Full text: St. Ingberter Anzeiger

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„Schusterfeile“ dermaßen in die Hand, daß selbige, 
wie auch der Arm infolge dessen bedeutend ange⸗ 
schwollen ist. Nach Aussage der zwei hinzugezogenen 
Aerzte soll für den hoffaungsvollen jungen Mann 
einer schon zu weit vorgeschrittenen Blutvergiftung 
halber leider wenig Hoffnung auf Rettung vor⸗ 
handen sein. 
— Kaiserslautern, 9. Dez. Im Bahnhof 
Ebernbunrg gerieth gestern Nachmittag der 
Bremser Herb ach von hier bei Ausführung der 
Rangiermaschine zwischen die Puffer zweier Wagen 
und wurde hierdurch innerlich schoer verletzt. — 
(Unglücsfall.) Die 18 Jahre alte in der Ziegelstraße 
wohnhafte Katharine Hatger vollte am Samstag 
einen Kübel mit Wasser über ein auf der 2 Meter 
hohen Haustreppe befindliches Geländer ausschütten, 
bekam hierbei das Uebergewicht und fürzte herab. 
Das Madchen erlitt hierbei eine lebensgefährliche 
Verletzung und wurde ein Schädelbruch konstatirt. 
Bis heute ist das Bewußtsein bei der Verletzten 
noch nicht zurückgekehrt, doch hofft der Arzt, wenn 
keine Entzündung eintritt, das Leben erhalten zu 
können. 
— Kaiserslautern. Der Musikver— 
ein Kaiserslautern giebt Mitwoch Abend 
in der Fruchthalle sein zweites Konzert. Dabdei 
wirkt das „Deutsche Damenquartett“ aus Berlin 
mit, bestehend aus den Fräulein Lina Thomas (I. 
Sopran), Emma Menzel (2. Sopran), Marie 
Spiese (1. Alt) und Elsa Menzel (2. Alt.) 
— Pirmasen,, 8. Dezember. Vorgestern 
trafen hier ein die Herren Oberpostrath Seidel 
von München, Oberpostmeister Hafner von Speier 
und ein Baubeamter, um, begleitet von unserem 
Landtagsabgeordneten, Herrn Assessor Stobäus, den 
Bauplatz für das neue Postgebäude zu besichtigen 
und die Abhilfe der sich daselbst ergebenden 
Schwierigkeiten zu berathen. Ueber die gepflogenen 
Verhandlungen erfährt der „P. A.“, daß das Post⸗ 
gebäude überhaupt größer angelegt und zu diesem 
Zweck ein weiterer Bauplatz angekauft werden soll. 
Dadurch würde eine Verlegung der Poststraße 
nöthig, die etwa um ihre jetzige Breite nüher gegen 
die Stadt zu liegen käme, wozu der Stadtrath 
seine Genehmigung umsoweniger versagen dürfte, 
als damit auch die geplante Erhöhung der Teich⸗ 
straße wegfiele, welche der Stadtrath ohnehin ab⸗ 
lehnte. Die Fahrpostschalter würden in die Post⸗ 
straße zu liegen kommen und wären ohne Treppen 
erreichbar. Aus Vorstehendem ergibt sich von 
selbst, daß der jetzige Bauplan für das neue Post⸗ 
gebäude ganz umgeändert werden muß. 
— Pirmasens, 9. Dez. Stecherei. 
Ein in einer hiesigen größeren Schuhfabrik ange⸗ 
stellter Buchhalter, wurde gestern Abend am Bahn⸗ 
hof beim Aussteigen aus dem letzten Zug von einem 
bis jetzt noch nicht ermittelten jungen Mann ge— 
stochen. Mit mehreren hiesigen jungen Leuten fuhr 
derselbe in einem Koupee zusammen von Bieber⸗ 
mühle hierher und soll während der Fahrt ein Dis⸗ 
put entstanden sein. Das Gedränge am Bahnhof 
benützte der Thäter, um dem Verletzten sofort 
beim Aussteigen einen Stich in die Wange und 
einen in die Stirne beizubringen, und um dann zu 
entkommen. 
