Full text: St. Ingberter Anzeiger

Augenmerk des Vereins auf Ankauf guter Stuten 
und Stutfohlen, letzterer behufs Aufzüchtung, ge⸗ 
richtet bleiben. (Pf. V.) 
— Kaisersslautern. Die Dünger⸗ 
fabrik Kaiserslautern hielt ihre General⸗ 
bersammlung ab. Die Bilanz über das letzte Be— 
triebsjahr weist ein Minus von nahezu 6000 Mtk. 
aus, welches vom Reservefonds abgeschrieben werden 
oll. 
— Die k. Postexpedition Lampertsmühle hat 
für die Folge den Namen „Lampertsmauhle⸗ 
Otte rbach“ zu führen. 
— PpPirmasens. Wie der .Pf. K.“ berichtet 
hat Herr Schuhfabrikant Marx Frank dabier 
die Kaisersbacher Mühle (zur Gemeinde 
Waldhambach, Kanton Annweiler, gehörend) um 
9000 Mt. käuflich erworben und beablichtigt dort⸗ 
selbst, an Stelle seines hier verkauften Geschäftes, 
eine Schuhfabrik zu gründen. 
— Esschbach. Vor einiger Zeit erschien im 
.L. A.“ ein Artilel, nach welchem der 22 Jahre 
alte Schuster Nikolaus Ehrhard von hier auf 
der Straße unterhalb Ilbesheim gegen Landau zur 
Nachtzeit von einem Uabekaunnten überfallen und 
seines Geldbeutels, seiner Uhr und seines Regenschirmes 
heraubt worden wäre und machte Ehrhard auch 
der Gendarmerie in Landau über den Vorfall An— 
zeige. Nachdem man gleich anfangs den Angaben 
des Ehrhard keinen vollen Glauben beilegte, gab 
derselbe bald darnach zu, daß der fragliche Raub⸗ 
aufall von ihm erdichtet war und zwar de—halb, 
weil er in der betreffenden Nacht so betrunken 
war, daß er die oben erwähnten Gegenstände ver⸗ 
loren und er sich deshalb geschämt habe. Die 
Geschichte hat aber nun für denselben ein theueres 
Nachspiel gehabt, denn das Gericht erblickte in dem 
Vorgehen des Ehrhard eine Uebertretung des gro⸗ 
ben Unfugs und sprach ihm durch Strafbefehl eine 
14tägige Haftstrafe zu. 
— Maikammer. Herr Aug. Ziegler 
hier bemerkte dieser Tage in der Küche seines 
Wohnhauses einen Ihtis, welcher sich am Milch- 
napf der Hauskatze gütlich that. Flugs holte Herr 
Ziegler eine Flinte und brannte dem frechen 
Räuber eins auf den Pelz, so daß ihm die Raub— 
gelüste fur immer vergingen. Es wäre wohl 
manchem Nimrod angenehm, wenn ihm das Jagd⸗ 
wild siets so bequem von selbst in die Küche spa— 
zieren wollte. 
— Neustadt. Der Absatz in 1889er 
Wein ist in letzter Zeit nicht mehr belangreich 
gewesen und am ganzen oberen Gebirge die 
Hreise zurückgegangen, auch von hier ist ein 
kleiner Rückgang in den verlangten Preisen zu 
konstatiren. Man kauft 1889er Originalweine zu 
500, 550, 600, 800 Mk. die 1000 Liter. Ein 
Posten 1887er Rothwein ging angeblich zu 650 
Mark an eine Großweinhandlung in Frankfurt a. 
M. über. In Fachtreisen ist man indeß üÜber⸗ 
zeugt, daß sich der Verkehr in 1889er nach dem 
Abstiche heben und dann auch die Weine im 
Pceise wieder anziehen werden. 
— Das Programm zum VIIl. pfalzischen 
Sängerfest, das im August nächsten Sommers 
in Neustadst a. H. adgehaltrn werden soll, ist 
nun endgiliig festgesetzt und enthält folgende Stücke: 
1. Theil. J. Festouverkure. 2. Gesammtchöre: 4. 
„Macht auf das Thor der Herrlichkeit“, Tonsatz 
von Bernh. Klein (Band 2 Nr. 13). b. „Vom 
Berg ergeht ein Rufen,“ von G. Jansen (Band 
3 Nr. 51). c. „Was ist des Deutschen Vaterland“, 
von G. Reichhardt (Band 8 Nr. 62) Vers 1,2, 
3, 4, 5, 6. 3. Halbchor mit Orchesterbegleitung. 
