Full text: St. Ingberter Anzeiger

tretern erleuchtete Arbeit zur Konsolidierung der 
Finanzlage. Der König habe dieses Verlaungen 
auf seiner letzten Reise konstatiert. Die Thron⸗ 
rede stellt die guten Beziehungen zu allen Mäch- 
len fest, sowie den Erfolg der auf die Erhaltung 
des Friedens gerichteten Bemühungen. Das letzte 
Verwaltungsjahr schloß mit einem Ueberschuß ab; 
auch das diesjährige Budget sei ein günstiges. Es 
werden mehrere Gesetzvorlagen angekündigt, da— 
runter solche bezüglich der Armee und Festsetzung 
der Befestigungen u. s. w. 
Sanfibar, 27. Nov. Eine Karawane der 
französischen Miffion in Bagamoyo, welche am 
letzten Sonntage in Mohundah eintraf, ist Stanley 
und Emin bei Kitata, nur acht Tagemärsche von 
Bagamoyo entfernt, begegnet. Danach dürften 
Stanley und Emin am Montag oder Dienstag 
Bagamoyo erreichen. 
Lokale und pfälzische Nachrichten. 
*St. Ingbert, 29. Nov. Das Stift⸗ 
ungsfest des Kriegervereins verspricht nach 
dem uns vorliegenden Programm ein sehr schönes 
zu werden. Es zeigt das Programm an Mannig- 
faltigkeit keinen Mangel. Kiaviervorträge, Männer⸗ 
chöre, komische Lieder wechseln mit einander ab 
Außerdem wird der militärische Schwak „Ein 
Manöv rscherz“ aufgeführt werden. Unter den 
Nummern erscheinen einige Neuheiten. Bei der 
tüchtigen Leitung des Vereins ist ein Gelingen des 
Festes außer Zweifel. 
*— Eine für Bienenzüchter äußerff 
wichtige Entscheidung hat das Landgericht zu Wei⸗ 
mar getroffen. Hiernach bleibt einentflogener 
Bienenschwarm nur so lange Eigenthum des 
Besitzers, als er von ihm im Auge behalten resp. 
verfolgt werden kann. Hat sich der Schwarm in 
die Gemarkung entfernt, so hat der Imker das 
Eigenthumsrecht auf den Schwarm verloren. 
*— Ueber die Rilitärpflicht der Volks⸗ 
schullehrer äußert sich die „Bayer. Lehrerztg.“ 
folgendermaßen., Unter den Kreisregierungen hatte die⸗ 
jenige von Oberbayern dem Landrathe eine 
neue Vorlage in Bezug auf das Volksschulwesen 
gemacht; sie beantragt nämlich einen Posten für 
etwa 70 Vertreter von Lehrern, welche zu mili⸗ 
tärischen Uebungen einberufen sind. Die Lehrer- 
schaft Bayerns kann es der oberbaherischen Regier— 
ung nur Dank wissen, daß sie dieser Frage, die 
durch die neuen Bestimmungen der Wehcordaung 
brennend geworden, näher getrelen ist und Ab 
hilfe zu schaffen sucht. Man kann, ohne ungerecht 
zu sein, weder den Nachbaerlehrern zumuthen, daß 
fie eine Aushilfe auf 10 Wochen unenigeltlich be— 
sorgen, noch den Gemeinden, daß sie auf eig ne 
Kosten einen Vertreter aufstellen. Hier muß also 
eine größere Gemeinschaft aufkommen und das iff 
in Bayern zunächst der Kreis.“ — Der Landrath 
bdon Schwaben und dier von Mittelfranken haben sich 
mit der gleichen Angelegenheit beschäftigt. 
* St. Ingbert, 29. Nop. In Ens⸗ 
heim hat jetzt auch eine Theatergesell— 
schaft ihren Aufenthalt genommen. Dieselbe 
fteht unter der Direktion von Hrn. M. Hölzle. 
