Full text: St. Ingberter Anzeiger

besseren Verwerihung der reichllich erzeugten Aus⸗ 
fuhrartikel, als auch in Bezug auf den Import 
der nothwendigen Bedürfnisse des landwirthschaft⸗ 
lichen und merkantilen Betriebes der Gegend. Als 
ein Hauptgrund, der für die petitionirte Linie 
spricht und auch die Rentabilität derselben für 
die Pfälz. Bahnen außer Frage stellt, ist der Um⸗ 
tand zu erwägen, daß sie den natürlichen und 
direkten Anschluß einer geplanten und zum Theil 
schon in Angriff genommenen durchgehenden Linie 
Trier⸗Hermeskeil ·Türkismühle⸗Kusel bildet, durch 
welche in der Pfalz besonders der rasch aufstreben⸗ 
den Stadt Pirmasens für ihre Industrie ein be—⸗ 
quemer Exportweg ins Ausland eröffnet würde. 
Unter solchen Umständen wolle der Landrath den 
Plan der Erbauung genannter Bahn einer ge⸗ 
neigten Beachtung würdigen und ihn hoher k. 
Regierung zu gebührender Berücksichtigung und 
zütigster Forderung angelegentlichst empfehlen.“ 
3. Den Antrag des Herrn Reiderbach, „Ausbau 
der Eisenbahnstrecke von Lauterecken nach 
Staudernheim' betr., welcher lautet: „In 
letzter Zeit wird von den Bewohnern des unteren 
GBlanthales das obenbezeichnete Bahnprojekt wieder 
mehr ins Auge gefaßt und hat sich am letzten 
Sonntag den 10. dss. in einer von sämmtlichen 
Orten der Umgegend sehr stark betheiligten Ver⸗ 
sammlung zu Obenbach ein Komits gebiidet, das 
in dieser Sache demnächst weitere Schritte zu thun 
beabsichtigt. Ueber die Wichtigkeit dieser kurzen 
Bahnlinie ist wohl kein Zweifel; sie verbindet die 
Ldauterthal- mit der Rhein Nahebahn und ist für 
die dortigen Bewohner in jeder Hinsicht von großer 
Bedeutung. Meine Bitte geht nun dahin, sehr 
derehrl. Landrath wolle die Erbauung der frag⸗ 
lichen Bahn als eine dringende Nothwendigkeit er⸗ 
klären and der hohen kgl. Regierung zur kräf—⸗ 
igften Unterstützung empfehlen.“ Der Ausschuß 
ichlägt vor, den Antrag sub. 1., wie derselbe be⸗ 
reits in der Landrathssitzung vom 16. November 
1883 angelegentlichst empfohlen wurde, aufs Neue 
der kgl. Staats Regierung zu empfehlen; — in 
gleicher Weise mögen die Anträge sub. 2 und 3 
bei der kgl. Staats⸗Regierung warm befürwortet 
wverden. Der Landrath, von der Erwägung aus- 
gehend, daß in der Westpfalz durch weitere Eisen⸗ 
bahn⸗Verbindungen des Nordens mit dem Süden 
für die Bebölkerung entschiedener Vortheil zu er— 
warten steht, befürwortet die dahin gerichteten 
Anträge zu wohlwollender Aufnahme und Verbe— 
scheidung. 
12. und Schlußsitzung am 16. Nov. 
1889, Vormittags 1310 Uhr. In Gegenwart von 
sämmtlichen Landrathsmitgliedern und des kgl. 
Regierungsdirektors Herrn Wand als Regierungs⸗ 
kommissär wurde das Protokoll der 11. Sitzung 
pom Sekretär verlesen und ohne Beanstandung ge⸗— 
nehmigt. Nachdem Se. Exzellenz, Herr Regier⸗ 
ungspräsident und Staatsrath von Braun, von 
ziner Deputation des Landrathes abgeholt, in Be⸗ 
zleitung des Präsidialsekretärs Herrn Teutzer, kgl. 
