Full text: St. Ingberter Anzeiger

— 
2 —* 
ß 
— 2 7— 
—S J * 
* — 
—5— 
B 
8 
J J— 
I * 
— * — 
S— 6 
— * 
Amtliches Organ des königl. Amtsgerichts St. Ingbert. 
mer „St⸗ Ingberter Anzeige erscheint täglich mit Ausnahme der Sonn⸗ und Feiertage. 2 mal wöchentlich mit Unterhaltungs⸗VBlatt und Mittwochs und Samstags mit 
Uuftrirten Beilagen. as Blatt kofet vierteljährlich 1.M 60 4 einschließlich Trägerlohn; durch die Post bezozen 1. 75 -, einschlietßlich 40 — Zuftellungsgebuhr. Die 
Einrückungsgebühr fur die 4gespaltene Sarmondzeile oder deren Raum betragi bei Inseraien aus der Pfalz 10 —, bei außerpfaälzischen und solchen auf welche die Expedition 
Auskunft ertheilt, 16ß 4, Neklamen 30 —ñ. Bei a4maliger Einruchung wird nur dreimalige berechnet, 
W 287. Dienstag, 10. Dezember 1889. 
Deutsches Reich. 
Worms, 8. Dez. Wohl nie hat unsere alte 
Stadt solch einen festlichen KAisereinzug ge— 
sehen, wie den heutigen. Die Eisenbahnrn hatten 
schon am Samstag Tausende von Fremden herbei⸗ 
zeführt, doch den Hauptzuwachs brachte der Sonn- 
sag, so daß die stattliche Zahl von ca. 18-20,000 
Fremden nicht zu hoch gegriffen ist. An Aus—⸗ 
schmückung der Häuser und Straßen, wie an ge⸗ 
schmackvoller Decoration der Schaufenster war zum 
Theil Großartiges geleistet worden. Die Einzugs⸗ 
zraße des Kaisers und seines hohen Gastaebens, 
des Großherzogs, war in eine via triumphalis 
imgewandelt. Die Straßen, durch die sich der 
johe Einzug bewegte, war mit Ehrenpforten, Guir⸗ 
anden, Transparenten und Flaggen reich geschmückt. 
Um *23 Uhr wurden die Zugänge zu den Fest⸗ 
traßen von Militär und Polizei besetzt und abge- 
perrt und ebenso der Wagenverkehr aufgehoben. 
Desto mehr füllten fich nun die längs der Festhaus⸗ 
traße errichteten Tribünen, die 1 bis 2 Mark 
Blatzaeld erhoben. Bis gegen 3 Uhr rückten von 
illen Seiten die Vereine und Schulen zum Spa— 
ierbilden in die ihnen angewiesene Stellung ein. 
Die lange Festhausstraße war von Mannschaften 
»es 118. Inf. Regis. besetzt. Die Ehrenwache 
nit Regimentsmusik und Fahne hatte ihre Aufst ll⸗ 
ang in Station Rosengarten genommen. Die 
5pitzen der Militär⸗, Civil- und Stadtbehörden 
anden sich ebenfalls kurz vor halb 4 Uhr zur 
Begrüßung der höchften Herrschaften hier ein. Kurz 
rach 844 Uhr kündigte Kanonendonner und 
Hlockengeläute die Ankunft Sr. Majestät 
m Station Rosengarten an. Nach kurzer Begrüß- 
aug und Abschreiten der Ehrenkompagnie bestiegen 
her Kaiser und der Großherzog eine offene I 
pdage und fuhren unter drausenden Jubelrufch der 
Menge in langsamen Schritt durch die reich be⸗ 
laggten Fesistraßen nach dem Festspielhaus, wo 
ogleich die Festvorstellnng bei ausverkauftem Haus 
zor sich ging. Zum Schluß der Vorstellung gegen 
Jalb 7 Uhyr wurden dem Kaiser begeisterte Ova- 
tionen dargebracht. Alle Anwesenden erhoben fich 
bdon ihren Spitzen und sangen stehend „Deuisch- 
land, Deu'schland über Alles.“ Tief gerührt ver⸗ 
aeigten sich der Kaiser und der Großherzog und 
derließen sodann das Haus, um die Rundfahrt 
durch die in ein Lichtmeer gehüllte Stadt anzu⸗ 
treten. Unter begeisterten Ovationen verließen die 
söchsten und hohen Herrschaften sodann die Stadi 
zegen 7 Uhr und kehrten mittelst Extrazuges nach 
Darmstadt zurück. Der Kaiser sprach den Stadt- 
zehörden und seiner Umgebung über den groß— 
artigen Empfang seine hohe Befriedigung aus. 