— Die städtische Gasanstalt Pirmasens 
giebt die Gas⸗Coaks geringerer Qualitat an 
Arme um 25 Pfg. per Zentner ab. Es wäre sehr 
schön, wenn auch anderwärts die Gasanstalten 
diesem Beispiele folgen und damit zur Linderung 
der durch die hohen Kohlenpreise entstandenen Noth 
beitragen würden. Bei den dnurchweg hohen Divi⸗ 
denden dieser Gesellschaften würde sich der kleine 
Ausfall in den Einnahmen leicht verschmerzen 
lassen. 
— Queichheim, 8. Dezember. Ein 
Vorgang am gestrigen Abend hat unsere Gemeinde 
in starke Aufregung verscehzt. Der hiesige 
Polizeidiener Seiberling wurde nämlich auf 
seinem Patrouillengang von einem aus Offenbach 
gebüctigen aber hier wohnenden Arbeiter Namens 
Abriß angegriffen und durch einen Stich mit einem 
dolchartigen Messer schwer verwundet. Hätte nicht 
der dicke Mantel des Seiberling die Kraft des 
Stoßes gebrochen, so wäre es um den Verwundeten 
geschehen gewesen. Aller Wahrscheinlichkeit handelt 
es sich um einen Rach-akt. Seiberling hatte an 
Abriß ein Haus verkauft und als leßterer nicht 
bezahlte, die Wiederbersteigerung betrieben. Hier— 
über war Abriß erbittert und aus diesem Vorgang 
scheint sich der Gedanke des Mordversuchs ent⸗ 
vickelt zu haben. 
— Speyer, 8. Dez. Aus der heute Nach 
nittag im Stadtsaale abgehalten n Generalversamm⸗ 
ung des Reischerdereins, die außergewöhnlich zahl⸗ 
reich besucht war, ist vorzuheben, daß der Vermögens⸗ 
ttand am Ende des laufenden Jahres 754,469 
Mark bheträgt. Die Beiträge im laufenden Jaähre 
detrugen 92,317 Mk., im vorhergegangenen 3874 
Mk. Den wichtigsten Punkt der Verhandlung bildete 
der Antrag des engeren Ausschuss⸗s, die nöthigen 
Vorarbeiten für die Ausführung des Baues als⸗ 
»ald in Angriff zu nehmen. In ausführlicher Rede 
»egründete Herr Professor Gümbel diesen Antrag. 
Begen denselben sprach Herr Konfistorialdirektor 
Wand, der entschieden abrieth, den Bau der Kirche 
u beginnen, bevor die Gesammtsumme für die Aus⸗ 
ührung des Werkes vorhanden sei. Nach weiterer 
Ddebatte, wurde zur Abstimmung geschritten und der 
ragliche Antrag mit fast allen Stimmen zum Be 
chlusse erhoben. Sonach wird im nächsten Jahre 
»as Werk begonnen werden, für dessen Förderung 
zie evangelische Christenheit ihre eifrige Mithilfe 
dersprochen hat. In den Jahren 1890, 1891 und 
1892 sollen die jährlichen Zinsen mit 25,000 Mk. 
und aus den laufenden Beiträgen pto Jahr 30,000 
Mk. zur Verwendung kommen. Zu den Vorbe- 
'athungen des wichtigen Antrages wurden mehrere 
Butachten von Autoritäten im Baufache ein—⸗ 
geholt. 
— Speyer. Bei dem diesjährigen Ab⸗ 
chlusse der Hauptliste der „Pfaälzischen Aus—⸗ 
teuerAnstalt“ wurden wegen Nichtzahlung 
»es Beitrages folgende Nummern gestrichen: 9, 
10, 12, 18, 19, 31, 64, 65, 1661 214, 228 
32332, 300, 301, 307 3380, 385, 888, 408, 404 
I2, 458, 464, 509, 518, 589, 598, 615, 627, 
581, 692, 694, 719, 748, 761, 788, 811, 
316, 817, 874, 876. 882, 885, 889, 890, 
28, 929, 930, 931, 932, 935, 936, 937, 950 
)75, 979, 1005, 1008, 1009, 1033, 1038 
041, 1073, 1114, 1131, 1132, 1147, 1148 
149, 1161, 1182. 1208. 1225, 1242, 1292 
323, 1327, 1432, 1485, 1463, 1476, 1477, 
488, 1489, 1490, 1491, 1492, 1493. 1508 
509, 1510, 1529, 1580, 1531, 1563, 1564 
579, 1605, 1606, 1671. Reklamationen gegen 
die Richtigkeit dieses Verzeichnisses müssen bis 15. 
laufenden Monats bei dem Richner der Anstalt, 
derrn Bankier Haid in Speyer, angemeldet werden. 
