Full text: St. Ingberter Anzeiger

welche durch Herrn Regierungspräsidenten und 
Staatsrath von Braun in's Leben gerufen wurde, 
hat sich zum Zweck gesetzt, die Verheirathung und 
Grundung einer selbstständigen Existenz für Mädchen 
und junge Manner dadurch zu begünstigen, daß 
fie den Theilhabern auf dem Wege einer alljährlich 
zu veranstaltenden Verloosung für den Fall der 
Verheirathung ein kleines Kapital von 300 Mk 
zur Verfügung stellt. Dies soll in folgender Weise 
erreicht werden. — Jedes Mitglied zahlt jährlich 
einen Beitrag von 3 Mk. Aus sämmilichen Bei⸗ 
trägen werden nach Abzug der unbedeutenden Ver—⸗ 
waltungskosten Gewinne von je 8300 Mk. gebildet, 
so daß auf je 100 Theilnehmer durchschnittlich ein 
Gewinn von 300 Mt. trifft. Um jedoch den Zweck 
welchen die Anstalt sich gesetzt hat, auch wirklich 
zu erreichen, zahlt sie diese Gewinne nicht sofort 
aus, sondern deponirt sie bei einer öffentlichen 
Sparkasse mit Zins und Zinseszins, bis die Person, 
welche den Gewinn gemacht hat, sich verheirathet 
oder das 40. Lebensjahr erreicht hat. Es können 
also alle Unverheirathete, welche noch nicht 40 Jahre 
alt sind, an der Anstalt Theil nehmen. Die Ver—⸗ 
loosung der Gewinne findet an Weihnachten siatt. 
*Das kgl. Oberlandesgericht in München 
hat folgenden für Hundebesitzer wichtigen Ent⸗ 
scheid gefällt: Derjenige Hundebesitzer, welcher zur 
Nachtzeit seinen Hund ungebührlicher Weise bellen 
läßt, wird wegen Störung der öffentlichen Ruhe 
gemäß 8360, 11 des R.St.⸗G.B. bestraft. 
*— Vom 1. Novbember ab ist die Worttaxe 
für Telegramme nach Italien von 20 Pf. 
auf 15 Pf. ermäßigt worden. 
„*.Hassel, 4. Nov. Aus der heute vor⸗ 
zgenommenen Gemeinderatswahl gingen als 
Bemeinderäthe hervor die Herrten:. 
1. Dört Gg. Franz, Gutsbesitzer, mit 110 Stimmen. 
2. Kemmer Jakob, Bergmann, 6686 
3. Schneider Karl, Gutsbesitzer, 68 
4. Meßerle Jakob, Bergmann, 61 
5. Grund Christian, Bergmann, 60 
6. Hüther Friedrich, Schuste, 60 
7. Keßler Joh. Wirth u. Adjunkt,, 60 
8. Lehmann Joh. pens. Bergm., 60 
9. Osthof Valentin, Bergmann,, 585 
10. Schunk Jakob, Bergmann. 57 
110 Bohnert Mathias, Wirth, 57 
Ersatzleute die Herren: 
1. Presser Karl, Bergmann, mit 56 Stimmen. 
2. Würz Josef, Schmelzer, 56 
3. Luckas Jakob, Schmelzer, 55 9B 
4. Unbehend Jakob, Bergm, 55 F 
Als Adjunkt wurde Math. Bohnert mit 
8 Stimmen gewählt und fielen von den andern 1 
3 Keßler und 1 auf Hüther. Ein Gemeinderath 
ehlte. 
— Zweibrücken, 4. Olt. Heute wurde 
die landw. Schule dahier wieder eröffnet. Eine 
schöne Anzahl Schüler hatten fich in Begleitung 
ihrer Vaäter eingefunden. 
— Zweibrücken, 5. Nov. Herr Dr. 
Pohlmeyer aus Berlin wird morgen Abend 8 Uhr 
auf Veranlassung des Gewerbebereins einen Vor⸗ 
trag über „Frauenberuf und Frauenbildung“ im 
Tivolisaale halten, zu dem auch Nichtmitalieder 
Zutritt haben. 
