Full text: St. Ingberter Anzeiger

Es wurde dadurch möglich, daß noch im Laufe 
zes Nachmitsags der rechtmäßige Eigenthümer — 
doipachter Schanz von Weidesheim — wieder in 
Hesitz des verlorenen Geldes kam. Eine Belohn⸗ 
ing von 20 Mtk. wurde dem ehrlichen Finder zu 
Theil. (Srg. Zig.) 
f In Jägersfreude erhängte fich neu— 
ich Nachts der Bergmann M. in seiner Wohn⸗ 
ing. Der Mann soll an geistiger Umnachtung ge⸗ 
itten haben. 
Sit. Wendel. Die landwirthschaft⸗ 
iche Winterschule hier ist, auch in diesem 
Jahre wieder stark besucht. Von 30 angemeldeten 
—„chülern sind 25 zum B such eingetroffen. Einer, 
zer bei Beginn der Schule krank geworden, wird 
roch eintreffen. 
FKassel, 28. Nond. Volksküche. Die 
af Anregung des Vereins gegen Mißbrauch geist⸗ 
aer Getränke gegründete Volksküche und Kaffee⸗ 
chä kke, welche vor kurzem ihr neugebautes Haus 
zugen, erfreut sich eines stetig wachsenden Zu⸗ 
pruches. In der letzten Woche wurden allein 
umder Mittagsstunde bis zu 1300 Portionen 
varmen Essens mit Fleisch zu 15 Pfennige aus⸗ 
segeben und gestaltete sich der Konsum im Laufe 
jes Tages und am Abend in entsprechender Weise. 
Zolche Zahlen beweisen am besten, von wie gro— 
zem Nutzen dies trefflich geleitete Unternehmen für 
ie unbemittelten Stände ist. 
Mainz. Der Import von amerika⸗— 
uischen Ochsen ist als beendigt auzusehen. Die 
nesigen Großviehhändler, welche die Einfuhr ge— 
eitet haben, finden ihre Rechnung nichb dabei, indem 
zie Schiffsfracht und die Einkaufsspesen den ganzen 
stutzen hinwegnehmen. Ein besseres Geschäft haben 
ie Viehhändler mit der Einfuhr von italienischen 
Schweinen gemacht, die in den letzten Tagen durch 
ie Ausdehnung des Schweineeinfuhrverbots auf 
Frankreich ziemlich bedeutend im Peeise ge⸗ 
tiegen sind. 
FFrankfurt. Die Stadtvberordnetenver⸗ 
ammlung bewilligte fast einstimmig nauf 
ntrag des Magistrats die Summe von 60,000 
Nk. zum würdigen Empfang des Kaisers am 9. 
dezember. 
An der zu Würzburg stattfindenden 
Ftufung für den niedern Finanzdienst he— 
heiligen sich 3Z6 Kandidaten, darunter aus der 
z3falz allein 17. 
Auszeichnung. Bekanntlich wurden im 
jergangenen Sommer mit Zustimmung der baye— 
ischen Regierung die Ueberreste Latour d'Auvergne's, 
jes „ersten Grenadiers Frankreichs,“ aus ihrer 
suhestätte zu Oberhausen dei Neuburg a. D. unter 
nisprechenden Feierlichkeiten nach Frankteich über—⸗ 
zeführt. Aus diesem Anlasse wurden nunmehr die 
sierbei besonders thätig gewesenen bayerischen 
Zersönlichkeiten mit französischen Dekorationen 
usgezelchnet, nämlich der Regierungspräsident von 
Schwaben und Niuuburg, v. Kopp, mit dem 
dommandeurkreuz der Ehrenlegion, der Oberst und 
kommandeur des 15. Infanterie-Regiments, Schu⸗ 
nacher, mit dem Offizierskreuz desselben Ordens, 
ind der Vorstond des historischen Vereins in Neu— 
urg, Landgerichtspräsident Mayer, mit den Insig⸗ 
aien eines offizier de l'instruction publique. 
fHalle a. d. S., 28. Nov. Der berühmte 
Chirurg Geheimrat Dr. Richard v. Volk⸗ 
nann ist heute morgen gestorben. (Richard v. 
zolkmann, der unter dem Namen Richard Leander 
Zzerfasser der reizvollen ‚Träumereien an französi- 
chen Kaminen“, eines Bandes Erzählungen und 
weier Bände Gedichte ist, wurde geboren am 17. 
