Full text: St. Ingberter Anzeiger

statt. Seine Majestät fuhr sofort in offenem vier⸗ 
spännigem Wagen unter brausenden Hurrahrufen 
der dichtgedrngten Menge durch die festlich erleuch ⸗ 
teten Straßen nach dem Schlos 
Urnu 
Messina, 29. Nob. Die Kaiserin Friedrich 
ist mit den Prinzeffinnen⸗Töchtern hier eingetroffen 
und gedenkt einen Tag hier zu verweilen. 
Lore⸗ rno pfaltische Rachrichten. 
* St. Ingbert, 30. November. Das 
königliche Bezirksamt Zweibrücken 
erläßzt das folgende Ausschreiben: Ein angeb⸗ 
licher ehemaliger amerikanischer Oberstlieutenant 
Karl von KusserowJin Uniform hat bei der Stadt⸗ 
verwaltung dahier unter falschen Vorspieg⸗lungen 
Reisegeld nach Metz im Betrage von 4 Mk. 20 
Pfg. erschwindelt. Staͤtt damit den angegebenen 
Bebrauch zu machen, ist er in der Richtung 
ttaiserslautern weitergereist, und ist zu vermuthen, 
daß er das gleiche Manöver auch an anderen 
Plätzen versucht. Derselbe ist versehen mit einem 
Offizierspatent vom Jahre 1866 und weisi 
einen vermuthlich falschen Wechsel auf einen ge⸗ 
wissen do la Coux als Ausweis der Subsistenz⸗ 
mittel vor. 
*— Das nächstjährige Turnfest der Turn⸗ 
vereine des mittelrheinischen Kreises wird im 
Monat Augusten. J. in Koblenz stattfinden, das 
im Jahre 1890 abzuhaltende Gauturnfest der 
Turnvereine des Saar⸗ und Moselgaues 
wird in St. Johann oder in St. Ingbert veran⸗ 
staltet werden; eine Entscheidung zwischen den 
beiden Städten ist noch nicht getroffen. 
*— Das k. Staatsministerium des Innern 
gibt bekannt, daß nach Einbernahme der Apotheker⸗ 
gremien, der Kreis⸗Medizinalausschüsse und des 
Obermedizinalausschusses eine Aenderung der 
gegenwärtig geltenden Arzneitaxren im Hinblick 
auf die in Folge der im Lauft der nächsten Jahre 
in Geltung tretenden dritten Auflage der deutschen 
Pharmakopöa nothwendig werdende allgemeine Re— 
bdifion der Arzneitaxordnung nicht veranlaßt ist. 
— Die hlandwirthschafthichen Be— 
rufsgenossenfchaften haben im vorigen 
Jahre zumteil ihre Thätigkeit begonnen. Die 
Summe der gezahlten Entschüdigungen var für 1888 
noch gering, fie betrug 42860 Mk. 28 Pfg. Die 
industriellen Berufsgenossenschaften zahlten 
1888 fast 894 Millionen Mt. 
K Rohrbach, 30. Nov. Die hiefige Ge⸗ 
meinderathswahl hielt schon längere Zeit 
die Parteien in Bewegung und hoch gingen die 
Wogen der Parteileidenschaft. Die Agitation be⸗ 
diente sich verschiedener Mittel, Wahlbersammlung, 
Wahlaufruf mittelst Flugblätter u. Anderes. Der 
rechtlich denkende Theil der Bevölkerung mißbilligt 
die Art u. Weise dieses Auftretens. Es wäre zu 
wünschen, daß nun die sehr erhitzten Gemüther 
wieder ruhiger würden. Unter 217 Wahlberechtigten 
haben gestern 193 abgestimmt und brachten es zu 
folgendem Ergebniß: 
1. Badar Johann, Ackerer, 161 Stimmen; 
2. Jakob Urban, Gutsbes. 129; 3. Wagner 
Jakob, pens. Bergm., 127; 4. Stolz Jakob 
Bergm., 127, neu; 5. Wuürz Jatob, Ackerer, 
124: 6. Gehring Mathias, pens. Bergm., 118; 
7. Müller Nikol., Wirth, 118, neu; 8. Schwarz 
Andreas, Wirth, 118, neu; 9. Weiland Clemens, 
114, neu; 10. Helmstätter Karl, k. Förster, 104, 
neu; 11. Abel Georg, 102; 12. Würz Johann, 
hens. Bergm., 101; 13. Oberhauser Philipp, 100; 
14. Würz Georg, Ackerer, 99, neu. Ersatz⸗ 
leute: 1. Bund Josef, Metzger, 99 Stimmen; 
2. Jung Johann, 99; 8. Micheli Nikol. 973 4 
Jakob Jakob, 93; 5. Würz Johann, Wirth 86. 