— Homburg, 3. Nov. Daß man dem 
Innungswesen der Handwerker in un— 
serem Bezirk wenig Vertrauen entgegenzubringen 
scheint, zeigte die heutige Versammlung der Blech⸗ 
schmiede und Schlosser⸗Handwerker nebst verwandten 
Gewerben angehörender Meister. Sämmtliche 
Meister des Bezirksamtes Homburg waren zur 
Theilnahme eingeladen; doch fand sich von Land⸗ 
stuhl nur ein Herr ein. Im Ganzen waren 20 
Handwerksmeister anwesend. Herr Blechschmied 
Manner⸗Homburg eroͤffnete um 392 Uhr die Ver⸗ 
sammlung (im Lokale des Herrn Baus), indem er 
die erschienenen Geschäftsgenossen im Namen der 
Versammlungs⸗Einberufer willkommen hieß und den 
Zweck der heutigen Zusammenkunft kurz klarlegte. 
Hierauf wurde zur Wahl des Vorsitzenden geschrit⸗ 
sen und als solcher Herr Manner durch Zuruf er⸗ 
naannt. Nach diesen Vorbereitungen wurden Satz- 
ungen anderer Innungen, die diesbezüglichen Ge⸗ 
setzesbestimmungen verlesen und dieselben besprochen. 
Die Anwesenden sprachen sich hierauf nach der 
„Zw. Z.“ — mit einer einzigen Ausnahme — 
jammtlich fur di Gründung der Innung 
aus. Angemeldrt haben sich bereits 10 Mitglieder, 
denen andere bald folgen werden. Mit der Aus— 
arheituna der Satßungen wurden *Herren hequf⸗ 
tragt und es findet zur weiteren Beratung und 
zründlichen Besprechung des Innungswesens am 
24. 1. Mis. eine zweite Versammlung statt. 
e. — Die Pfalzer Bahntelegraphenstationen Stein⸗ 
venden und Altenglan, Bahnlinie Landstuhl⸗ 
Zusel, wurden ab 1. November zur Annahme und 
Weiterbefoörderung von Privattelegrammen 
ermächtigt. 
4 — Quirnbach. Pfarramtskandidat Mun— 
zinger aus Quirnbach, der sich gegenwärtig 
in London aufhält, soll an einem noch näher zu 
zvestimmenden Tage in Ludwigshafen als Missio— 
nar nach Japan abgeordnet werden. Es be—⸗ 
steht kein Zweifel, bemerkt hiezu die „Union“, daß 
die pfälzische Missionsgemeinde zahlreich an dieser 
Feier theilnehmen wird, wenn nur Tag und Stunde 
derselben rechtzeitig bekannt gegeben werden. 
— Kaiserslautern. 4. Nov. Gemein de⸗ 
athswahl. Die Zahl der abgegebenen Stimmen 
zelief sich beim Schluß des heutigen Wahlaktes auf 
2382 Stimmen bei 3210 Stimmenberechtigten; 
uim 4 Uhr waren 2367 Stimmen abgegeben, doch 
zefanden sich um diese Zeit noch eine Anzahl 
Wähler im Wahllokal, deren Stimmen noch ent⸗ 
gegen genommen werden mußten. 
— Zur Warnung der Fuhrleute 
dürfte folgender Fall dienen. Am vergangenen Frei- 
lag fuhren zwei Velocipedisten von Landstuhl nach 
hier und begegneten bei der Jänisch'schen Brauerei 
ꝛiner Chaise. Die beiden Herten fuhren rechts 
ind gaber oftmals Glockensignal, der Rosselenker 
aber fuhr einem vor ihm befindlichen Fuhrwerke 
dorfahrend links, so daß die Velozipedisten thatsäch⸗ 
lich zusammengefahren worden wären, wenn solche 
nicht im letzten Augenblick in die Rinne gelenkt 
hätten, wodurch aber beide zu Fall kamen. Die 
Thaise fuhr in raschem Tempo weiter, aber rascher 
jolgten die Velozipedisten und stellten den Namen 
des Kutschers fest. Es erfolgte Anzeige und wird 
des Rosselenker seiner Strafe nicht entgehen. 
— Lauterecken, 4. Nov. Nachdem der 
Bou des hiesige Bahnhofsgebäudes be— 
reits rüstig vorgeschritten, wird nunmehr auch mit 
der Hersteliung einer Bahnhofzufuhrstraße in Kürze 
degonnen werden. Die bierzu erforderlichen Arbeiten 
verden, demnächst in öffentlicher Suhmission ver⸗ 
Jeben. 
