Full text: St. Ingberter Anzeiger

von 3 Mark aufwärts. Die Kammermiiglieder sind 
mittels Wahlzettel auf sechs Jahre nach relativer 
Stimmenmehrheit wählbar. Der Minister des 
Inneren kann jede Kammer zu jeder Zeit auflösen 
und die Neuwahl anordnen. Jeder Regierungsbezirl 
behält weiter eine gemeinsame berathende Handels— 
und Gewerbekammer unter Hinzuziehung der Vor⸗ 
sitzenden der Bezirksgremien bei. 
— Blieskastel, 10. Nod. 22 Offiziere 
des 5. Chevaulegers⸗Regiments aus den Garnisonen 
Zweibrücken und Saargemünd veranstalteten gestern 
ein sogenanntes Jagdreiten — Fuchs in Sicht. 
Der Auslauf geschah bei dem Dorfe Aßweiler, ging 
durch das Langenthal gegen Alschbach zu. Um 31 
Uhr trafen die Herren hier ein, wo sie ein gemein— 
schaftliches Mittagessen bei Herrn Helferich, Gast— 
haus zur Post einnahmen. — Im Vereinslokale 
bei Gastwirth Hauck fand heute eine Zusammen⸗ 
kunft des Kriegervereins statt. Der erste 
Vorstand gab der Versammlung bekannt, daß die 
Wohlthätigkeitslotterie der Vereinskasse nach Abzug 
der Auslagen und Kosten die Summe von 242 Mk 
zugeführt habe. Auf Anregung eines Mitgliedes 
wurde bdeschlossen, daß im Laufe des Winters in 
den Monatsversammlungen Themata aus der Ge— 
schichte zum Vortrage kommen sollen. In der 
nächsten Versammlung, die Ende Dezember stait⸗ 
findet hat Kamerad Lehrer Wolf sich bereits erboten 
über das Thema „Die Römer und ihre Geschichte, 
ein Mahnwort an das deutsche Volk“ einen Vor— 
trag zu übernehmen. 
— Blieskastel, 11. Nopb. Ein Buben— 
stück wurde verwichene Nacht dahier verübt, indem, 
nach der „Zw. Z.“, auf einem Herrn Stadtschreiber 
Hegmann gehörigen Grundstück an der alten Chaufsee 
nicht weniger als 28 Obstoäume von ruchloser 
Hand abgebdrochen und zerstört wurden. 
— Bei der Gemeinderathswahl in 
Mimbach wurden nach der „Zw. Z.“ folgende 
Herren in den Gemeinderath gewählt: 1. Friedrich 
Carbon, 2. Daniel Rohrbacher, 3. Phil. Schwarz 
4. Friedrich Lindinger, 5. Jakob Friedrich Schwarz, 
6. Jakob Brill jun., 7. Karl Weber, 8. Jakob 
Lindinger, 9. Christian Hussong, 10. Joh. Wein⸗ 
garth, 11. Jakob Ringle. Zum Adjunkten wurde 
Herr Friedrich Lindinger gewählt. 
— Bierbach. Von der Holzhandlung Ruby 
aus Hochspeyer wurde eine 6 Tagwerk große 
Grundfläche zwischen dem Graubach, der Blies und 
dem Stationsgebäude um den Preis von 10,800 
Mtk. behufs Anlegung einer Fabrik angekauft. 
Soweit bekannt, sollen hauptsächlich Holzartikel her— 
gestellt werden. 
— Kusel, 9. Nov. Heute früh wurde die 
Einwohnerschaft durch eine seltsame, in hiefiger 
Stadt wirklich nicht oft vernehmbare Kunde über—⸗ 
rascht. Zwei Einbrecher waren in voraus⸗ 
gegangener Nacht verhaftet worden. Als 
Gerbereibesitzer L. am Freitag Abend nach Hause 
kam, stieß sein Fuß an einen im Wege liegenden 
Gegenstand. Rasch nach Licht rufend und die Thüre 
abschließend, glückte es Einen zu erwischen, während 
der Zweite bereits den Weg durchs Fenster ge⸗ 
nommen hatte. Es waren zwei Gerbergesellen, die 
es auf Lederdiebstahl abgesehen hatten. Der Er— 
tappte verlegte sich auf's Bitten, schaffte fich aber 
auch durch's Fenster, nachdem er seinen Kollegen 
genannt. Beiden hätte man solche That nicht zu⸗ 
getraut. Nach erfolgter Anzeige bei der Polizei 
wurden die Einbrecher noch in der Nacht verhaftet. 