Bezirksamtsassessor, erschienen war, warf der Land⸗ 
rathspräsident einen Rückblick auf die beendigten 
Verhandlungen. Der Landrath gab seinen Ge—⸗ 
jühlen treuer Anhänglichkeit an den vielgeliebten 
Prinz-Regenten und das Königl. Haus mit dem 
Rufe Ausdruck: Se. Königl. Hoheit Prinz Luit⸗ 
dold von Bayern, des Königreichs Bayern Ver—⸗ 
weser, lebe hoch! hoch! hoch! Nach Erwiderung 
von Seite des Herrn kgl. Regierungs-Präsidenten 
wurde von demselben im Namen Seiner Majestät 
des Königs die Landrathsversammlung pro 
1889 als geschlossen erklärt. 
VBokale und pfälzische Nachrichten. 
* St. Ingbert, 19. Nob. In der Süd—⸗ 
westdeutschen Eisen⸗Berufsgenossenschaft wurden aus 
dem Stande der Arbeitnehmer gewähll als Schieds⸗ 
gerichtsbeisitzer Johann Adam, Wagner in Malstatt⸗ 
Burbach, beschäftigt im Betriebe der Burbacher 
Hütte; als Stellvertreter 1. Peter Beck, Puddler 
n St. Ingbert, beschäftigt im Betrieb des 
Eisenwerts Kramer in St. Ingbert, 2. Philipp 
Kohler, Schlosser in Völklingen, beschäftigt im Be— 
triebe der Gebr. Röchling daselbst. 
*St. Ingbert, 19. Nov. Seitens einiger 
Wahlberechtigten in Hassel, welche behaupten, durch 
den Wahlausschuß an der Ausübung des Wahl— 
Aktes bei der letzte Gemeinderatswahl 
verhindert worden zu sein, ist gegen die Giltig⸗ 
teitserkläruna derselhen Beschwerde erboben wordeg. 
Begenwärtig bildet diese Sache, wie wir hören. 
den Gegenstand behördlicher Erhebung. 
*— Ein langjahriger Freund der „P. 3.“ 
endet derselben folgenden interessanten Artitel: 
finer mir vorliegenden Zeitung aus dem Jahre 
1862 zufolge hatten die größeren Städte der Pfal⸗ 
iach einer 1861 vorgenommenen Zählung folgende 
Seelenzahl: 
Kaiserslautern 996 
Speyer 1,3378 
Reustadt 7611 
Zweibrücken 7177 
Pirmasens 7087 
St. Ingbert 6918 
Landau 6057 
Frankenthal 5588 
— Pfalzischer Kunstberein. Unter 
den Instituten, welche berufen sind, Volksbildung 
zu fördern und gemeinnützigen Interessen zu dienen, 
teht mit anderen in erster Linie der Pfalzische 
dunstverein. Nicht in dem Maße aber, in weichem 
r Gutes zu wirken und den Sinn für das Ewig⸗ 
Schöne zu wecken vermag, ist er unter uns gekannt 
uind gewürdigt. Ja, es muß aufrichtig beklagt 
verden, daß hier eine ganze Bibliothek vor— 
refflicher Schtiften unbenutzt steht und dei unserm 
Pudlikum noch bei weitem nicht die verdiente Werth—⸗ 
chätzung findet. Illustrirte Werke, Photographien, 
Zolzschnitte, gesammelte Abbildungen aus allen 
ulturepochen der Weltgeschichte, wie sie durchaus 
uicht für den Fachmann allein von Werth sind, 
ondern für jeden, der über das Gebiet der Kuͤnste 
ind der Aesthetik üderhaupt, irgendwelchen Aufschluß 
»egehrt, sich als bequeme Hilfsmittei empfehlen, 
ind da mit der Zeit aufgespeichert worden, ohne 
»aß man in der Pfalz diesen Schätzen die ge⸗ 
ührende Aufmerksamkeit zuwendet oder nach ihnen 
leißig Nachfrage hält. Und doch sollte die ganze 
Pfalz daran Theil haben! Doch sollten sich 
insere Landsleute die gerade durch die Kunst ge— 
vührten Freuden nicht entgehen lassen! Doch soüte 
teiner den im Vergleich zum Gebotenen wahrlich 
jeringen Jahresbeitrag von 8 Mart scheuen, viel— 
mehr ein jeder den Beitritt zum Verein als im 
eigenen Interesse liegend erachlen. Die wohlhabende 
Pfalz darf hinter anderen aufstrebenden Gegenden, 
vo oft schon einzelne Städte von mittlerer Ein— 
vohnerzahl (Gotha, Weimar, Dessau, Schwerin, 
Darmstadt, Halberstadt, Nordhausen, Zwickau, Augs 
„urg, Regensburg, Bamberg, Bahreuth, Kiel, 
hanau u. s. w.) es als Ehrensache detrachten, je 
hren Kunstverein für sich zu hahen und zu unter— 
Jützen, nicht zurückoleihen, auch sie muß eine Pflege— 
dätte des Schönen werden! 
