Full text: St. Ingberter Anzeiger

in 71 Vereinen. Die Bundesrechnung für 1888189 
weist folgende Ziffern auf: Einnahmen M. 653.12, 
Jusgaben M. 612.32 sohin Einnahme- Ueberschnß 
. 40. 80, der Vermögensbestand beträgt M. 
6.204. 89. Fur den Verlag wurden vereinnahmt 
su 4625.94, verausgabt Mark 4591.90, somit 
leberschuß M. 3404. Das Baar⸗-Vermögen des 
zundes beträgt M. 13,421.26. 
— Hasßloch, 4. Nov. Hiesige Messer⸗ 
elden haben wieder eine denkbar rohe Heldenthat 
Alldracht. Als nämlich gestern Sonntag Abend 
r erst kürzlich vom aktiven Militärdienst in die 
zeserbe nach hier zurückgekehrte Heiarich Diehl, 
Schmied, auf dem Nachhausewege durch die Weißen⸗ 
sosse ging, wurde er Zeuge, wie ewa 15—-20 
ohe 20jährige Burschen den Philipp Scheurer 
on hier mit Prügeln, Gartenzaunlatten ⁊c. auf 
ie grceusamste Weise bearbeiteten. Auf die Be— 
nerkung des Diehl; „Schlagt ihn doch nicht todi!“ 
elen die Kerle auch sofort über Diehl her, brachten 
jim zwei Stiche mit dem Misser auf den Kopf 
ind einen weiteren 5—6 Centimeter tiefen Stich 
muden Rücken zwischen die Schulterplätter bei, 
velch' letzterer Stich um ein Haar, wenn er das 
duckenmark getroffen, hätte iödtlich werden müssen 
ind übrigens auch jetzt noch sehr bedenklich ist. 
lußerdem erhielt Diehl mit einem anderen Mord— 
astrumente noch einen Schlag auf den Hinterkopf, 
aß die Kopfhaut aufsprang, und eine fernere 
zeule ist über der Schulter sichtbar. — Nicht viel 
lümpflcher ist das ursprüngliche Opfer dieser 
MNordbuben, Scheurer, davon gekommen. — Leider 
at Diehl die Burschen nicht erkannt. Hoffentlich 
vird es aber unserer Polizei gelingen, diese Frücht⸗ 
hen herauszufinden und möchten dieselben der höchsten 
ur einen solchen Fall zulässigen Strafe nicht 
nigehen. 
— Speyer. Dahier wurde eine kathol. 
zchulverweserstelle neu errichtet und für dieselbe 
hderr J. Schulz aus Wörth gewählt. 
— Speyer. In Anbetracht der steigenden 
tkohlenpreise wurde der Preis für Kokes 
as der städtischen Gasanstalt um 5 Pf. erhöht 
ind kostet der Zentner von jetzt ab 1Mk. 15Pf. 
— Wachenheim, 4. Nov. Bei heutiger 
3tadtrathswahl machten von 410 Wahlberech⸗ 
igien 389 von ihrem Wahlrecht Gebrauch. Gewiß 
me starke Betheiligung. — Am nächsten Sonntag 
verden in hiesiger protestantischer Pfarrkirche die 
deiden Pfarramts-Kandidaten, Herr Fried⸗ 
rich Rödel von hier (zur Zeit Vikar in Duch—⸗ 
oth) und Heir Vikar Kastner in Freinsheim, 
urch Herrn kgl. Dekan Reittig die Ordination 
mpfangen. 
Die Orts⸗Schulkommission in Dei— 
esheim faßte den Beschluß, daß während des 
HGinters die Kinder der J. Schulklasse anstatt um 
Uhr erst um 9 Uhr zum Unterricht zu 
ommen haben. Ausgenommen find Mittwoch und 
amstag, an welchen Tagen der Unterricht wie 
isher um 8 Uhr beginnt. — 
Jermischtes. 
Von der Saar. Man schreibt der „Tr. 
dztg.“: Während die Moselschiffer den ganzen 
Spätsommer hindurch über den kleinen Wasserstand 
der Mosel zu klagen hatten, wodurch es ihnen un⸗ 
möglich war, nur eine einzige Fahrt mit voller Last 
miernehmen zu können, müssen die Schiffer 
»es Saarkanales, welche wohl genügend 
Wasser hatten, über Mangel an Kohlen klagen. 