Im Ganzen wurden 17 Gewinne zu je 300 Mt. 
Jjebildet. Die öffentliche Einlegung der Loose ins 
Blüdsrad findet Freitag, den 20. Dezember dahier 
tatt, Samstag, den 21. Dezember Vormittags 11 
Uhr die Verloosung der Gewinne. 
— Grethen, 7. Dez. Heute wurde das 
Blöckchen vom Thürmchen des hiesigen Gemeinde— 
sjauses herabgenommen, welches lange Jahre der 
zemeinde als Schuiglocke und der protestantischen 
Hemeinde als Kirchenglocke diente. Die Glocke er⸗ 
jielt vor einiger Zeit einen Riß und war deshalb 
iür den ferneren Gebrauch nicht mehr zu benützen. 
Auf der Glocke ist zu lesen: „Johann Jakob Speck 
in Kirrweiler goß mich Anno 1780.“ Auf der 
einen Seite ist das Bildniß des Apostels Paulus 
ind auf der anderen dasjenige des Apostels Petrus. 
Ddie Glocke hat also ein Alter von 159 Jahren; 
ie wird durch Glockengießer Hamm in Fraukenthai 
umgegossen. (D. A.) 
— Ludwigshafen, 9. Dez. Der Mittel⸗ 
rheinische Fabrikanten⸗Verein hält 
nach dem „Kur.“ am Mittwoch den 11. Dezember 
dieses Jahres, Nachmittags 3 Uhr, im Kasino 
Hof zum Gutenberg in Mainz seine Monatsver⸗ 
ammlung für Dezember ab. In derselben wird 
unter Anderem ein Vortrag des Herrn Dr. Perrot 
aus Mainz über seine Vorschläge zur Reform des 
Fisenbahn-Personentarifs (Zonentarif) zur Abhalt⸗ 
uing gelangen. Eine zahlreiche Betheiligung steht 
angesichts dieses zeitgemäßen Themas jedenfalls zu 
ꝛrwarten. 
— Lud wigshafen. Mit dem Bau einer 
zweiten protest. Kirche dahier, die auf den 
nördlichen Staditeil (Hemshof) zu stehen kommen 
oll, wird es nun ernst. Von jetzt ab ist im 
Direktionsgebäude der pfälzischen Eisenbahnen ein 
Entwurf ausgestellt, der auf Bestellung des Pres— 
»Yteriums von Herrn Geh. Regierungsrat Prof, ssor 
Jehaunes Otzen in Berlin angefertigt wurde und 
ragliche Kirche zum Gegenstand hat. 
— Frankenthal, 8. Dez. Vorgestern Abend 
wischen 9 und 10 Uhr wurde vom Garten aus 
in den Laden von Fräulein Kätchen Kassel in 
der Rheingasse dahier eingebrochen und aus 
der Ladenkasse 18 -220 Mk. baar mitgenommen, 
ebenso 6 Flaschen Essenzen, 1 Flasche Rum und 
diverse Cigarren. Die Diebe wurden in der Desenz⸗ 
schen Wirthschaft durch unsere Schutzmannschaft 
derhaftet. Es sind die 20jährigen Tagelöhner Jean 
Renter und Fritz Bickert. Der Diebstahl war 
nicht kurzer Hand vorbereitet, Fräulein Kassel wurde 
von den beiden Verdrechern schon einige Zeit bei 
hren Abendausgängen beobachtet. Am fraglichen 
Abend standen Beide wieder auf der Lauer, und 
ils Fräulein Kassel ausging, hielten sie den Zeit— 
yunkt für Ansführung des Diebstahls gekommen. 
Zei der Verhaftung zeigte sich Renter höchst reni— 
ent und drohte einem Schutzmann mit offenem 
Messer mit Todtistechen. Bei diesem sauderen 
Patron wurde als weitere Waffe noch ein Beil 
gesunden. 
