Full text: St. Ingberter Anzeiger

Eduard Grege hat sein Reichstagsmandat nieder⸗ 
gelegt, um eine Landesausschußstelle anzunehmen. 
Adelsberg, 18. Nod. Prinz Heinrich 
und zwölf Offiziere des deutschen Geschwaders, so⸗ 
wie der deutsche Militärattache trafen heute früh 
mit dem Schnellzug hier ein, wurden von dem 
Bezirkshauptmann auf dem Bahnhofe empsangen 
und nach der festlich beleuchteten Grotte geleitet. 
Bei dem zu Ehren der deutschen Gäste im, Adels⸗ 
berger Hofe“ stattgehabten Diner brachte der 
Linienschiffskapitän Semsey einen Toast auf die 
gesammte deutsche Flotte aus, welche mit stählernem 
Fleiße und wahrhaft teutonischer Ausdauer dem 
porgestrekten Ziele entgegenstree und im Frieden 
jo unermüdlich arbeite, daß sie neben einer Flotte 
ersten Ranges eine hervorragende Stellung einnehme. 
Der Kommandant des Panzerschiffs „Preußen“ 
dankte für die gastliche und liebenswürdige Auf⸗ 
nahme seitens der österreichischen Kameraden und 
hetonte, daß beide Flotten gemeinsame Interessen 
und Erinnerungen verknüpften. Länger aber als 
Zzeide Marinen seien die Nationen selbst verbündet, 
welche zu Anfang dieses Jahrhunderts Schulter an 
Schulter gestanden, und, wenn es notwendig sein 
sollte, zum Ausgange dieses Jahrhundert wiederum 
das Gleiche thun würden. „Im Namen der 
deutschen Armee und Marine, und damit im Na⸗ 
men des ganzen deutschen Volkes glaube ich Ihnen 
oersichern zu köͤnnen, daß wir uns der Bundesge⸗ 
nofsenschaft mit Ihnen freuen, und daß wir, den 
Befehlen unseres allerhöchsten Kriegsherrn gemäß 
und den eigenen Wünschen entsprechend, treu zu 
Ihnen stehen werden in jeder Not und Ge⸗ 
fahr. Der ruhmreichen Wehrkraft Oesterreichs drei 
Hurrahs.“ Oberst der Infanterie Munzel brachte 
namens des österreichischen Heeres einen Gruß an 
die deutsche Armee zu Land und zur See dar. 
Pola, 19. Rov. Prinz Heinrich von 
Preußen ist heute Morgen 8 Uhr mit der „Irene“ 
nach Kotfu abgereist. Die österreichischen Schiffe 
hißten die große Flaggengala und leisteten Ragen— 
salut. „Habsburg“ gab 21 Kanonenschüsse ab. 
Rom, 19. Nov. Der in außerordentlicher 
Mission hier anwesende englische Abgesandte 
Simons wurde gestern vom Papste behufs 
Ueberreichung seiner Beglaubigungsschreiben em⸗ 
ofangen. 
Sansibar, 19. Nov. Der deuische Reichs— 
kommissar Hauptmann Wiß mann hat nach der 
Rückkehr aus dem Innern die Beruhigung der 
Landschaft Useguha vollendet. Von vielen Seiten 
sind Gesuche um Abschluß des Friedens einge— 
aufen. 
w*orf⸗ele und pfälzische Nachrichten. 
*St. Ingbert, 20. Nov. Der Vorftand 
des Vereins „Gemüthlichkeit“ erläßt an 
die Mitglieder Einladung zu einem Konzert am 
nächsten Sonntag Nachmittag 4 Uhr im Café 
Becker. Der Verein hat zur Ausführung des Kon⸗— 
zerts die Stadtkapelle Saarbrücken engagirt. Abends 
8 Uhr wird auf das Konzert ein Ball folgen. 
Zu beiden Veranstaltungen haben nur Mitglieder 
des Vereins Zutritt. 
