Full text: St. Ingberter Anzeiger

Mk. weniger gegründet. Es entfallen 1697 174.35 
Mk. für Wohlthätigkeits- 1140355.96 Mtk. auf 
kultus⸗, 254231.58 Mk. auf Unterrichts⸗ und 
71018.36 Mtk. auf Gemeindezwecke. 
*— Der Fuchs ist nach einem Urteil des 
Reichsgerichts, in Bayern — sowohl im Gebiete 
des bayer. Landrechts als auch im Gebiete des ge— 
meinen Rechts — als jagbares Tier anzusehen; 
jagt jemand in Bayern auf einen Fuchs an Orten, 
an denen er zu jagen nicht berechtigt ist, so ist er 
demnach wegen Jagdvergehens der 88 292 -294 
Strafgesetzbuchs zu bestrafen. 
*— Im Verlage von Aug. Kranzbühler in 
Zweibrücken ist jüngst ein Büchlein erschienen, 
das von allen, welche den vielfach erschütternden 
Ereignissen, welche in den letzten Jahren unser 
Vaterland betrafen, mit Mitgefühl gegenübderstan⸗ 
den, als Gedenkblatt gern entgegengenommen wird. 
„Vaterländische Gedichte aus der Passions— 
zeit des deutschen Reiches und Volkes und aus 
Bahyerns Freuden- und Leidenszeit“ nennt sich das 
Werkchen. Verfasser ist Herr Pfarrer F. H. Roth 
in Zweibrücken. Die verschiedenen Eindrücke, welche 
den echt patriotisch gesinnten Mann bewegten, gibt 
er in rythmischen Klaͤngen wieder, über denen meiß 
ein Hauch stillen Ernstes zu schweben scheint. Aber 
nicht nur um ihres Inhaltes wegen ist diese kurze 
Gedichtsammlung zu empfehlen, sondern auch des 
wahrhaft edlen Zweckes halber, wozu der Ertrag 
bestimmt ist. Der volle Ertrag aus der Ausgabe 
soll nämlich zu Gunsten eines in unseret Bezirks« 
hauptstadt zu errichtenden Waisenhauses Verwen⸗ 
dung finden. Gegen den geringen Preis von 25 
Pfennig (in Marken einzusenden) ist das Büchlein 
vom Verlage zu bezieheu. 
— Nach der „Zw. Zig.“ sollen die Pap⸗ 
pelbäume an der Kaiserstraße, soweit die— 
selbe den Bann Limbach und Altstadt 
berührt, entfernt und durch andere Alleebäume er- 
setzt werden. Diese Pappeln üben auf die an—⸗ 
grenzenden Grundftücke einen nicht unbeträchtlichen 
Schaden aus und es wurde dem Wuusch der oben 
bezeichneten Gemeinden, diese Baäume zu entfernen, 
von Seiten des königlichen Straßen⸗ und Flußbau—⸗ 
amtes bereitwilligst entsprochen. 
— Dem Ackerer Karl Brunner in Wolfers⸗ 
heim drannten gestern Stall und Schoppen ab. 
— Zweibrücken, 29. Okt. Die Wahl⸗ 
termine zu den Gemeinderatswahlen 
wurden, nach der „Zw. Z.“, für nachstehende Ge⸗ 
meinden auf die beigesetzten Tage verlegt: 
Zweibrücken ..... Dienstag 12. November. 
Wattweiler ...... Mittwoch 6. — 
Mimdach ....... Freitag 8. * 
Ommersheim ... Freitag 15. F 
Oberwürzbach ... Mittwoch 13. 
Heckendalheim ... Mittwoch 6. F 
Eschtingen ... . Montag 18. E 
Ensheim....... Dienstag 19. — 
Ormesheim....... Momag 18. F 
Blieskastel ......« Freitag 22. 
Aßweiler ..... Freitag 22. 
