Full text: St. Ingberter Anzeiger

wer von den Heraustretenden, Männlein oder 
Weiblein sich etwa in dem dort angebrachten Spiegel 
hetrachten würde. Das Ergebniß war ein in der 
That überraschendes: Von 100 Damen beguckten 
ich nar 65, während 95 von 100 unter den 
Herren der Schöpfung“ den Spiegel befragten. 
Stuttgart, 25. Nov. Der Sekondelieu⸗ 
enant Frhr. E.v. Varnbüler, ein Sohn des in 
jesem Frühjahr verstorbenen Staatsministers, wer- 
her bis jetzt beim Feldarnillerie-R⸗giment Ne. 29 
Ludwigsburg steht. geht nach Ostafrika, um in 
die Wißmann'sche Schutztruppe einzutreten. 
f Nürnbergssteht der Verlust einer 
ehens würdigkeit bevor. Die jedem Be— 
ucher Nürnbergs wohlbekannte, auf der Burg be⸗ 
indliche Sammlung von Folterwerkzeugen aus der 
guten alten Zeit“, sowie die gleichfalls auf der 
—X— 
die gar manches interessante Stück enthält, ist von 
iner auswärtigen Gesellschaft (deren Vertreter 
hert J. Ichenhäuser in London ist) angetauft 
Zotden. Die Gesellschaft bringt die kultur— 
istorische Sammlung im Frühjahr in Körnn zur 
Hecsteigerung, die Sammlung der Folterwerkzeuge 
wird vorerst in den größeren Städten Europas 
ur Ausßtellung gebracht. 
München, 25. Nov. Am 28. ds. Mis. 
indet hier eine Sitzung des Ausschusses des Ver— 
»ins deutscher Eisenbahn-Verwalt 
ungen für Angelegenheiten des Personenverkehrs 
tatt, an welcher etwa 25 bis 30 Eisenbahn⸗ Ver⸗ 
paltungen theilnehmen. Auf der Tagesordnung 
dieser Sitzung steht u. A.: 1. Die Frage über 
Anbringung von Kontrolabschnitten auf Fahrscheinen 
u zusammenstellbaren Rundreiseheften. 2. Auf— 
ebung der zur Zeit im Vereins-Rundreiseverkehr 
ur Anwendung kommenden Bedingung der Rund— 
ahrt, sowie der dadurch sich ergebenden Aenderung 
er jetzigen Bestimmungen über die Ausgabe von 
usammenstellbaren Rundreiseheften. 83. Vervoll⸗ 
andigung der Uebersichtskarte zu dem Fahrschein⸗ 
—V 
Fintragung der sogenannten Verbindungsscheine 
ind durch Kennzeichnung der Bahnstrecken mit 
-chnellzugsrerkehr. 4. Verbesserung der Ueber—⸗ 
ichtskarte zum Verzeichniß der Fahrscheine für zu— 
sammenstellbare Rundreisehefte und Erleichterung 
der Zusammenstellung der Rundreisen im Verein 
deutscher Eisenbahn⸗ Verwaltungen. 5. Aufkleben 
hon Deckblättern bei gleichzeitiger Aenderung der 
Preise mehrerer Reiihen von Fahrscheinen für zu— 
ammenstellbare Rundreisehefte. 6. Verkauf von 
Bereins⸗Rundreiseheften durch Privatunternehmer. 
f Köln. Der deutsche Kriegerbund 
zeröffentlicht in seinem Ocgan „Die Parole“ einen 
Vorstandsbeschluß, nach welchem der erste Vorsitzende 
der Rheinischen Krieger-Kameradschaft in Folge 
einer auf dem Abgeordnetentage zu Wiesbaden in 
der Sterbekassen Angelegenheit bewiesenen Haltung 
nach Anhörung des Vorstandes der Rheinischen 
drieger⸗Kameradschaft aus dem Bunde ausgeschlossen 
st. Der Kassirer und der Schriftführer der Kame⸗ 
adschaft wurden wegen Gefährdung des Interesses 
es Bundes durch grobe Fahrlässigkeit in der 
Sterbekassensache vorsäufig ihres Amtes enthoben. 
