Full text: St. Ingberter Anzeiger

Paul Dahl⸗Homburg als 2. Oberältester, J. Deufer⸗ 
Pirmasens als Kassier, F. Hund⸗Pirmasens als 
Schriftführer, Jakobb Spohn⸗St. Ingbert 
als Beißtzer, Paul Dahl Homburg und Jakob 
Schön-Landstuhl als Rebisoren. Außerdem wurde 
Herr Jakob Schön⸗-Landstuhl als Delegirter für den 
nächsten Verbandstag in Offenbach a. M. gewählt. 
Aufgenommen als neue Mitglieder wurden die Herren 
Philipp Schön und Christoph Zöller in Landstuhl 
und Fritz Konrad in Rehweiler. 
— Kaiserslautern, 10. Febr. Die Frau 
eines hiesigen Tagners, welche sich eines Wald⸗ 
frevels schuldig gemacht hatte iind dieserhalb einen 
Strafbefehl erhielt, den sie aber nicht bezahlte, be— 
kam mehrere Male den Besuch des Forstgerichts⸗ 
hoten, der endlich zur Pfändung schritt. Kurz vor 
dem Versteigerungstermine zahlte fie endlich die 
Strafe und es wurde ihr für die Kosten Ausstand be⸗ 
willigt. Als dies der Forstgerichtsbote amtlich zu⸗ 
stellen sollte, empfing die Frau denselben mit un⸗ 
fläthigen Redensarten, wurde handgreiflich, zerkratzte 
dem Boten das Gefsicht, schlug ihm einen Kaffee⸗ 
zafen am Kopf entzwei und hätte denselben auch 
noch mit einem Schöoͤpflöffel traktirt, wenn er sich 
nicht in Sicherheit gebracht hätte. Das Gericht 
nahm bei der Frau hochgradige Erregtheit an und 
so kam sie mit einer Gefüngnißstrafe von drei Tagen 
davon. 
— Kaiserslautkern. Die Tochter eines 
Wirthes von hier glaubte der Polizei nach Feier⸗ 
abend ein Schnippchen schlagen zu können, indem 
sie den Gästen, welche noch immensen Durst hatten, 
zwar kein Bier mehr in Gläsein verabfolgte, ihnen 
aber ein Fäßchen Bier verkaufte und gestattete, 
dasselbe in der Waschküche zu trinken. Die Schlau⸗ 
hergerin wird mit einer Strafe von 3 M. belehrt, 
daß diese Art Wirtschaftsbetrieb nach Feierabend 
ebenfalls nicht erlaubt ist. 
— Dem 80jährigen Greis J. Henn, in Katz⸗ 
weiler der schon längere Zeit an den Füßen 
leidete, wurde dieser Tage laut Pf. V. der Fuß 
oberhalb des linken Fußgelenkes durch die Herren 
Kantonsarzt Dr. Emmrich von Otterberg und Dr. 
stron von Wolfstein amputirt. Henn befindet fich 
rrotz seines vorgerückten Alters recht wohl. 
— Bergzabern. An der Erpedition des 
Hauptmann Wißmann nach Ostafrika nimmt auch 
zin junger Mann aus unserer Gegend Antheil. Herr 
Marine⸗Zahlmeister⸗Applikant J. Merkel von Gleis- 
zellen ist als Zahlmeister engagirt. Die Dauer der 
Expedition ist auf 18 Monate berechnet und erhält 
Herr Merkel für diese Zeit neben vollftändig freier 
Verpflegung ein Gehalt von 6000 Mark. 
— Kösnigsbach, 11. Febr. (Unglücksfall.) 
Einen bedauerlichen Unfall erlitt vorgestern Abend 
der ledige, 34 Jahre alte Winzer Georg Klamm. 
