Full text: St. Ingberter Anzeiger

aossenschaft. Zur Durchführung dieser Zwecke seien 
folgende Aufgaben zu erfüllen: 1. Die Vervollkomm- 
ung des Gewerbebetriebes der Innungsmitglieder, 
Besellen und Lehrlinge. 2. Die Abhaltung von 
Besellens und Meisterprüfungen, sowie die Ausstell⸗ 
ung von Zeugnissen darüber. 8.) Die Errichtung 
eines Schiedsgerichtes zur Entscheidung von Streitig⸗ 
keiten zwischen Innungsmitgliedern mit ihren Ge— 
jellen und Lehrlingen. 4. Den wirklich faulen Zu⸗ 
tänden im Gesellen⸗, Lehrlings⸗ und Herdergswesen 
entgegenzutreten. 
- Homburg, 27. Okt. Den Tod eines 
ihrer treuesten Söhne hat unsere Stadt zu beklagen: 
der in weiteren Kreisen bestbekannte pensionierte 
Finnehmer Herr Rosche ist in Ludwighafen im 
Alter von 81 Jahren gestorben. Der Dahinge— 
schiedene trat erst vor einigen Jahren aus dem akliven 
Dienste, nachdem, wie man der „Zw. Z.“ schreibt, 
er schon beim Baue der ersten bayerischen Eisen⸗ 
zahn, zwischen Fuürth und Nürnberg, als Bahn⸗ 
neister thätig war. 
— Kaiserslautern, 28. Okt. Die hiesige 
Düngerfabrik feierte vor einigen Monaten den 
Tag ihres 285jährigen Bestehens und gleichzeitig 
das 25jährige Dienstjubilaum ihres Prokuristen 
Herrn Josef Schöneck und ihres Werkmeisters 
herrn Christian Brenzinger. Den beiden L tz⸗ 
leren wurden am Tage ihres Jubiläums von den 
Arbeitern der Fabrik je ein Ruhesessel überreicht, 
don einer weiteren Feier jedoch Abstand genommen, 
da Herr Schöneck einen herben Verlust zu beklagen 
jatte. Gestern Abend nun wurde das dreifache 
Jubiläum im engeren Kreise im „Hotel zur Post“ 
hegangen, bei welcher Gelegenbeit Herr Schöneck 
mit einem prachtvollen Schreiblisch (derselbe wurde 
por einigen Tagen übergeben), Herr Brenzinger mit 
einer goldenen Remontoir⸗Uhr überrascht und beehrt 
wurden, wobei der Direktor, Herr Dr. C. Brimmet 
auf die Jubilare toastirte, was diese mit dankenden 
Toasten auf den Herrn Direktor und die Fabrik 
erwiderten. — Zur Prüfung der Lokomotiv— 
führerlehrlinge wird der Direktor der Pfäl⸗ 
zischen Bahnen, Herr Regierungsrath v. Layhale, 
in den nächsten Tagen hier eintreffen. (Vzt.) 
— Nach einer Mittheilung des „Fr. J.“ soll 
sfich Oberbürgermeister Dr. Miquétl, der bekannt⸗ 
ich schon vor seiner Wahl im Jahr 1887 (Herr 
Miquél ist der Vertreter des Wahlkreises Kaisers⸗ 
lantern-Kirchheimbolanden) erklärte, daß 
er nur für eine Legislaturperiode sich verpflichten 
önne, Parteifreunden gegenüber fich dahin ausge—⸗ 
sprochen haben, daß die Fülle seiner Berufsgeschäfte 
an der Spitze einer großen städtischen Verwaltung, 
seine Verpflichtnung, an den Berathungen des Herren⸗ 
hauses häufig theilzunehmen und die nicht abzu⸗ 
veisenden Anforderungen zahlreicher gemeinnütziger 
Vereine an seine Mitwirkung sich nicht verein⸗ 
baren ließen mit der Annahme eines neuen Reichs⸗ 
tagsmandates. Man wird allerdings versuchen, 
diesen Verlust von der nationalliberalen Partei und 
dem künftigen Reichstag abzuwenden, gibt sich aber⸗ 
allzu großen Hoffnungen nicht hin. 
— Waldfischbach, 27. Okt. Die Arbeiten 
an der hiesigen Wasserleitung haben bereits 
bor circa 2 Wochen begonnen. Die Arbeiten am 
Brunnen selbst sind nun soweit beendet, daß gestern 
nit der Rohrleitung begonnen werden konnte. Letz⸗ 
zere wird dald fertig sein, da die Strecke bis in den 
Ort nicht so groß ist und dürfte die Wasserleitung 
in einigen Wochen gänzlich fertig sein und der Ge⸗ 
meinde zur Benützung überlassen werden. 