Uugust 1830 und wirkte seit 1867 in Halle, wo 
r ebenso als Lehrer an der Hochschule wie als 
rraktizierender Arzt und Mensch verehrt und ge— 
hätzt war.) 
Bochum, 28. Nov. Auf Zeche „Kon⸗ 
antin“ fand eine große Schlagentzündung schlagen⸗ 
er Wetter statt. Vierzehn Bergleute find todt, 
ler verwundet. 
Berlin. Die Berliner Blätter meldeten 
ior einigen Tagen, zwischen dem Hauptmann v. 
hdaugwitz von den Gardefüsilieren und einem Stabs⸗ 
izt habe ein Duell stattgefunden, in welchem der 
etztere tödtlich verwundet worden sei. Darauf 
vurde berichtigt, der Gegner des Hauptmanns sei 
ein Stabsarzt, sondern ein Student gewesen. 
Später erfolgte eine abermalige Berichtigung, des 
jnhalts, daß weder der Hauptmann v. Haugwitz 
onh überhaupt eia Offizier vom Gardefüsilier⸗Re— 
iment ein Duell gehabt habe. Jetzt wird die 
Sache folgendermaßen dargestellt: Ein Lieutenant 
st., der aus der Probinz nach Beclin zur Militär⸗ 
urnanstalt abkommadirt ist, saß in Gesellschaft von 
dameraden im Cafe Bauer und erdlickte daselbst 
inen Herrn, den er von Straßburg aus zu kennen 
lanbte. Lieutenant R. trank ihm mit den 
Vorten „Prost Stiaßburg!“ zu. Dies faßte der 
AUngeredete, eine stud jur. Frowein, als eine Be⸗ 
eidigung auf und forderte den Offizier ()). Zu⸗ 
nächst suchte letzterer den Studenten von seinem 
zrrthum zu überzeugen, fand aber keinen Glauben, 
s tam vielmehr zu Thätlichkeiten, welche den 
Wirth nöthigten, die Herren zum Verlassen des 
dokals aufzufordern. Es fand darauf das Duell 
tatt, welches den Tod des Studenten herdei⸗ 
ührte. 
F Eine seltene Frechheit zeigte ein Beitler, wel⸗ 
her am Sonntag Vormittag in einem Geschäft an 
der Berliner Havelstraße erschien und um eine 
Pabe ansprach. Als er nichts erhielt, zog er ein 
Zweipfennigstück aus der Tasche und legte dasselbe 
inf den Tisch mit den Worten: „Na, dann werde 
ch Ihnen was schenken.“ Der Ladeninhaber faßte 
»arauf den Menschen beim Kragen und hielt ihn 
olange fest, bis die Polizei requiriert war, welche 
den Bettler abführte. 
F Jafolge der hohen Fleischpreise ist 
n Berhin eine G'sellschaft gegründet worden, 
velche die Absicht hat, eine großartige Züchtungs⸗ 
unstalt von Lapins (Kaninchen) anzusegen. Ein 
vort lebender Amerikaner, Dr. F., hat seine Be—⸗ 
itzungen in dem benachbarten Wannsee bedeutend 
dergrößert, um auf denselben die überaus frucht⸗ 
»aren Thiere anzusiedeln. Die eigentliche Ver— 
valtung des Unternehmens soll ein jüngerer Fach- 
nann führen, welcher in Paris die Zucht und 
Zubereitung der Lopins eingehend studirt hat. 
derselbe soll eine neue Methode entdeckt haben, das 
was weichliche Fleisch, das in Frankreich ein be— 
liebtes Nahrungsmittel ist, dem deutschen Gaumen 
schmackhafter zu machen. Um die Aufmerksamkeit 
der Hausfrauen auf dies neue Nahrungsmittel zu 
lenken, wird beabsichtigt, in derschiedenen Vereinen 
weckentsprechende Vorträge zu halten. Der Ver⸗ 
and auf den Berliner Markt soll auf dem Wasser⸗ 
vege durch ein elektrisches Boot bewirkt werden. 
