Full text: St. Ingberter Anzeiger

Versammlung ist heute früh ein Theil der Beleg⸗ 
schaften der Berginspktionsbezirke Louisenthal und 
von der Heydt zur Arbeit nicht angefahren. 
F Saarbrücken. Bergmann Warken wird 
fich morgen 14. Dezember gemeinschaftlich mit den 
Bergleuten Bachmann. Altmayer, Müller und 
Becker wegen verschiedener schwerer Angriffe auf 
die Verwaltungsorgane vor der Strafkammer in 
Saarbrücken zu verantworten haben. Die Vertheidig- 
ung haben die Rechtsanwälte Bachem aus Köln 
und Munckel aus Berlin übernommen. Die orts⸗ 
eingesessenen Rechsanwälte sollen die Uebernahme 
)er Vertheidigung abgelehnt haben. 
Forbach. Die „Forb. Zig.“ schreibt: Wie 
vir hören, hat der Herr Bezirkspräsident von 
dothringen einem Verein, welcher sich Rechts 
schutzverein für die bergmännische 
tzevölkerung der Gruben des Kreises For⸗ 
Jach zu Klein⸗Rosseln“ nennt, die gesetzlich erfor— 
zerliche Genehmigung erteilt. Es darf hierin ein 
Bertrauensausdruck der Regierung gegenüber den 
diesseitigen Bergleuten erblickt werden. Dieses 
Vertrauens hat sich die bergmännische Bevölkerung 
des Kreises Forbach durch ihr seitheriges Verhal⸗ 
sen, insbesondere wahrend der Streikdewegung im 
Frühjahr, würdig gezeigt und es kann von dem 
Jesunden Sinne derselben auch für die Zukunft 
rwartet werden, daß sie die nunmehr erteilte Ge⸗ 
agehmigung nicht mißbraucht. 
Worms. Der Fremden-Verkehr 
während des Kaisertages wird auf min— 
destens 25,000 Personen geschätzt. — Frei 
herr v. Heyl zu Herrnsheim hat den Armen 
5000 Mark gespendet und zwar sollen 1000 
Mark für die Suppenanstalt verwendet werden 
and 4000 Mark für, Vertheilung von Kohlen. 
Frankfurt a. M. Herr Dr. Miquel 
jat vom Kaiser dessen lebensgroßes Bild zum 
Feschenk erhalten. 
F Bittgesuch an den Kaiser. Frankfurt 
Mt., 10. Dez. Während der Abfahrt des Kaisers 
zor der Post, machte sich ein Mann an den Wagen 
des Monarchen und überreichte diesem grüßend 
zinen geschlossenen Briesf. Der Kaiser nahm den 
tZrief an und übergab ihn seinem Adjutantn. Es 
var ein Bittsteller, ein Taglöhner von hier, welcher 
die beiden Feldzüge von 1866 und 1870771 mit— 
gemacht, damals in guten Verbhältnissen lebend, 
inen ihm zustehenden Civilversorgungsschein ausge— 
cchlagen hat und jetzt mit seiner 8 Köpfe zählen; 
den Familie in Not ist. 
FAugsburg. Die Stadt- und Markt- 
schrei ber Bayerns haben dahier einen Lan-— 
des⸗Ver ein gegründet, der die Standesinteressen 
ertreten soll. Vorstand: Stadtschreiber Mathes 
m Gundelfingen. 
Das Bankgeschaft A. u. B. Schuler in 
München hat zu Gunsten der Hl. Kreuzkirche 
München⸗Giesing ein Platkat der Offentlichkeit über— 
Jeben, welches der schönen Durchführung halbeir 
unsere Aufmerksamkeit erregt. Es stellt die Giefinger 
Rirche vor nebst Umgebung, naturgetreu aufge— 
aommen noch vor der Abtragung der alten Kirche. 