— Virmasens, 28. Okt. Ein eigen⸗ 
hümliches Malheur passirte gestern, wie die 
„P. Ztg.“ erzählt, einer Frau in der sogenannten 
Bogen straße“. Derselben erging es nämlich wie 
inst den „Legionen des Feldherrn Varus“ in den 
Hebirgspässen bei Detmold, sie blieb nämlich wie 
jene im „Sumpfe“ stecken. Die Frau wollte an eine 
dortige Schuhfabrik ihre zu Haus gefertigte Arbeit 
abliefern. Zu allem Unglüdck hielt gerade dicht vor 
dem betreffenden Hause ein Frachtfuhrmann, der 
sich in die Mitte der „Straße“ nicht gewagt hatte. 
Bei dem Betreten der Straße blieb nun die Frau 
m Morast stecken und konnte nur, auf ihre Hilfe⸗ 
xufe, von⸗ Nachbarsleuten aus ihrer Lage befreit 
werden. Wer aber die „Straße“ passiren muß, 
thut gut, wenn er sich mit Kürassierstiefeln und 
einem massiden Gebirgsstock bewaffnet. 
— Anfangs September ds. Is. wurde bei den 
heiden ledigen Geschwistern Bold in Horbach 
an einem Nachmittag während deren Abwesenheit 
in ihhrer Wobnunqg 20 Mark gestobhlen. obne daß 
nan den Thäter ertappt hatte. Im Laufe der 
vorigen Woche stellte sich nun heraus, daß ein 15— 
ähriges Bürschchen von Horbach Namens Wilhelm 
iese freche That verübt hat. Derselbe stieg durch 
iin Fenster in die Wohnung der Geschwister Bold 
in und führte so den Diebstahl aus. Er soll noch 
inen 9Rjährigen Knaben Namens Stay als Mit— 
jelfer hinzugezogen und demselben von dem Gelde 
2 Mark gegeben haben. Durch Letzteren soll der 
Dieb verrathen worden sein. Das saubere Bürsch— 
hen wurde durch die Gendarmerie verhaftet und 
n das Amizggerichtsgefanguniß Waldfischbach 
ibgeliefert. Auch war gestern das hiesige Gericht 
sur Feststellung des Thatbestandes an Ort und 
S„Stelle. 
— Landau, 28. Okt. Ein junger Mann 
von hier, bis vor kurzem in einem Bankgeschäft 
hätig, ist dieser Tage in ein Kloster eingetreten. 
(C. A) 
— Edenkoben. Letzten Freitag verunglückte 
zer 14 Jahre alte Sohn des Blech⸗ und Kupfer⸗ 
chmiedmeisters Herrn Burkart von hier auf Villa 
zudwigshöhe dadurch, daß er im Innern des so—⸗ 
jenannten Prinzenbaues vom zweiten Stockwerke 
Jjerab auf den Plattengang fiel und dadurch einen 
zoppelten Bruch des rechten Armes, eine Verstauch⸗ 
uing des linken Armes und Verletzungen am Kopf 
uind an den Füßen erlitt. Ob der hoffnungsvolle 
Junge sich durch den Sturz auch innerliche Ver⸗ 
etzungen zugezogen, kann mit Gewißheit nicht gesagt 
verden. Hoffentlich werden sich keine bleibenden 
NLachtheile für den Verunglückten ergeben. Der 
züchmeiz der Eltern ist groß. 
— Nachdem die Gemeinde Lambrecht⸗Gree⸗ 
benhaussen zu einer Stadtgemeinde unter dem 
tamen Lmbrecht erhoben wurde, hat die k. Post- 
expedition Lambrecht-Grevenhausen für die 
Folge ausschließlich den Namen „Lambrecht“ zu 
ühren. 
— Speyer, 26. Okt. Generalsynode. 
detzte Sitzung Samstag Morgen 9 Uhr. Einizer 
Begenstand der Tagesordnung: Wahl des ständigen 
usschusses der Generaliynode. Dieselbe geschieht, 
veil eine Einigung vorausgegangen, per Akklama⸗ 
ion. Gewählt wurden als geistliche Mitglieder die 
»erren; 1) Kirchenrath Maurer, 2) Pfarrer 
Nathéus, 3.) DekanSturz; als weltliche Mii— 
zlieder die Herren: 1) Regierungsrath Späth, 2) 
Unwalt Keller, 3) Studienrektor Hahn; als Ersatz ⸗ 
eute wurden gewählt die Herren: 1) Dekan Höpf⸗ 
njer, 2) Dekan Gleich, 3) Dekan Diffine, 4) Dr. 