Alle G.wählte gehören der Partei an, wie sie 
seither im Gemeinderath vertreten war. Somit 
sind die Kandidaten der rothen Radikalen gründlich 
unterlegen. Heute Nachmittag 4 Uhr Bürgermeister⸗ 
und Adjunktenwahl; es wird, soweit vorauszusehen, 
beim Alten bleiben. 
— Zweibrücken, 28. Nor. (Doppel⸗ 
Feuer.) Heute Morgen gegen 11 Uhr brach in 
dem an der Bärenhütte gelegenen Haufse des städ⸗ 
tischen Tagners Oswald Feuer aus. Durch die 
auf dem Speicher angehäuften Heuvorräthe fand 
der Brand reichliche Nahrung, jedoch gelang es 
dem Einschreiten unserer Feuerwehr den Brand auf 
seinen Herd zu beschränken, sodaß nur der Dach 
stuhl des betreffenden Hauses dem Feuer theilweise 
zum Opfer fiel. Noch waren die Löschmannschaften 
Z 
auf der Brandstelle beschäftigt, als wiederum an 
einer anderen Stelle Feuerrufe ersönten. In dem 
neuerbauten Hause des Bäckers Bobland an der 
dandauerstraße waren nämlich infolge einer Ueber⸗ 
heizung des Ofens etliche Dachbalken in Brand 
gerathen, welche indessen alsbald wieder gelöscht 
wurden, sodaß ein größerer Schaden nicht ent⸗ 
stehen konnte. (3. 3.) 
— In Zweibruücken gab der dortige Zither⸗ 
Verein zum Besten des zu errichtenden Waisen- 
hauses ein Konzert und erlöste damit 150 Mk. 
— Der Stadtrath von Kusel beschloß einstimmig, 
einer Gemeindeversammlung Vorlage zu einer An⸗ 
eihe zu machen. Als Betrag der Anleihe ist die 
Summe von 10,000 Mk. angenommen; die Rück⸗ 
zahlung soll beginnen nach Tilgung der älteren 
Schuld, also im Jahre 1903 oder 1904. 
— Von den bei dem Hauseinsturz in Pirma⸗ 
sens verunglückten Maurern ist einer gestorben: 
Heinr. Mayer aus Kleinsteinhausen. 
— Pirmasens, 29. Nov. Um sich einen 
Begriff von dem hiesigen großen FleischKon⸗ 
unm zu machen, veröffentlicht die „Pf. Z.“ folgende 
Notiz: Es wurden nämlich am gestrigen Donner⸗ 
dog im Schlachthause folgende Thiere geschlachtet: 
JFassel, 1 Ochse, 3 Stiere, 1 Kuh, 7 Rinder, 
26 Kälber, 59 Schweine, 1 Schaf, 1 Ziege, 2 
Pferde, im Ganzen 102 Stück, darunter befanden 
ich 18 Schweine aus Paris. Der Viehhändler 
hoffmann aus Klingenmünster hatte am Dienstag 
rüh einen Waggon Schweine in Paris eingeladen, 
vovon ein Theil am Mittwoch hier verkanft wucde 
ind der Rest nach Landau abging. 
— Neustadt, 29. Nov. Gestern Abend 
fand eine Hauptversammlung des Gewerbevber— 
eins statt, die anläßlich der wichtigen Punkte, 
velche die Tagesordnung aufzuweisen hatte, sehr 
zut besucht war. Zuerst schritt man zur Debatte 
iber die Lehrlingsprüfung, ein Punkt, der 
schon im vorigen Jahr lebhaft erörtett wurde. 