Die Zeit zum Beitritte ist eben jetzt wieder 
»esonders günstig; in zehn Tagen schon lam 24. 
stovember) wird — mit dem Schlusse des 
aufenden Geschaftsjahres — die übliche Ver— 
oosung der neu erworbenen, zum großen Theil 
recht werthvollen Gemälde, Kupferstiche 
und Kunstmappen stattfinden; wer bis da— 
hin sich als Mitglied noch einzeichnen läßt (was 
am einfachsten durch schriftliche Anzeige bei dem 
Kechner Herrn Bezirksamts⸗Assessor Dilg 
n Speher bewirkt wird), hat Anspruch auf 
Zetheiligung an der genannten Verloosung. Die 
ßewinnste sind diesmal mit desonders hohem 
dostenaufwande und in beträchtlich vermehrtet An- 
ahl beschafft worden, so daß wir auf die erfolgten 
Ankäufe mit hoher Befriedigung blicken dürfen. 
Lielleicht lockk das nahende Weihnachtsfest mit 
einem sanften Zwange, liebe Angehorige mit 
Schönem zu erfreuen, manchen Zweifelnden herbei; 
er soll uns als Bundesgenosse bei unserer Einlad 
ang nicht unwillkommen sein. 
x Eschringen, 18. Nov. Bei der heu— 
tige Gemeinderathswahl, wobei als 
Wahlkommissär der kgl. Bezirksamtmann Herr Dr. 
Schlagintweit fungierte, wurden als Gemeinderäthe 
gewählt die Herren: 
Stimmenzahl. 
dang Joh. III.,* pens. Fabrikaufseher, 40 
Wolter Georqg,* Ackerer und Adjunkt, 39 
Franz Peter, Wirth, 39 
Sladel Philipp,* Ackerer, 29 
Mohr Peter, Schuster, 74 
duisch Peter, Ackerer, 7 
Wolter Joh. Georg, Muller, 32 
dihm Johann, Aderer, 26 
rranz Karl, Ackerer, 24 
Unter 70 Wablstimmberechtiaten baben 49 4e⸗ 
wählt. Wolter Georg mit 8 von 9 Sti 
Adjunkten wieder — mmen zun 
Ersatzleute: Hoffmann Heinrich, 22 Stimmen 
Braunberger Adam, 20 
Bauer Georg, 19 
Die mit — 3388* 19 
ie mit * bezeichneten waren seither 
Gemeinderath. feither schon im 
— Pirmasens, 18. Nob. Ein in einem 
hiesigen Hotel bedienstet gewesener Kellner sol 
gestern unter Mitnahme ihm nicht gehörender Gelder 
im Betrage von 300 Mark das Weite gesucht 
haben. — Einem hiesigen Schuhfabrikanten waren 
von einem feiner Arbeiter ca. 60—-70 Mark ent 
wendet worden. Den Bemühungen der Polizei 
gelang es, denselben ausfindig zu machen und 
festzunehmen. Circa 47 Mark wurden bei demselben 
noch vorgefunden. 
— Landau, 18. Nov. Bei der am Sams 
tag abgehaltenen Versteigerung eines Ba uplatze« 
in der Parkringstraße entspann sich nach dem „Eilb.“ 
ein lebhafter Kampf zwischen den als Liebhaber 
für diesen Platz auftretenden Herren Anwalt Keller 
und Baumeister Ecker, aus welchem schließlich der 
erstere mit einem Gebote von 10 Mk. 60 Pfg. für 
den Ouadratmeter hervorging. Der Bauplatz hat 
»ine Länge von 25,40 Meter und umfaßt ein 
Fläche von 1050 Quadratmeter, so daß der Ge— 
ammisteigpreis sich auf 11,130 Mk. beläuft. Die 
Differenz gegen den sonst üblichen Preis von 6 Mk 
deträgt 4830 Mk. 
