Full text: St. Ingberter Anzeiger

hat trotz seines hohen Alters vor Kurzem zum 
dritten Male geheirathet. 
PBienenbeförderung durchdie Brief⸗ 
ponn. Den Imkern hat die österreéichische 
Postbehörde ein freudige Ueberraschung bereitet. Sie 
hat erlaubt, daß lebende Bienen in Postbriefen be⸗ 
fördert werden dürfen und dabei auch nur dem 
jewöhnlichen Briefporto unterliegen. In gewoöhn ˖ 
uͤchen weichen und dünnen Briefkouverts würde sich 
die Versendung zwar nicht gut machen, denn leicht 
ezane es passiren, daß da bei'm Abstempeln der 
Marken und ähnlichen postamtlichen Manipulationen 
die kleinen Hautflügler zu Brei zerdrückt würden. 
Mag ihnen doch ohnehin in dem kleinen Behält⸗ 
aiß, das ihnen als Reisecabine angewiesn ist, ohne 
Nahrung und Licht und dei gering bemessener Luft, 
chlecht genug werden, denn nicht nur im Inland 
ist die neuartige Postversendung zulässig. sondern 
die Reise kann über Land und Meer gehen. — 
Die Länder, nach denen solche Versendungen 
‚ugelassen werden, sind die meisten Kulturstaaten 
der Welt, darunter natürlich Deutschland. 
Die zur Versendung gelangenden Bienen sind in 
Holzkästchen (nach dem System Benton oder einem 
inderen, die gleiche Sicherheit bietenden System) 
zu verwahren; diese Kästchen dürfen in der Länge 
12, in der Breite 5 und in der Höhe 4 Centi⸗ 
meier nicht überschreiten; dieselben müssen behufs 
Zutrittes der Luft an der Oeffnung durch ein 
feines Drahtnetz. welches durch einen Holzdeckel 
geschützt wird, verschlossen und überdies mit acht 
kleinen Löchern an einer der kleinen Seitenwände 
ersehen sein. 
fAmsterdam, 18. Dez. Der Dampfer 
„Leerdam“ der „Nederlandsche Amerilkansche 
Dampfergesellschaft', welcher am 15. ds. mit 450 
Passagieren von Amsterdam nach Ka Plata abge⸗ 
sahren ist, stieß in der Nordsee mit dem englischen 
Dampfer „Gaw Quanfia“ zusammen und sank 
alsbald. Die Passagiere und die Mannschaft so— 
wie auch das Gepäck sind gerettet und nach Cux- 
daven hineingebracht worden. 
f Antwerpen. — In diesen Tagen ist 
hzier der neue Dampfer Friesland von der 
Red Star Linie angekommen. Wie bei allen 
aeuen Dampfern im nordtransatlantischen Verkehr 
sind die Einrichtungen des Schiffes geradezu 
uxuriös. Darüber viel zu schreiben, erscheint da⸗ 
hder auch Überflüssig. Was mir eher interessant 
scheint, das sind die Auswanderer-Einrichtungen. 
Während auf den modernen Schiffen die Kajüten⸗ 
Einrichtungen außerordentliche Fortschritte machten, 
will es scheinen, als ob die Verbesserungen im 
Zwischendeck fur Auswanderer damit nicht gleichen 
Schritt gehalten haben. Um so anerkennenswerter 
ist es, daß die Red Star Linie eine Ausnahme 
von dieser Regel macht, und wie auf allen ihren 
Schiffen, so insbesondere auch auf dem neuesten 
Friesland, im obern Deck Platz für 600 Aus— 
wanderer gelassen hat, trotzdem die für 200 Per- 
sonen berechneten Kajüten-Einrichtungen, was 
Komfort und Raum angeht, keinem Dampfer 
nachstehen dürfte. Das Problem, allen Klassen 
in gleichem Grade gerecht zu werden, scheint auf 
diesem Dampfer gelöst, und daß die Linie nicht 
zu kurz dabei kommt, dürfte daraus hervor⸗ 
gehen, daß sie dieses System auf allen ihren 
Schiffen beachtet. Auch die Einrichtung des 
Zwischendecks auf der Friesland, welche ich auch 
ahnlich auf der Westernland, Noordland und 
andern Schiffen der Red Star Linie gefunden 
haben, scheint mir allen Anforderungen ent⸗ 
sprechend. Die Einrichtung der Friesland sei hier 
kurz beschtieben. Die oben erwähnten etwa 600 
Plaͤtze befinden sich auf dem obern Deck, vorn 
und hinten — die Kajüter-Passagiere logiren in 
der Mitte und in den Deckhäusern — und ver—⸗ 
teilen sich auf fünf wasserdichte Abtheilungen, 
jsede mit separatem Eingang; jede Abtheilung ist 
wiederum in Zimmer von 12 bis 24 Betten ein— 
gerichtet, der Schiffesseite entlang, so daß die 
Mitte frei bleibt für Bänke und Tische. Diese 
Fintichtung ermöglicht die Durchführung einer 
itrikten Trennung der Geschlechter, und giöt dem 
Passagier auch bei schlechten Wetter und zum 
Finnehmen der Mahlzeiten den nöligen Raum. 