— In Sachen betr. die Heimath des Zug⸗ 
führers bei den pfälzischen Eisenbahnen Jakob 
Renner, zur Zeit in Zweibrücken, ist vom 
Verwaltungsgerichtshof in München die Beschwerde 
des Genannten gegen einen Entscheid der kgl. Re—⸗ 
gierung der Pfalz vom 6. September 1887 als 
unbegründet verworfen. Renner hat dement- 
sprechend seine Heimath in der Gemeinde Lud⸗ 
wigshafen erworben und damit das Heimaihsrech! 
in Rohrbach verloren. Renner hatte zwar behaup⸗ 
tet, er habe niemals die Absficht gehabt, sich in 
Ludwigshafen dauernd niederzulassen; dieses scheint 
aber nicht zutreffend, ebensowenig wie die weitere 
Behauptung, er sei in Folge seines Dienstberhält⸗ 
nifses dem Willen der pfälzischen Eisenbahndirektion 
unterworfen, wohin ihn die Direktion versetze, da 
habe er zu bleiben. 
— In Rinnthal hat sich, wie das S. 
W.“ berichtet, ein schreckkliches Unglücker— 
eignet. Die ledige, 50 Jahre alte, blödfinnige 
Julianna Frank, welche bei ihrem Schwoger 
verpflegt wurde, kam in der Küche dem Herdfeuer 
zu nahe, wodurch ihre Kleider Feuer fingen und 
sie derart verbrannte, daß man fie als Leiche auf⸗ 
fand. 
— Kaiserslautern, 27. Ott. Besitz⸗ 
wechsel. Bei der gestrigen Versteigerung der dem 
Herrn Ludwig Krafft gehörigen sog. Wasch⸗ 
müuhle mit Oekonomiegebäuden, Brennerei, Hof. 
Garten, Acker- und Wiesenland ging dieselbe um 
den Preis von 33 000 M. in den Besitz des 
Herrn Mühlenbesitzers Müller über. 
— Der Burgermeister Herr Hoble in Kai— 
erslautern hat Namens der Bewohner des 
Westrichs eine Petition um die Erbauung einer 
kisenbahn von Kaiserslautecn nach der Biebermühle 
an die Kammer der Abgeordneten eingereicht. 
— Pirmasens, 29. Okt. Stecherei. In 
vergangener Nacht geriethen kurz nach 12 Uhr in 
der Alleestraße 2 Burschen, Kaspar Franz und 
August Jakobi, in Streit, wobei ersterer einen be⸗ 
deutenden Stich in den Kopf erhielt. Derselbe 
mußte ärztlicherseits verbunden werden und liegt 
sehr schwer danieder. Der Thäter Jakobi wurde 
berhaftet. 
— Landau, 256. Okt. Am 1. Dezember 
328. Is. werden es 30 Jahre, daß Heir Ober— 
förster Aull auf dem Landauer Forsthaus, 
jenant Taubenfuhl, sich befindet und dort mil 
illem Fleiße und großen Verständniß den Landauer 
Stadtwald bewicthschaftet. Mögen dem Herrn Ober 
sörsier Aull noch viele Jahre Gesundheit zu treuer 
Pflichterfüllung beschieden sein. 
— Neustadt, 29. Okt. Frau Hebamme 
Schmitt beging gestern ihren 85. Geburtstag 
iu voller Rüstigkeit im Kreise ihrer Familie. Wenn 
daraufhin all' die guten Wünsche der Neustadter 
und Neustadterinnen in Erfüllung gehen, deren 
ersten Lebenslaut die gute Greisin im Laufe der 
Jahre ihrer Berufsthätigkeit vernommen, dann kann 
ihr ein glücklich heiterer und zufriedener Lebensabend 
nicht fehlen. 
— Neustadt, 29. Okt. Gestern Nachmittag 
gegen 1 Uhr eatstand auf der mittleren Haupt- 
traße ein Menschenauflaufdadurch, daß ein 17 
Jahre alter angetrunkener Maurerlehrling von hier 
Miene machte, einen Schutzmann mit seinem Taschen⸗ 
nesser zu attackiren, sodaß der Schutzmann fich 
beranlaßt sah, von der blanken Waffe Gebrauch zu 
machen. 
— Neustadt, 29. Okt. Das der Frau 
Zrieg gehörige Wohnhaus mit Faß⸗ und Kelter⸗ 
zaus (an der Gerichtsstraße gelegen) ging laut der 
„Ztg.“ um den Kaufschilling von 36000 Mk. an 
herrn Weinhändler Fuchs dahier über. 
