Zwecke habe. 
Jerlin. Die an Kaiser Wilhelm während 
aufenthalts in Rom eingesandten Bittgesuche 
n die Zahl 5000. Einen bedeutenden 
heil dieser Bettelbriefe bilden die undermeid⸗ 
uldigungsverse. Lieder, Kompositionen, Zeich⸗ 
vilder ꝛc. ⁊c., deren Urheber, wie schon 
meist nach einem preußischen Orden lüstern 
Nerkwürdigerweise war unter den Bitt⸗ 
as französische Element in hervorragender 
hertreten. So petitionirte die in Rom weilende 
gictor Hugos, Gräfin Clementine Hugo 
nuhere Revolutionärin, jetzige Vorsteherin eines 
hauses, um allerhöchsten Zuschuß zu Gunsten 
Unstalt! Welchen Bescheid die — übrigens 
nebenswürdige und sympathische — Französin 
ain, ist unbekannt. Die übrigen Bittsteller 
wilen sich auf die große Menge jener Parasiten, 
nit ihren Jammerepisteln Papst und Koͤnig, 
un Welt in gleicher Weise bei passen den 
genheiten bedenken. 
neber den Checkverkehr hielt dieser 
im Verein Berliner Kaufleute und Industrieller 
or Wittekind von der Mitteldeutschen 
dübank einen höchst interessanten Vortrag, in 
er für eine weitere Ausbildung des Chekwesens, 
allem für eine baldige gesetzliche Regelung des⸗ 
mit überzeugenden Worten eintrat. Das 
wesen Deutschlands sei gegenüber den Verhält⸗ 
in Amerika und England weit zurückgeblieben, 
Checkumsatze in Newyork und London erreichen 
Betcag von je 120 Milliarden Mark, während 
a der Deutschen Reichsbank nur etwa 30 
arden betragen; ja, selbst bei der Reichsbank- 
istelle veon Hamburg sei die Stückzahl der dort 
zdechselten Cheks doppelt so groß, wie die 
chahl bei sammtlichen übrigen Reichsbankan⸗ 
ien zusammengerechnet. Eine weitere Ausdehn⸗ 
des Checkverlehrs würde auch der Entwickelung 
o krafiig aufbiühenden deutschen Ausfuhrhan⸗ 
wesentlich zugute kommen. 
In Paris starb die Wittwe Ledrus 
lin's im Alter von 68 Jahren. Sie hat 
Familie und ihr bedeutendes Vermögen, das 
auf nahezu drei Millionen beläuft, wird ihren 
mn, den Bankiers Badel, zufallen. 
Was der Kaiserbesuch der italie— 
hen Regierung für Kosten verur⸗ 
nihat, verräih jetzi posb festum die floren⸗ 
— dafür rund 
sllionen Lire vom Staasschatz ausgegeben, un⸗ 
hnet die 950,000 Lire, welche König Humbert 
seiner Privatschatulle betgetragen hatte. Das⸗ 
eBlatt will wissen, daß Kaiser Wilhelm aus 
ch des Besuches in Jialien allein 550,000 
verausgabt hat. Die „Natione“ fügt noch 
daß das Municipium von Castellamare 
.0600, das von Neapel 200,000 und das von 
a 680,000 Lire fur die glaͤnzende Begrüßung 
deutschen Kaisers aufgewandt habe. 
Nach Warschauer Blattern haben alle dortigen 
indischen Juden den Befehl erhalten, Ru ß⸗ 
id binnen dier Wochen zu verlassen. 
Die ungefuͤhr 44 Kilometer lange Eisenbahn⸗ 
de von Jaffa nach Jerusal emn, die erste 
enbahn in Pal ästinat, geht ihrer Vollendung 
ren, und in einigen Monaten wird der Schie⸗ 
odeg die heilige Stadt mit dem Meere verbinden. 
Hafenstadt Jafsa, der Ausgangspunkt der Bahn. 
t Ansehen in den letzten Jahrzehnten ganz 
indern. Die alten Mauern des Forts sind ge⸗ 
en, und an ihrer Stelle find europdisch erbaute 
vttlagen und Magazine erstanden. In der in⸗ 
en Siadt erheben sich überall neue Gebaͤude, 
borsiadte haben sich erweitert. Orangenhaine 
seben die freundliche, rein gehaltene und gut 
ahter Stadt. — Auch anderen Orts ist Pa- 
an im besien Zuge, sich zeitgemäß zu entwideln. 
Bethlehem, vor wenigen Jahren noch aus 
—V——— in ein rein⸗ 
¶. gut deleuchtetes Stadichen verwandeit. Die 
u dei schlechiem Weiter und im Winter kaum 
angbaren Straßen sind gepflastert worden und 
nun zu jeder Zeit des Jahres gut zu passiren. 
die meisten Haͤuser haben Glasfenster erhalten, 
ine Einrichtung, die in Palästina sowie auch in 
z5yrien eine immer größere Ausbreitung gewinnt. 