F EinenSchuhmacher ohne Pechhat 
jegenwärtig die De... straße in Berlin aufzu- 
veisen. Derselbe hatte neulich Termin in seinem 
rhescheidungs-⸗Prozeß und auch die Genugthuung, 
aß seine Ehe siegreich für ihn getrennt wurde. 
Ils er nach Hause kam, fand er auf dem Tisch 
eine Benachrichtigung, daß er in einer auswärtigen 
kotterie einen Theil des großen Looses im Betrage 
»on 34000 Mk. gewonnen habe. Und besagter 
Neister hat nun schon seit mehreren Tagen keinen 
Pfriem angerührt; er befindet sich vielwehr be⸗ 
tändig in „gehobener“ Stimmung. 
F Ein bedeutender Diebstahl wird aus 
dent (Belgien) gemeldet. Während eine daseclost 
inwesende Vicomtesse sich mit der ganzen Diener⸗ 
haft auf ihrem Landschlosse befand, wurde in ihre 
zehausung in Gent eingebrochen und an Geld, 
Berthpapieren und Schmucksachen ein Betrag von 
mnnähernd 100 000 Fr. entwendet. Von den 
dieden fehlt noch jede Spur. 
F Der Eiffelthurm soll am 1. Dezember 
ür die Oeffentlichkeit geschlossen und erst zuwm 
Frühjahr wieder geöffnet werden, Die Verwaltung 
zibt vor, daß der Zugang jetzt bei den Aufräum— 
ingsarbeiten zu schwierig sei, obgleich alle Welt 
veiß, daß der Thurm von der Jenabrücke aus ohne 
veiteres zu erreichen ist. Des Pudels Kern ist 
zielmehr, daß kein Mensch mehr den Eifelthurm 
esteigt. Der Eisenriese ist thatsächlich „aus der 
er Mode gekommen“. Man hofft nun, daß bei 
zeginn der Reisezeit im Frühjahr wieder genug 
fremde nach Paris kommen werden, um den Thurm 
u bevölkern. 
Es verlautet, 2000 Arbeiter in den 
Turiner Werkstätten der Mittelmeerbahn stre i⸗ 
en. Da die Verhandlungen erfolglos geblieben 
ind, gedenkt die Gesellschaft die Werkstätten zu 
chließen. 
F New⸗York, 28. Nov. Die von Bre— 
nen kommende Barke „Germania“ ist bei 
dongbranch gestern gescheitert. Der Kapitän 
ind acht Matrosen sind ertrunken. Der erfste 
„teuermann und vier Personen der Mannschaft 
ind gerettet und an Land gekommen. 
Dienstesnachrichten. 
Militär-⸗Dienstesnachrichten. Zum 
Sekondelieutenant der Reserve wurde befördert im 
18. Inf.-Reg. der Vizefeldwebel Kost (Assistent an 
zer k. Realschule in Pirmasens). — Zura Sekonde⸗ 
ieutenant der Landwehr 1. Aufgebots wurde be⸗ 
oͤrdert hei den Pionieren der Vizefeldwebel 
Schindler (Postadjunkt in Ludwigshafen, früher 
in Pirmasens). — Sekondelieutenant Kast im 18. 
Inf.⸗Reg. wurde von der Adjutantenfunktion beim 
Bezirkskommando Zweibrücken enthoben und an 
einer Stelle Premietlieutenant Bartz vom 18. 
Inf.⸗Reg. zum Adjutanten ernannt. 
— — 
Dmiliennachrichten. 