— Speyer. Am 16. Dezember d. J. beginnt 
die letzte Quartalsprüfung pro 1889 für die Apo— 
thekergehilfen. Gesuche um Zulassung zu 
diesen Prüfungen sind bis längstens 18. Novem- 
der d. Is. bei der Prüfungskommission einzurei— 
hen, oder speziell beim Vorstande dieser Kommis 
ion, Herrn Regierungs- und Kreismedizinalrath 
Dr. Vogel in München. — Diese Gesuche müssen 
vorschriftsmäßig belegt sein. 
— Dürkheim, 28. Okt. In der Gemeinde 
Weisenheim a. S. wurden in der letzten Zeit ver⸗ 
chiedene Diebstähle ausgeführt, ohne daß die Diebe 
entdeckt werden konnten. Unter Anderem wurde in 
der Nacht von Samstag auf Sonntag der Witw⸗ 
dath. Weber ein Sack Korn, sowie Stroh gestohlen 
und dieser Diebstahl führte zur Entdeckung det 
Diebes. Zugleich wurde auch der Rebendieb entdeckt 
In letzter Zeit wurden auf dem Felde die Wurzel⸗ 
rxeben, namentlich die Portugieser, stark gestohlen. 
Bei einem gewissen J. V. wurden ca. 2000 Stück 
metertief in dessen Garten vergraben, gefunden 
Beide sehen num ihrer wohlverdienten Strafe ent⸗ 
gegen. 
— Aus dem Bezirke Dürkheim. Meißfl 
ind nur noch die Großproducenten unserer hervor⸗ 
ragenden Reborte in der Lese begriffen und dürfte 
zieselbe bis Ende dieses Monats bezw. Anfang 
nächsten Monats beendet sein. Durchschnittlich sind 
ehr hohe Mostgewichte zu verzeichnen; z. B. aus 
Forst 110 - 1300 und mehr nach Dechsle, aus 
Deidesheim und Ruppertsberg 100 -110- 125 
seine Auslesen wiesen bis zu 140 - 148 - 152 
nach Oechsle's Waage auf. Zeugt dieses schon von 
inem entschieden qualitativ sehr hervorragenden 
dahrgang, so sei überdies noch bemerkt, daß fün 
einsten Most bis zu 70 Mk. pro 40 Liter ge⸗ 
zoten, jedoch um diesen Preis nicht abgegeben 
vurde. Die Moste Dürkheim's bewegen fich in den 
Bewichtsmengen von durchschnittlich 90—95 bis 
100, Feineres bis zu 1100, für Feinstes dürften 
ruch dort noch höhere Grade erzielt werden. Ge— 
lelterter 1888er wurde in Deidesheim zu 1000 — 
1100 Mi. und höher abgesetzt; in Dürkheim 
vurden bis jetzt 760 —8830 Mk. angelegt. Weisen⸗ 
Jeim a. S. erzielte 500 — 600 Mk. — Alles für 
e 1000 Liter. 
— Die Maul⸗und Klauenfeuche, welche 
vor einigen Wochen in einem Stalle des Ottes 
Altrip ausgebrochen war, ist nach einer amilichen 
Miltheilung wieder erhoschen. 
—Frankenthal, 29. Oklt. Das seit üͤben 
einee Woche der mißte Stubenmädchen des Herrn 
Dr. Beder, Margaretha Hil d aus Wachenheim 
wurde heute in dem Weiher am Kugelfang erirun— 
ken aufgefunden. 
— Frankenthal, 28. Okt. Aus der 
Distriktratssitzung. Der im Vorjahre gefaßt— 
Beschluß auf Errichtung einer Distriktssparkoss 
vard zurückgezogen, nachdem die Mehrzahl der Ge— 
neinden des Distrikts sich gegen deren Errichtung 
ausgesprochen. Bezüglich der Gründung eine 
Pensions-Kasse für die Bauschaffner beschließt der 
Distriktsrat, es soll die fragliche Pensionskasse nicht 
als Distriktsanstalt errichtet werden, vielmehr den 
Bauschaffnern überlassen bleiben, fich eine eigen 
Kasse zu gründen. Der Beitrag der Bauschaffner 
'iezu soll auf die Distriktskasse ubernommen werden. 