Aus den verschiedenen Meinungen, welche zu Ge— 
jör gebracht wurden, schälte sich im Wesentlichen 
'olgende Anficht heraus: Der hiesige Gewerbeberein 
erklärt sich auf Grund anderweitig, namentlich in 
Nürnberg gemachter Erfahrungen mit der Einfüh— 
rung der Lehrlingsprüfung einverstanden. Diese 
Institution soll im kommenden Frühjahr ins Leben 
reten und mit dieser eine Prüfungskommission, 
welcher sich an einem noch näher zu bestimmenden 
Tage alle 1 oder 2 Monate diejenigen Lehrlinge 
welche geprüft sein wollen, zu unterstellen haben. 
Mit der Einführung der Lehrlingsprüfung soll 
eine Ausstellung von Lehrlingsarbeiten Hand in 
dand gehen. Für die im nächsten Jahre abzuhal⸗ 
tende Gewerbeausstellung wurde zunächst 
zine Kommission, bestehend aus den Herren Kom— 
merzienrath Knöckel, Dr. Knecht und Kreuder er⸗ 
nannt, welche die dies bendthigenden Schritte bei 
»er kgl. Regierung vorzunehmen haben wird. Der 
Zeipunkt für den Anfang der Ausstellung dürfte 
ruf das Ende des Monats August zu liegen kom⸗ 
men, da man das hier stattfindende Sängerfest erst 
norüber gehen lassen will. 
— Mußbach. Welch große Vorsicht der 
daufmann fremden Käufern gegenüber gebrauchen 
oll, zeigt folgender Fall. In dem Kaufladen des 
derrn C. Feiß dahier erschien ein etwa 17jähriges 
Mädchen um einen Mantel zu kaufen. Unter dem 
Vorgeben, ein Dienstmädchen und bei Herrn Haas 
um Bahnhof bedienstet zu sein, nahm dasselbe einen 
Mantel im Werth von 24. Mk. mit, um ihn vor⸗ 
erst der Dienstherrschaft zeigen zu wollen. Da 
derr Feiß die Wahrheit dieser Angaben nachträg- 
ich anzweifelte, erkundigte er sich bei genannter 
Familie, mußte aber erfahren, daß er es mit einer 
Schwindlerin zu thun gehabt hat. Doch ist die 
Halizei derselben bereits auf der Spur. 
— Dürkheim, 29. Rov. Gestern Nachmit⸗ 
lag wurde der frühere Polizeidiener Echar dit aus 
Ungstein, 70 Jahre alt, in der Naähe des 
Bradirbaues todt aus dem Wasser gezogen. Schon 
rüher hatte der Verlebte einen Selbstmordversuch 
semacht. (D. A.) 
— Kleinniedesheim. Kürzlich wurde 
zei Herrn J. Heilmann hier ein ganz bedeutender 
Diebstahl ausgeführt und ein Goldschmuck im 
Werthe von 200 Mk., 70 Mk. baar, 2 Sommer⸗ 
nantillen, 6 Säcke Guano, 6 Säcke Karlioffeln 
uind Anderes mehr entwendet. Nunmehr ist es 
den eifrigen Bemühungen der Sicherheitsbehörden 
gelungen, der Diebe habhaft zu werden und find 
zies ein gewisser Fr. Genzlinger aus Maikammer. 
srüher in Kleinniedesheim in Arbeit, und Karl 
stumeter von Kleinniedesheim. Beide find bereiß 
in gerichtlichen Gewahrjam genommen und ist man 
gespannt, ob die gegen die beiden geführte Unter. 
suchung nicht noch manches Andere an den Tag 
bringt. (Pf. a) 
— Bezüglich der Eisthalbahn machte 
Herr Oberbürgermeister Küchler in Worms in 
der am Mittwoch abgehaltenen Sitzung des dor— 
tigen Stadtraths folgende Mittheilung: In letzter 
Sitzung habe man ihn ermachtigt vis zu einem 
zewissen Grad Zuschuß zu gewähren. Manwerde allem 
Anschein nach mit 14,000 Mk. durchkommen 
dochsiens aber 16,000 Mk. nöthig haben. Et 
Jaube indessen, daß 14 - 15,000 Mt. hinreichend 
ein würden. Die Verhandlungen, welche seit 
angerer Zeit schwebten, seien nunmehr zum Ab— 
chluß gelangt. Eine Summe von 8200 Mt. 
verde Obrigheim zukommen und der Rest Albs- 
jeim. Die Garantie für das Aufkommen eines 
ventuellen Ausfalles habe man selbstverständlich 
abgelehnt. Es sei auch diese Garantie bereits von 
anderer Seite geleistet worden. 
