Full text: St. Ingberter Anzeiger

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Amtliches Organ des königl. Amtsgerichts St. Ingbert. 
der DSt⸗ Ingberter — erscheint täglich mit Ausnahme der Sonn⸗ und Feiertage. 2 mal wochentlich mit unterhaltungs · Blatt und Mittwochts und Samstags mir 
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XM 267. Samstag, 16. November 1888. 24. Jahrg. 
Politische Uebersicht. 
eNeber die Verhandlung in der bayerischen 
Abgeordnetenkammer betr. den klerikalen 
Antrag auf Rückberufung der Redemptoristen 
wird der „Str. P.“ noch nachträglich Folgendes 
herichtet: Die Tribünen sind überfüllt. Am 
Ministertische befanden sich die Minister v. Lutz, 
cCrailsheim nnd v. Riedel. Der Abg. Frhr. 
Soden begründete den Antrag mit Verlesung 
der Ordensregeln der Redemptoristen, deren Ver⸗ 
vandtschaft mit den Jesuiten er bestreitet, deren 
Werth für die Missionspredigt er hingegen hervor⸗ 
Jebt. Die Redemptoristen unterständen den staat⸗ 
ich ernannten Bischöfen. Während ihrer Z2jähr · 
gen Thatigkeit in Bayern, auch unter der jetzigen 
Kegierung, seien sie vielfach gelobt worden und 
hre Ausweisung mit großer Milde erfolgt. In 
den deutschen Schutzgebieten seien sogar die Jesu— 
ten zugelassen. Ministerpräsident Dr. Frhruv. 
zutz erklärte, die Regierung stehe den Redemptoristen 
urchaus wohlwollend gegenüber und habe dieselben 
m Jahre 1872, so lange Aussicht bestand, ge⸗ 
chützt, sie sei dem jetzigen Anttag freundlich ge⸗ 
inni, müsse aber hinzufügen, daß manche Bischöfe 
die Redemptoristen von ihren Sprengeln fernhiel⸗ 
sen. Ludwig J., welcher die Redemptoristen be⸗ 
cufen, derlangte schließlich deren Wiederentfernung. 
Die jetztige Schwierigkeit liege in der Wahl des 
Weges. Ein einsacher Antrag an den Bundesrath 
würde zu abweisendem Bescheid der verbündeten 
Regierungen führen. Ein Appell an die Kollegia⸗ 
itan betreffs pflichtmäßigen Vollzuges des Reichs- 
gesetzes sei bloß thunlich, wenn der Nachweis er⸗ 
hracht werde, die Redemptoristen seien nicht mit 
den Jesuiten verwandt. Namens der Liberalen 
weist Abg. v. Schauß den Antrag zurück, das 
finsiere Wesen des für Calabrien gegründeten 
Ordens rügend. Eine Zulassung dieser Orden be⸗ 
deule die Zulassung neuer Elemente der Zwietracht. 
Der Mehrzahl des Klerus seien Missionspredigten 
merwünfcht. Die Pfarrer selbst seien dazu da, 
n den Gemeinden Ordnung zu halten. Das Er⸗ 
jebniß der Adstimmung ist bekannt. 
* Die Kommission für das Sozialisten⸗ 
zesetz in Berlin berieth vorgestern die einzelnen 
haragraphen des bestehenden Sozialistengesetzes 
durch und nahm schließlich die Paragraphen bis 8 
ohne wesentliche Debatte an; zu 8 9 beantragte 
Fritzen, daß Versammlungen nicht im Voraus ver⸗ 
doten werden dürfen und Träger, daß Wahlver- 
jammlungen nicht vom Sozialistengesetz betroffen 
werden sollen. Die Anträge wurden schließlich ab 
gelehnt und 8 9 unverändert angenommen. 
* Das Schreiben des Reichstagspräsi— 
denten betreffend den Beschluß des deutschen 
Peichstans wegen Vorlegung eines Entwurfes einer 
Militärftrafprozeßordnung ist den Bun⸗ 
desratsausschüssen für Landwehr, Festungen und 
Justizwesen überwiesen. 
*Im vorigen Jabre wurde dem deutschen 
Konsulat in Sansibar der Gerichtsassessor 
Behrendt zugeteilt; derselbe hatte das Unglüch, sich 
auf der Jagd so zu verletzen, daß ihm die eine Hand 
Janz abgenommen werden mußte, er ist deshalb von 
seinem dortgen Posten abberufen worden. An seint 
Stelle ist der „Kreuzzeitung“ zufolge der seit einiger 
Zeit im Auswärtigen Amte beschäftigte Assessor 
—“. Buri an das Konsulat nach Sansibar berufen 
vorden und befindet sich bereits auf der Reise 
nahin. 