ẽs sind beinahe 8 Monate her, daß die Schiffer 
eine Kohlen erhalten; auch jetzt erhalten sie noch 
eine. In Folge dessen sammelt sich noch fortwäh—⸗ 
end eine große Menge leerer Schiffe an den Ein⸗ 
adestellen der verschiedenen Kohlengruben, wovon 
ie letztangekommenen voraussichtlich bis in den 
Winter hinein warten müssen, ehe fie ihren Kohlen⸗ 
edarf erhalten koönnen. Diejenigen Schiffer, welche 
remdes Diensipersonal in Dienst haben, und die 
etzt noch sehr günstige Fahrzeit vor Winter be⸗ 
uutzen wollen, haben meistens andere Produkte an⸗ 
senommen, wovon aber natürlich nicht (o viel Fracht 
nusgesetzt wird, als von den Kohlen; bei diesen 
soͤrt man auch meistens das Sprüchwort: „Besser 
eleiert, als wie gefeiert.“ In den letzten Tagen 
ind die Frachtgelder der Kohlen bedeuteud gesunken. 
F Malstatt-Burbach, 5. Nov. Bei der 
a der Christian Wagner'schen Wirthschaft stattge⸗ 
abten Versteigerung des der evangelischen Pfarr⸗ 
emeinde Malstatt gehörigen alten Schulhauses in 
jurbach wurde derz Gemeinde selbst für die gebotene 
umme von 13000 Mt. der Zuschlag ertheilt: 
in dazu gehöriges Stück Ackerland steigerte zum 
Zreise von 1170 Mt. der Polizeisergeant a. D. 
drämer. Bei der Versteigerung der Gebr. Flamm⸗ 
chen Wohnhäuser gab für das neben Jakob Schu 
zjelegene Tagelöhner Schilke das Höchstgebot mit 
1300 Mk. ab, während für das zweite neben 
zakob Hertel gelegene der Hüttenarbeiter Karl 
eßler ein Höchstgebot von 4900 Mk. abgab. Der 
zuschlag wurde den beiden letztern nicht ertheilt. 
das auf dem Krinzelsberg gelegene ebenfalls den 
zebr. Flamm gehörige Wohnhaus steigerte für die 
Zzumme von 7100 Mk. Hüttenaufseher Marschall; 
emselben wurde der Zuschlag ertheilt. 
F Dauen dorf. In diesen Tagen ist dem 
iesigen Lehrer ein lebendes Schwein im 
Verthe von 100 Mk. gestohlen worden. Der 
der die Diebe fühlten sich jedoch mit ihrer Beute 
licht sicher, als Nachforschungen angestellt wurden. 
fines Morgens schwamm das zum Räuchern be⸗ 
timmte Fleisch in großen Stücken in der Moder. 
da nun die Moder mehr als 2 Kilometer von 
sier entfernt ist, so darf man wohl annehmen, daß 
»as Stehlen und Wiederfortbringen recht mühsam 
var. 
Eine Warnung. Die unter den Schul⸗ 
naben leider viel verbreitele Unart des Rutschens 
iuf deu Treppengeländern hat am Donnerstag in 
Retzingen (Württemberg) ein Opfer gefordert. Ein 
zchüler der Elementarklasse verlor dort bei einer 
olchen „Ruischparihie“ auf dem Geländer der 
zchultreppe das Gleichgewicht und fiel aus beträcht⸗ 
icher Höhe auf die Steinplatten des unteren Gan⸗ 
jes, wo er schwer verletzt liegen blieb. Die schnell 
erbeigezogene ärztliche Hilfe vermochte ihn nicht zu 
etten; schon nach wenigen Stunden war der 
lühende Knabe eine Leiche! 
F Augsburg, 4. Nob. Der Landrath 
on Schwaben wurde eröffnet. Das Kreisbudget 
hließt im Voranschlag mit 1395 721 Mark ab. 
die Kreisumlage ist auf 25 Prozent festgesetzt. 
F München, 4. Nov. Regierungsrat z. D. 
ghilipp Pfister, eine Zeit, lang Privatsekretär 
zönig Ludwigs II., bekannt als Besitzer des 
zchlosses Eurasburg, ist heute früh plötzlich am 
erzschlag gestorben. 
Metten, 2. Nov. (Diebstahl.) Dem 
dlosterOekonomen Pater Virgil sind gestern aus 
»em Kasten 12000 Mk. in Gold gestohlen worden. 