— Den schönsten Wahlerfolg hatte am 
9. November die Gemeinde Obersulzbach. War 
es schon auffallend, daß von den wahlberechtigten 
Bürgern nur 16 von ihrem Rechte Gebrauch machten 
und nur — 29 — Kandidaten wählten, so mußte 
es noch mehr befremden, daß, wie dem „Pf. A.“ 
gemeldet wird, die Gewählten in corpore mit einer 
einzigen Ausnahme — die Annabme der Wabl 
yerweigerten. 
— Kaiserslautern, 11. Nob. Zu was 
die Elektrizität nicht alles Verwendung findet, 
ist fast unglaublich; so sahen wir, schreibt man 
der „Pf. Vzt.“ in der Auslage der hiefigen elektrisch⸗ 
technischen Anstalt des Herrn von Fleischbein einen 
sehr bemerkenswerthen Apparat, welcher zu Augen⸗ 
operationen dienen soll. Sehr interessant sind die 
dazu gehoͤrigen s. g. Brenner, die, sobald mit dem 
Apparat in Verbindung gebracht, lebbaft zu glühen 
anfangeu. 
— Letzien Samstag hat fich die Deputation 
in Sachen der Biebermühlbahn nach München 
hegeben. Von PVirmasens find die Herren Vurger. 
meister König und Kommerzienrath König dabei. 
Der seitherige Bürgermeister Hohle von Kaisers- 
lautern ist bei der Deputation, während der eben⸗ 
falls dazu bestimmte seitherige Adiunkt Groß von 
dort abgelehnt hat. 
— Pirmasens, 11. Nov. Bei daem gest⸗ 
rigen Preisschießen der Bürgerlichen Schützen⸗ 
zesellschaft erschoß Herr Heinrich Zwing den ersten 
Preis. 
— Pirmasens, 11. Nov. Am Samstag 
Abend kam die dahier in Diensten gestandene 28. 
ährige Margaretha Ritter von Neustadt a. H— 
in ein hiesiges Konfektionsgeschäft um, wie sie an— 
Jab, mehrere Damenmäntel für ihre Dienstherrin 
zur Auswaähl zu holen. Der betr. Kaufmann gat 
derselben hieraufͤ 4 Damenmäntel und nahm selbss 
noch 5 Stück auf den Arm um dieselben nach der 
Wohnung der Dienstherrschaft zu bringen. Beide 
Jingen dann gemeinschaftlich nach der Wohnung 
Als dieselben bei der Gärtnerstraße ankamen, mußten 
dieselben warten, bis ein gerade vorbeifahrendes 
Fuhrwerk vorüber war. Diese Gelegenheit benützte 
die Magd um mit den 4 Mänteln zu verschwinden, 
Als der Kaufmann nun in die Wohnnng des an— 
zeblichen Bestellers kam, erfuhr er, daß keine 
Maäntel bestellt und auch die Magd entlassen wor⸗ 
den sei. Sofort begab sich der Kaufmann nach 
der Bahn, woselbst er der Bahnhofberwaltung und 
dann sofort auch der Polizei Anzeige machte. Die 
Dienstmagd wurde dann am Bahnhof festgenommen 
und von der Polizei vechaftet. In ähnlicher Weise 
jatte sich dieselbe auch 4 Kaputzen erschwindelt, 
Auch soll sie noch verschiedene Sachen bei früheren 
Dienstherrschaften entwendet haben. Die 4 Damen⸗ 
mäntel wurden in einem Stalle in der Gärmer— 
draße versteckt vorgefunden. (3tg.) 
— Auf dem Seehofe bei Dahn wurde 
kürzlich ein großer schwarzer Koör mo ran erlegt. Der 
zlückliche Schütze ließ den bei uns äuß.rst seltenen 
Vogel ausstopfen. 
— Annweiler. Wie das „‚L. T.“ erfährt, 
zjat die Stadtverwaltung von Blieskastel der 
Bremer Firma, welche hier eine Cigarren— 
fabrik errichten will, Arbeitskräfte zu 86 Pfg. 
den Tag angeboten und sich außerdem bereit erklärt, 
die nothwendigen Räumlichkeiten unentgeltlich zu 
ellen. Dieses Angebot beruht wahrscheinlich da⸗ 
zauf, daß die Stadtverwaltung Blieskastel ihr Ar⸗ 
menbüdget dadurch zu erleichtern sucht; es ist jedoch 
fraglich, ob sich die Sache in dieser Weise reali— 
iren läßt. Die Entscheidung wird wohl erst in 
einigen Wochen erfolgen können. 