(Pf. K) 
Darmstadt, 9. Dez. Der Kaiser kehrte 
jestern Abend 7*4 Uhr hierher zurück und besuchte 
mit dem Groß herzog das Hoftheater. Um 6 
Ubr früh alarmierte der Monarch die Schloßwache 
and die Garnison und ritt an der Spitze der 
Truppen von der Infanterie Kaserne nach dem 
Ex rzierplotze, wo er die Truppen besichtigte und 
die Dis positionen zu dem Mansver gab, welches 
fich nach dem Griesheimer Artillerie⸗Schießplatze 
hinbewegte. Um 11 Uhr kehrte der Kaiser an der 
Sp'tze des Leibregiments ins Schloß zurück, wo 
cin Familienfrühstück stattfand. 
München, 9. Dez. Der Prinz⸗Regent er⸗ 
aannte den hiesigen Domprobst von Rampf zum 
Bischof don Passau. — Dem gegenwärtigen 
Landtage geht ein Gesetzentwurf zu, wonach sümt- 
liche Ppfälz. Brandversicherungen mit 
enen dexrx diesseitigen Anstalt vereinigt werden 
olen. 
Berlin, 9. Dez. Der Reichstag setzte 
eute die zweite Beratung des Etats beim Etat der 
zölle und' Verbrauchssteuern fort. Beim Titel 
Tabakst euer? weist Schatzsekretär v. Maltzahn 
zie Behauptung zurück, daß die angebliche drückende 
dage des deutschn Tabakbaus eine Folge der 
eeltenden Sieuergesetzzjebung sei, stellt übrigens 
ine eingehende Erwägung der gewünschten Steuer—⸗ 
serabsetzung in Aussicht und weist gegenüber dem 
horwurf der Fiskalität darauf hin, daß die Ein— 
sahmen aus dem Tabak einen nicht unwesentlichen 
Teil der gesetzlichen Grundlagen der Reichsfinanzen 
ilden. Der Titel „Tabaksteuer“ wird sodann be—⸗ 
villigt. Beim Titel „Zucker se uer“, w'lcher 
zleichfalls bewilligt wird, äußert der Schatzsckretär 
J. Maltzahn, ob eine neue Londoner Konferenz 
tattfinden und mit der Zuckoerst uer sich beschäftigen 
vürde, dürfte spätesftens im kommenden Sommer 
ntschieden werden. Beim Titel „Branniwein— 
teuer“ erklärt der Schatzsekretär, das Wohl der 
kleineren Brennereien werde von den Regierungen 
und den Reichsbehoörden dauernd im Auge behalten; 
yas von Christen angezogene Regulativ über St uer— 
freiheit des Branntwe ins sei Sache des Bundes— 
rates. 
Lokale und pfälzische Nachrichten. 
V. St. Ingbert, 10. Dezember. Gestern 
Ubend um 929 Uhr trat der hiesige Stadtrath 
noch zu einer außerordentlichen Sitzung 
zusammen, welche von fast sämmitlichen Stadträthen 
esucht war. Anwesend war auch der kgl. Bezirks⸗ 
umimann Herr Dr. Schlagintweit. Einzigen 
Begenstand der Tagesordnung bildete das Gesuch 
zreußischer Bergleute um Gestattung einer 
Versammlung unter freiem Himmel in dem zur St. 
Ingberter Gemarkung gehörenden Distrikt Ruvach, 
am Mittwoch, den 11. d. M. Nachmittags 3 Uhr. 
stachdem die anuwesenden Herren Stadträthe auf 
»as in der Pfalz noch in Geltung stehende fran— 
zösische Gesetz von Vendéͤmiaire 1795 aufmerksam 
Jemocht waren, wonach die Gemeindebehörde bei 
Benehmigung solcher Vrsammlungen für alle 
hieraus entstehenden Schäden verantwortlich zu 
mach n ist, und nachdem der Herr Bezirkbamtmann 
zie Sitzung verlassen hatte, wurde zur Abstimmung 
zeschritten. Dieselbe ergab den einstimmigen Beschluß 
der Anwesenden, den preußischen Bergleuten die 
VBersammlung zu gestatten. Nachträglich erfahren 
vir, daß heute kurz vor Mittag vom kgl. Bezitks⸗ 
mmt ein Telegramm an das hiefige Burgermeisteram 
ꝛintraf, dem zufolge die Abhaltung der Versamm 
ung verboten wurde. 
*St. Indbert, 10. Dez. Als Vertrauens⸗ 
aäünner bezw. Stellvertreter der bahr. Bauge— 
verksberufsgenossenschaft fungiren, nach 
er jüngsten Aufstellung derselden, im adgegrenzten 
zezirk Zweibrücken für die Amtsgrichtsbezirke St. 
Ingbert und Blieskastel die Herren Georg Uhl, 
‚immermeister, bezw. Joh. Jos. Hellenthal, 
—XEEDD 
zweibrücken die Herren Wilh. Kennerknacht, bezw. 
zoh. Schöndorf, beide Baumeister in Zweibrücken. 
