Full text: St. Ingberter Anzeiger

die Ehefrau des Kaufmannes Johannes Pohl y, 
Betty geb. Mellinger in Mannheim, für bercchtigt 
Alart, ihr Vermoöͤgen von demjenigen ihres Ebe— 
nannes abzusondern. 
Eine glückliche Operation waurde 
„or einigen Tagen im Mainzer Hospital an einem 
seinen Kinde ausgeführt; das etwa neun Monate 
Ilte Kind eines dortigen Geschäftsmannes hatte 
zürzlich zum Spielen eine Zeitung in die Hand 
Ftommen, dieselde aber alsbald im kleine Fetzen 
errissen, von denen es mehrere in den Mund steckte 
ind verschluckte. Gerade kam die Muiter in's 
zimmer, als sie gewahrte, daß ihr Kind an dem 
zapiere würgte und dem Ersticken nahe war. 
zn ihrer Angst eilte die Frau mit dem Kinde in 
zas benachbarte Hospital; der Arzt versuchte, dem 
Aeinen das Papier aus dem Schlund herauszu⸗ 
ehen, was aber nicht gelang und so mußte, um 
2s Lehen des Kindes zu relten, zum Aeußersten 
— zum Aufschneiden der Speiseröhre — ge— 
chniten werden, die Operation gelang ganm vor⸗ 
züglich Auch der Verlauf der Heilung war ein 
zuter, so daß das Kind vor einigen Tagen wieder 
als hergestellt aus dem Hospital entlassen wurde. 
Dieser Vorfall dürfte allen Personen, welche kleine 
Kinder zu hüten haben, abermals zur Vorsicht 
mahnen. 
Frankfurt. In einem besuchtem Wirths⸗ 
zause bemerkte man einen Dienstmann, welcher 
mehrere Stunden lang in aller Gemüthlichkeit mit 
inem alten Herrn Sechsundsechzig spielte. Die 
Stammgäste wunderten sich zuerst, daß der be— 
reffende Dienstmann, welcher laut Dienstordnung 
nüchtern und zuverlässig“ sein muß, so offen dem 
berheerenden Laster des Spiels fröhne, endlich aber 
argerten sie sich und beschlossen, ihm das Handwerk 
zu legen. Einer derselben tritt auf ihn zu und 
sibt ihm einen Auftrag. „Kann nicht, muß Karte 
pielen,“ antwortetedieser zerstreut über die Störung 
es Spiels. Auf wiederholte Aufforderungen die⸗ 
elbe Antwort, nur hier und da unterbrochen durch 
n hingeworfenes „Lassen Sie dem Dienstmann 
el“ Ruh!“ aus dem Munde des alten Herrn. Der 
lufiraggeber wird zuerst dringender, erinnert 
)en kopfschüttelnden Dienstmann an seine Pflicht 
und wird zuletzt förmlich unangenehm. Da auf 
inmal springt der alte Herr, erzürnt über die 
Störung in einer gerade interessanten Partie, 
wüthend auf und ruft: „Wollen Sie jetzt dem 
Mann sei' Ruh' lasse! Ich hab ihn auf drei 
Stunden täglich zum Sechsundsechzigspiele gemiehtel. 
hdier is die Mark'!“ 
F Halle a. d. S., 29. Okt. Der Literar- 
sistoriker und Orientalist Professor Dr. Richard 
Hosche, det bekannte Herausgeber von Lessings und 
Shakespaares Werken, ist heute Nacht plötzlich ver⸗ 
torben. (Wie von anderer Seite gemeldet wird, 
Jatte sich Professor Gosche in einem Anfalle von 
Beistesstörung die Kehle mit einem Rasirmesser 
urchschnitten. 
FEisenach, 26. Okt. In den heutigen 
Morgenstunden verübte ein polnischer Knecht in 
der Nähe von Berka a. d. Werra einen Mord⸗ 
unfall auf einen Lehrer und einen Arzt; Beide 
wurden durch Messerstiche schwer verletzt. Der 
dehrec dürfte kaum mit dem Leben davonkommen. 
Wie man hört, soll die That auf einer Versonen⸗ 
nerwechselung beruhen. 