000 Mi. in Banknoten ließ der Dies liegen. 
zom Thaäter hat man noch keine Spur 
(M. N. N.) 
Was alles erfunden wird. Die 
zahl der ertheillten Patente in den Vereinigten 
Ztaaten wird sich bald auf 5300000 belaufen. Das 
züddeutsche Bank; und Handelsblatt bringt von 
en besonderen Geistreichen eine kleine Blumenlese. 
da ist z. B. ein Patent auf eine Stelze ertheilt 
zie dem Pferde an die rechten oder auch linken 
Zeine geschnallt werden kann, wenn der Bauer 
inen Abhang oder Rand zu pflügen hat. Läuft 
as Pferd also an einer abschüssigen Stelle, so wird 
zie Unebenheit durch Anschnallen zweier Stelzen 
zusgeglichen. — Ein heller Kopf erfand eine Vor⸗ 
ichtung, um die Hühner zu betrügen oder vieimehr 
u täuschen. Es ist eine unten im Neste ange— 
rachte Klappe, die sich von selbst oͤffnet, wenn die 
)enne das Ei legt. Dasselbe fällt sofort in einen 
zeutel. Dreht sich nun die Henne herum, so ist 
»as Ei verschwunden und bleibt ihr nichts andere 
jbrig, als noch ein Ei zu legen (so kalkulirt der 
fefinder wenigstens), was abermals verschwindet. 
die Vorrichtung regt also die Hühner zum flotten 
zierlegen an. — Ein Difftelfritze ließ sich eine 
quminirte Katze patentiren. Sie ist von fester 
zappe gefertigt und ihre Augen mit Phosphor er⸗ 
ruchtet. Die patentirte Katze sitzt nun die ganze 
dacht in einer Ecke und erfüllt mit ihren leuchteu⸗ 
en Augen die Seelen der Mäuse und Ratten mit 
zrausen; gefressen aber wird keine. — Anscheinend 
in großer Kinderfreund hat sich ein „Baby“ pa—⸗ 
entiren lassen, das mit bewunderswerther Behendig⸗ 
eit und Natürlichkeit auf allen Vieren, in der 
*tube herumrutscht. Der Patent⸗Inhaber ist auf 
em besten Wege, ein reicher Mann zu werden. 
F Praktische Verdeutschung. In einer 
gesellschaft warf jemand die Frage auf, welches 
vohl die beste Verdeutschung des Wortes ‚Lxikon“ 
ei. Man riet her und hin, bis schließlich der 
fragesteller selher die einfache Antwort gab: „Ich 
hreibe Lexikon wie es geschrieben wird: Leksikon“, 
ese es von hinten nach vorne und vertausche blos 
ie beiden inneren Bachstaben „l“und „se, dann erhalte 
cch das Wort „Nokiksel,“ eine wenn auch platt, 
'o doch deutsche Bezeichnung für ein Buch, worin 
ch etwas nachkieken, gucken, sehen will. Also 
Nokiksel!“ 
Ster stesnachrichten. 
Der Accessist der kgl. Regierung der Pfalz 
Alex. Neubert wurde zum Bezirksamtsassessor 
nn Weissenburg ernannt. Dem gepr. Rechtsprakti⸗ 
ant W. Met in Spehyer, z. Zt. funkt. Assessor 
zeim kgl. Bezirksamte Pirmasens, wurde der Acceß 
zei der Kammer des Innern der kgl. Regierung 
der Pfalz ertheilt. 
Der Lehramtskandidat Hoffmann von Ernst⸗ 
veiler ist auf Ansuchen zum Assistenten an der 
Reolschule Landau exnannt werden — 
Mmeueste Nachrichten. 
Stuttgart, 5. Nov. Der „Staatsanzeiger“ 
jernimmt, das Ministerium der Verkehrsanstalten 
ereite einen Gesetzentwurf dor wegen Be— 
chaffung von Geldmitteln zu Eisenbahnzwecken, 
peziell zur Erbauung weiterer Bahnen von unter⸗ 
jeordneter Bedeutung und zur Herstellung von 
Doppelgeleisen sowie Vermehrung des Fahrbetriebs⸗ 
naterials. Falls es die Vorarbeiten gestatten, 
vird dem nächsten Landtage auch eine Kreditvor⸗ 
age zur Herstellung von Verbindungsbahnen behufs 
Entlastung des Stuttgarter Bahnhofes gemacht. 