Imposant hebt sich der herrliche Bau von dem 
alten kleinen baufälligen Kirchlein ad. Während 
man hinter den Fenstern der Häuser noch den 
Schein der Lichter schimmern sieht, spiegelt sich die 
cothe Gluth der aufgehenden Sonne in den hohen 
Kirchenfenstern, den Anbruch des Tages der end— 
lichen Vollendung des schönen Denkmals unserrs 
undergeßlichen König Ludwigs J. andeutend. 
Hamburg. Die Hamburger Handels⸗ 
kamm er veröffentlicht ein Schreiben an das Komite 
für Deutschlands schwimmendeWelt;« 
ausstellung, in welchem dessen Aufforderung 
zur Unterstützung des Unternehinens von der 
Handelskammer dahin beantwortet wird, daß sie 
zasselbe ungeeignet zur Erreichrng des angestrebten 
Zweckes erachtet. Einerseits würden die Muster 
sür die meisten Plätze ungeeignet sein und verspätet 
intreffen, andertheils die Kosten für die Fabrikanten 
unverhältnißmäßig hohe und viele große Plätze mit 
dem tiefgehenden Schiffe nicht erreichbar sein. Die 
zechnischen Bedenken endlich wären in jeder Hinsicht 
nicht zu besitigende. Die Handelskammer räth von 
der Betheiligung ab. 
Schleswig, 11. Dez. Der Flensburger 
Dreimaster „Oskar Meh er“ ist bei den Fid— 
chi⸗Inseln untergegangen; die Besatzung 
rettete sich unter furchtbaren Leiden nach Honkong. 
F Ein wichtiger Beschluß. In Lon— 
on haben der Lordmaior und die Aldermen der 
City beschlossen, einen ehrwürdigen, längst ver⸗ 
gessenen Brauch wieder aufleben zu lassen und 
eine Anzahl hoher Würdenträger von Amtswegen 
mit neuen — Beinkleidern zu beschenken. In 
feierlichee Sitzung wurden nach vorgelegten 
Mustern die Stoffe geprüft und schwarzes Tuch 
ils Geschenk für den Lordkanzler, den Lord-Ober 
richter, den Dokumentrichter, den Lord⸗Kammer⸗ 
herrn und dessen Vertreter, den Lord des König⸗ 
lichen Haushalts, desgleichen für die Minister des 
Innern, des Auswärtigen und der Justiz aus- 
rwählt. Der erste Staatssekretär erhält den 
Ztoff zu zwei Exemplaren des nothwendigen 
dleidungsstückes, und zwar schwarzes und — 
zrunes Tuch; letztere Farbe ist allerdings nich 
nehr Mode, dafür eignet sich der Stoff vorzüglich 
zu einem Privatbillard. 
7 Im Verlage von G. Freytagu. Bern dt 
in Wisen ist eine interessante und brauchbare 
Reichstags⸗Wahlkarte des deutschen 
Keiches erschienen. Die einzelnen Fraktionen 
— 
schieden In die Wahlbezirke ist der Name des 
etreffenden Abgeordneten aufgedruckt und überdies 
ein alphabetisches Verzeichniß beigegeben. 
ueber die Influenza, welche zur Zeit 
zußer in Rußland, wo gegenwärtig die kaiserlicht 
Familie davon befallen wurde, noch in Galizien 
oͤsterr. Polen) in Wien, Paris, London, und 
—X 
Berlin der geh. Sanitätsrath Prof. Hirsch gelegent 
ich seiner Vorlesung über Infektionskrankheiten 
Der Inhalt seiner Ausführungen war folgender: 
Influenza ist, pathologisch betrachtet, eine katar— 
halische Affektion besonders der Schleimhaut der 
Respirationsorgane, unterscheidet sich aber vom 
Bronchialkatarrh dadurch, daß in hohem Grad— 
nervöse Erscheinungen zugleich auftreten, wie Kopf 
chmerz, Schwindel, die in gar keinem Verhältniss— 
zu den lokalen Affektionen stehen und so heftig 
änd, daß sonst kräftige, gesunde Leute ihrem Be⸗ 
rufe nachzugehen nicht im Stande, vielmehr das 
Beit aufzusuchen gezwungen sind. Bei einer Epi— 
demie im Jahre 1854 hat Redner Soldaten so 
uinter diesen nervösen Affektionen leiden sehen, wie 
unge zarte Mädchen. Viel seltener ist die Schleim⸗ 
zaut des Magens und Darmes erkrankt. Die 
Zrankheit verläuft inn erhalb weniger Tage meist 
fieberlos. Ihr geht ein Stadium mit Vorläufern 
doraus, die in heftigem Kopfschmerz, Schwere in 
den Gliedern bestehen, dann brechen die lokalen 
Affektionen herdor. Auffallend ist die Krankheit 
mehr in endemilogischer Beziehung. Die erste 
Epidemie reicht bis in das 18. Jahrhundert zurück, 
wo Chronisten die Krankheit so genau beschreiben, 
daß sie nicht zu verkennen ist. Die Krankheit trit! 