Es würde sicher Niemand tadeln, wenn auf den 
aeuen Schiffen der übertriebene Luxus für 
Najüten⸗Passagiere eiwas beschnitten würde nund 
dagegen für die Auswanderer etwas mehr ge— 
schähe. Die Eigentbümer und Erdauer der Fries— 
(and scheinen mir diese Frage in sehr glücklicher 
Weise geloͤst zu haben. 
pasewePYortk, 16. Dez. Der Bassist Karl 
Formes ist gessorben. (Derselde, geb. 1810 in 
Mühlheim a. Rh. war seit 1842 an der Bühne, 
meist auf Gastspielreisen, thätig.) 
Auf dem Gebiete der Glasfabri— 
kation ist eine Ecfiadung gemacht worden, von 
welcher man sicher behaupien kann, daß sie eine 
dosllkommene Umwälzung in diesem Industriezweige 
hervorrufen wird. Während man Glasscheiben bis 
her nur durch Blasen eines Hohlchlinders und nach⸗ 
Jeriges Aufschneiden, Auseinanderlegen und Glätten 
zʒerselben herstellen konnte, ist es dem Glashütten⸗ 
besizer Simon gelungen, Glasplatten von großer 
Breite und beliebiger Lange, ähnlich wie Blach, 
durch Walzen herzustellen. Das so erhaltene Tafel⸗- 
zlas soll sich durch eine weit groͤßere Homogenität, 
Festigkeit, Lichtdurchlässigkeit auszeichnen und au 
der Oderfläche einen Glanz befitzen, der von dem⸗ 
jenigen geschliffener Spiegelscheiben kaum zu unter⸗ 
scheiden ist. Das wesentliche der Simon'schen Er- 
findung besteht, nach einem Berichte des Patent ⸗ 
und technischen Bureau von Richard Lüders in 
Görlitz, in der Anwendung eigenartig gewellter, 
hohler Metall⸗-Walzen, welche von innen aus durch 
Ddampf oder Gas geheizt werden. Die Walzen 
erfassen ohne weiteres das zähflüssige Glas, w.lches 
hnen ohne Vermittelung irgend welcher Zwischen⸗ 
apparate aus dem Boden einer Schmelzwanne zu⸗ 
Jeführt werden kann. Um das Anhaften der 
veichen Glasmasse an den Walzen zu verhindern 
änd dieselben mit einem äußerst dünnen Ueberzuge 
»on Kohlenstaub, Oel und Wachs versehen. Bei 
den sich immer mehr steigernden Ansprüchen an die 
Bcöße der Glastafein, welchen nach dem bisherigen 
Verfahren nur auf Kosten der Gesundheit der 
Blasabläser genügt werden konnte, dürfte die neut 
Peethode allfeitig willklommen geheißen werden, ins 
desondere, da sie den Preis des Scheibenglases seht 
erheblich verbilligt. 
Gemeinnuütziges. 