— Frankenthal, 8. Dezember. Der 
drieger-Ver ein beschloß in seiner gestrigen 
Beneralverfammlung die Aufnahme des Herrn 
Lrofessor Perron in München (Schöpfer unseres 
driegerdenkmals) als Ehrenmitglied. Demselben 
vird als Weihnachtsgade ein von dem Maschinen⸗ 
eichner Herrn Rieß künstlerisch ausgeführtes Diplom 
ͤberreicht. 
— Kirchheimbolanden, 9. Dez. Der 
daiserbesuch in Worms gab am Samstag Abend 
noch dem „Kriegerverein“ Veranlassung einen Be— 
chluß zu fassen, sich an den dortigen F stlichkeiten 
u betheiligen. Sämmiliche umliegenden Octschaften 
varen in Worms, gleichwie unsere Stadt, stark 
vertreten. 
Pfälzisches Schwurgericht. 
IV. Quartal. 
Zweibrücken, 9 Dez. (Z3w. Z.) Heute fruh 
3u2 Uhr begannen die Schwurgerichtsb⸗rhaͤndlungen 
axo IV. Quartal 1889. Der Vorsitzende, Here 
Iberlandesgerichtsrat Stichter, begrüßte in kurzer 
Ansprache die erschienenen Herren Geschworenen, 
nachte dieselben vertraut mit den ihnen als Richtern 
obliegenden Funktionen und Pflichten, worauf dann 
ur Bildung der Geschworenenbank für den ersten 
zur Aburteilung gelangenden Straffall geschritten 
vurde, nämlich zur Verhandlung gegen: 
Johann Peter Kiefer, 30 Jahre alt, Schneider 
von Bliesbrücken, angeklagt gegen Notzuchtsversuch. 
Der Gerichtshof besteht aus den HH.: kgl. 
Oberlandesgerichtsrat Stichter als Vorsitzender, den 
tk. Landgerichtsräten Bruch und Mohr ais beisitzen⸗ 
den Richtern und dem kgl. Landgerichtssekretäär Löwen⸗ 
berg als Gerichtsschreiber. Die Anklage vertritt 
Hr. III. Staatsanwalt Wagner; die Verteidigung 
führt Hr. Rechtspraktikant Dr. Braun. 
Die Geschworenenbank ist qus folgenden HH. ge⸗ 
»ildet: Grohe, Meyer, Striebinger, Mang, Frank, 
Neunttier, Bumiller, Müller, Appel, Buchheit, 
Rieger, Brenzel. Im Ganzen waren 15 Zeugen 
und 2 Sachverständige erschienen. 
Das Gericht schloß dem Antrage des Staats⸗ 
anwalts entsprechend durch öffentlich verkündeten 
Beschluß die Oeffentlichkeit dieser Verhandlung im 
Interesse der Gefährdung der Sittlichkeit bdis zur 
Berkündigung des Urteils aus, weshalb die Einzel⸗ 
jeiten sich der Berichterstattung entziehen. Der Ge⸗ 
richtshof verurteilte aufgrund des Wahrspruchs der 
Beschworenen den Angeklagten wegen des ihm zur 
Last gelegten Verbrechens zu einer Zucht haus⸗ 
trafe von7 Jahren. 
Schluk der Verhandlung 4 Uhr nachmittags. 
Vermijchtes. 
FNeunkirchen, 8. Dezember. Die 
heute Nachmittag hierselbst statigehabte Versamm— 
lung des „Gemäßigten Bergmanns⸗ 
Vereins des Saar; und Blies-Reviers“ war, 
nach der „S.- u. BleZtg.“, nicht stark besucht; 
8 wurden die Statuten, welche auf den schon 
rüher erwähnten Grundsätzen beruhen, angenommen 
und sodann an die Mitglieder vertheilt. Wir 
'ommen auf die Versammlung nohh zurück. 
F Saarbrücken. Die Saar ist wegen 
Treibeis abgelassen, der hiesige Hafen, in welchem 
noch eine ganze Anzahl Schiffe liegen, ist zuge⸗ 
roren, ebenso hat sich bereits an mehreren Stellen 
des Kanals das Treiheis festgesetzt. 
F In Metz wollte das 6 Jahre alte Töch— 
terchen eines Bewohners der Paradiesstraße 12 
Feuer schüren; dadei fiel eine glühende Kohle auf 
des Mädchenz Kieid, wilchs zu bhrennen afing. 
Da die Mutter des Kindes nicht zu Hause und