mmer epid emisch auf. Es find Epidemien bekannt, 
die von den fernsten Partien Ostasiens sich allmäh ⸗ 
tich über ganz Asien, über Europa und von hier 
nach Amerika verbreitet haben. In Jahre 1780 
var fast über den ganzen nördlichen Theil der 
Erdoberfläche diese Krankheit verhreitet. Der 
igenthümliche Umstand, daß sich die Krankheit 
mmer in einer Richtung verbreitet (meistens von 
Osten nach Westen) spricht dafür, daß ein ge— 
wisses stoffliches Etwas, von dem wir allerdings 
nicht die geringste Kenntniß besitzen, durch die Luf! 
forischreitet. Hierfür spricht besonders jener inte— 
ressante Fall, wo die Mannschaft eines Schiffes 
auf dem atlantischen Ozean von der Jnfleienza zu 
der Zeit ergriffen wurde, in welcher nach Berech— 
nung die mit dem Krankheitsstoffe geschwängerte 
duft über das Schiff hinwegstreichen mußte. 
Durch unmittelbare Ansteckung von Mensch zu 
Mensch wird die Krankheit nicht verbreitet; sie schreitet 
diel langsamer fort, als wie man sich von einem 
Ort zum andern begeben kann. Die Dauer der 
Epidemie währt vierzehn Tage bis vier Wochen. 
Bedenklich ist die Krankheit nur für Leute mit 
hronischem Bronchialkatarrh und Lungen- und 
derzkrankheiten, da dann erhebliche Störungen in 
zer Blutzirkulation eintreten können. Zur Cholera 
teht die Influenza wohl in keiner Beziehung; seit 
1831, wo sie allerdings dem Ausbrechen der 
Cholera voranging, traten beide immer gesondert 
nuf, und zwar verhältnißmäßig öfters im Winter 
und Frühling, als im Sommer, eine Erkältung hat 
iber mit Erkrankungen an Jafluenza nichts zu thun. 
7 Sansibar. 11. Dez. Eine Reutersche 
Meldung besagt: Emin litt Montag Abend an 
heftigem Husten; der Speichelauswurf war schwierig 
aher blutlos. Gestern war das Befinden eiwas 
besser. Das verletzie Auge ist fast gänzlich geheilt. 
Aus dem rechten Ohr üritt immer noch seroese 
Flüssigkeit aus. Der Kranke ist in guter Stimmung. 
New⸗PYork, 10. Dez. Der heute hier ein⸗ 
getroffene Dampfer d s Norddeutschen Lloyd „Ems“ 
hatte während seiner Ueberfahrt ein furchtbares 
Wetter zu bestehen. Eine Sturzwelle traf das 
—XR— 
mit sich fort und warf zwei Salonpassagiere, die 
Herren Walter und Eutheide, zu Boden, so daß 
zieselben in Folge des jähen Falles Beinbrüche 
erlitten. Ein weiteres Opfer forderten die Leitungs⸗ 
drähte der elektrischen Beleuchtung. Ein mit Re—s 
paraturen beschäftigter Arbeiter hing plötzlich todt 
am Draht in der Luft; als man die Leiche herab⸗ 
holte, fand man Hals und Arm des Verunglückten 
aanzlich verbrannt. 
