Full text: St. Ingberter Anzeiger

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Amtliches Organ des königl. Amssgerichts St. Ingb 
. Ingbert. 
der St⸗ Ingberter Arzeigern erscheint täglich mit Ausnahme der Sonn⸗ und Feiertage. 2 mal wöochentlich mit Unterhaltungs⸗Vlatt und Miltwochs und Samstags mit 
dufirirten Veilagen. as Vloan koflei dierieljährlich .A 60 einsqhließlich Tragerlohn; durch die Poß bezogen A 78 , einschließlich 40 ⸗ Zustellungsgebuhr. Die 
Fnrückungsgebühr sur die 4gespaltene Garmondzeile oder deren Raum beträgi bei Inseraten aus der Pfalz 10 , bei außerpfälzischen und solchen auf welche die Expedition 
Auskunfi ertheilt. I53, Neklamen 830 . Bei A4maliger Einrüdung wird nur dreimalige berechnet. 
AM 276. Mittwoch, 27. November 1889. 
24. Jahrg. 
Abonnements 
jür den Monat 
Dezember 
auf den 
ßmal wöchentlich erscheinenden 
„St. Ingberter Anzeiger“ 
önnen bei allen Postexpeditionen, den Post⸗ 
hoten, bei den Umträgern und in unserer 
Frpedition bestellt werden. 
Inserate finden durch den „St. Ing—⸗ 
herter Anzeiger“ die weiteste Verbreitung. F 
Jandlungen einzutreten. Der bestehende Vertrag 
aufe ind ssen noch bis zum Juli, es eile daher 
uicht. Meinungsverschiedenheiten bestünden nur 
ber die Auslegung einzelner Bestimmungen. Es 
mpfehle fich deshalb, durch eine neue Redaktion 
es Paragraphen Meinungsverschiedenheiten auszu- 
hließen. Die Kundigung des Vertrages aufzu—⸗ 
jeben, wie der Abg. Baumbach wolle, empf'hle sich 
nicht, um eben die Meinungsverschiedenheiten zu 
ermeiden. Uehbrigens habe man mit der Schweiz 
uch ohne einen Riederlassungsvertrag bis 1877 in 
jen besten Beziehungen gelebt. Der Titel wird 
»ewilligt. Aba. Richter kommt auf die Angelegen⸗ 
jeit der Royal-Niger-Kompagnie, die Zölle im 
Jeuen Gebiete erhebe, wo sie Schutz und Hoheit 
ar nicht ausüben könne. Dasselbe geschehe deut⸗ 
cherseits in Ostafrika und Neuqguinea ebenfalls. 
die Abgg. Hammacher und Wormann bekampfen 
zie Behaupiungen Richters. Abgeordneter Wör— 
nann bittet die Regierung, dafür zu sorgen, daß 
xrngland nicht einer neuen Gesellschaft, die fich an 
»er Mündung des Oelflusses bilde, Royal Charter 
erleihe und daß in der dortigen Gegend daldigsi 
in deutsches Konsulat errichtet werde. Er fragt, 
ob Aussicht sei, auf die Befriedigung der deutschen 
Unsprüche seitens der Royal⸗Niger-Kompagnie. 
ztaatssckreiär Graf Bismarck erwidert, über die 
zrrichtung des gewünschten Konsulats würden bei 
er im Frühjahr zu erwartenden Ankunft des 
donsuls aus Kamerun Verhandlungen stattfinden. 
Anlangend die Rohal-NigerKompagnie hätte der 
nglische Kommissar seine Untersuchung j'tzt beendet. 
Bei der Loyaluät der englischen Regierung seien 
unmehr weitere Schritte zu erwarten. Die Klagen 
des Kaufmanns Hönigsberg seien berechtigt, die 
xntschädigungsansprüche desselben aber sehr hohe. 
An der weiteren iängeren Debatte über die Kolo⸗ 
rialpolitik betheiligen sich die Abgeordneten Richter 
ind Bamberger, welche dieselbe abfällig beurtheilen, 
owie Windthorst, welcher nur das Missionswesen 
efördert sehen will, während Abg. v. Kardorff, 
hraf Mirbach, v. Bennigsen auf das Wärmste für 
ie Kolonialpolitik der Regierung eintreten. Auf 
Anfrage des Abg. Richter erwidert Graf Herbert 
gismarck, die Verhandlungen der Samoakonferenz 
bürden auf Grund der Abmachungen der bethei⸗ 
igten Mächte vorläufig noch geheim gehalten. Die 
geröffentlichung werde erfolgen, sobald es ohne 
-„chaden geschehen könne. Bundeskommissar Krauel 
emerkt dem Abg. Richter gegenüber, daß der 
granntweinhandel auf den Marschallinseln, Neu⸗ 
zuinea und dem Besmardtdarchipel verboten sei; für 
damerun und Togo liege kein Anlaß zu einem 
herbot vor; denn dort seien Ausschreitungen in⸗ 
olge des Branntweingenusses äußeist selten. Fur 
Züdwestafrika sei die Zweckmäßigkeit des Verbotes 
ugegeben. Fortsetzung morgen 1Uhr. 