* St. Ingbert, 20. Nop. Das land⸗ 
wirthsch. Kreiskomits der Pfalz erläßt 
folgende für die Besitzer kleinerer Bren— 
nereien beachtenswerthe Bekanntmachung: Die 
ceiche Kartoffelernte des laufenden Jahres duürfte 
manchen Brennereibefitzer veranlassen, den im 
vorigen Jahre vielleicht eingestellten Betrieb dem⸗ 
nächst wieder aufzunehmen. Angesichts der hohen 
zu bezahlenden Steuer ist es jedoch durchaus 
nöthig, das zu verarbeitende Material, wie den 
Maischraum möglichst gut auszunützen, wenn die 
Brennerei eine Reineinnahme abwerfen soll. Das 
Kreiskomité hat deßhalb beschlossen, wie im vor⸗ 
igen Winter, so auch jetzt den als Brennerei⸗ 
sechniker aufgestellten Kreissetreiär Hauter auf 
Wunsch zur Besichtigung von Brennereien abzu⸗ 
ordnen. Die Aufgabe des Genannten ist, in den 
Brennereien alle Untersuchungen vorzunehmen, 
welche nöthig sind, um etwaige Fehler im Betrieb 
nachzuweisen, den Brennereibesitzern Anleitung zur 
selbstständigen Kontrolle ihres Betriebs zu geben, 
ihnen überhaupt die erforderlichen Anweisungen 
zu ertheilen, um die unier den gegebenen Verhält⸗ 
nissen mögliche höchste Ausbeute an Branntwein 
resp. Spiritus zu erzielen. Denjenigen Brennerei—⸗ 
besitzern, welche Mitglieder des landwirthsch. 
Vereins find oder werden, erwachsen durch die 
Rebifionen keinerlei Ausgaben irgend welcher Ari. 
Wiederholt sei hierdurch aufmerksam gemacht, daß 
die Revisionen nur im Interesse der Brennereibe⸗ 
itzer erfolgen und mit Steuerfragen nichts zu thun 
jaben. 
*— Um den Vereinigungen der Großkäufer 
»on Lohrinden zum Zweck der Herabdrückung 
zer Rindenpreise zu begegnen, ist vom 
Broßherzogthum Hessen aus die Anregung er⸗ 
jangen, die Lohrinden statt auf dem Wege der 
Bersteigerung auf dem der Submission zu ver⸗ 
jeben und alle Termine auf den gleichen Tag zu 
derlegen. Die k. Regierung der Pfalz 
hat diesen Gedanken den Bürgermeisterämtern zur 
zutachtlichen Ruckaußerung vorlegen lassen. Dit 
Beschickung des VLohrindenmarktes in Kaiserslautern 
oll dadurch jedoch nicht beeinflußt werden. 
* Wir lesen in einem St. Johanner Blant 
Folgendes: „Mehrere Mitglieder des hiesigen 
Radfahrerbereins unternahmen am Sonntag aus 
hren Stahlrossen einen Ausflug nach St. Ing⸗ 
»ert. Auf der Rückfahrt wurden sie noch in un— 
nittelbarer Nähe jener Stadt von vier Burschen 
nit Steinwürfen empfangen; ein Herr fiel von 
der Maschine und deren Laterne wurde zertrüm⸗ 
nert. Die Herren beabsichtigen, bei der zustän⸗ 
zigen pfälzischen Behörde gegen die Thäter Straf⸗ 
intrag zu stellen. — Unter solchen Umständen 
ann einem Radfahrer ein Ausflug nach St. Ing- 
hert verleidet werden“ 
Wir bedauern sehr, daß solche rohe Vorfälle 
äch hier ereigneten, koöͤnnen aber den St. Johanner 
herren nur Recht geben, daß sie auf Bestrafung 
der frechen Bucschen dringen, denn das Vorgehen 
setzterer hätte leicht noch mehr Unheil anrichten 
können. Aus diesem Anlaß muß noch besonders 
darauf hingewiesen werden, daß man auch den 
indern ihre Unarten gegen die Radfahrer ver— 
ietet. Ein Zeuge berichtet uns von der Auf—⸗ 
orderung eines Gjährigen Knirpses an seine Kame⸗ 
aden, den Radfahrern in den Weg zu laufen: 
„die müssen uns doch ausweichen.“ Der Junge 
jaite diese Meinung wohl nicht aus sich selbst, 
ondern offenbar von irgend einem Erwachsenen 
zehört. Mögen es die Eltern an Ermahnungen 
der Kinder nicht fehlen lassen, um sie von solchen 
gefährlichen Unarten fern zu halten. 