die Rheinische Kriegerkameradschaft wird aufge⸗ 
sordert, unverzüglich einen anderen Vorstand zu 
wählen, da der Bundesvorstand sonst nicht in der 
dage ist, mit derselben in Bundes- und Unter⸗ 
tutzungskassen⸗Angelegenheiten in Verkehr zu bleiben. 
der Beschluß ist unterzeichnet von den Herren 
Oherst v. Elpons, Dr. Westphahl und Schweder. 
Magdeburg. Von der Strafkammer 
vurde der Apothekenbesitzer Josef Süß 
don hier zu 3 Monaten und der Apothekergehülfe 
Karl Flume zu 1 Jahr Gefängniß verurtheilt. 
Flume hatte im April d. J. auf 1 Rezept, das 
eine Calomelmischung vorschrieb, aus Ver- 
sehen eine Mischung von Morphium muriaticum 
degeben und dadurch den Tod eines Zsjährigen 
dindes veranlaßt. Der Apothekenbesitzer Suß er ⸗ 
dielt die erwähnte Strafe, weil er geduldet, daß 
in seiner Offizin giftige, bezw. schädliche Verreib— 
ungen nicht vorschriftsmäßig signirt und aufbewahrt 
würden, wodurch die Verwechselung begünstigt wor— 
den sei. Zwei andere in der Oijfizin beschäftigte 
Apotheker, die ebenfalls mitangeklagt waren, wurden 
ireigesprochen. 
fBerlin, 24. Nob. Ein nettes 
Früchtschen. Der 17jährige Weberlehrling 
Johenn Czekalla, ein schon mehrfach bestrafter 
Bursche, erzählte eines Abends seinem 1825 jähr⸗ 
gen Mitlehrling Robert Krawutischke, daß schon 
nehrmals Leute gewettet hätten, sie könnten Nachts 
nit gedundenen Händen schlafen, daß sie aber 
mmer die Wette verloren. Am 15. Septembe: 
zjelang es ihm, den Krawutschke zum Eingehen 
einer solchen Wette zu veranlaßen, und band ihm 
die Hände mit einem Handiuch so fest zusammen, 
daß er dieselben nicht zum Munde fuühren konnte. 
Um Mitternacht wachte er infolge Athemnoth und 
eines heftigen Schmerzes am Halse wieder auf 
ah den Angeklagten auf sich knieen und merkte 
»aß derselbe ihm einen um den Hals geworfenen 
Zitik zuzog. Krawutschke bekam glücklich die zu 
ammengebundenen Hände zwischen Strik und 
Hals und es kam zur Balgerei, wobei der Ange— 
lagte das Ende des Strikes immer in der Hand 
»ehitelt und daran zog. Sobald Krawuischke« 
chreien wodte, steckte ihm der Angeklagte die Fauss 
in den Mund und suchte ihm sogar den Hals zu— 
zudrücken. Endlich wurde der Meister durch den 
Lärm aus dem Schlafe geweckt und dessen Da— 
wischenkunft befreite den Krawutschke aus seiner 
dedenklichen Lage. Der Angeklagte flüchtete dann 
und nach seinem Forlgange vermißte Krawutschke 
sein Portemonnaie mit fünf Mark Inhalt. Für 
diesen Mordversuch und Diebstahl erhielt der sau⸗ 
bere Bursche gestern drei Jahre und sieben Monate 
Befängniß. 