Ausland. 
Brüssel, 25. Nov. Die liberal e Partei 
ündigt eine Interpellation wegen der Affaire 
Rieter an. 
Brussel, 26. Nov. Der vormalige Gesandte 
der Vereinigten Staaten von Nordamerika in Berlin, 
Bendleton, ist gestern Nacht hier gestorben. 
Paris, 26. Nov. Die Blätter veröffentlichen 
olgende Regierungsmitteilung: Aus den letzten 
depeschen, die dem Minister des Aeußern zuge—- 
jangen sind, ergibt sich, daß bis jetzt keine euro⸗ 
aische Regierung und keine der amerikanischen Re⸗ 
ubliken die neue Staatsordnung inBra— 
ilien anerkannt habe. Die brasilianische Regier⸗ 
ing, die sich selbst „provisorisch“ nennt, wartet die 
xmischeidung der konstituitenden Versammlung ab, 
im erst dann die Anerkennung der von jener be— 
nimmten Regierung nachzusuchen. Die französischen 
Bertreter in Brafilien haben die Weisung erhalten, 
zie guten Beziehungen, die mit der kaiserlichen Re⸗ 
gierung bestanden, mit der provisorischen Regierung 
zufrecht zu erhalten. Alle übrigen Mächte haben 
hren Vertretern ähnliche Verhaltungsmaßregeln zu⸗ 
zehen lassen. 
Paris, 26. Nov. In dem heutigen Minister⸗ 
rat machte Finanzminister Rouvier die erfreuliche 
Mitteilung, der Jahresabschluß für das Jahr 1889 
werde einen Einnahmeüberschuß von mindeltens zehn 
Millionen Franken aufweisen. 
Fiume, 25. Nob. Der Gouverneur Zichh 
besuchte heute auf dem Panzerschiffe „Deutschland“ 
den Herzog von Mecklenburg und nahm 
mit jeiner Gemahlin an dem vom Admiral Holl⸗ 
mann auf dem ‚Deutschland' gegebenen Dejeuner 
heil. Nachmittags fand ein Ausflug nach 
Abazzia statt und Abends gibt der Gouverneur 
eine Soiree, zu der 400 Einladungen ergangen 
ind. Der Toast Zichy's bei dem gestrigen Diner 
autete: „Alle Blicke richten sich auf Deutschlands 
nächtigen Herrscher, der an der Spitze seiner 
apferen Kriegsmarine, die Friedenspalme in der 
Hand, Europas Reiche aufsuchte, und nun ist es 
zuch uns vergönnt, die treuen Bundesgenossen 
viederzusehen, und mit ihnen vereint wollen wir 
insere Gläser erheben auf das Wohl des deutschen 
Zaisers, dem die Welt den Frieden verdankt. Der 
Kaifer und König Wilhelm II. lebe hoch! 
Konstantinopel, 26. Nows. Der Erlaß 
einer Amnestie für Kreta hat sich verzögert, weil 
derselbe in feierlicher Form mittels eines kaiserlichen 
Firmans erfolgen soll, der durch einen besonderen 
Hesandten nach Kreta gebracht und dort verkündet 
werden wird. 
Belgrad, 26. Nov. Die Umgebung des 
dlosters Detschan ist fürchterlich verwustet worden. 
Die Arnaulen verbrannten mehrere Dörfer und 
raubten die Weiber und Mädchen. Das Kloster 
jelbst plünderten sie nicht, da der Archimandrit 
Raphael es sammt seinen Mönchen freiwillig 
perließ. 
Tunis, 25. Nov. Der österreichische Aviso 
„Miramare“ mit der Kaiserin von O sester⸗ 
Leich an Bord ist heute Vormittag von Corfu hier 
eingeiroffen. Die Kaiserin besuchte das kartbagische 
Museum. 