— Pirmasens, 4. Novb. Einen sehr un⸗ 
ingenehmen Verlauf nahm ein Kirchweih—⸗ 
ꝛergnügen in einer hiesigen Wirthschaft für einen 
sei Herrn Borck bediensteten Metzgerburschen aus 
tonstanz. Demselben wurde nämlich durch einen 
S—chlag mit einem Billardqueue das Nasenbein 
onllständig zerschmettert, so daß der Verletzte wird 
ins Spital aufgenommen werden müssen. Unter⸗ 
suchung ist eingeleitet. 
— Ein höcthst trauriger Unfall ereignete 
sich neulich in der Nähe von Hinler— 
veidenthal. Am Morgen fuhr ein Knecht des 
Holzhändlers Herrn Friedrich Sehnert in den Wald, 
um Stämme zu holen. Da das Fuhrwerk am 
Abend noch nicht daheim war, gingen die Leute 
mit Lichtern auf die Suche und fanden den Ver⸗ 
mißten im Walde auf dem Boden liegend mit dem 
Besichte zur Erde und unfähig sich zu bewegen 
Ein herabgefallener Stamm hatte dem Bedauerns- 
werthen beide Beine zeiquetscht und mußte der 
Aermste deshalb von Vormittags 10 bis Abends 8 
Uhr in seiner hilflosen Lage verweilen. 
— In Barbelroth brannte die Mühle 
mit Wohnhaus und Nebengebäude von Jakob Doll 
total nieder. 
— Neustadt, 4. Nob. Der Bierpfennig 
rür eingeführtes (also auswärts gebrautes Bier) 
zat für den Monat Oktober das schöne Reiner⸗ 
trägniß von rund 700 Mark abgeworfen. Dabei 
ist, wie die „Zig.“ schreibt, in Betracht zu ziehen, 
daß der Monat Oktoder als vorzüglichster „Wein- 
monat“ nachgewiesenermaßen derjenige Monat im 
Jahr ist, in welchem am wenigsten Bier konsumirt 
vird. Der Malzaufschlag fur die hier gebrauten 
Biere ist noch nicht zur Erhebung gekommen. 
— Neustadt, 3. Nov. Die auf gestern 
Abend ausgeschriebene Generaldersammlung der 
Reustadter Volksbank war gut besucht, aber 
aatürlich nicht von einem Drittel der Mitglieder, 
das für eine Statutenänderung nothwendig gewesen 
vaͤre. Eine demnächst stattfindende zweite Ver⸗ 
ammlung wird ohne Rücksicht auf die Zahl der 
Unwesenden endgiltigen Beschluß zu fassen haben. 
— Deidesheim, 3. Novb. Gestern Abend 
3 Uhr wurde zwischen hier und dem einige Minuten 
entfernten Ruppertsberg ein Straßen raubi 
aller Form ausgeführt. Der dreizehnjährige —* 
— — 
diese Zeit von Ruppertsberg nach Hause gehen 
Als er den Eisenbahndurchgang passirte, sprang 
plötzlich ein Kerl hinter der Böschuug herdor, 
nit der einen Hand den erschrockenen Knaben am 
Hals und durchsuchte mit der andern Hand die 
Taschen defselben, bis er dessen Geldtäschchen mi 
unbed utendem Inhalt in seinen Besitz gebracht 
hatte, worauf er das Weite suchte. Bei der herrschen. 
den Dunkelheit konnte der Knabe den Raäuber nicht 
senau erkennen. Die Polizei ist bereits von diesen 
Zorfall in Kenntniß gesetzt und wird es ihr hoffent. 
ich gelingen, des Thäters habhaft zu werden. 
— Wachenheim, 4. Nov. Mit Gestrigem 
hat dahier der Herbst seinen Schluß erreicht. 
Gegen Abend zogen in festlich ausgeschmücktem Zuge 
die Lieser und Logelträger des Herrn Dr. Buckuͤn 
anter fröhlichem Gesang durch die Straßen der 
Stadt. Im Anwesen der Bürklin-⸗Wolf'schen Guts. 
verwaltung angelangt wurden sämmtiliche Theil— 
nehmer mit Speise und Trank bewirthet und 
jerrschte die fröhlichste Stimmung. Das Jahr 
1889 war für unsere Winzer ein recht zufrieden- 
ttellendes. 