„Meeresstille und glückliche Fahrt“ von C. L. 
Fischer (Besonderes Blatt.) 4. Gesammichöre: 4 
„Braun Mägdelein“,. Altdeutsches Volkslied, bear⸗ 
beitet von Gust. Weber (Bd. 8 Nr. 56) b. „Ich 
hört' ein Bächlein rauschen.“ Volkslied fütr Männer⸗ 
chor gesetzt von L. Heydenreich (Bd. 3 Nr. 69). 
c. „An die Treulose.“ Volksweise von Friedrich 
Silcher (Band 1 Nr. 34.) 5. Gesammtchor mit 
Begleitung von Blechinstrumenten. „Siegesbotschaft“ 
von Konradin Kreutzer (Band 83 Nr. 72). 2 Theil. 
6) Halbchor. „Frithjof“, Szenen aus der Frithjof—⸗ 
Sage für Männerchor, Solostimmen und Occhester 
von Max Bruch. — Als erste Chor-⸗Nummer war 
der 24. Psalm mit Orchesterbegleitung von J. H. 
Lützel festgesetzt. Da aher der Komponist den Wunsch 
aussprach, man möge von der Aufführung seines 
Werkes absehen, so wurde an Stelle deisselben der 
Chor von Bernhard Klein in das Programm 
gufgenommen 
— Vorgestern Abend wurden in Haßloch 
Wohnhaus und Scheune des Einwohners Lamm 
ein Raub der Flammen. 
— Am 16. d. M. beging Herr Regierungs— 
elr tär Schild in Speyer bei noch körperlicher 
Rüstigkeit sein 50jähriges Dienstjubiläum bei der 
kgl. Regierung der Pfalz. 
— In Schifferstadt hat sich ein unheim⸗ 
licher, wenn auch gerade nicht gefährlicher Gast 
eingeschlichen: die Röt heln. Ueber 300 Kinder 
find erkrankt. 
— In Eppstein wurde dieser Tage der 
Tabak abgehängt und ein Teil desselben an Händler 
nus Mannheim verkauft. Man schätzt das ganze 
Quantum dieses Jahres auf etwa 400 Zentner 
und erzielte durchschnittlich für den Zentner 20 
Mark. Einige Produzenten erhielten 223 Mark. 
Der Tabakbauer hat somit wieder ein Fehljahr zu 
verzeichnen. 
— Frankenthal, 15. Dez. Wie sehr sich 
der Verkehr am hiesigen Platze in den letzten 
Jahren in erfreulicher Weise emporgeschwungen, 
»eweist die unbedingt notwendig gewordene Ver⸗ 
größerung des hiesigen Rangirbahnhofes an dessen 
Bau soeben begonnen wird. Wenn auch schon vor 
einigen Jahren von seiten der Bahndirektion durch 
VBermehrung von Geleisen in lobenswertek Weise 
jersucht wurde, den hiesigen Güterbahnhof dem sich 
tets steigernden Verkehr entsprechend einzurichten, 
o war es doch bei den beschränkten Bodenverhält⸗ 
aissen nicht möglich, denselben unserer wachsenden 
Industrie und den übrigen Versandtgeschäften ent⸗ 
prechend genügend zu erweitern. Wurden doch 
illein in diesem Spätjahr durch die Herren Jakob 
Mayer J., Joh. Gschwind, Heinrich Berkoͤ und 
Babriel Löb etwa 1500 Waggon Kartoffeln abge- 
chickt und durch Herrn Paul Hoffmann eiwa 400 
Waggon Zuckerrüben für Zuckerfabrik Waghäusel 
nverladen. Gewiß ein nicht unbedeutender Versandt 
nnerhalb einiger Wochen. Die allgemeine Zufrieden- 
heit der Zuckerrübenpflanzer über die koulante Ge⸗ 
schäftsführung des Vertreters von der Zuckerfabrik 
Waghäusel wird gewiß nicht verfehlen, den ohnehin 
sehr lohnenden Zuckerrübenbau zu erweitern und da⸗ 
durch die Frequenz des Güterbahnhofes noch zu er⸗ 
Iöhen. Tab.) 