— 
ührt, gleicht einer europäischen Fabrikstadt. In 
er Hälfte der Stadt, in welcher die Grabmäler 
zosua's und Joseph's sich befiaden, ist eine aus- 
sedehnte Siifenfabrik entstanden, deren Erzeugnisse 
is Tunis und Süditalien ausgeführt werden; in 
er anderen Hälfte hat man eine Fabrik für Stiefel 
ind sonstige Fußbekleidung errichtet. — Ja Jeru⸗ 
alem ist der Zuzug von deutschen und israelitischen 
rinwanderern auf die Catwickelung von wesent- 
ichem Einflusse gewesen; die Stadt verliert von 
Tag zu Tag mehr ihren orientalischen Charakter. 
die Thore der Stadt werden nicht mehr geschlossen. 
Straßen und Wege sind verbessert, europäische Ge⸗ 
ude werden fort und fort errichtet. Man kann 
tzt in Jerusalem Annehmlichkeiten wie in den 
uropdischen Großstädten genießen. Auf dem Wege 
jon Jaffa nach Jerusalem findet man ausgedehnte 
gemüse: und Obstgärten, welche sich in vortreff · 
ichem Zustande befinden. Haupisächlich ist es der 
Zandel mit Orangen, welcher einen immer größeren 
lufschwung nimmt. Die Anlage der Bahn dürfte 
zie fortschrittlichen Veränderungen in Palästina 
edenfalls noch beschleunigen. 
4 Urlaubskarten für Ehemänner. 
Dden Ehemännern, welche wegen nächtlicher Ver⸗ 
hätung von ihren besseren Hälften eine Gardinen⸗ 
redigt befürchten, wird eine Urlaubskarte will⸗ 
ommen sein, welche neuerdings in den Handel ge⸗ 
racht worden ist. Die rothfarbige Karte hat fol⸗ 
gJenden Wortlaut: 
„Nachtzeichen 
Dem Ehemann 
Herrn.* 
st auf sein Ansuchen und in Berücksichtigung seiner 
juten Führung für heute Urlaub bis nach 10 Uhr 
gewährt worden. 
Die Ehefrau 
NB. Den Trauring in der Westentajche zu 
ragen, zieht den sofortigen Verlust dieser Vertrauens— 
arte nach sich.“ 
Neueste Nachrichten. 
Cassel, 30. Okt. Bei dem Brandun⸗ 
sllück in Hünfeld sollen 300 Gebäude, drei— 
iertel der Stadt, in Asche und Schutt liegen. 
der Brand dauert noch immer an. Das 
Jersfelder Militär und dreißig Feuerwehren 
ind aufgeboten. Das Rathaus, die Reichs— 
yost, die Schulen, die Apotheke sind einge— 
ischert. Die Kirche ist noch unversehrt. Alle 
—„cheuern waren vollgepfropft mit Getreide. 
die Verwüstungen sind entsetzlich, das Elend 
inbeschreiblich! 
Friedrichsruh, 30 Okt. Der Kaiser 
jat heute nachmittag 3 Uhr die Rückreise nach 
—ED führte 
deim Heruntersteigen aus dem Schloßthor die 
Frau Fürstin Bismarck. Von der außer⸗ 
Jalb des Schlosses harrenden zahlreichen 
Menschenmenge wurde der Kaiser mit brau⸗ 
enden Hurrahs empfangen. Kinder über— 
reichten ihm Blumen, welche freundlichst an⸗ 
genommen wurden. Bei der Verabschiedung 
iüßte der Kaiser der Frau Fürstin die Hand, 
während er dem Fürsten Bismarck 
viederholtaufsherzlichste die Hand 
schüttelte. 
Potsdam, 30. Olt. Der Kaiser traf 
nit dem Sonderzug und Gefolge um 8 Uhr 10 
Minuten hier ein und begab fich sogleich nach dem 
Marmorpalais. 
Wien, 30. Okt. Konigin Natalie von 
Serbien bereitet Proteste mit der Aufforder⸗ 
ung, fur ihre Rechte einzutteten, an die orthodoxen 
—„ynoden in Butkarest, Athen und Petersburg und 
in das Patriarchat in Konstantinopel vor, wo 
Schriftstücke durch persönliche Vertreter übergeber 
verden sollen. Es gilt jetzt jedoch als sicher, daß 
in Butarest, Athen und Konstantinopel den Protesten 
wegen Unzuständigkeit keine Folge gegeben wird. 
Auch Petersburg dürfte den augenblicklichen Stimm ⸗ 
uagen der rusfischen maßgebenden Kreise gemäß sich 
nicht einmischen. — Wie die „Politische Correspon- 
denz“ erfährt, soll Kaiser Wilhelm dem 
ZQnnig Georg don Griechenland gegen 
uͤber die Ansicht ausgesprochen haben, im Laufe 
des nuchsten Jahres eine Reise nach Athen 
zu unternehmen. 
Konstantinopel, 80. Olt. Die Suez⸗ 
canal-⸗Uebereinkunft ist gestern von den 
Bertretern sämtlicher dabei beteiligten Mächte unter- 
zeichnet worden. 
Betersburg. 30. Okt. Kein Atten⸗ 
tat.) Bei dem Eisenbahnunfall, welcher bei 
der Station Borki den kaiserlichen Hofzug 
zetroffen hat, soll ein Verbrechen jedenfalls 
nicht vorliegen. Die Ursache war ein Reifen— 
zruch. Von dem Zugpersonal und der 
Dienerschaft blieben mehrere tot, 
undere wurden verwundet. 
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