Er ging in seiner Behausung die Stiege hinauf, 
wobei er unglücklicher Weise ausglitt und die 
Stiege herunter stürzte, so daß er bedeutende Ver- 
letzungen am Kopf erlitt. Denselben ist er gestern 
Abend, trotz ärztlicher Hilfe, welche sofort requirirt 
vurde, erlegen. Der Verlebte war als ein draver 
Mann allgemein beliebt. Derselbe hinterläßt nach 
der N. Bztg. eine alte, jetzt alleinstehende Mutter. 
— Ludwigshafen, 12. Febr. Der Grün⸗ 
der und Leiter der seit 1864 hier bestehenden 
Kaffee Großhandlung J. Wolff & Cie. Herr Jakob 
Wolff, ist gestern Nachmitiag im rüstigsten Mannes⸗ 
alter von 51 Jahren gestorben. Der nun Verlebte 
ist in Lambsheim geboren und verlegte im Jahre 
1864 seinen ständigen Wohnsitz hierher. Sein 
biederer Charalter zog ihm bald das Vertrauen 
und die Zuneigung der hiesigen Bürgerschaft zu 
Im Jahre 1874 wurde er als Stadtrath gewählt 
welches Ehrenamt er während 15 Jahren — bis 
zum heutigen Tage — mit groeßer Hingebung be— 
gleitete. Den Armen erwies er große Wohlthaten, 
sein Opfersinn war allbekannt. In der hiefsigen 
israel. Kultusgemeinde hatte er es mehrmals abge⸗ 
lehnt, eine Ehrenstelle, welche ihm seine Glaubens⸗ 
genossen zugedacht, anzunehmen, dagegen war er 
allezeit bereit, wo es galt, derselben mit Rath und 
That an die Hand zu gehen. — In einer Fabrik 
uuf dem Hemshof wurden in jüngster Zeit etliche 
wanzig Zentner Cisen gestohlen. Wie es scheint, 
ind die Diebe durch die Schutzmannschaft eruittelt 
vorden. Gestern Nachmittag wurden zwei junge 
Leute verhaftet, die dringend verdächtig sind, diesen 
Diebstahl ausgeführt zu haben. (G. A.) 
— In dem Schoppen der Wittwe Jakob Wenz 
JdI. in Oggersheim war in der Nacht 
um Montaag Feuer ausgebrochen, welches diesen 
nebst einem Ziegenstall gänzlich einäscherte. Außer⸗ 
dem wurde das Dech des Wohnhauses zer— 
tört. Die Entstehungsursache ist bei beiden Brän— 
den unbekannt. Die fragl. Gebäude find ver— 
ächert, ebenso sollen auch die Brandbeschädigten 
hre Mobilien versichert haben. Der Schaden an 
setztern ist nicht bedeutend. 
— Frankenthal, 12. Febr. Der hier sich 
schon seit geraumer Zeit aufhaltende Afrikareisende, 
derr Bachmann, reist heute von hier weg. um, nach 
urzem Aufenthalt in Dresden und Berlin, dem 
nächst eine neue Reise in den schwarzen Erdteil an⸗ 
zutreten. (Tgl.) 
— Aus der Pfalz, 10. Februar. Die 
Pfaälzische Lehrerzeitung“ veröffentlicht eine Zu ⸗ 
ammenstellung der Leistungen der einzelnen bayer⸗ 
schen Regierungsbezirke für Lebrzwecke, die 
Ulgemein von Interesse ist. Daraus geht hervor, 
daß die Pfalz mit Rücksicht auf die Gewährung 
für die Volksschule unter den Regierungsbezirken 
Bayerns die letzte Stelle einnimmt, während sie 
hinsichtlich der Leistungen für Lateinschulen weitaus 
den ersten Rang einnimmt. Die Pfalz leistet z. 