— Frankenthal. Von der Generalver⸗ 
ammlung der hiesige Brauhausgesellschaft 
vpurde die Erhöhung des Altienkapitals um 
200,000 Mk. beschlossen. Die alten Alktionäre 
haden das Vorrecht für je zwei neue Aktien. 
— In Grünstadt kommen seit einigen 
Tagen zahlreiche grippartige Erkrankungen vor, so 
daß nicht mehr an dem thatsächlichen Auftreten der 
Influenza zu zweifeln ist. In einzelnen 
Beschäften machen sich bereits empfindliche Lücken 
unter den Arbeitskräften fühlbar. 
— Der Gesetzentwurf, betr. die Vereinigung 
der Pfälzischen Brand Versicher— 
ungsanstalt mit der Brand « Versicherungs⸗ 
kammer für Bayern rechts des Rheins bestimmt, 
»aß das Gesetz vom 3. April 1875, die Brand⸗ 
Versicherungsanstalt für Gebäude in den Landes⸗ 
theilen rechts des Rheins bettr, auf den Regier- 
ungsbezirk der Pfalz erstreckkt und die Brand⸗ 
Versicherungsanstalt der Pfalz mit jener in den 
Landestheilen rechts des Rheins vereinigt wird. 
Soweit das verzinsliche Vermögen der Brand— 
Versicherungsanstalt der Pfalz im Verdältnisse 
zur Gesammt-Versicherungssumme den Betrag des 
derzinslichen Vermögens der Brand-Versicherung 
in den Landestheilen rechts des Rheins nicht er—⸗ 
reicht, bildet der Fehlbetrag eine jährlich mit 8 
pCt. zu verzinsende von den Gebaude Brandver⸗ 
icherten der Pfaliz zu tilgende Schuld. Zur 
Tilgung der im Art. 2 bezeichneten Schuld 
wird in jenen Jahren, in welchen gemäß Art. 68 
Abs. 2 des Brand-Versicherungsgesetzes vom 3. 
April 1875 nur ein halber Beitrag einzuheben ist, 
in der Pfalz bis zur vollen Schuldentilgung ein 
Janzer Beitrag erhoben und der hiernach an— 
fallende Mehrbetrag zu dem bezeichneten Zwecke 
verwendet. Die Einziehung der Beiträge erfolgt 
in der Pfalz nach den für diesen Negierungsbe— 
zirk geltenden Bestimmungen über Einhebung und 
wangsweise Beitreibvung von Staatssteuern. Das 
Besetz soll am 1. Oktohber 1890 in Kraft treten. 
— Ein weiterer Gesetzentwurf übernimmt die 
Pfälzische Gestütsaustalt in Zweibrücken und die 
Landesgestüts Prämien für die Pfalz mit ge— 
ammtem Javentar der bisherigen Kreisanstalt auf 
en Staat vom 1. Juli 1890 an. Bisher wurd—e 
zum Gefüt ein jährlicher Staatszuschuß boß 
10,000 Mk. und zu Pramiirungen ein weiterer 
Zuschuß von jährlich 9000 Mk. geleistet. 
— Pfalzische Eisenbahnen. Im No— 
vember ist die Kohlenproduktion den fiskalischen 
Werken im Saarrebier um8e pCt. zurücgegangen. 
Das spricht sich, allerdings nur in beschränklem 
Maße, in dem November-Ergebniß der Pfalzischen 
Fisenbahnen aus, deren Kohlentransporte ich abge⸗ 
aufenen Monat um L.z2 Millionen Kilogramm 
gleich 1.1 pCt. gegen das Vorjohr zurückgeblieben 
ind und ein Minderergebniz von 7572 Me. gleich 
22 PCt. lieferten. Dagegen brachte der Verkehr 
m anderen Gütern 77,308 Mk. gleich 8.8 PCi. mehr 
ind der Personen⸗Verkehr 21,860 gleich 7.0 pCi. 
nehr als im Vorjahre, so daß die mit 1,859 342 
Mk. ausgewiesene Monatseinnahme, wie bereits mitge⸗ 
eilt, um 91,590 Mk. gleich 60 pCt. über dag 
orjährige Ergebniß hinausgeht. Dadurch erhöͤht 
ich das seit 1. Januar ausgewiesene Plus auf 
23,835 Mk. gleich 4 pCt. (Pf. K.) 