ßroß, 5) Eisenbahndirettor Becker, 6) Lehrer 
ßogelgesang. Der Ausschuß nimmt die 
Vahl an und bestimmt zum Vorsitzenden Herrn 
dirchenrath Maurer, zu dessen Stellvertreter Herrn 
Kegierungsrath Späth, zum Schriftführer Herrn 
Pfarrer Mathéus, zu dessen Stellvertreter Herren 
Z5tudienrektor Hahn. 
Um 1 Uhr fand gemeinschaftliches Essen im 
„Wittelsbacher Hof“ statt, an welchem sich außer 
»en anwesenden Mitgliedern der Synode Seine 
kFxzellenz Herr Staatsrath v. Braun, der koͤnigliche 
dommissär Herr Adaldert Geib und Herr Regier⸗ 
ingsdirekter Wand betheiligten. Während des 
Festessens wurden Toaste ausgebracht vom kgl. 
derrn Kommissär auf Seine kgl. Hoheit den Prinz 
degenten, von Herrn Kirchenrath Lyncker auf Se. 
Najestät den Deutschen Kaiser, von Herrn Konsi⸗ 
orialdirettox Wand auf Se. Erzellenz Herrn 
ztaatsrath v. Braun, welcher alsbald mit einem 
olchen auf die Generalsynode erwiderte, von Kirchen⸗ 
ath Maurer auf den kgl. Kommissär bei der 
Synode, von Herrn Anwalt Keller auf das könig⸗ 
iche Konsistorium. Hiermit war die Reihe der 
yffiziellen Toaste erledigt. (K.) 
— Speyer, 26. Ollt. Der vor einigen 
Wochen sich auf französisch empfohlene Schreiner⸗ 
neister J. Th. wurde heute früh durch die Gen⸗ 
zarmerie verhaftet und in Untersuchungshaft 
ibgeführt. Wie man hört, soll derselde bisher in 
Amerika gewesen sein, hat jedoch dort wahrschein 
lich das erhoffte Glück nicht gefunden. 
— Speyer, 27. Okt. Die diesjährige 
Spätjahrsmesse hat heute ihren Anfang ge⸗ 
nommen. Viele Landleute aus Baden und den 
imliegenden Ortschaften von hier waren aus diesem 
Anlaß hier anwesend und die Verkäufer können 
nit den Geschäften für den ersten Tag wohl zu⸗ 
rieden sein. An Sehenswürdigkeiten ist nichts be⸗ 
onderes aufgestellt. Die Wirthschaften waren sehr 
rut frequentirt. 
— Sy⸗y⸗r Algz Zeichenlehrerin fGridi⸗ 
tädtische höhere Töchterschule wurde Frl. Elise K al 
rowska an der höheren Töchterschule in aug 
jeimbolanden gewählt. 
— In Speher wurde dem „Pf. Ki zufol 
ein elegant gekleideter junger Mann im Alter de 
»twa 28 Jahren verhaftet, der seit 8 Tagen 
zahier sich umhertrieb, bei Familien verschiedener 
Braumeister in derer Abwesenheit vorsprach und 
zort größere und kleinere Geldbeträge erschwindelte 
Er gab sich als Baron aus und sagte, die Braut, 
ichule in Worms besucht zu haben; er sei aus 
Angarn gebürtig. Da der Verhajtete keine Legiti⸗ 
nationspapiere im Besitz hat, scheint man es mit 
einem geriehenen Gauner zu thun zu haben. Er 
wurde in das Amisgerichtsgefängniß verbracht. 
— Dürkheim, 28. Okt. Wissenschaft— 
sicher Verein. Heute Abend findet im Bereins- 
jahre 1889190 der erste Vortrag statt. Herre 
Bincenti speicht über die „Sonnentempelstadi Helio 
polis“. — Der Verein tritt in das neue Ver— 
ꝛinsjahr mit ca. 250 Mitgliedern, was erfreulicher 
Weise wieder eine Zunahme gegen das Vorjaht 
qufweist. Pro 1888189 betrugen die Einnahmen 
.093.33 Mi. und die Ausgaben 964.62 Mtk., 
nithin Aktivrest 128.71 Mk. Der' verewigte Hert 
Ingenieur A. Strauß vermachte dem Vereine letzt- 
villig 1000 Mt. Der Vereins-Ausschuß besteht 
uus den Herren: Dr. Chr. Mehlis, Vorsitzender; 
Institutslehrer Strauß, Sekretar; Bankbeamte P. 