— Queichheim, Vor einigen Tagen erhielt ein 
jiefiger Mettzger beim Schlachten eines Rindes, 
nachdem es noch nicht ganz todt war, von dem—⸗ 
jelben einen Schlag mit dem Hinterfuß in das 
Besicht, so daß ihm mehrere Zaͤhne eingeschlagen 
wurden. Deßhalb Vorsicht beim Schlachten von 
Broßvieh. 
— Meckenheim. Vom 10. ds. an gehl 
der Postwagen Morgens um 9. Uhr und 
Abends um 484 Uhr hier ab und trifft um 9* 
bezw. 5*84 Uhr am Bahnhof Haßloch ein, von 
wo er um 10 bezw. 5*4 Uhr nach Ankunft der 
betreffenden Bahnzüge wieder hieher zurückgeht. 
[) Speyer, 11. Nov. Gedächtniskirch« 
der Protestation von 1529. Die Freunde unseren 
Sache werden nicht weniger, sondern immer mehr. 
Zunächst ist in Berlin von einem hingebenden 
Freunde unserer Sache und durch ein von demselben 
zebildetes Komitee ein warmer Aufruf allen denjenigen 
Männern in Berlin vorgelegt worden, welche als 
Beistliche und Kirchenratsmitglieder in den dortigen 
vangelischen Kirchen wirken. 1000 dieser Männer 
Jaben ihren Beitritt zu dem Sammelvberein Berlin 
erklärt. In ähnlicher Weise haben in Amerika die 
»eiden eifrigen Vertreter unserer Sache schon 
manchen Freund gewonnen, und zwar nicht nur 
unter den Deutsch⸗Amerikanern, sondern auch unter 
den Anglo⸗Amerikanern. Auch dort soll die Bildung 
eines Komitees für ganz Amerika erstrebt werden. 
Wer in der Pfalz hervorragende Männer Amerikas 
kennt, der helfe durch empfehlende Briefe mit, daß 
die Brüder über dem Meere für unsere Sache be— 
geistert werden. Unser Lawinenbrief ist noch immer 
in löblicher Wirksamkeit. Aus der Pfalz erhalten 
wir fortwährend Beiträge teils von den bestehenden 
Sammelvereinen, teils von den entstehenden; denn 
Manche haben in gut gemeinter Absicht mit der 
Inangriffnahme bis jetzt gewartet. Es gingen ein 
aus: Battenberg 35. 15, Kleinkarlbach 94. 93, Tiefen⸗ 
hal 853 — Mimbach 23 830 Webenbeim 2781 
Wattweiler 11.80, Blieskastel 62.39, Annweiler 
MNachtrag) 22.70, St. Ingbert 500 (Gabe des 
derrn Oskar Krämer), Rieschweiler 81. 82, Dörren 
zach 64 50, Heuchelheim 87.20. Klingen 8428 
Srünstadt (117. Quartal) 16.60. Auͤßerdem di 
Beiträge aus Speyer. Hier find bereits seit Nu 
belebung der Sache 45500.31 Mk. eingegangen 
Rach der bestehenden Organisation geht — 
die Vorstandschaft der einzelnen Sektionen an andere 
Mitglieder über, was die anderslautende Unterschrift 
der Quittungen belunden wird. Der Gesammtbe. 
trag der Zuschüsse pro 1889 beträgt am 8. No—⸗ 
dember 91,378.90 Mt. 
— Speyer, 9. Nob. Der St. Johan— 
nisverein Speyer hielt gestern unter Vor— 
sitz des Herrn Konsistorialdirektor Wand seine dies- 
ahrige Generalversammlung ab. Aus der durch 
Herrn Kaufmann Herz erstatteten Rechnung ist zů 
entnehmen, daß die Einnahmen des Vereins 968 
Mark 19 Pf. betrugen, die Ausgaben 414 Mt. 