Vermise tes. 
F St. Johann a. S. Von der Abtheilung 
der 8. Gendarmerie-Brigade, Distrikt Trier, sind 
22 Gendarmen hier angekommen, um in den 
Ztationsorten der fiskalischen Gruben des Saar—⸗ 
zeviers zu Dienstleistungen herangezogen zu werden. 
FSaarbrücken, 17. Dez. Von zuver—⸗ 
ässiger Seite erfährt die „Saarbr. Ztg.“, daß 
gestern an die Berginspektionen J. bis X. folgen- 
der Erlaß ergangen ist: 
Im Anschluß an meine Anweisung vom 14. 
d. Mis. und in Verfolg der Eröffnungen, welche 
ich an die von dem Herrn Oberpräsidenten am 
13. d. Mis. empfangene Deputation gerichtet 
zjabe, ist Nachstehendes zur Kenntniß der Beleg- 
schaft zu bringen: 1. Nachdem seit Mai d. J. 
rine Herabsetzung der Schichtzeit statigefunden hat, 
jo daß für die unter Tag beschäftigten Bergleute 
auf keiner Grube gegenwärtig die Schichtzeit vom 
Beginn der Einfahrt bis zum Beginn der Aus« 
tahrt länger als neun Stunden dauert, auf ver— 
chiedenen Gruben sogar noch kürzer ist, wird die 
zerkürzte Schichtdauer in die Arbeitsordnung auf- 
jenommen werden und zwar in der Weise, daß 
zie Schicht in der Grube ausschließlich der für 
Finfahrt und Ausfahrt der Gesammi-Belegschaft 
erforderlichen Zeit nicht länger als 8 Stunden 
dauern soll. 2. Die gegenwärtig verdienten Loͤhne 
ind nach dem eigenen Anerkenntniß der Berg- 
leute im allgemeinen ausreichend. Soweit in ein⸗ 
zelnen Fällen die erfolgte Gedingestellung einen 
auskömmlichen Arbeistverdienst nicht ermöglichen 
sollte, wird eine entsprechende Aufbesserung er⸗ 
jolgen. Dagegen ist eine vollständige Gleichstellung 
der Löhne der einzelnen Arbeiter ohne Rück⸗ 
sicht auf die Leistungen derselben selbstver⸗ 
tändlich unausführbar, wie dies bereits der 
Deputation am 13. d. Mts. ausdrücklich eröffnet 
worden ist. 
Ich spreche hiernach die bestimmie Erwartung 
aus, daß diejenigen Bergleute, welche die Arbeit 
nicht niedergelegt haben, und welche auch gegen⸗ 
wärtig die weit überwiegende Mehrheit bilden, fich 
auch ferner zu einem solchen Schritte nicht wer⸗ 
den hinreißen lassen. An die ausstehenden Berg— 
seute richte ich daher in ihrem eigensten Interesse 
die ernste Mahnung und Aufforderung, ohne 
Verzug die Arbeit wieder aufzunehmen. Zugleich 
veise ich auf die von den Polizeibehörden ver— 
zffentlichte Bekanntmachung hin, nach welcher die 
öffentliche Aufforderung zur Niederlegung der 
Arbeit ohne Einhaltung der gesetzlichen Kün⸗ 
digungsfrist nach 8 110 des Strafgesetzbuchs 
mit Geldstrafe bis zu sechshundert Maꝛk 
oder mit Gefängniß bis zu zwei Jahren geahnde— 
wird. 
Saarbrücken, den 16. Dezember 1889. 
gez. Brassert, Berghauptmann. 
Ueber die Ausdehnung des Streites verlauten 
ferner folgendes; In Kohlwald ist alles ange— 
tahren, in von der Heydt streiken heute 283, im 
Burbachstollen 174 Mann. Lampennest, Heiagitz, 
Dechen, Friedrichsthal alles angefahren, in Mayh— 
»ach nur die Hälfte angefahren; Ensdorf alles 
angeföahren. In Kreuzgrädben streikt von der 
interirdischen Belegschaft eiwas über die Hüffte, 
Zulzbach d8, Altenwald 86 der Belegschaft, n 
Dudweiler und Kamphausen arbeiten etwas mehr 
als gistern, in Reden und Itzenplitz ist alles ruhn 
ain der Arbeit.