F Berlin, 25. Nov. (Berlohung.) Ent⸗ 
jgegen den Gerüchten von einer Verlodung der 
Prinzessin Margaretha, der jüngsten Tochter des 
aisers Friedrich, mit dem russischen Thronfolger 
erhält der „Figaro“ eine Depesche aus Athen, 
welche die bevorstehende Verlobung der Prinzessin 
mit dem Prinzen Christian, ältestem Sohne des 
ronpcinzen von Däuemark, meldet. 
F Berlin, 25. Nov. Einem hiesigen Blatte 
zufolge sind heute Vormittag sämmiliche entbehr— 
uichen Kräfte der Gensdarmerie aus der Umgebung 
Berlins nach Luckenwalde abgereist, wo ein⸗ 
zelne Fabriken infolge der seit längerer Zeit dorf 
im Gange b.findlichen sozialdemokratischen Auf— 
hetzereien und der ausgebrochenen Streiks ge⸗ 
ährdet sein sollen. 
F Hamburg, 25 Nob. Heute Mittag 
h»rach in der Steinweg'schen Pianoforte— 
fabrik, kurz nachdem die Arbeiter die Fabril 
oerlassen hatten, in der zweiten Etage Groß— 
feuer aus, welches auch die dritte Ettage ergriff. 
Das Feuer konnte innerhalb zwei Stunden auf 
seinen Herd beschränkt werden, doch ist der Scha- 
den sehr großz, da in der zweiten Etage sich die 
fertigen Instrumente befanden. Es sind vorwiegend 
englische Versicherungsgesellschaften an dem Ver— 
lust betheiligt. 
F Der Vorschlag zur Einfuhr von Chi— 
neseen, durch welche dem Mangel an ländlichen 
Arbeitern abgeholfen werden soll, taucht neuerdings 
in Pommern auf. Im Stettiner Zweigberein 
der Pommerschen Oekonomischen Gesellschaft ist die 
Frage schon eingehend besprochen worden. 
F Aus Paris schreibt man: Als besondere 
Novität der heurigen Saison sieht man jetzt häufig 
die Herren bei Abendvisiten einfarbige rosa, blaue 
»der rothe Hemde tragen. Diese grellen, bei den 
veit ausgeschnitienen Gilets zur vollen Geltung ge⸗ 
angenden Hemden bringen einen „phänomenalen“ 
xrindruck hervor. Um den Kontrast noch zu steigern, 
zflegt man dieselben mit glänzenden schwarzen Jais- 
enöpfen zu verschließen. Diese Hemden siad bereits 
'o stark en vogue, daß man mit der Fabrikation 
jar nicht nachtommen kann. Der Urheber dieser 
Mode ist der jugendliche Prinz von Neapel. 
Neueste Nachrichten. 
München, 26. Nov. Der kirchenpoli— 
ische Antrag der Zentrumspartei, betr. das 
dlacetum regium, wird Ende dieser Woche in dem 
z. Ausschuß der Kammer der Reichssräte zur Be⸗ 
radung gelangen. Prinz Ludwig, welcher 
diesem Ausschuß angehört, wird von den Jagden 
m Sp ssari, wohin er Se. Kgl. Hoheit den Prinz⸗ 
stegenten begleitet, zu dieser Sitzung hierher zurüd⸗ 
ehren. Der Antrag dürfte, nach den „M. N. N.“, 
instimmig als zur Debatte im Plenum nicht geeignet 
efunden werden. 
Berlin, 26. Nod. Die Budgetkommis— 
fion (Militäretat) bewilligte die bei der Na⸗ 
zuralverpflegung eingestellte Mehrfordetung 
on 1167 511 Mkt. behufs Erhöhung der Hafer— 
ation der Kavalleriepferde um 2850 Gramm; sie 
rledigie ferner unverändert das Kapitel Bekleidung 
usrüstung, Garnisonserbicewesen, Garnisonsbauten. 