Müuünchen, 5. Nov. Die katholische Pfarrei 
Ddahn GBezirksamt Pirmasens) bittet um einen 
Ztaatszuschuß von 500 Mk. zur Errichtung einer 
dändigen Kaplanei. Die kgl. Regierung unterstützt 
ieses Gesuch. Die katholische Pfarrei Ebenkoben 
ersucht um eine Hilfspriesterstelle (1080 Mk.), die 
atholische Pfarre En sSheim um Errichtung 
iner Kaplanei, die katholische Pfarrei Lau tz⸗ 
tirchen um Errichtung einer Hilfspriesterstelle; 
ie Regierung kann jedoch die Dringlichkeit der drei 
orgenannten Gesuche nicht anerkennen. Ferner 
rsucht die katholische Pfarre Mühl bach um 
rẽrrichtung einer ständigen Kaplanei und wird das 
zesuch von der Regierung der Kammer zur Be⸗— 
ücksichtigung empfoblen. Die katholische Pfarrei 
Rundenheim bittet für die dort bestehende 
doplanei noch eine zweite Hilfspriesterstelle für die 
Pfarrei, welches Gesuch von der Regierung nicht 
ils unabweisbares Bedürfniß erachtet wird. End⸗ 
ich ersucht die katholische Pfarrei in Waldsee 
im Errichtung einer Kaplansstelle. Die kgl. Re⸗ 
ierung glaubt aber, daßuder Frage der Kaplanei⸗ 
egründung und der Ausmittelung der erforderlichen 
Ddotation erst nach Vollendung der Kirche in Neu⸗ 
vofen (welch' letzterer Ort zur Pfarrei Waldsee 
gehört) näher zu treten sei. GPf. K.) 
Muünchen, 5. Nob. Am 8. Dezember, als 
im Tage Mariä Empfängniß, feiert der Hausritter⸗ 
Irden vom heiligen Georg sein Fest. Wie die 
„M. N.“ vernehmen, wird hiebei ein Ritterschlag 
tattfinden. Se. kgl. Hoheit der Prina⸗Regent 
ind stellvertretende Großmeister des Ordens begeht 
in diesem Tage das seltene Fest des 50Gjährigen 
Jubiläums seinee Aufnahme in den Orden. Am 
3. Dezember 1839 erteilte König Ludwig J. seinem 
Zohne Luitpold in der alten Hofkappelle den 
stitterschlag, zugleich ward d.r Prinz vom Großprior 
zromovirt. Mit dem Prinzen erhielten noch den 
stitterschlag: Graf Preysing⸗Lichtenegg⸗ Moos, Graf 
Iberndorf und Freiherr von Würzburg. 
Ernannt wurden von Sr. Kgl. Hoheit dem 
Hrinz⸗Regenten der Inspekteur der Kavallerie Ge⸗ 
jerallieutenant Miximilian Frhr. v. Sazen⸗ 
jofen zumek. Kämmerer und Setondlieutenant 
Itto Frhr. v. Redwitz zum k. Kammerjunker. 
London, 5. Nob. Das Emin⸗Pascha⸗ 
domitee erhier über Sansibar eine Depesche 
S5tanleys, nach welcher derselbe bei der zweiten Rück⸗ 
ehr vom Albert Nyanza nach dem Congo hörte, daß 
5min Pascha und Jephsohn seit dem 18. 
lugust gefangen seien. Die Truppen seiner 
lequatorial · Probinz empörten sich, ein starkes Heer 
er Mahdisten fiel in die Provinz ein, die Einge⸗ 
orenen schlossen sich ihnen an und verwüsteten das 
dand, tödteten die Flüchtlinge und zerstörten Schieß⸗ 
edarf und Vorräte. Schließlich erlitten die Mah⸗ 
isten eine Niederlage und sandten einen Dampfer 
rach Chartum, um Verstärkung zu holen. Auf 
ringendes Hilfegesuch brach Stanley das dritte 
Mal nach dem Albert⸗Nyanza auf, wo er am 18. 
zanuar eintraf und den Ueberlebenden Entsatz 
cachte. Dort wartete er bis zum 8 Mai auf die 
rlüchtlinge und trat alsdann den Rückmarsch an. 
zür die Redaktion verantwortlich: F. X. Demeß