80 Pf. Unter letzteren befinden sich an Geld,— 
unterstützungen durch die Geistlichen beider Kon—⸗ 
fessionen 140 Mk., Lehrgelder für vier Lehrlinge 
192 Mk., Zuschuß zu den Verpflegskosten zweier 
tranker Kinder im Viktoriastift zu Kreuznach 60 
Mark. Der Voranschlag für das Jahr 188990 
weist eine Gesammteinnahme von 1057 Mtk. 12 
Pf. und eine Aasgabe von 558 Mt. auf, unter 
letzteren Geldunterstützungen von 140 Mk., Lehr⸗ 
zelder 86 Mk., zwei Freiplätze in den Rettungs— 
Jäusern Haßloch und Landstuhl 280 Mk., Pflege⸗ 
gelder für kranke Kinder 60 Mt. 
— Speyer, 10. Nob. Beim 2. Pio— 
nierBataillon sind gestern aus den frän— 
kischen Kreisen und der Pfalz 120 Rekruten zu 
einer dreijhrigen Dienstzeit eingetroffen. 
— Die ältesteBewohnerinvon Speyer, 
Frau Kathrina Berthold Wittwe, geboren 
den 9. November 1799, feierte am Samstag die 
Vollendung ihres 90. Lebensjahres, inmitten einer 
zahlreichen Schar ihrer Kinder, Enkel und Urenkel. 
VBerheirathet im Jahre 1822 ist die ehrwürdige 
Frau, die an der Spitze einer hier weitverzweigten, 
wohlangesehenen Familie steht, bereits 41 Jahre 
als Wittwe. 9 Kinder sind ihrer Ehe entsprossen, 
6 Söhne und 3 Töchter, und die Zahl der leben⸗ 
den Enkel ist 29 und Urenkel 14, zum größten 
Theil in Speyer lebend. Von immer mehr Heran⸗ 
nahen des Erlöschens des Augenlichtes abgesehen, 
erfreut sich die ehrwürdige Greisin einer seltenen 
Besundheit und Rüstigkeit. 
— Dürkheim, 11. Nov. Martini— 
Mittelpreis. Zufolge bürgermeisteramtlicher 
Bekanntmachung beträgt der Mittelpreis pro Liter 
Träbermost 20.73 Mk. Im Vorjahre stellte sich 
dieser Preis auf nur 10.89 Mk. 
— Ludwigshafen, 11. Nov. Das 
Resultat der hiesfigen Gemeinderathswahl 
ist nach den am Samstag Abend bekannt geworde⸗ 
nen Zusammenstellungen des Wahlbureaus fol⸗ 
gendes: 
Stadträthe: Eisele Georq, Rentier. Fuh⸗ 
rer Joh. Peter, Bierbrauer. Waldkirch Julius, 
Buchdruckereibesitzer. Brunck Dr. Heinrich, Kom⸗ 
merzienrath. Jolas Karl, Bezirks -Ingenieur. 
—AVV 
Apotheker. Jacquet Adolf, Kommerzienrath. Hoff⸗ 
nann Wendel J., Rentner. Kutterer Georg, sen, 
Baumeister. Joos Ludwig, Mezzgermeister. Hoff⸗ 
mann Wendel II., Baumeister. Clemm Dr. KHarl, 
stommerzienrath. Kinzel Heinrich, Lederhändler. 
Rosche Joseph, Bahnbeamter. Luxemburger Ludwig, 
Betriebs⸗Inspektor. Göbels Johann, Kohlenhändler. 
Stauffer Heinrich, Oekonom. Ney Dr. Ludwig, 
prattischer Arzt. Röhrig Karl. Lehrer. Leyser 
starl, Schreinermeister. Grünzweig Dr. Karl, 
Fabrikant. Henrich Eduard, Haupikassier. Ehr⸗ 
hart Franz Joseph. Tapezirer. Klag Heinrich, 
Bahnbeamter. Speck Karl, Babninspektor. Eswein 
Karl, Bankdirekior. 
— Frankenthal, 11. Nov. Seinen 
80. Geburtstag begeht heute der kgl. Justizrat, 
Advokat und Rechtsanwalt Herr Philipp 
Heintz von hier. Allseits ist man über die 
Rüstigkeit und Geistesfrische dieses hochgeachteten, 
beliebten alten Herrn erfreut und der Wunsch 
aller, die ihn kennen, ist, daß er noch lange Jahre 
sich der köstlichsten Gabe, der Gesundheit erfreuen 
möge, damit er nach langjähriger angestrengter 
Berufsarbeit der wohlberdienten Ruhe pflegen 
kann. Anläßlich dieses freudigen Tages ernannte 
ibn die hiesige Schützengesellschaft, welcher Herr