Tessel, Kassier; sowie den Herren: Institutsvor⸗ 
tand S. Bärmann, J. Dülk, Institutslehrer Dr. 
Th. Mehlis, Lehrer Peter und Pfiarrer Vogt als 
Beifitzende. (A.) 
— Lud wigshafen, 27. Okt. Durch ein 
Versehen kam gestern Nachmittag ein Fabrikarbeiter 
nuf dem Hemshof unliebsam zu Schaden. Der⸗ 
selbe kaufte von einem Jungen eine Fastenberetzel 
uind gab diesem statt ein Zweipfennigstück ein 
Zehnmarksßück mit in Zahlung. Kurze Zeit 
zarauf bemerkte der Arbeiter seinen Irrthum. Nach 
ängerem Suchen wurde der Junge ausfindig ge— 
nacht; derselbe hafte aber bereits das Goldstück 
vechseln lassen und sich Wurst und Bier gekauft, 
mit zwei Mark hette er sich die Verschwiegenheit 
eines in die Sache eingeweihten Kameraden er— 
auft und fünf Mark hatte er am Weiher versteckt. 
Zur Aufnahme des Protolls wurde der betrügerische 
Bretzeljunge von einem Schutzmann auf die Polizei⸗ 
wache verbracht. 
— Ludwigshafen, 27. Okt. In der Re⸗ 
sttauration Hagen tagte heute eine Anzahl Delegierter 
pfälzischer Geflügelzuchtvereine be— 
qufs Reorganisation des Kreisvereins. Vertreten 
varen Kaiserslautern, Landau, Ludwigshafen, Neu 
tadt, Pirmasens, Speyer, nicht dertreten Franken⸗ 
hal und Winnweiler. Das Kreisstatut wurde 
entsprechend abgeändert und dann die Neuwahl der 
dreisvocstandschaft vorgenommen, die folgendes Re⸗ 
ultat hatte: 1. Vorstand Lehrer J. Esselborn hier, 
2. Kreissekretär Hauter in Spehyer, Schriftführer 
Zermann Kayser in Kaiserslautern, Rechner Herr 
Theodor Dörner hier. Die nächste Delegiertenver⸗ 
ammlung soll 1890 in Landau stattfinden und 
damit eine Kreisgeflügelausstellung verbunden 5 
(F. T. 
— Ludwigshafen, 28. Okt. Der Besuch 
der Geflügelausstellung war am gestrigen 
SZonntag ein äußerst reger und wurden auch ziem⸗ 
ich Käufe zu auten Preisen abgeschlossen. 
— Frankenthal, 28. Ott. Seitens eines 
diesigen Bürgers, der seit langen Jahren stets warm 
ind energisch für die Interessen seiner Vaterstadt 
Frankenthal eingeireten ist, wurde veranlaßt, daß 
ine Eingabe an das hiesige Handels- und 
hewerbe -Gremium gelangt, worin gebeten 
wird, folgende Punkte einer Beratung und Beschluß⸗ 
assung zu unterwerfen: 1. Die zeitgemäße Her⸗ 
dellung des Kanals a. Verbreiterung und Tiefer⸗ 
egung, b. Ausdehnung des sogenannien Kessels 
»is zum ersten Rondell, zu einem Winterhafen, 0. 
Beseitigung der störenden Ausdünstungen. 2. Her⸗ 
tellung einer Telephonverbindung mit Ludwigshafen 
ind Mannheim. 3. Elektrische Verbindung der ver⸗ 
chiedenen, besonders außerhalb liegenden Etablisse⸗ 
nents mit der Stadt zum Zwecke der Allarmierung 
n Brandfällen. Die Eingabe zirkuliert bei den 
ziesigen Geschäftsleulen, sowie Großindustriellen und 
indet dem „Tgb.“ zufolge ausnahmslos vollstes 
rẽntgegenkommen, was die bereits erhaltenen Unter⸗ 
chriften beweisen. 
— Im Direklionssteinbruche Jungenwald 
zei Hachftätten schlug am Samstag ein herabfal ⸗