B. 216,548 Mk. für die deutschen Schulen und 
171,814 Mt. für die Lateinschulen; während 
Iberbayern 574,334 Mi. für erstere und nur 
50,816 Mk. fur letztere auswirft. Ferner sind die 
Beiträge der pfälzischen Lehrer zur Pensionskasse 
weitaus die höchsten in Bayern. Dagegen bewilligte 
der pfälzische Landrath nur 15,000 Mk. vorschuß— 
veise pro 1889, während die jenseitigen Kreise 
definitive Zuschüsse von 29,130 Mi. bis zu 74,525 
Mk. — Untetfranken — leisten. Auch sind die 
Beiträge der Pfalz für Schullehrerrelikten mit 
10,8515 Mk. gegenüber den der anderen Kreise ver⸗ 
zältnißmäßig geringe. Ebenso verhält es sich mit 
den Zuschüssen für Aushilfen bei Erkrankungen 
»ezw. Haltung von Schulgehilfen. Für Unterstuͤtz⸗ 
ungen und Remunerationen an das altive Lehrer- 
dersonal ist gar nichts ausgeworfen, was bei keinem 
einzigen der übrigen Kreise der Fall ist. Weiter 
erscheint als erwähnenswerth, daß Oberbayern 
1715 Mk. als Umzugskosten-Entschädigung für 
das Lehrerpersonal und 4496 Mk. für das Kreis 
dehrmittel-Magazin leistet; daß Oberpfalz und 
Unterfranken den Wittwen von Kreisschul⸗Juspek- 
toren je 888 Mk., die Pfalz nur 386 Mk 
Sezahlt; daß Niederbayern 1836 Mi. zur Auf- 
tellung von Meßnerdienstsubstituten und Schwaben 
3000 Mk. behufs Trennung des Meßnerdienstes 
»om Schuldienst verausgabt; daß Schwaben end⸗ 
ich 1000 Mk. zur Vornahme außerordentlicher 
„—chulpisitationen durch den Kreisschulreferenten, 
1500 Mk. zur Unterstützung der Schuldienstexspek. 
anten behufs methodischer Ausbildung ꝛc.; 8000 
Vk. für Unterstützung an Angehörige von Lehrern, 
velche entlassen werden müssen, und andere Posten 
nehr vorgesehen hat. 
Jermischtes. 
fF St. Johann, 12. Febr. Infolge der 
nuf den Bahnen eingetretenen Verkehrsstörungen 
ind die Großvbiehtransporte, welche gestern auf der 
ziesigen Station aus Württemberg und Altbahern 
»ia Mannheim eintreffen sollten, ausgeblieben. Der 
jeutige Viehmarkt im St. Johanner Schlachthos 
var aus diesem Grunde flau. Auf dem letzien 
Zamstags- und dem heutigen Wochenmarkt fehlten 
die birkenfeldschen, lothringenschen und pfälzischen 
Fier⸗ und Butterhändlerinnen. (St. J.S. A.) 
F Im Tonhallen-Theater zu Saar— 
drücken wird morgon, Donnerstag Herr 
Direktor A. Widmann von Kaiserslauiean die 
Aufführung der Offenbach'schen Operette „Die 
schöne Helbhena“ veranstalten uniter einmaligem 
Muftreten der Operettensängerin Sophie König 
»om Stadttheater in Frankfurt a. M. In der 
Rolle der „Helena“ soll die Kunstlerin überall 
norme Erfolge erzielt haben. 
F Trier, 10. Febr. In vorletzter Nach 
vurden von kundigen Dieben bei dem am Hanpi—⸗ 
»ahnhofe wohnenden Zimmermeister Dorbach 2000 
M. gestohlen. — Mit dem gestrigen Nachmittags- 
uge über Saarbrücken traf eine Dame aus Sträß 
urg am hiesigen Hauptbahnhofe ein. Bevor der 
Zug zum Stillstand gebracht worden war, sprang 
dieselbe vom Trittbreit und geriet unter die Räder 
kine Hand wurde ihr fast vollständig abgefahren 
dieselbe hing nur noch an einem Fetzchen. Außer⸗ 
em erhielt dieselbe noch so bedeutende Quetschungen, 
aß sie der Tr. Ztg. zufolge bald den erlittenen 
Verletzungen erlag. In dem bei ihr befindlichen 
Reisetäschchen befand sich unker anderen Sag 
eine Visitenkarte, welche darauflschließen läßt, d 
die Verunglüchte eine Madame Lapocte au— 
Straßburg ist. Die Warnung, nicht eher ausm 
steigen, als bis der Zug vollständig stille stehs 
kann nicht oft genug wiederholt werden. 