178000 Feldmäuse. In Anröchte, 
Kteis Lippstadt, wurden in letzter Zeit über 178 000 
Feldmliuse eingefangen, für welche die Gemeinde— 
rasse, da dieselbe für jede Mans 1 Pfennig aus⸗ 
uzahlen übernommen hatte, rund 1800 Mark, be⸗ 
onders an schulpflichtige Kinder, auszahlte. 
f Dortmund, 28. Okt. Die Gewerkschaft 
Lereinigte Westfalia hat auf ihren Schächten eine 
telanntmachung angeschlagen, welche besagt, daß 
zie infolge des Arbeitsausstandes versprochene Lohn⸗ 
thöhung seit Juni gewährt worden sei. Inzwi— 
ichen hätten sich die Kohlenpreise weiter gehoben 
und die Gewerkschaft sei deshald in die angenehme 
dage versetzt, mitzutheilen, daß vom 1. November 
g alle Lohne eine weitere Aufdesserung erfabhren 
Men 
Gerdufteth Peinliches Aufsehen erregi 
n Berlin das Verschwinden des Rechtsanwaltes 
Felit Cohn. Da derselbe viele Papiere mitge- 
iommen und seine Aklen in der größten Unordnung 
zurückgelassen hat, so find daraus vielen Klienten 
age Unannehmlichkeiten erwachsen. Mannigfacht 
drozesse mußten deßwegen vertagt werden. Rechts⸗ 
mwalt Cobn batte besonders in der Kaufmanns— 
velt zahlreiche Kunden, welche durch feine Flucht 
mpfindlich geschadigt sind. Die Motive seiner Ent⸗ 
veichung find noch unklar, doch gilt als feststehend, 
zaß er sehr viele Schulden hat. 
4 Posen, 28. Ott. Die Warthe ist auf 
2,45 Meter gestidgen; die Dammstraße und 
der Berdychower Damm sind überfluthet. Der 
Verkehr wird durch Kähne vermitttelt. 
F Aus der Schweiz, 28. Okt. Vieles Ge⸗ 
waltige lebt, doch nichts ist gewaltiger, als der 
Mensch — wenn er erst einmal anfängt, Berg⸗ 
dahnen zu bauen. Erst Rigi, Pilatus, Jungfrau 
und nun kommen die verschiedenen „Höcner“ da— 
tan. Zunächst das Brienzer Rothorn zwischen 
Brienzer See und dem Moarienthal. Dieses über 
Brienz aufragende Felsenungetüm ist 2351 Weeter 
joch; die Bahn soll eine Länge haben von 6000 
Netern, und zwar Brienz ˖ Planalp (Drahtseilbahn) 
2200 Meter, Planalp 1000 Meszer und von Plan⸗ 
alp zum Rothorn, von wo aus Zahnradbahn, 
2800 Meter. Die Steigung beträgt für die erste 
Strecke 35 Prozent, auf der Planalp 15 Prozent 
und von da dis zum Gipfel 45 Prozent. Die 
Baukosten sind auf 8 Millionen oder 500 Fr. flir 
den Meter berechnet. Der jährliche Besuch ist aus 
25 000 Personen veranschlagt. Der Preis für 
Berg⸗ und Thalfahrt soll 20 Franken betragen. 
Nächstens wird nun wohl auch der Montblanc 
daran kommen! 
Prag, 29. Okl. Der von Hlinsko nach 
Skutsch gestern abgegangene Personenzug der Nord⸗ 
vestbahn entgleiste ohne weiteren Unfall. Der von 
Deutschbrod nachgesandre Hitfszug fuhr, trotz der 
Warnungsfignale, in jenen Personenzug hinein, 
vobei vier Passagieresderletzt wurden, von denen einer 
Zzereits gestorben ist. Eine Gerichtskommission ist 
aus Chrudim an der Unglüdsstätte eingetroffen. 
Venedig, 28. Okt. Hierher kam Befehl, 
den Hofzug, welcher den Kaiser Wilhelm 
yon hier nach Monza bringen sollte, eventuell für 
die Fahrt Brindisi⸗Monza bereit zu halten, weil 
der deutsche Kaiser statt in Venedig bereits in 
Brindisi landen dürfte. Es verlautet, der Kaiser 
verde vom 11. bis 20. November in Monza bleiben. 
um 11. November ist der Geburtstag unseres 
dronprinzen, am 20. November der Geburistaa der 
dönigin. 
FeNew⸗HYork, 28. Olt. Ein heftiger 
Sturm hat an der atlantischen Küste gewüthet, 
velcher zahlreiche Schiffbrüche verursacht hat. Es 
zaben auch diele Personen ihr Leben eingebüßt. 
F Ein Hilferuf. Die amerikanischen 
Journale veröffentlichen einen Aufruf zu einer 
Zubskription für den gänzlich verarmten deutsch 
merikanischen General Sigl, dem Sieger 
von Bull-Nun (am 25. August 1862.) Sigl wird 
illgemein bedauert, da er als ein Greis von 65 
Fahren neben seiner Nothlage roch das Unglüd 
rleben mußte, daß sein Sohn in's Zuchthaus 
vandern mußte. General Sigl ist in Sinsheim 
n Baden geboren, war Kriegsminister beim Auf- 
tand 1848, später Obergeneral der badisch⸗pfälz⸗ 
schen Armee, focht bei Waghäusl und fuührte 
ie Trümmer seines Korps in die Schweiz. 