— Aus Bergzabern schreibt man: Von der 
Firma Schuckert in Nürnberg, als deren Vertretet 
herr Röth von Mannheim mit der hiesigen Stadt— 
verwaltung den Vertrag wegen der elektrischen Be— 
leuchtung abgeschlossen hat, gelangte die Mitteilung 
hierher, daß mit den Einrichtungsarbeiten schon in 
aller Kürze begonnen werden soll. 
— Edenkoben. Von der Waldjagd zurück- 
zekehrt, vermißte einer der hiesigen Jägdler seinen 
Jagdstock und ein Anderer am folgenden Tage 
einen Hund. Bei der angestellten Such— 
'and man tief im Walde den Hund, neben dem 
Jagdstock liegend. Wehl über 20 Stunden lang 
jatte das treue Thier das verlorene Jagdobjekt 
ewacht! (G.) 
— Vom oberen Haardtgebirge. Do 
nun der 1889er probirbar ist, haben wir in den 
Tagen in verschiedenen Orten mehrere Weine ver— 
'ucht und aufgefunden, daß dieselben gute Mittel⸗ 
veine sind. Sie probiren sich dünn, sind aber 
reingährig und von schöner Art, sodaß wenn die 
Winzer ihre Forderungen um 10 - 15 pCt. er— 
naßigen, man annehmen darf, daß das Geschäft 
ein lebhaftes werden wird. Freilich werden die 
meisten Produzenten mit dem Verkaufe des 1889er 
zurückhalten und den Verlauf des Winters abwarten; 
denn davon dürfte es abhängen, ob die jetzigen 
Forderungen zu halten sind oder nicht. Bis jetzt 
zJaben die Weindberge gesundes und reifes Holz. 
Alte Weine, namentlich 1888er, wurden in den 
letzten 14 Tagen einige größere Posten zum Preise 
von 240 -270 Mk. per 1000 Liter gekauft und 
sst auch momentan die Nachfrage eine rege. Für 
1889er verlangen heute unsere Winzer 400 - 480 
Mk. per 1000 Liter. (Nst. 3.) 
— Dürkheim, 18. Nov. Von den „Mit—⸗ 
heilungen der Pollichia“ ist Nr. 3 er—⸗ 
chienen. Dieses Heft enthält zwei für die natur— 
zeschichtlichen Verhaltnisse unseres engern Heimath⸗ 
landes recht werthvolle Aufsätze: 1) Rothliegender 
und Bundsandstein im Hardtgebirge, von Dr. A. 
Leppla, z. Z. Geolog an der Ugl. geologischen 
dandes-Anstalt zu Berlin. 2) Die Vogelwelt von 
Reustadt und seiner Umgehung, von Vrof. Th. 
Sprater in Neustadt. Diese Darstellung gründet 
sich auf neunjährige mühsame Beobachtungen des 
Verfassers. Die „Pollichia“ gedenkt ihre 49. ordent⸗ 
liche Hauptversammlung, wenn möglich am Sonntag, 
den 22. Dezember, dahier abzuhalten. Auf der⸗ 
selben sollen auch die Vorbereitungen zur Jubelfeier 
des 50jährigen Bestandes der „Pollichia“ zur 
Sprache kommen. Dieselbe soll im August des 
nächsten Jahres dahier abgehalten werden. Bei 
dieser Gelegenheit seien die zahlreichen Ehrenmit⸗ 
zlieder erfucht, recht bald ihre Adresse, Titulatur 
1. s. w. zur Kenntniß des hiefigen Sekretariats der 
‚Pollichia“ gelangen zu lassen. (A.) 
— Grünst adt. In einer hiesigen Wirthschaft 
wurde eine eigenthümliche Wette geschlossen, infolge 
deren ein Fuhrmann aus Ramsen sich anheischig 
machte, sofort 190 Portion Kalbsbraten, 12 Stück