Eine Stube warm zu machen, ist leichter al⸗ 
sie warm zu halten. Da sei denn betont, was 
eigentlich heuͤtzutage jeder wissen sollte, daß Freine 
duft sechsmal so schnell, also sechsmal so billig zu 
erwärmen ist, als verdorbene, und daß sich reine 
duft auch vielmal länger halt. Also fort mit der 
Angst, daß ein einmal erwärmtes Zimmer ge⸗ 
chlossen bleiben müsse, auch wenn Tabaksqualm 
»der sonstige Verderbniß der Luft kaum mehr das 
Athmen gestattet. Die Fenster auf! Ein bis zwe⸗ 
Minuten flotten, frisch winterlichen Zug hindurch, 
der alle Miasmen hinausfegt, und dann wird man 
jehen, wie sich rasch wieder die reine Luft erwürmt. 
Das sind ein paar einfache und alltägliche Regeln 
wider das jetzt anhebende Lied von den kalten 
Zimmern 
Nar TWericht. 
Zweibrücken, 19. Dez. Fruchtmittelpreis und Vik 
tualienmarkt.) Weizen M— O Pf. Korn ) M— Pf. 
Berste zweireihige O M— Pf, vierreihige O M. — Pf. 
Spelz oM — Pf, Spelzlern — M.— Pf., Dinkel 
wir,‚— Pf, Mischfrucht O M. — Pf., Hafer 0 M. 
— Pf. Erbjen d M— Pf, Wicken 0 M— Pf., 
Heu 2M 40 Pf, Stroh J. Qual. 2 M. 80 Pf., II. Qual. 
2M. 50 Pf., Kartoffeln 1 M. 80 Pf., Weißbrod I/ß Kilo 
56 Pf., Kornbrod 8 Kilo 70 Pf. Gemischtbrod 8 Kile 
84 Ppf., paar Weck 100 Gr.6 Pf., Rindfleisch J. Qual 
80 Pf. II Qual. 56 Pf., Kalbfleisch 60 Pf. Hammel 
leisch 50 Pf., Schweinefleisch 66 Pf., Wein 1 Liter 80 Pf 
tier Liter 24 Wi., Butter 1/5 Kiloar. M. 15 Bfg. 
Dienstesnachrichten. 
Die protestantische Pfarrstelle in Großniedesheim 
wurde dem Kandidaten Stepp von Offendach, 
zurzeit Vkkar in Landau, verliehen. Die Verwesung 
der protest. Pfgrtstelle zu Glanmünchweiler wurde 
dem Pfarramtskandidaten Valentin Harenberg, 
zisher Privatvikar dortselost, übertragen. Der Pfarr— 
imtskandidat Georg Crusius von Kaiserslautern 
purde dem Pfarrer Lipps in Hornbach vom 20. 
ds. als Privatvikar beigegeben. Die prot. Pfarr⸗ 
ttelle zu Iggelheim, Dekanats Spey!er, wurde dem 
ßfarrer Karl Ludwig Steitz zu Ratsskirchen. Dek. 
Lauterecken, verliehen. 
Der Postexpeditionsdienst zu Kircheim a. E. 
purde dem Stationsberwalter Kieß daselbst, der⸗ 
renige zu Schifferstadt dem Militäranwäcter Ecker 
von Zweihrücken auf Diensthertrag ver'iehen. 
Familiennachrichten. 
Gestorben: In Irheim Johann Heiden 
reich, 17 J. a.; in Heuchelheim Christoph Schitt 
velm. 28142 J. a. 
— 
Neueste Nachrichten. 
Saarbrücken, 20. Dez. Prozeß War⸗ 
ken und Genossen. Die Verhandlangen gegen 
die der Beamtenbeleidigung beschuldigten Bergleute 
fanden mit dem gestrigen Abend endlich ihren Ab⸗ 
schluß. Der gestrige Tag galt ausschließlich der 
Anklage und Vertheidungsrede. Das Urtheil 
autet⸗ nach der „Saarbi. Ztg.“ dahin, daß die 
Bergleute Warken, Bachmann, Müller und Becker 
der Beamtenbeleidigung für schuldig 
befunden und Warken mit 6 Monaten, Bach⸗ 
mann mit 3 Monaten, Müller mit 1 Monat 
Gefängniß, Becker mit 1 Woche Haft bestraft 
wurden. Altmeyer und Strauß sind freige— 
sprochen. Den resp. Beleidigten wurde die Be—⸗ 
fugniß zugesprochen. den Tenor des ergangenen 
Urtheils auf Kosten der Beleidiger in den vier 
hiesigen Zeitungen nach beschrittener Rechtskraft 
bekaunt zu machen. Die nicht unbeträchtlichen 
Kosten des Verjschrens wurden den Verurtheilten 
und nach Maßgabe der Freisprechung der Staats⸗ 
kasse zur Last gelegt. 
