Full text: St. Ingberter Anzeiger

Amtliches Organ des königl. Amtsgerichts St. Ingbert. 
derEt⸗ Inaberter azeiger erscheint täglich mit Ausnahme der Sonn⸗ und Feiertage. 2 mal wöchentlich mit Unterhaltungs ⸗Vlatt und Mutwochs und Samstags mit 
Nfsrirten Beilagen. as Blatt kostet dierteljahrlich 1.4 60 — einschließlich Tragerlohn; durch die Post bezogen 14 75 5, einschlietzlig 40 H Zuftellungsgebuhr. Tie 
ructungsgebühr sur die 4gespaltene Garmondzeile oder deren Naum beträgt bei Inseraien aus der Pfalz 10 , bei außerpfälzischen und solchen auf welche die Expedition 
Auslunjt ertheilt, 13, Neklamen 830 ⸗. Bei 4maliger Einrückung wird nur dreimalige berechnet. 
— — — 
30. 
24. Jahrg. 
Deutsches Reich. 
Berlin, 4. Febr. (GReichstag.) Der 
helsident verliest ein Dankschreiben des österreichischen 
hohchafters für die Trauerkundgebung des Hauses. 
daß Haus genehmigt dann in dritter Lesung den 
zundesrathsbeschluß betreffend Einführung der Ge⸗ 
detbeordnung in Elsaß⸗Lothringen sowie die Vor— 
ege bezüglich Ausführung des Vertrages wegen 
Jüterdrückung des Branntweinhandels bei den 
dordseefischern. Zu der Berathung des Antrags 
Singer auf Aufhebung der Getreidezolle sprachen 
grͤmel für, v. Heydebrand, v. Bennigsen (namens 
ve Nationalliberalen) und Oerterer (namens des 
zentrums) gegen den Antrag. Dann Rickert “für 
»nn Antrag, Fischer (Augsburg) dagegen. Die 
zrͤrterung schließt damit, daß die Commissionsbe⸗ 
athung des Antrags abgelehnt wird. Die zweite 
zsung findet im Plenum statt. Nächslte Sitzung 
norgen 1 Uhr; Tagesordnung: Wahlprüfungen, 
donwention mit Salvador, Etat. 
Ausland. 
Wien, 2 Febr. Von dem verstorbenen Thron⸗ 
wen Oesterreich Ungarns erzählen noch die „Mün⸗ 
jener Neuesten Nachrichten: Kronprinz 
kuüudolf wurde von König Ludwig II. 
merm 10. November 1885 zum Oberst⸗Inhaber 
s damaligen zweiten Kürasfierregiments „vacant 
xinz Adalbert“, nachmaligen zweiten schweren 
deiterregiments, ernannt und in der Uniform dieses 
egiments gab er auch am 19. Juni 1886 seinem 
wiglichen Freunde das letzte Geleite. In der 
chat verband den österreichischen Kronprinzen mit 
em unglücklichen König eine innige Freundschaft, 
wlche sfich in mannigfacher, den Münchenecn ganz 
mgewohnter Weise äußerte. Im berühmten Win⸗ 
ergarten des Königs, den sonst kein Sterblicher 
xetteten durft, veranstaltete der König dem Erz— 
erzog Rudolef glänzende Feste mit feenhafter Be⸗ 
uchtung, und wenn wir uns nicht irren, so besuchte 
nig Ludwig zum letzten Male öffentlich die Oper 
ut dem jugendlichen österreichischen Thronfolger. 
Wien, 4. Febr. Nach dem festgesetzten Cere- 
miell fand gestern Abend 91 Uhr die Ueber—⸗ 
agung der Leiche des Krouprinzen aus dessen 
demacheern in die Hofburg-Pfarrkirche behufs Aus⸗ 
ielung statt. Die Leiche wurde vorher durch den 
wsburgpfarrer eingesegnet. 
Wien, 4. Febr. Einer offiziösen Meldung 
golge wurden vor Beginn der Obduction 
Professoren Kundrath und Hofmann in Eid 
enommen, daß sie in ihrem Gutachten nur die 
vlsfe Wahrheit niederlegen. Am Morgen nach 
t Siction empfing der Kaiser beide Gelehrle und 
ug sie, ob sie das Protokoll nach vollster Ueber— 
ugung niedergeschrieben hätten und jederzeit be⸗ 
veren, ihre Angaben zu beschwören. Beide 
cfangten die Frage in ausführlicher Begründung 
diet Ueberzeugung, daß der Kronprinz die That 
dustande der Sinnesderwirrtheit ausführte. Der 
ließ fich vorgestern durch den Furfien Erz · 
F Ganglbauer das Sakrament reichen, da er 
“ rie. des Trostes der Kirche zu bedürfen. — 
Nünchener N. Nachr.“, welche den Tod 
angeblichen Selbstmord der Baronesse 
cet a phantosisch ausschmüdten, wurden bier 
— bdeschlagnahmt. 