Sansibar, 26. Nov. Nach einer Meldung 
des Reuterschen Bureaus zeigt der Agent der Witu⸗ 
ellschaft, Toppen, an: Der Sultan von Witu 
jat ein Zollhaus an der Wituküste zwischen Kissini 
ind Kwihunürrichtet und erhebt eine ö8prozentige 
Zteuer auf alle Ausfuhr⸗ und Einfuhrartikel. 
Tee de und peilzische Nachrichten. 
*Sit. Ingbert, 27. Now. Schöffen« 
rerichtssitzung. Das Amt der Schöffen 
Jersehen die Herren: Karl Uhl, Kaufmann, und 
Beier Greß, Bäckermeister, hier. Erledigt wurden 
olgende Fälle: 1. Ein hiesiger Wirth ist der Be⸗ 
eidigung eines Polizeidieners durch mißliebige 
Jeußerusig über diesen beschuldigt und überführt; 
sierwegen wird dem Wirthe eine Geldstrafe von 
(0 Mi. eb. 2 Tagen Haft nebst den Kosten, dem 
Beleidigten aber das Recht zugesprechen, den 
Artheilsauszug während 8 Tagen an der Ge⸗ 
neindetafel zu veröffentlichen. 2. Eine Verhand⸗ 
ung gegen einen Maurer aus Schellweiler wegen 
Deutsches Reich. 
München, 25. Nov. Se. kgl. Hoheit der 
Brinz-Regent ist gestern Nachmittag halb 4 
Uhr in Aschaffenburg eingetroffen, woselbst 
im Bahnhof zum Empfang sich der Bürgermeister 
Medius, Oberinspektor v. Arthelm und der Batail⸗ 
sonskommandeur v. Granvogel eingefunden hatten. 
Am Bahnhof hatte sich eine große Menschenmenge 
ingefunden, welche den Prinz⸗Regenten mit leb⸗ 
Jaften Hochrufen begrüßte. Der Prinz⸗Regen? und 
ein Jagdgefolge nahmen im Bahnhof das Diner 
in und gegen 6 Uhr erfolgte die Adfahrt per 
Wagen nach Rohrbruna. Die Bewohner der Dör⸗ 
er Hesselthal, Bissenbach und Weibersbrunn 
jatten dem Prinz-Regenten durch Errichtung 
jon Triumphypforten einen herzlichen Empfang be⸗ 
reitet. 
München, 25. Nov. Die Sozialdemokraten 
jaben für den Wahlbezirk München J den Gast⸗ 
virth Birk, für München I den Schriftsteller von 
Vollmar aufgestellt. Die Agitation für diese Kandi— 
zaten ist schon jetzt eine sehr rege. Der „Verein 
ür volkstümliche Wahlen,“ an dessen Spitze v. Voll- 
nar steht, entfaltet eine ungemein rührige Thätigkeit. 
Bon ultramontanen Reichstagskandidaturen werden 
isher genannt Herr v. Ruppert für München J 
ind Verleger Konrad Fischer für München II. 
Bayceuth,. 25. Nob. Im Wahlkreis Bayreuth 
terneck Wunsiedel wird der bisherige Reichstagsab⸗ 
zeordnete Bankier v. Feustel (nationalliberal) neuets 
zings kandidieren. Die Wiederwahl dieses bewähr⸗ 
en Abgeordneter ist zweifellos. 
Köoln, 25. Nov. Die im Gürzenich stattge⸗ 
sabte AntistlavereiVBersammlung war 
von etwa 3000 Personen besucht. Oberlandesge⸗ 
richtspräsident Struckm ann eröffnete die Ver- 
anmlung mit einem laängeren Hinweis auf den 
Brüsseler Kongreß und die neuesten frohen Bot⸗ 
scchafien aus Afrika. Die Versammlung beschließt, 
ine Resolution an den Reichskanzler und den 
steichstag und ein Zustimmungstelegramm an den 
Brüsseler Kongreß zu senden. 
Elberfeld, 26. Novb. In der gestrigen Sitz⸗ 
ing des Sozialistenprozesses wurde der von den 
Sozialisten für einen Polizeispion gehaltene Band⸗ 
virker ⸗Weber verhaftet. Bei demselben fanden ge⸗ 
eime Versammlungen statt. 
Berlin, 26. Nob. (Reichstag.) Die 
ortgesetzte Berathung des Etats des Aus— 
pärtigen Amtes führt zur Wiederaufnahme 
der Erörterung über den Gesandtschaftsposten in 
Bern. Staatssekretär Graf Bismarck erklärt, es 
zestehe deutscherseits durchaus keine Abneigung, 
inen neuen Niederlossungsvertrag mit der befreun⸗ 
desen Schweiz abzuschließen oder darüber in Ver—