*In politischen Kreisen Roms zirkuliren Ge— 
rüchte wonach Bismarck mit Kalnoky die Grundzüge 
eines wirthschaftlichen Defenfiv⸗Bünd⸗ 
niffes, dem auch Italien angehören würde, ver⸗ 
eindart habe. Das Buündniß würde in Kraft 
reten, falls Frankreich im Jahre 1892 Erneuer⸗ 
ungsberträge ablehnen sollte. Anregungen sind in 
dieser Richiung nach der „Frf. Zig.“ in Rom 
wviederholt laut geworden. 
* Der böhmische Landtag erklärte auf 
Anregung des Oberstlandmarschalls Fürsten Lobko⸗ 
vitz einstimmig diejenigen Adgeordneten, welche seit 
dem 10. November ohne Urlaus den Sitzungen des 
Zandiags fern blieben und ihre Abwesenheit nicht 
rechtferligten, als ausgetreten. Durch diesen Be⸗ 
ichluß erscheinen die deut schen Abgeordneten, welche 
die Enthaltung von der Theilnahme an den Land⸗ 
lagssitzungen beschlossen haben, ihrer Mandate 
verlustig. 
cutiches Reich. 
Muͤnchen, 15. Nov. Den „Neuesten Nach⸗ 
cichten“ zufolge wird der Militärbevollmächtigte in 
Berlin, Generalmajor v. Xyl ander, demnächft 
abberufen und ducch den Gouverneur von Ingol⸗ 
tadt Generallieutenant Sauer oder durch den 
Generalmajor v. Schuh ersetzt werden. 
Berlin, 15. Rob. Das Kaiserpaar ist 
im 7 Uhr 57 Min. auf der Wildparkstation ein⸗ 
zetroffen und wurde von der Prinzessin Friedrich 
deopold erwartet. Die allerhöchsten Herrschaften 
zegaben sich sofort in das Neue Palais. 
Berlin, 15. Nob. GReich 8Stag.) Bei 
Fortsetzung der Beratuug des Etats des Reichs— 
imis des Innern traten Schmidt (Elberfeld) 
ind Frohme fürt den Antrag Baumbach (be⸗ 
reffend die Beschränkung der Kinder und 
Frauenarbeinh ein. Minister v. Böͤtticher 
rklärte wiederholt, die Vorlage über obligatorische 
Bewerbeschiedsgerichte werde dem Reichstage dem⸗ 
nächst zugehen. Die Kinderarbeit erfolge meist aus 
ringendes Bitten der Eltern und entgegen den 
igenen Wünschen der Unternehmer. Es handle 
ich bei der Frage also nicht bloß um ein ethisches, 
ondern um ein wirthschaftliches Moment, die 
deranziehung der Kinder zu den Haushaltskosten. 
Die Streiks anlangend, könne er den Arbeitern 
nur zurufen: „Streikt, wo es vernünftig ist, aber 
nicht, wo Ihr unberechtigte Forderungen erhebt 
ind dadurch Euere wirthschaftliche Existenz selber 
zerrüttet!“ Der Bundesrath habe keinen Anlaß, 
den Anträgen des Reichstags gegenüber die bis⸗ 
herige ablehnende Haltung aufzugeben. Bei den 
Streils habe die Frauen- und Kinderarbeit keine 
Rolle gespielt. Windt horst wünscht unverzüg⸗ 
siche Veroöffentlichung der Streik⸗Enquöte. Der 
Zaiser selbst habe den Arbeitern sein Wort ver— 
pfändet; wenn das Zentrum dem Antrage Baum— 
hach nicht zustimwe, so geschiehe dies, weil man 
maieriell noch mehr wolle. Struckmann wünscht 
gesetzgeberische Maßnahmen, um diejenigen Arbei- 
ser, welche böswillig oder trunksuchtshalber ihre 
Pflichten gegen ihre Familie nicht erfüllen, zwangs⸗ 
weise dazu anzuhalten, ebenso eine Gesetzvorlage, 
welche die Kaufmannslehrlinge zum Besuche der 
Fortbildungsschule zwinge. Minister v. Böttichen 
Jellt in beiderlei Beziehung Gesetzvorlagen in Aus 
icht. An der weiteren Debatte nehmen Hegel 
dulemann, Meyer, Singer, Köolle theil. Die Ab— 
timmung über den Antrag Baumbach wird der 
zritten Lesung vorbehalten. Der Etat des Reichs 
imtis des Innern bis Titel Y9a wird dann ge— 
nehmigt. Nächste Sitzung Montag 1 Uhr; Fort⸗ 
jetzung der Etatsberxatung. 