Berlin, 19. Dez. Die „Norod. Allg. Ztg.“ 
schreidt, ein Unwohlsein des Kaisers war 
die Veranlassung, daß die beabsichtigte Reise zum 
Herzog von Altenburg im letzten Augenblick aufge ⸗ 
geben wurde, odgleich der Extrazug auf dem Bahnhof 
Potsdam bereit stand und alle Jagdgäste schon ver⸗ 
sammelt waren, unter diesen auch Generalarzt Doktor 
Lenthold. Der Letztere fuhr mit den übrigen Herren 
nach Berlin zurück, ein Beweis, daß die Indispo—⸗ 
sition des Kaisers von keinerlei Bedenken ist. 
Demselben Blatte zufolge gilt es als sicher, daß 
dem Reichstag in der nächsten Session ein Ge— 
setze ntwurf betreffend Einschreiten gegen die 
Trunksucht vorgelegt werden wird. 
Protestantischer Gottesdienst. 7 
Sonntag, den 22. Dezember Vormittags 10 
Text: Mre. 10, 18-16. Lied 417 und 
3. 
Die Christenlehre fällt aus. 
Für die Rdaktion verantwortlich 5. X. Demetz. 
Weiße Seidenstosse von 95 Pige. 
bis 18.20 per Meter — glatt, gestreift 
und gemustert (ca. 150 verschied. Qual.) 
— versendet roben⸗ und stückweise, porto- 
und zollftei das Fabrik Depot G. Henne-— 
berg (K. u. K. Hoflief.) Zürich. Muster um⸗ 
gehend. Briefe kosten 20 Pig. Vorto 
Weilt über den Kreis seiner näch⸗ 
sten Bestimmung hinaus dürfte, nach 
dem uns vorliegenden „Probebogen“ zu urteilen, 
ein eben erscheinendes Werk Beagachtung verdienen 
und fiaden. Wir meinen „Perthes' Hand— 
lexikon für evangel. Theologen. Ein Nach— 
chlagebuch für das- Gesammtgebiet der wissen⸗ 
chaftlichen und praktischen Theologie“ (oollstän⸗ 
dig bis Ende 1890 in drei Bänden oder 30 
Lieferungen zu je 1Mk.) Ja erstaunlicher Voll— 
ständigkeit und mit erfreulicher Odhjektivität bietet 
dieses (für evangelische Theologen wohl geradezu 
anentbehrliche) Lexikon eine Fülle von Material, 
das mehr oder weniger für jeden Gebildeten von 
Interesse is. Wir behalten uns vor, über die 
einzelnen Lieferungen noch ihrem Erscheinen Be— 
richt zu erstatten und möchten heute nur unseren 
für theologische bzw religiöse Fragen irgendwie 
interessierten Lesern empfshleu, sich zunächst den 
unentgeltlich ducch jede Bichhaadlung zu beziehen— 
den Probebogen vorlezen zu lassen. V.eemuthlich 
dürfte mancher in ‚Perthes' Handlerikon“ ein sehr 
»rwünschtes Weihnachtsgeichenk finden. 
Der Anker⸗ 
Pain⸗Erpeller 
ist und blaibt das J 
Mittel gegen Gicht, Rheu— 
matismus, Gliederreißen, Hüfte⸗ 
weh, Nervenschmerzen, Seiten⸗ 
stechen und bei Erkältungen. Der 
beste Beweis hierfür ist die Thatsache, 
daß Alle, welche mit anderen Mitteln 
Versuche machten, wieder auf den alt⸗ 
hewährten Pain-Expeller zurückgreifen 
Er ist sicher in der Wirkung und billig 
m Preis (50 Pfg. und 1.Mk. die 
Flasche). Man hüte sich vor 
wertlosen Nachahmungen: 
zur echt mit „Anker“! Vor 
itig in den meisten Apre 
heken. — Haupt⸗Denot 
Marien⸗Apotheke 
Nürnberg.