Der früher gefaßte Beschluß, wonach die Schienen- 
geleise an dem Heßheimer Uebergang beim Bahnhof 
Frankenthal von 6 auf 4 zu reduzieren sei, wird 
zurückgezogen und der Bahn gestattet, die Geleise 
an diesem Uebergange auf 10 zu erhöhen, nachdem 
der anwesende Vertreter der Bahn, Herr Direktions 
rat Müller die bestimmte Zusicherung gegeben, daf 
der Uebergang dem Rangierderkehr möglichst entrückt 
werde. Bezüglich der Lokalbahn Ludwigshafen⸗ 
Frankenthal⸗Großkarlbach wird beschlossen, gleichwie 
im Distrikt Grünstadt, sich auf der Strecke von 
Heuchelheim bis zur Distrikisgrenze gegen Dirmstein 
mit einer Straßenfahrbahnbreite von 4 Mir. 50 
Ztm. zu begnügen, daß jedoch die Schwellen auf 
der ganzen Strecke des Distrikts in das Niveau 
der Straße gelegt werden müssen. Nach den Ver—⸗ 
handlungen trat der Distriktsrat auf Grund des 
Art. 11 des Distriktsratsgesetzes unter dem Vorsitzt 
des Herrn Medizinalrates Dr. Zöller zusammen 
und stellte noch folgenden Antrag: „Es möchte in 
Anbetracht des außerordentlichen Schadens, den 
die massenhaft auftretenden Stare und Sperlinge 
an den Feldgewächsen anrichten, das Verbot des 
Tödtens und Einfangens dieser Vögel für die Zei— 
der Reife der Feldgewächse aufgehoben werden. 
(Tgb.) 
— Waldgrehweiler. In der hitesigen 
Gemarkung haben drei Theilhaber aus Meisenheim 
Granit entdeckt. Sie arbeiten eben mit voller 
Macht daran, einen Granitbruch herzustellen. (Vzt.) 
— Kirchheim a. E. Letzten Sonntag Vor⸗ 
mittag erhängte sich der hier wohnhaft gewesene 
Privatier Joh. Kraus in der Nähe des Bahn— 
körpers zwischen hier und Freinsheim. Derselbe 
stand der „Pf. Presse“ zufolge, in sehr guten Ver⸗ 
vältnissen. 
Vermischtes. 
7Remelfingen, 26. Okt. Heute Morgen 
wurde der Vater eines 9jahrigen Knaben, der vor 
etwa 83 bis 4 Wochen abends in der Saar ertrun⸗ 
ken ist, unter dem Verdachte, den Jungen in die 
Saar gestoßen zu haben, verhaftet und geschlofsen 
in das Unterfuchungsgefängniß nach Saargemünd 
ebgeführt. Der Mann, dessen Frau voriges Jahr 
starb, wollte wieder heiraihen. Die angebliche 
Braut erklärte, ihn heirathen zu wollen, wenn der 
Knabe nicht da wäre. Hierauf soll der Vater den 
Sohn in die Saar gestoßen haben, um so zu sei⸗ 
nem Ziele zu gelangen. (Saarg. Ztig.) 
FBaumholder. Ein besonderes Interesse 
zrregte hier eine 1713 Pfund schwere Kohlrabi, 
gezogen von Herrn Gastwirth Herrmann. Derselbe 
zat außer dieser noch eine 15 Pfund und eine 
14 Pfund schwere Kohlrabi in seinem Garten 
gezogen. 
F Mannheim. Einen wichtigen Bescheid 
jat die Kaiserl. Oberpostdirektion erlassen, wonach 
ine Telephonanlage Frankfurt⸗Mann— 
heim⸗Mainz auf der einen Seite mit Koblenz⸗ 
kdoͤln unter Einschluß Bingen˖Kreuznach auf der 
indeten Seite projelktirt wird. Die Binger Han⸗ 
delskammer hat nun an die dortigen Interessenten 
die Anfrage wegen Betheiligung gestellt. Wenn sich 
ꝛine genügende Zahl Teilnehmer fände, sollte an 
die Verwirklichung dieses Projektes gegangen wer⸗ 
den. — Der Zirkus Corty⸗Alt hoff hat an 
den Stadtrath das Gesuch gerichtet, in unserer 
Stadt 6 Wochen lang Vorflellungen geben zu 
dürfen. Der Stadttath hat dies Gesuch bewilligt, 
edoch muß der Zirkus 2500 Mark an die Theater⸗ 
asse zahlen. — Wie das Amtsblatt meldet, wurde