Nächsten Sonntag Abend wird dortselbst im Fries' 
schen Saale zur Aufführung gelangen die Posse 
„Höllenqualen“ und ferner „Eine alte Schachtel.“ 
Nachmittags findet Kindervorstellung statt: „Die 
lustig, lebendigtodten Eheleute.“ „Staberls Reise⸗ 
abenteuer“ und „das Glöckchen des Eremiten.“ 
— Zweibrücen, 28. Nov. Ueber den be— 
reits gemeldeten Unghlücksfall in Pirmasens 
erführt die „gZw. Z.“ noch folgendes Nähere: Vor 
dem Landauerthor in gestern Abend die rechte 
Giebelmauer des Jost'schen Neubaues zusammenge— 
stürzt. 6 ältere Maurer wurden verschüttet, doch 
sofort befreit. Dieselben sind am Kopfe teils schwer, 
teils leicht verletzt. Es sind dies die Maurer 
Kennel, Maier und Wilhelm von Kleinsteinhausen, 
Hoffmann von Niederauerbach, Jak. Koch von Ir⸗ 
heim und Weimann von Brenschelbach. Die Ver—⸗ 
letzten haben meistens Kopfwunden davongetragen 
und befinden sich im Spital, wohin sie sofort 
verbracht werden. Es muß als ein großes Glück 
bezeichnet werden, daß keine weiteren Verletzungen 
vorkamen und die Mauer nicht in den Bau hinein. 
sondern von demselben abfiel. Was die Ursache 
des Unglücks war, ist nicht bekannt. 
— Der Kriegerverein Altenglanbe—⸗ 
absichtigt im kommenden Sommer das Fest seiner 
Fahnenweihe abzuhalten und bestellte in L. Al— 
brecht's Kunsistickerei in Kaiserslautern eine seident 
gestickte Fahne 
— Pirmasens, 28. Nov. In der gestern 
statigehabten Sitzung des Ausschusses für di⸗ 
Biebermühlbahn wurde eingehender Bericht 
liber die Abordnung nach Müachen und deren 
Ergebnisse erstattet und beschlossen, daruber einen 
Bericht für die Presse fertigzustellen. Ferner wurd 
eine aus Abgeordnetenkreisen ergangene Anregung 
zum Beschluß erhoben, wonach in der Eingabe an 
den Landtag die Bitte dahin adgeändert werden soll, 
daß die kgl. Staatsregierung ersucht wird, den 
Bau biei den Pfälzerbahnen vor dem 1. Januat 
1890 anzuregen. Durch die Gewährung dieser 
Bitte würde die Biebermühlbahn noch die Vortheile 
der Vereinbarung zwischen Staat und Pfaälzer⸗ 
»ahnen genießen, auch wenn deren Bau erst — 
wie ja bereits festgestellt — nach Ablauf dieses 
Jahres beschlossen würde. (P. A.) 
— Landau, 28. Nov. Die dem Bezirks⸗ 
tommando Landau unterstellten Offiziere, Aerzte 
und Beamten gründeten gestern einen „Verein 
der Offiziere des Beurlaubtenstandes“. 
— Der am Charfreitag schon zum dritten Mal 
entwichene Sokdat Käfer der 12. Kompagnie 
dis 18. Infanterie⸗Regiments wird im Laufe des 
heutigen Nachmittags gefesselt wieder hier einge— 
liefert werden. Gutem Vernehmen nach soll derselbe 
sich zuletzt in Holland umhergetrieben haben. 
(L. A.) 
— Schweigen. Ein Mädchen von hier 
fand in der verflossenen Woche beim Weißrüben— 
ausziehen auf einem Acker einen Louisdor von 
1786 mit dem Bildnisse Ludwigs XVI. Das 
Goldstück hat die Größe einer Doppelkrone, ist noch 
pollständig unversehrt und sieht wie neu aus. Das 
'elbe hat einen Werth von 24 Franken — Mt 
19.20. 
— Edenkoben. Der Rechtsstreit zwischen 
dem Quellwasserverein und dessen Geg- 
iern bezüglich der Uebernahme der Wasserleitung 
zier auf Kosten der Stadtkasse wurde durch das 
Ergebniß der Stadtrathswabl entschieden. Mil 
zroßer Majorität wurden die Parteileiter des 
erwähnten Vereins und deren Anhänger gewählt. 