Der derzeitige Wohnort des Generals ist in Buf—⸗ 
aste 
ꝛachrichten. 
Gestorben: In Pirmasens Georg Tour⸗ 
nier, 64 J. a.; in Hambach Anna Maria Dehm,. 
geb. Metzger; in Ludwigshafen a. Rh. Ludwig 
Fries, 71 J. a.; ebendaselbst Auaust Vitz. 18 
fWfRa. 
HDienstesnacht ten. 
Der kath. Schulverweser Christian Pfaff in 
Alsterweiler wurde auf Ansuchen seiner Stelle ent⸗ 
soben und diese dem Schuldienstexspektanten Wil—⸗ 
selm Isranga aus Ludwigshafen übertragen. 
Neueste Nachrichten. 
Zweibrücken, 80. Olt. Herr Stadt— 
ischreider Wentzler, welcher als ffädtischer 
Beamter gewiß Verdienste zu verzeichnen hat, feiert 
morgen, den 31. Oktodet, seine goldene Hochzeit. 
Herr Wentzler, welcher verhältnismäßig noch sehr 
rzüstig ist, hat das hohe Alter von bald 84 Jahren 
erreicht und seine Gemahlin, welche ihm jederzeit 
im harten Lebeunskampfe treu zur Seite stand, iß 
89 Jahre alt. Möge das greise Ehepaar noch 
diele Jahre sich der besten Gesundheit erfreuen und 
sich noch lange an jenen köͤstlichen Früchten ergötzen 
nelche nur die Saat ernster Arbeit bringen kann 
(3tq.) 
Speyer, 29. Olt. Geßern find 16 The o⸗ 
logie-Kandidaten in das hiesige Klierikal⸗ 
Seminanr eingetreten. 27522 
Muͤnchen, 29. Okt. Die Kammer der 
Abgeordneten trat heüte Morgen in die Be⸗ 
athung der Nobelle zum Malzaufschlag gesetz. Der 
steferent Abg. Sattorius und der Korreferent Abg. 
Nichbichler traten für die Vorlage der Regierung 
zin, der letziere unter Stelluag eines Modifikations⸗ 
mtrages. Der Abg. Hänle beantragt die Streich⸗ 
ung des Zuschlags für Großbrauer in Abs. 2 des 
Uri. J. des Gesetzes. Minister v. Riedel ist gegen 
diesen Antrag und für unveränderte Annahme der 
B setzvorlage nach dem Ausschußantrag. Die Abgg. 
Diehl, Weigel, Josehh Wagner und Hahn sprechen 
für den Ausschußantrag; hierauf werden die Ver⸗ 
handlungen abgebrochen und die nächste Sitzung 
auf morgen anberaumt. (Pf. K.) 
Berlin, 29. Okt. Wie das „Irf. J.“ hört 
besteht die Absicht, dem Bundesrate und dem Reichs⸗ 
tage in einem sogenannten Weißbuche eingehend 
Kenntniß über die Ercignisse in dem deutsch⸗ 
ostafrikanischen Schutzgebiete von Beginn 
der Operation des Reichskommissars Wißmann an 
bis in die jüngste Zeit zu geben. Das Weißbuch 
Rürfte im Zusammenhang mit der in der Thron⸗ 
rede vom 22. ds. angekündigten neuen Vorlage 
wegen der Deckung der Mehrkosten für die Wiß⸗ 
mann⸗ Expedition stehend und zualeich mit dieser 
irscheinen. 
Hamburg, 29. Okt. Die Polizeibehörde 
beschlagnahmte gestern sechs verschiedene, im 
Verlage, von Jensen u. Co. erscheinende Fach⸗ 
zeitüngen, nämlich „Der Bauarbeiter“ Nr. 17, 
„Der Zimmerer“ Nr. 17, „Der Goldarbeiter“ 
Nr. 2, „Der Gerber“ Nr. 20, ,„Die Gärtnerzeitung“ 
Nr. 8 und „Die Tapeziererzeitung“ Nr. 4. Der 
Brund der Beschlagnahme ist angeblich der Abdruck 
eines Artikels unter der Aufschrift „Der zufriedene 
Urbeiter“ aus dem Berliner „Volksblatt.“ Die 
Quelle war angegeben und der Artikel ist anderswo 
hereits unbeanstandet abgedruckt worden. 
Paris, 29. Okt. Der Ausstand im Depar⸗ 
jement Pas⸗de⸗Calais ist, von einem kleinen Bezirk 
abgesehen, als beendigt zu betrachten: im Nord- 
depactement feiern noch etwa 2000 Arbeiter. 
Für die Redaktion verantwortlich: F. X. Demes 
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