SF Hassel, 20. Nob. Zur Aufklärung des 
Artikels in der „St. Ingberter Zeitung“, die Hasseler 
Hemeinderathswahl betreffend, diene folgendes: Es 
zereicht hier zur großen Verwunderung, daß die 
im 4. Nopv. unter dem Vorsitze des sach⸗ und fach⸗ 
undigen Herrn Wahlkommissars Franzreeb abge- 
jaltene Gemeinderathswahl angefochten wird. Nach 
dem betr. Artikel seien 8 Wähler, welche in die 
Wahlliste aufgenommen waren, zurückgewiesen wor⸗ 
den. Nun sind es nicht acht, sondern nur füns 
jewesen. Die Zurückweisung derselben geschah aus 
olgendem Grunde: Als die zurückgewiesenen jungen 
Leute das Wahllokal betraten, wurde der Herr 
Wahlkommissar durch einen Wähler darauf auf⸗ 
nerksam gemacht, daß die Betreffenden keine Steuern 
ahlten. Herr Wahlkommissar Franzreeb forderte 
aun die einzelnen — durch geeignete Fragen ihnen 
zu Hilfe kommend — auf, ihre Steuerveranlagung 
nachzuweisen. Keinem derselben ist dies aber ge- 
lungen. Darauf forderte der Hr. Vorsitzende den 
Wahlausschuß auf, darüber abzustimmen, ob die 
in Frage Stehenden zur Wahl zugelassen werden 
jollten. Nun erfolgte mit Stimmenmehrheit die 
Abweisung derselben. 
Viele Hasseler Bürger. 
— Kaiserslautern, 18. Nov. Gestern 
agte dahier der Kreis⸗ bezw. Verbands⸗Ausschuß 
»er Pfälz. Kampfgenossenschaft. Nach 
angen und eingehenden Beratungen wurde der 
Hertrag mit der Feuer-Versicherungs⸗Gesellschaft 
Providentia“ in Frankfurt a. M. wieder auf die 
Ddauer von 10 Jahren weiter genehmigt und zwar: 
nit der Abänderung, daß für die Folge die an die 
Bfälz. Kampfgenossenschaft zu zahlende Bonifikation 
n o beträgt, während die weiteren 712*, als 
VBergütung an die Agenten, welche ohnehin groͤßt en⸗ 
leils Mitglieder der Pfälz. Kampfgenossenschaft sind, 
us Honorare zur Auszahlung gelangen sollen. 
Außerdem verbleiben dem Verbande wie seither die 
25 Proz. des Reingewinnes. 
— Kaiserslautern, 19. Nob. GBessitz- 
vechsel.) Bei gestriger Versteigerung des Im⸗ 
nobiliarvermögens der derlebten Eheleute Franz 
Fäger ersteigerte das an der Friedhofsstraße ge— 
egene Wohnhaus die Miterbin Franziska Jäger 
im 3300 Mk. und den im Grubenthälchen ge⸗ 
legenen Acker um den Preis von 890 Mi d 
Ackerer Heinrich Schwarz. VGiy 
— Pfalzisches Gewerbemufstum 
Durch die Altienbrauerei Ludwigshafen a. xh 
wurde aus Anlaß ihres diesjähriaen Rechnungsad. 
schlusses gleich den Vorjahren dem unrefundirlichen 
Stammvbermögen des pfälzischen Gewerbemuseum⸗ 
jchenkweise die Summe von 100 Mt. überwiesen 
— VReustadt, 18. Rod. Wie die hiesi 
„Ztg.“ berichtet, soll das Kind des Küfers Adam 
Feindel dahier jämmerlich verbrannt in seinen 
Kinderwägelchen aufgefunden worden sein. Di⸗e 
Mutter desselben war ausgegangen und habe das 
stind zu nahe an den Ofen gefahren; Nachbars 
leute, durch den Rauch aufmerksam gemacht, sieges 
durch das Fenster in die Wohnung ein, kamen ade 
zu spät zur Rettung. 
— Neustadt, 19. Nov. In der gestrigen 
A 
Abhör folgender Rechnungen pro 1888 vor: de— 
Gasanstalt. (Neberschuß im Jahre 1888 64. 