Von den zukünftigen 27 Stadtvätern werden 21 
für die Wasserleitung, deren Herstellung etwa 
200.000 Mark beträgt, eintreten. 
— Aus der Rhein-Ebene. Für den 
Tabak ist das gegenwärtige Wetter nicht von 
Vorteil. Die Tabakpflanzer sehnen sich mit Bangen 
jeden Tag ängstlich nach besserer Witterung, um 
endlich einmal den Tabak abhängen und büscheln 
zu gönnen. Nachfcage nach demselben ist eben gar 
keine. Durch die viele feuchte Wilterung hat sehr 
ziel Schimmel angesttzt, was die Farbe sehr beein⸗ 
rächtigt. Und doch wäre dem Bauersmann ein 
zübscher Preis zu gönnen. 
— In einem Städchen an der Haardt fürchtete 
ein Bürger (Pfeudonym: „Freund Knittelberscht“,) 
nan wolle die Wähler seines Orts, wie dies vor 
ünf Jahren dort geschah, durch freie Tafel für 
»ine gewisse Sache gewinnen. Er glaubte von 
Wellfleisch, pommerischen Günsen und neuem Wein 
nunkeln zu hören und fühlte sich zu einem Poem 
peranlaßt, welches die Wahllustigen bestimmen sollte, 
die Zettel ruhig zu Hause auszufüllen, und meint 
unter anderem: 
Vum Quellfläsch krit mer Wahltrichine, 
Vum Gänsefläsch de Schnadderich — 
Des kann uns vor de Wahl nit diene — 
Im Neie stickt de Dadderich. 
— Neustadt, 28. Nov. Die Vorstandschaft 
des Geflügelzuchtvereins Neustadt veran- 
staltet am 22. und 23. Dezember einen Ge—⸗ 
flügelmarkt und am 29. Dezember eine Ver—⸗ 
lbo osung von Geflugel. Da der Geflügelmarkt 
zleichzeitig mit dem hier stattfindenden Weihnachts⸗ 
Jahrmarkt zusammenfällt und außerdem der An⸗ 
kauf zur Verloosung im Betrage von einigen 
hundert Mark auf dem Geflügelmarkt geschehen 
josl, so ist den Beschickern des Geflügelmarktes 
mehr wie je Gelegenheit geboten, das zum Verkaufe 
nuusgestellte Geflügel zu verwerihen. Es wurde 
hestimmt, daß an Stand⸗ und Futtergeld für jeden 
Stamm Hühner, Gänse und Enten von Nichtmit⸗ 
zliedern 50 Pf. und von Mitglieder 80 Pf., für 
edes Paar Tauben 20 Pf. und für jeden Vogel 
10 Pf. zu zahlen ist. Die Anmeldungen haben 
putestens 3 Tage vorher bei dem Schriftführer 
Herrn Friedrich Fischer schriftlich zu geschehen 
Wegen dem Bezuge von Loosen haben sich die Mit 
Jlieder des Geflügelzuchtvereins an den Kassier 
Herrn Heinrich Saul zu wenden und ist der X 
des Looses auf 30 Pf. fistg setzt. 
— Frankent hal. Unter den Firmen, welche 
zum Bau und zur Ausrüstung des Wormser Fesi. 
spielhauses durch Arbeits⸗ oder Materiallieferung 
beigetragen, wird auch die Firma llein 
Schanzlimu. Becer hier ehrenvoll genannt. 
- Frankenthal. (Zur Warnung 
für Töpfer.) Franz Metzger, 32 Jahre alt 
Topfer in Grtinstadt, war vom Schöffengerich 
Grünstadt wegen Vergehens gegen das Nahrungs. 