* Der Dienstknecht Pet. Ruch dahier, welcher 
ich am 18. Novemberel. J. durch einen Sturz 
von einer Mauer so schwer verletzt hatte, daß man 
infangs an seinem Aufkommen zweifeln mußte 
zefindet sich erfreulicherweise auf dem Wege der 
Besserung und macht jetzt mit Hilfe von Krücken 
bereits Gehversuche. 
* St. Ingbert, 10. Dez. Zur Zeit der 
Weihnachtssendungen duürfte es von In⸗ 
teresse sein, von Neuem auf eine Beförderungsein⸗ 
richtung — die sogenannte Expreßgutbeför— 
derung — aufmerksam gemacht zu werden, die 
noch nicht allgemein bekannt ist. Die Expreßgut⸗ 
beförderung bietet für eilige Sendungen, welche sich 
wegen ihres Umfanges oder Gewichtes zur Beför— 
derung mit der Post nicht eignen, eine bequeme 
Beförderungsgelegenheit. Es können Sendungen 
im Gewicht von J bis 50 Kilogr. und mehr als 
FErxpreßgut mit der Eisenbahn befördert werden. 
Dabei bietet die Expreßgutbeförderung die Annehm— 
ichkeit, daß Sendungen zu jedem Personen⸗ und 
Schnellzuge bei der Gepäck Expedition aufgeliefert 
verden können und somit die schnellste Beförderung 
iinden. Auch bedarf es bei der Auflieferung weder 
eines Frachtbriefes noch eines sonstigen Begleit⸗ 
dokuments. 
— Bierbach. Am hiesigen Bahnhofterrain 
wird gegenwärtig eine Fentralweichenleitung 
ingelegt, die einen Hostenaufwand von ungefähr 
38 000 Mk. erfordert. Die Weichen werden einer 
MNitteilang der „Zw. Z.“ zufolge nach Vollendung 
yom Stationsgebäude geleitet. — Sobald noch 
einige Förmlichkeiten erledigt sind, wird hier mit 
dem Bau einer Fabrik begonnen werden. 
— Zweibrücken, 9. Dez. In der gestrigen 
Monatsversammlung des Turnvereins machte 
der Vorstand die hocherfreuliche Mitteilung, daß es 
nunmehr dem Turnverein mögalich sei, die Turn⸗ 
Palle durch die Unterstützung einiger hiesiger 
Bürger ganz auszubauen. Der Bau wird bis 
ende Mai kommenden Jahres fertig sein. Die 
Zahl der aktiven Turner ist nach der „Ztg.“ fort⸗ 
wahrend im Zunehmen begriffen und ist zu hoffen, 
daß bei der Einweihung der neuen Halle dieselben 
in einet stattlichen Anzuhl vertreten sein werden. 
ẽs wurden 15 Neuaufnabmen in der Versammlung 
»ekannt gegeben. — In der Ausschußsitzung des 
ageu gegründeten hiesfigen Brehversicherungs— 
hpereins wurde Herr Daniel Bradfisch als erster, 
Philipp Kissinger als zweiter Vorstand und Schrift⸗ 
ührer, und Karl Mayer, Brauereibesitzer als Kassier 
jewält. Die Herren Karl Bradfisch, Philipp 
dieber, Ph. Obenauer und Jakob Semmler bilden 
die Taxatoren. Bis 1. Januar wird der junge 
Verein in Thätigkeit treten. 
— Zweibrücken. Als Lokal für die Haupt- 
versammiungdes Verbandesder pfälzischen 
Bewerbevereine (15 Dezember) wurde vom 
hiesigen Gewerbeverein die Glaser'sche Wirthschaft 
in der Bismarckstraße bestimmt. Die Verhandlungen 
beginnen um 11 Uhr. Mittagstisch im Pfälzer 
dof. Hiesige Delegirte sind die Herren: Andres, 
Vereinsvorstand, Rau, Bezirksbauschaffner, und 
Werry, Fabrikant. 
— Homburg, 9. Dez. Der am 12. No⸗ 
dember 1. J. während seines Dienstganges in Lim⸗ 
bach überfahrene Postbote Johann Gummel von 
hier ist heute früh an den Folgen jenes Uafalles 
um Z3 Uhr gestorben. Die Teilnahme der Ein⸗ 
wohner Homburgs und der Bevölkerung des Bestell⸗ 
dezirkes an dem Dahinscheiden ihres Postboten ist 
eine allgemein aufrichtige, da Gummel bei Allen 
sehr beliebt war. Er hinterläßt eine alte, trauernde 
Schwester. 
— Hermersberg. Der 19jährige Sohn 
des Oekonomeu L. Utzinger von Hettenhausen stach