Ausland. 
Brussel, 158. Nob. Die Landesverrats⸗ 
affaire wegen der Auslieferung amilicher 
Aktenstüche an Frankreich nimmt einen 
großen Umfang an; man spricht von der Absetzung 
mehrerer hoher Staatsbeamten. 
Paris, 15. Noeb. Deputirtenkammer. 
Forisetzung der Verhandlungen über die Giltigkeits⸗ 
rklärung der Wahlen. Wahrscheinlich erfolgt 
Montag nach der definitiven Konstituirung des 
Zureaus die Verlesung einer Erklärung über 
die von der Regierung zu befolgende Politik. Dem 
Vernehmen nach wird die Erklärung betonen: die 
Regierung wünsche das Verlangen des Landes nach 
Beruhigung zu befriedigen und die Politik der 
Spekulation in eine solche der Geschäfte zu ver- 
wandeln. Ferner soll die Erklärung eine Stelle 
enthaltenp, daß rein politische Fragen, wie die Ver⸗ 
fassungsrevision, die Trennung der Kirche vom 
Staat u, s. w. ruhen müßten. Endlich soll fie 
ich auf die Vorlegung eines G setzentwurfs 
betreffend Grundsteuer und Getränksteuer beziehen. 
Infolge dieser Erklärung wird die Regierung an⸗ 
deuten, daß sie ein Vertrauensvotum erwarte, widri⸗ 
genfalls fie zurückteten werde. 
Paris, 15. Nob. Der Prinz von Wales 
ist mit Familie hier eingetroffen. — Waͤhrend der 
ersten zehn Monate dieses Jahres belief fich in 
Frankreich die Einfuhr auf 3407 Millionen 
degen 3385 im Vorjahre; die Ausfuhr auf 
2800 Millionen gegen 2637 Millionen im Vor⸗ 
jahre. 
Triesft, 14. Noob. Zu Ehren der Offi⸗ 
zie re des deutschen Geschwaders veran— 
ftaltete Vizeadmiral Wiplinger ein Festmahl; 
in demselben nahmen Teil die Kommandanten der 
deutschen Schiffe, der deutsche Generalkonsul, der 
deutsche Vizekonsul, die Spitzen der Militär- und 
Fipilbehörden. Der Speisesaal war mit den Bildern 
des deuischen und österreichischen Kaisers, sowie 
nit deutschen und österreichischen Fahnen geschmückt. 
Wiphin ger bewillkommnete namens des Marine- 
Zommandanten die Stäbe und die Mannschaften 
der deutschen Kriegsschiffe herzlichst, und schloß mit 
einem Hoch auf das deutsche Kaiserhaus. Namens 
der deuschen Offiziere dankte Kapitän Reiche für 
die überaus freundliche Aufnahme, wies auf die 
heutige Zusammenkunft der beiden Kaiser in 
Innsbrud hin und toastete auf den Kaiser von 
Oesterreich, die Kaiserin und das Kaiserhaus. 
Belgrad, 158. Nod. Die Königin-Mutier 
Natalie hat in keinerlei Ablommen eingewilligt. 
Sie lehnte die Annahme irgendwelcher Vor⸗ 
schäge von vornherein ab und erklärte, mehr 
wolle sie nicht, als in der Nähe ihres Sohnes leben. 
Ihrer Bewegung mit dem jungen Konig widersetzte 
sich anfangs König Milan, gab indessen nach, auf 
die Ertlärung des Regensen Ristitsch hin, er wolle 
und könne seinerseits eine solche Zusammenlunft 
nicht verhinder. — Der radikale Abgeordnete Pope 
Spasitsch beantragte in der Skuptschina die Erhebung 
der Anklade wieder den ehemaligen fortschrittlichen 
Finanzminister Rakitsch, da dieser seiner Zeit dem 
Könige Milan das Gebuhhrengesetz zur Unterschrift 
oorgelegt habe, trotzdein es von der Skuptschina ab⸗ 
gehnt worden sei. 
Konstantinopel, 15. Nov. Die Regier⸗ 
ung hat folgende Kundmachung erlassen: „Die 
Unterthanen des Sultans ohne Unterschied der