Berlin, 27. Norp. Die Sozralistenge—⸗ 
setz Kommission nahm gestern in zweiter 
Ldesung die Paragraphen 1 bis 28 in der Fassung 
der ersten Lesung an. Bei Beratung des Para— 
graphen 24 (Ausweisungsbefugniß) vertagie sich 
die Kommission bis zum 4. Dezember. Die Frak—⸗ 
lionen sollen sich während dieser Zeit verstündigen. 
Für da Ndaktion verantwortlich: F. X. Demetz. 
Kehlkopfleidenden ist nicht dringend ge⸗ 
nug anzurathen, beim Promeniren, oder auf ihren 
Berufswegen sich vor den Folgen des Luftwechsels 
dadurch zu schützen, daß fie sich der Fays ächten 
Sodener Mineral⸗Pastillen bedienen. Ka- 
tarthalischeErkrankungen werden dadurchleicht verhütet. 
Man kann diese Pastillen im Vorbeig hen in jeder 
Apotheke und Droguenhandiung a 85 Pfg. die 
Schachtel einkaufen. 
Von Meyers Konversalions Lexikon (Leipzig. 
Bibliographisches Jastitut) ist soeben der fünfzhnte 
Band, bis „Uralit“ reichend, erschienen. Es liegt 
sonach das Werk bis auf den ebenfalls bald zu 
erwartenden 16. (Schluß⸗) Band fertig vor. Für 
diejenigen, welche sich selbst oder ihre Angehörigen 
mit einem Weihnachtsgeschenk von besonderer Ge— 
diegenheit erfreuen wollen, wird diese Nachricht 
gewiß wilikommen sein. Auch dieser neueste Band, 
der nicht weniger als 44 zum Theil in künstlerisch 
vosllendetem Chromodruck ausgeführte Illustrations⸗ 
Beilagen sowie 285 Abbildungen im Tert enthält, 
weist in Fülle wieder alle jene Eigenschaften auf, 
welche wir von jeher an der neuen Auflage dieses 
Nationalwerkes zühmen mußten: bei Vermeidung 
alles Ueberflüssigen und Zwecklosen eine Gründlich— 
lichkeit und Uebersichtlichkeit in der Bearbeitung 
des Textes, eine Sorgfalt in der Herstellung des 
reichen illustrativen Theils und dazu eine Gediegen⸗— 
heit in der Ausstattung, die alles weit übertrifft, 
was jemals auf dem Gebiet der enchklopadischen 
Litteratur Deutschlands wie auch des Auslandes 
geleistet wurde. Es unterliegt für uns, die wir 
ein Urtheil darüber zu haben glauben, keinem Zwei—⸗ 
fel, daß „Meyers Konversations-Lexikon“ zur Zeit 
an der Spitze aller derartigen Werke steht. An⸗ 
strengungen und Leistungen, wie sie hier vorliegen, 
ind aber nur ducrch einen Adsatz ermöglicht, wie 
ihn gerade dieses Werk erreichte, das mit der jetzt 
vorliegenden vierten Auflage nach der Anzeige der 
Verlagshandlung eine Verbreitung in nahezu 
500. 000 Er⸗mplaren gefunden hat. In der That 
findet man es in allen Kreisen des Volkes ver— 
treten, beim Gelehrten wie beim Laien, beim Be⸗ 
amten und Kaufmann, Handwerker und Landmann, 
denn auch bei uns gilt der Ausspruch jenes Ame— 
rikaners, der da meinte: „Do house is properly 
furnishod that has not in it a good COyclo- 
pedia“. Für den nach Weiterbildung Strebenden, 
der heute auf diesem und morgen auf jenem Ge—⸗ 
biete des Wissens Auskunft und Belehrung sucht, 
gibt es nichts Werthvoll⸗res als der Besitz eines 
guten Konversations-Lixikons, wie es das Mehyer— 
sche in seiner neuen Auflage unbestritten isi. 
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4 
* 
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deutsene 
Wocohensdhrift 
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Organ 
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osan verlauge 
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Verlag des Echo (I. B. Schorer) 
* Rarin s Wð