26,000 Mk. gegen 22,000 Mk. im Vorjahr 
1887, also Erübrigung in 1888 4000 Mit 
mehr), der Spartafsse (in diesem Jahr erzielie 
Nutzen 3000 Mtk), der Gemeindekrankenkasse 
(stadtischer Zuschuß im Jahre 1888 ca. 6000 
Mark), der höheren Töchterschule (städtischer Zu⸗ 
schuß 5555 Mk.) und der Pfandleihe⸗Anstalt (G— 
winn 615 Mk.). 
— Zu der am Sonntag in der Baur'schen 
Wirthschaft auf der Haardt stattgefundenen 
Delegirtenv⸗rsammlung des Pfälzischen San— 
gerbundes waren etwa 40 Personen als Ver— 
kreter von 17 Vereinen erschienen. Nach dem von 
dem Vorsitzenden erstatteten Jahresbericht hat der 
pfälzische Sängerbund zur Zeit einen Personal— 
stand von 838 Vereinen mit 1101 ordentlichen Mit— 
zliedern und 71 Vereinen mit 2145 außerordent⸗ 
lichen Mitgliedern, zusammen also von 109 Ver— 
einen mit 3256 Sängern. Die Bundesrechnung. 
die von Herrn Einnehmer Kröber aus Speher in 
mustergiltiger Weise geführt wurde, weist eine Ein⸗ 
nahme von 653 Mk. 12 Pf. auf, der eine Aus— 
gabe von 612 Mk. 32 Pf. gegenübersteht. Aut 
der Verlagsrechnung entnehmen wir der „Ggwt.“ 
daß der Vermoͤgensstand des Bundes 13,421 Mt. 
25 Pf. beträgt. Mit der Revifion der bäden 
Rechnungen wurde der Liederkranz Edenkoben be— 
traut. Bei der hierauf stattgefundenen Wahl eines 
Mitgliedes des musikalischen Komite's wurde an 
Stelle des verstorbenen Herrn Schwager Herr 
Musikdirektor Krumbholz aus Neustadt hierfür be— 
stimmt. Um einer späteren Geschichtsschreibung der 
pfälzischen Gesangsvereine das nöthige Material 
an die Hand zu geben, wurde beschlossen, die ein⸗ 
zelnen Vereine zu veranlassen, Programme ihrer 
Konzerte an den Bundesausschuß einzusenden. Da⸗ 
bei wurde der schlechte Geschmack, der bei der 
Auswahl der Gesänge in manchen Vereinen zu 
Tag tritt, streng gerügt. Auch wurde es als ver⸗ 
fehlt angesehen, daß bei den Gausängerfesten so 
wenig Gesammichöre und zu viele Einzelchöre zum 
Vortrag kämen. Möge in dieser Beziehung fün 
die Zukunft eine Besserung eintreten! Der wich⸗ 
tigste Punkt der Tagesordnang war die Berathung 
über das im nächsten Jahr in Neustadt ahzu— 
haltende pfälzische Sängerfest. Das Sängerfest 
wird am 10. oder 17. August 1890 abgehalten 
werden. Am Vorabend soll nach dem Empfang 
der Sänger die erste Hauptprobe stattfinden, wo— 
rauf dann eine Reunion zu folgen habe. Am 
Haupttag wird Vormittags sdie zweite Hauptprobe, 
Nachmittags großes Konzert und Abends wieder 
Reunion stattfinden. Der zweite Tag wird durch 
ein Kirchenkonzert eingelettet, worauf ein Ausflug 
solgt; den Schluß bildet ein Festball. Sämmtlicht 
Festlichkeiten, mit Ausnahme des Kirchenkonzertes 
ollen im Saalbau stattfinden. 
— Haßloch. Als Bürgermeister wurde Hert 
Fr. Wilhelem mit 25 Stimmen wiedergewählt 
Als 1. Adjunkt ging Herr M. Bug mit 24 
als 2. Adjunkt Herr Christoph Wacker mit 28 
Stimmen aus der Wahl hervor. Von 10389 Be⸗ 
rechtigten hatten 900 abgestimmt. 
— Speyer. Der Ausschuß für die Ge— 
dächtnißkircheder Protestation von 156209 
hat beschlossen, der am 1. Dezember einzuberufenden 
Beneralversammlung des Vereins folgenden Antrag 
zur Beschlußfassung vorzulegen: „Die Generalber— 
ammlung beschließt, daß mit den nöthigen Vorar 
zeiten für die Ausführung des Baues alsbald zi 
eginnen sei.“