mittelgesetz zu 4 Mk. Geldbuße verurtheilt worden 
und hatte gegen dieses Erkenntniß Berufung einge⸗ 
legt. Megger ist zur Last gelegt, daß er die 
Mischung der Bleiglasur, womit er seine Geschirte 
behandelte, nicht in richtiger Weise vornahm, auch 
beim Brennen der Geschirre nicht vorsichtig genug 
zu Werke ging. Der Angeklagte erklärte, daß 
in seinem Geschäfte so verfuhr, wie er es gelernt 
und wie es seine Vorfahren gethan. Der Sach⸗ 
verstäͤndige Dr. Sachs aus Heidelberg deponirte, 
daß gegen die Materialien, die Metzger verwendete, 
nichts einzuwenden sei, wohl aber gegen die Art 
der Verwendung, bezw. die Mischung; auch sei 
die Art des Brennens des Geschirrs von Einfluß 
auf die Gefährlichkeit desselben. Die in Frage 
dommenden Gefäße seien aber zu stark glasirt um 
auch nicht regelrecht gebrannt gewesen. Wenn in 
solchen Gefäßen saure Speisen zubereitet würden, 
so theile sich den Speisen Bleioxyd mit und zwar 
in gesundheitsschädlicher Menge. Die Strafkammer 
perwarf die eingelegte Berufung und verurtheilte 
Metzger in die Kosten zweiter Instanz. In den 
Motiven ist gesagt, daß auch die Töpfer sich dar⸗ 
über zu vergewissern haben, daß die zur Verwen⸗ 
dung kommende Glasur nicht gesundheitsschädlich 
die Zusammensetzung der Materialien eine richtige 
sei und daß auch das Brennen der Töpfe mit der 
nöthigen Vorsicht vorgenommen werde. 
— In Frankenthal wurden sechs Tusch— 
fabrikanten von Lambrecht, welche jugend— 
liche Arbeiter üüber die gesetzliche Zeit beschäftigten, 
zu 30, 20, 10 und 3 Mk. Geldstrafe verurtheilt. 
— Erpolzheim, 27. Nov. Die Brauerei 
„Feldschlößchen“ von Oggersheim miethete den 
Bierverzapf der hiesigen Wirthschaft „Zum 
Bahnhof“ (von Wagek) auf zehnjährigen Be— 
stand um 1000 Mk. pro Jahr. Der Ausschanl 
bleibt in Händen des B.sitzers. Das Geschaäft 
wurde durch das Agenturen-Yureau von S. Sins⸗ 
heimer zu Freinsheim perfekt. 
— Grünstadt. Bürgermeister F. Becker 
und die Adjunkten W. Kuhn und R. Krieger 
wurden wiedergewählt. 
— Grünstadt. Der am Sonntag Abend 
in Neuleiningen wegen anscheinend schwerer, 
an dem Fabrikarbeiter Valentin Maas durch einen 
Messerstich verübten Körperverletzung verhaftlete 
Johann Christ von Neuleiningen wurde jetzt 
wieder auf freien Fuß gesetzt, nachdem sich die Ver⸗ 
letzung des Gestochenen als nicht so bedeutend und 
weniger gefährlich herausgestellt hat. 
Bermtichtes. 
F St. Johann, 28. Nov. Die Lanze 
soll die Königin der Waffen sein und Thatsache ist 
es, daß im letzten Kriege besonders die Ulanen 
von den Franzosen gefürchtet wurden. Die vierte 
Schwadron des 7. Dragoner⸗Regiments wurde im 
»origen Herbst mit Lanzen ausgerüstet und in der 
Handhabung derselben von einem Sergeanten der 
Straßburger Ulanen unterrichtet. Seit einigen 
Tagen nun werden auch die Mannschaften der 
anderen Schwadronen mit der Lanze eingeübt und 
das ganze Regiment wird dann die Waffe führen. 
Auch die Trierer Husaren werden bald als eigen— 
artige Ulanen auftreten; ein Unteroffizier des 7. 
Dragt ner⸗Regiments lehrt 'sie bereits den Gebrauch 
der so hoch zu Ehren gekommenen Waffe. Ferner 
find die Bonner Husaren mit der Lanze ausgerüstet 
porden und auch in diesem Falle war es einer 
unserer Dragoner, ein Sergeant, der in der Lanzen⸗ 
führung die Anleitung gab. Es wird ein inter⸗ 
essanter, imponirender Anblick sein, wenn in der 
Folge unser Dragoner-Regiment mit der Lanzen- 
ausrüstung ausreiten wird. (S. J. S. A.) 
FSaargemünd, 27. Nov. Eine lobens« 
werthe Anerkennung hat der Fabrikarbeiter 
Johann Peter Litzen burger aus Bliesschweyen 
sich dadurch verdient, daß derselbe gestern Mittag 
zegen 1 Uhr in der Deutschen Straße ein Porte⸗ 
monnaie mit 4583.55 Mk. Inhalt gefunden und 
dies sofort der Polizei zur Anzeige gebracht hat.