„Vien, 4. Febt. Beim ersten Morgengrauen 
engonn die Massenbewegung der 
— nach der Hofburg, wo der 
urn an der Hoflkapelle auf dem Paradebett 
abet ist Der Andronag des Publikums is 
ermaßen stark, daß das von den Arrierengardisten 
jebildete Spalier wiederholt durchbrochen wurde 
tzisher wurden zehn Personen, zumeist Damen 
hnmächtig. Auch mehrere schwere Unglücksfälle 
ollen sich ereignet haben. Gegen halb 12 Uhr 
nußte ein Jägerbataillon ausrücken, um die Ord⸗ 
nung aufrecht zu erhalten. Die Menge konnte 
veder vorwärts noch rückwärts. Zu Füßen des 
»ffenen Sarges liegen auf Tabourets links die 
isterreichischen und' toskanischen, rechts die aus⸗ 
ändischen Orden des Todten. Den Sarg schmücken 
ediglich die Kränze des Kaiserpaares, der Kron⸗ 
rinzesfin und der Geschwister. 
ist dies eine Fabrikstadt? — Schüler: Weil dort 
diel Wein fabrizirt wird! 
Lehrer: Wir haben nun von Schätzen gesprochen, 
nenne mir einige. — Geld und Gut find Schätze. 
— Lehrer: Weißt Du nicht noch werthvollere 
Schätze zu nennen? — Schüler: Schätze, mit denen 
man tanzt. P. A.) 
— Annweiler, 3. Febr. Dem hiesigen 
ArbeiterUnterstützungsverein wurde 
gestern von Frau Bürgermeister Diehl dahier 
ein Geschenk von fünfhundert Franken (400 Mark) 
gespendet. Der edlen Geberin wird von allen 
Seiten hierfür warmer Dank dargebracht. 
(C. Tabl.) 
— Landau, 3. Febr. Der gordische Knoten, 
welcher sich mit der Hierherkunft „unserer Zi⸗ 
peuner“ infolge ihrer gänzlichen Ausweislosigkeit 
gjeschürzt zu haben schien, ist gestern vom hie— 
igen Schöffengericht zum Theil wenigstens, gelöst 
vorden. Sämmtliche Männer der Bande — 11 
un der Zahl und sämmilich sich „Steinbach“ 
ijennend — sind nämlich, nachdem dieselben wegen 
dandstreicherei angeklagt waren, dieser schuldig be— 
unden und zu je drei Tagen Haft verurtheilt, 
ußerdem ist aber auch ihre Ueberweisung an die 
dandespolizei angeordnet worden. Des Weiteren 
aänd noch zwei 16jährige Zigeunerburschen, ein altes 
Weib der Bande sowie ein 16jähriges Zigeuner⸗ 
nädchen je wegen Bettelns zu drei⸗ bezw. eintägiger 
daftstrafe verurtheilt worden. Die der Landespolizei 
iberlieferten 11 Männer kommen nun, sobald sie 
hre Haft verbüßt haben, jedenfalls in's Arbeits⸗ 
jaus; die anderen vier Verurtheilten erhalten jedoch 
aach Absol virung ihrer Strafe die Freiheit wieder. 
Es fragt sich nun, was soll, wenn man die Männer 
von der Bande treunt, mit den Weibern und den 
etwa 40 Sprößlingen geschehen ẽ 
— Landau, 4. Febr. Zur Feier der fünf⸗ 
indzwanzigjiährigen Thätigkeit des Herrn Rektors 
Sutter an der früheren Gewerbschule und nun-— 
nehrigen Realschule dahier wurden demselben gestern 
Vormittag im Aula⸗Saale durch eine Deputation 
seiner früheren Schüler ein kunstvoller silberner 
Pokal, ein mit Widmung versehenes prächtig aus⸗ 
geführtes Bild und eine reich ausgestattete Mappe 
überreicht, in welcher die Zuschriften früherer Schüler 
aus dem Auslande u. s. w. Aufnahme finden 
sollen. Zu dem feierlichen Akte hatten fich außer 
den ehemaligen Zöglingen der Anstalt auch der 
derr Bezirksamtmann v. Hartlieb und die Herren 
Lehrer der Realschule eingesunden. Eine Deputation 
des Stadtrathes hatte bereits vorher die Glück⸗ 
wünsche dieser Corporation überbracht. Von einer 
öffentlichen Feier des Tages wurde auf besonderen 
Wunsch des Herrn Rektors Umgang genommen. 