— Oggersheim, 3, Nov. Heute Vormit⸗ 
tag halb 10 Uhr fand in der prot. Kirche dahier 
die feierliche Installation des von Heuchelheim hier- 
jer versetzten prot. Pfarrers Herrn Trost statt. 
— Frankenthal, 8. Nob. Heute Nacht 
nußte ein Arbeiter einer hiesigen Fabrik, welcher 
bdon seinem Zimmergenossen durch 6 Messerstiche 
ziemlich verletzt wurde, in das hiesige Hospital auf⸗ 
zenommen werden. Die erste Hilfe leistete Hert 
Bader Sprenger. Der Thäter, der auch eine 
Zopfwunde, wahrscheinlich von einem Fall herrüh—⸗ 
rend, hat, wurde in Haft genommen. An dieset 
Affaire scheint der „Neue“ seine Tücke bewiesen zu 
jaben, denn beide, der Verwundete wie der Thäter 
varen bislang „gute Freunde.“ 
— Frankenthal. 3. Nov. Ein alter, 
alleinstehender und nach allgemeiner Annahme in 
irmlichen Verhaältnissen lebender JZFiegelbrenner 
tarb hier plötzlich am letzten Freitag an einem 
derzschlag. Bei Revision seiner Hinterlassenschaft 
and man, nach dem „Pf. K.“, zum Allgemeinen 
Erstaunen, daß der Veistorbene ein ansehnliches 
VBermögen besaß, welches in Werthen gut und unzz⸗ 
zriugend angelegt ist. Der Verlebte soll aus Polen 
tammen, und wird das Gericht, welches nunmehr die 
Zache in Händen hat, die etwaigen Erben aus⸗ 
—XL 
Vermischtes. 
F Saarbrücken, 4. Nov. Hier und in 
der Umgegend zirkulirt eine Einladung zur Sub⸗ 
scription, in der es u. A. heißt: „An unsere 
Mitbürger! Um einem schon lange gehegten 
Wunsch unseres alten patriotischen Dichters Kon⸗ 
ead Herrmann, die Herausgabe seiner ge⸗ 
jammelten Gedichte, der Erfüllung entgegenzu— 
führen, sind die Unterzeichneten zusammengetreten, 
um die Sache fördernd in die Hand zu nehmen. 
Die Gedichte sollen in einem Bande erscheinen, 
lyrische und vaterländische Gedichte enthalten, die 
letzteren chronologisch geordnet, so daß das Ganze 
zugleich eine bleibende Erinnerung an die Ereig⸗ 
nisse der großen Zeit ist, deren Zeugen wir waren 
und find.“ Möge dem 73 Jahre alten verdienten 
patriotischen Dichter durch zahlreiches Subscribieren 
eine wohlverdienie Ebre und Anerkennung zutbei 
werden. 
fSaarbrücken, 4. Nob. Man schreibt 
dem „St. J.S. A“: Ein hiesiger Metzgermeisten 
jat zwei Bataillonen des 70. Regiments die Offert⸗ 
jemacht, das für dieselben erforderliche Ochsenfleisch 
prima Qualität, für 1 Mark 5 Pfg. pro Kilo zu 
liefern. Der betr. Metzgermeister wird jedenfall⸗ 
technen können und gefunden haben, daß ihm beim 
fferirten Preise noch ein Nutzen verbleibt. Dem⸗ 
jegenüder muß es überraschen, daß in dem Laden 
zJes beir. Meßgermeisters das Kilo Ochsenfleische 
Mark 40 Pfae kostet, also mehr 88 Pfgal Wi 
kommt es, daß dem Publikum das Oððsenfleisch 
nicht für denselben Preis offerirt wird, zumal die 
don dem Betreffenden eingereichte Verkaufsofferte 
das Verlangen erkennen läßt. die Fleischlieferung zu 
erhalten ? 
Darmstadt, 2. Nod. Den Ständen in 
eine Regierungsborlage betreffend die Gehalt 
der Volksschullehrer zugegangen. Hiernach 
mussen die Gebalte bon 1000 bis 1600 Ml. in