Hermischtes. 
FKreuznach. Dem Direktor des Grand 
dotel Metropol in Genf, Herr A. Düringer, ist die 
Pacht des hiesigen Kurhauses auf 6 Jahre, 
»om 1. Januar 1890 ab, übertragen worden. — 
Die von einem auswärtigen Arzt hierselbst ange⸗ 
aufte Villa „Bauendahl,“ deren Uebernahme heute 
erfolgt ist, wird in eine NRerven⸗Heilanstalt 
aumgewandelt und zu Anfang 1892 eröffnet 
verden. 
Bonn. Am 6. Dezember begehen die in 
Meckenhe im wohnenden Eheleute M. Prion 
den überaus seltenen Tag der eisernen Hoch⸗ 
zeit. Der Jubilar, gebocen zu Prüm, ist 83 
Jahre und die Jubilarin, geboren zu Bonn, 97 
Jahre alt. Herr Prion war seines Zeichens Huf⸗ 
schmied und ist noch einer der wenigen Veteranen 
der Freiheitskriege. Er diente bei den Ulanen. 
Von den Nachkommen des Jubelpaares leben, der 
„K. Vztg.“ zufolge, noch 7 Töchter, 5 Schwieger⸗ 
söhne, 19 Enkel und 22 Urenkel. Die älleste 
Tochter zählt bereits 70 Jahre. 
F Koͤln. Die Generalversammlung des rhei⸗ 
nisch⸗westfälische Walzwerk⸗Verbandes setzte 
deu Walzeisenpreis für den engeren Bezirk auf 
185 Mk., für Westfalen auf 188,50 Mk., Hanno⸗ 
ver, Braunschweig, Hessen, Schleswig-Holstein 
192,50 Mk. fest, alles Grundpreis pro Tonne, 
frei Bestimmungsstation. Der Bandeisengrundpreis 
wurde um 15 Mk. erhöht. 
F Stuttgart, 29. Nov. Der Schriftsteller 
Karl Müller (Otfried Mylius) ist gestern Nacht 
am Schlagfluß gest orben. 
FMünchen, 28. Nov. Bei der heute dahier 
tattgehabten Ziehung de Landauer Geld 
lotterie wurden laut Telegramm des „L. T.“ 
folgende Haupitreffer gezogen: Nr. 49,256 
15,000 Mk., Nr. 31,247 2500 Mk. und Nr. 
13,778 1000 Mt. 
FWien. (CTod durch eine Katze.) Am 
vergangenen Samstag starb in Büchmühl, einem 
leinen Gehöfte im Marchfelde, die dort ansässige 
Wirthschaftsbesitzerin, Julianne Amleitner, eine 50 
ährige Frau. Die Ursache ihrees Todes ist eine 
zar seltsame. Die Verstorbene befand sich im Be⸗ 
itze einer Katze, deren Zärtlichkeiten fie stets ruhig 
jinnahm. Auch am Donnerstag der verflossenen 
Woche ließ sie sich, wie dies schon öfter der Fall 
var, von der Katze küssen. Bald darauf empfand 
ie an der Oberlippe einen heftigen Schmerz, so 
aß fie gezwungen war, ärztliche Hilfe in Anspruch 
u nehmen. Der Arzt konstatirte an der Frau eine 
Blutvergiftung. In Anbetracht der hohen Gefahr, 
a welcher das Leben der Frau stand, mußte die 
janze Oberlippe entfernt werden, was eine gräßliche 
ẽntstellung des Gesichtes zur Folge hatte. Troß 
dieser schwierigen Operation konnte das Leben der 
Patientin nicht mehr erhalten werden. Nach zwei⸗ 
agigem fürchterlichem Leiden verschied die Be⸗ 
zauernswerthe in den Armen ihres ältesten Sohnes, 
velcher das Anwesen seiner Mutter leitet. 
F London, 29. Nonb. Aus Mysore in 
Indien wird gemeldet Als Prinz Albert 
Viklor beim Fesseln der am vorhergehenden Tage 
n eine Umzäunung getriebeuen wilden Elephanten 
zuschaute, stürzte ein Elephant auf den 
Prinzen lo s, Oberst Sanderson griff sofort 
in und verhinderte durch Geistesgegenwart ein Un⸗ 
glück. Der Prinz erreichte die ihn schützende Tri—