(Eilb.) 
— In Offenbach starb vor einigen Tagen 
ein junger, lediger Fabrikant. Bei Eröffnung des 
Testaments ergab sib, daß der Verlebte einen 
großen Theil seines Vermoögens seinem Personale 
dermacht hatte. Die Haushälterin erhält angeblich 
60,000 Mk. der Werkführer 30,000 Mt. eine 
größere Summe ist für mehrere Arbeiter ausgesetzt 
und zu Gunsten der Kinder verstorbener Arbeiter 
testirte der Menschenfreund die Summe von 
32.000 Mk. 
— Vom Hainbache. Ein nettes Stückchen 
ereignete sich in Knöringen. Ein daselbst wohnender 
Ackerer hatte ein fettes Schwein, das nächste Woche 
geschlachtet werden sollte. Dadurch aber. daß das 
Lokale und pfälzische Nachrichten. 
* St. Ingbert, 5. Februar. Man 
heilt uns entgegenkommend den Rechnungs⸗ 
Wschluß für 1888 des Sterbe⸗Kasse—⸗ 
vereins St. Ingbert mit, wie er in der 
Beneralversammlung vom 27. Jan. dss. J. ge⸗ 
nehmigt wurde. Derselbe weist nachstehende Zahlen 
auf: Die Einnahmen an Beiträgen betragen 1136 
M. 75 Pf., Eintritisgebühren 103 M., Zinsen 
und Dividenden 166 M. 70 Pf., Summa der 
Finnahmen pro 1888 1405 M. 45 Pf. Abzüge 
in Sterbegeldern 936 M. 85 Pf., bleibt Ueber⸗ 
chuß pro 1888 468 M. 60 Pf., hiezu Stand⸗ 
apital pro 1887 4216 M. 29 Pf. Stand der 
dasse pro 1888 4684 M. 89 Pf. Als Ausschuß⸗ 
mitglieder sind in vorgenannter Generalversamm⸗ 
lung auf 1 Jahr gewählt: Joh. Ripplinger J. 
Vorstand, Nik. Redel U. Vorstand, Birkelbach 
Tassier, Betz Schriftführer und als Beisitzer Kari 
Doos, Geg. Allar und Pet. Grell 
— In Zweibrücen bringen die Zeitungen 
einen Aufruf an die Jugend, sich der Turnsache 
nehr anzunehmen. Daraus ist zu ersehen, daß der 
»ortige „Turnverein“ (der einzige) 202 Mitglieder 
jat, nämlich 18 Ehrenmitglieder, 102 Turnfreunde 
40 Mitglieder der Männer-Riege, 24 aktive Turner 
). h. solche von 17 — 24 Jahren, und 18 Z8g. 
linge. Nach dieser Aufzählung heißt es: „Also 
nur 24 aktive Turner für eine Stadt wie Zwei— 
bdrücken! Unsere Vaterstadt, die in turnerischer Be⸗ 
siehung mit zu den ersten der Pfalz zählen sollte, 
teht, was Betheiligung anbelangt, hinter manchem 
Dorfe zurück! Ist das nicht beschämend?“ 
— In Landstuhl wird kommenden Montag 
den 11. dss. im Hotel Engel eine Hauptversamm⸗ 
lung der „Bader⸗, Barbier- und Friseurinnung“ 
abgehalten werden. Den Vorsitzz führt der Ober- 
älteste Gottfr. Hoch aus Pirmasens. Die Innung 
deren Sitz in Pirmasens ist, erstreckt sich über die Di⸗ 
strikte Pirmasens, Dahn, Waldfischbach, Zweibrücken, 
Blieskastel, Hornbach, St. Ingbert, Homburg, 
dandstuhl und Waldmohr. Aufgabe der Innung 
ist die Forderung der gewerblichen Interessen. 
— Die k. Generaldirektion der Verkehrsanstal- 
sen in München hat genehmigt, daß vom 1. Mai 
l. Is. ab eine Postomnibusverbindung von Land⸗ 
stuhl nach Wallhalben über Mittelbrunn 
hergestellt wird. Die Poststallhalterei ist dem Gast⸗ 
wirth Eugen Pallmann in Landstuhl übertragen. 
— Pirmasens, a. Febr. Die Witze „aus 
—A— 
bläätter. Daß dieselben oft thatsächlichen Hintergrund 
haben, zeigen nachstehende in hiesigen Schulen vor⸗ 
gekommenen Schülerantworten: 
Lehrer: Nenne mir einige pfälzische Fabrik— 
tädte. — Schüler: Neustadt. — Lehrer; Warum