Dienstesnachrichten. 
Versetzt wurden die Steueraufseher W. Rie del 
in Schifferstadt auf Ansuchen nach Grünstadt und 
B. Forster in Grünstadt aus administrativen 
Erwägungen nach Sch fferstadt. 
Sanitätsdienst. Der Landgerichtsarzt Dr. 
Deller in Landau wurde auf die Stelle eines 
Mitgliedes des Kreismedizinalausschusses der Pfalz 
herufen. 
Der Gymnaßalprofessor Bo b in Kaiserslautern 
wurde wegen Krankheit auf sein Ansuchen pensionirt, 
der Gymnasialprofessor Müller in Zweibrücken 
auf sein Ansuchen nach Kaiserslautern versetzt, ferner 
der Studienlehrer Hoffimann in München zum 
Gymnasialp ofessor in Zweibrücken befördert und 
der Studienlehrer Rei sert in Neustadt a. d. 
Haardt auf sein Ansuchen nach Würzburg versetzt. 
Die katholische Pfarrei Wattenheim wurde dem 
Verweser derselben Weber verliehen. 
Der Einnehmer Schafer in Rodalben wurde 
auf sein Ansuchen nach Edenkoben verseßt. 
αα 
Familiennachrichten. 
Gestorden: In Frankenthal Wwe. B. 
Bernhard; in Ludwigshafen Maria Märthes— 
heimer, geb. Witt, 35 J. a.; in Friesenheim 
Margareiha Schuster, geb. Kuppelmeier, 67 J. 
a.; in Friedelsheim Anna Maria Beck, geb. 
Mäurer. 64 J. a. 
Neueste Nachrichten. 
Saarbrücken, 13. Dez. Der Vorsitzende 
des Rechtsschutzvereins hatte vorgestern an den 
herrn Oder⸗Prasidenten der Rheinprovinz telegru⸗ 
phiert, wenn die Bedingungen der eingereichten 
Ptition nicht sofort erfüllt würden, könne er 
(Warken) den Ausbruch des Streiks 
nicht länger zurückhalten. Warken wurde 
deshalb auf das königl. Landratsamt beschieden, 
wo er sich in ähnlicher Weise ausgesprochen haben 
soll. (S. 3.) 
München, 12. Dez. Abgeordneten⸗ 
kammer. Die Vermehrung der Gen— 
darmerie, die AnträgeaufLöhnungs—- 
zulagen sowie auf Pensionszulagen 
füc die Gendarmen werden nach langer Debatte 
Jenehmigt. Die pfälzischen Abgeordneten Bürger⸗ 
meister Märcker von Zweibrücken, Bürgermeister 
Diehl von Annw'eiler und kgl. Oderamtsrichter Kuby 
don Edenkoben waren für Genehmigung der Vostu— 
late. Morgen Fortsetzung. 
Sansibar, 18. Dez. Nach einer Meldung 
des „Reuter'schen Bureaus“ von gestern verbrachte 
FEmin Pascha eine unruhige Nacht. Er kann 
infolge schwierigen Schluckens keine feste Nahrung 
einnehmen und hat fortwährend sehr erschöpfende 
Hustenanfälle. Sein Zustand in sonst unverändert. 
Für die Redaktion verantwortlich: F. X. Demetz. 
Als preiswerthes, praktisches Weihnachtsgeschenk 
mpfehle ich: Roseid. Bastroben (ganz 
Seide) Mk. 16.30 p. Robe, sowie Mt. 
22.80, 28. -—, 34. -, 42. -, 47. 50 nadel⸗ 
ertig. Es ist nicht nothwendig, vorher Muster 
ommen zu lassen; ich tausche nach dem Fesß 
um, was nicht convenirt.. 
Muster von schwarzen, farbigen und weißen 
Seidenstoffen umgehend. Briefe kosten 20 Pf. 
Porto. Seidenfabrik⸗Depot G. Heunebero 
(K. u. K. Hoflief.) Zürich—