Gestorbden: In Saarbrücken Heinrich 
S„chöler, Schriftsetze., 30 J. a.; in Grethen 
Heinrich Rottenheusser, Adjunkt, 51 J. a; in 
Friedelsheim Jakob Baczensty 18 J. a.; in Harx— 
jeim Christina Rindt, geb. Treiß, in Ludwigs hafen 
Deinrich Adolf, Lokomotivführer, 43 J. a.; in 
kdaiserslautern Susanna Martin, geb. Faber, 26 
J. a. 
Neueste Nachrichten. 
Saarbrücken, 29. Nob. Wie die „Ztg.“ 
jört, ist der Kopitän der bei Newyork geschtiterten 
Bremer Barke „Germania“, ein Saarbrücker, Herr 
Fduard Susewind, Sohn des verstorbenen 
Dserschichtmeistess Susewind. Herr Susewind, 
welcher mit acht Matrosen ertrunken ist, war noch 
im vorigen Jahr zum Besuch seiner betagten Mutter 
sjier; sein früher in seinem Beruf gefundene Tod 
wird allgemein bedauert. 
München, 28. Nov. In der heutigen Sitz⸗ 
ung der Kammer der Abgeordneten wurde der 
Wasserbau⸗Etat erledigt. Die Petitionen 
rus den Siädten Ochsenfurt, Markibteit und 
Aschaffenburg zur Herstellung von Hafenanlagen 
wurden der Regierung zur Würdigung hinüder- 
gegeben. Morgen: Etat der Bergwerke. 
(Pf. G.) 
Berlin, 28. Nodb. Die Budgetkommis—⸗ 
siomn (Miliräretat) bewilligte die Forderungen für 
die Magazingebäude in Königsberg und Posen, 
für die Erweiterungen des Dienstgebäudes des 
driegsministeriums und des Generalstabes, 100 000 
Mk. für die Konservenfabrik in Spandau, 600000 
Mk. für eine Regimentskaserne in Berlin, die 
Forderungen für die katholische Garnisonkirche und 
eine zweite evangelische Garnisonkirche in Berlin 
und für die Gardes du Korps-Kaserne in Potsdam. 
Auch die Forderungen für Kasernenbauten in 
Allenstein, Gumbinnen, Insterburg, Königsberg, 
Altdamm, Gnesen und Stettin sind genehmigt. 
Fiume, 28. Nob. Das deutsche Ge⸗ 
schwader dampfte heute Morgen nach Lissa ab, 
vo es sich zum Zwecke von Uebungen einige Tage 
zufhält. 
Bristol, 28. Nod. Es streiken heute 
ämmtliche Dockarbeiter in Bristol und Aronmouth, 
eiwa vier Tausend. Dies zieht einen Streik der 
dichtleute und anderer Hafenarbeiter nach sich. Die 
pöscharbeiten sind vollständig eingestellt. 
Boston, 29. Nov. Im hiesigen Geschäfits⸗ 
ziertel brach eine große Feuersbrunst aus, 
wodurch mehrere Waarenlager und andere Gebäude 
eingeäschett wurden. Der „Schaden beziffert sich 
auf fünf Millionen. (S. 3.) 
Protestantischer Gottesdienst. 
Sonntag den 1. Dez. Vormittags *210 Uhr, 
Vorbereitung zum hl. Abendmahle, Lied: 656. 
10 Uhr, Adventsfest und J des hl. Abend⸗ 
mahtes Text: Ephes. 5, 9. Lied 883. 
Nachmittags Dankgottesdienst. Text: Kol. 
2, 6. 7. Lied: 86. 
Für die Redaktion verantwortlich: F. X. Demetz. 
Als preiswertbes, praktichies Weihnachtgeschenk 
mpfehle ich: Roseid. Bastroben (ganz 
Seide) Mk. 16.80 p. Robe. sowie Mk. 
22. 80, 28. -—, 34. —, 42. -, 47. 50 nadel⸗ 
ertig. Es ist nicht nothwendig, vorher Muster 
ommen zu lossen; ich tausche nach dem Fest 
um, was nicht convenirt. 
Muster von schwarzen, farbigen und weißen 
Seidenstoffen umgehend. Briefe kosten 20 Pf. 
Borto. Seidenfabrik-D pot G. Henneberg 
K. u. K. Hoflief.) Zürich.