rGooo Mark verloren.) Am Monta 
Abend verlor ein Kaufmann in Frankfurt auf der 
Wege von der Schwanen⸗ nach der Langestraßen 
Packet mit Staatspapieren im Werte von 500 
Mark. 
FWieslach, 10. Febr. Gestern wurde ein— 
altere Frau beerdigt, die auf dem glatt geworden 
Schnee ausrutschte, und so schwer auf den Hinler 
dops fiel, daß eine Gehirnerschütterung nach wenige 
Stunden ihren Tod herbeiführte. 
f Guter Schlaf. Wie die „Elberfelde 
Ztg.“ meldet, leidet die Frau eines Ackersmanneß 
Groß⸗Relen an fortdauernder Schlafsucht. S 
schläft angeblich seit etwa drei Jahren mit gering 
Unterbrechungen; nach einem zwei⸗ bis dreitägigen 
Schlaf erwacht fie gegen Abend, steht auf um 
nimmt etwas Nahrung zu sich, begibt sich aber seh 
bald wieder zu Bett. Selbst der stärkste Luͤrh 
vermag sie, so heißt es, nicht zu wecken; man sol 
versucht haben, durch Stechen mit Nadeln um— 
Brennen mit schmelzendem Siegellack den Schlo 
zu verscheuchen, aber vergebens; die Frau schlu 
ruhig weiter. 
FOberhausen, 10. Febr. Der Großin 
dustrielle W. Grillo, welcher kürzlich in Düsseldor 
gestorben ist, hat dem hiesigen katholischen un 
evangelischen Krankenhause je 15,000 Mk. vermacht 
eine gleich hohe Summe den Hausarmen und 10, 6öt 
Mk. dem evangelischen Waisenhaus. 
F Würzburg, 11. Febr. Der Gesamm'— 
derkehr ist seit Samstag Abend eingestellt. D 
Strecken nach Ausbach und Schweinfurt ware 
schon vor zwei Tagen nicht mehr fahrfrei. D 
Post Aschaffenburg-⸗Mainz geht mittelst Dampfe 
F Ansbach. 11. Febr. Durch Schneewehen 
ist der Verkehr nach Würzburg unterbrochen. Viel 
Orte, wir Dombühl, Schillingsfürst, Uffenhe 
4. s. w. sind eingeschneit. Daselbst find auch di 
Passagiere einquartirt. Ein Zug kam mit fün 
dokomotiven hier an. Die Ülanen wurden zun 
Schneeradumen kommandirt. 
Aich ach. In Deissenried unternahm en 
Mühlbursche die tolle Aufgabe, zwei Sdhäfft 
Weizen, auf welchen noch ein sehr dicker Wirth 
süber zwei Centner schwer) saß, zu tragen. Da 
Gesammtgewicht soll sich auf acht Zentner beziffer 
haben. Der Bursche ist gefährlich krank, de 
er sich eine innere Verletzung zugezogen hat. 
F Chemnitz, 10. Febr. Die Schneewehe 
dauern fort. Die Bahnverbindung zwischen Chem 
nitz, Berlin, Leipzig, Dresden und Süddeutschlan 
ist unsicher. Mehrfach haben Zugentgleisunger 
attgefunden. 
FEin Geschenk Kaiser Wilhelm— 
an den König Humbert. Kaiser Wilhelm 
hat in diesen Tagen dem Konig von Jtalien seine 
Marmorbüste durch einen Cabinetscourier zustellen 
lassen. Das Geschenk, welches der Kaiser schon in 
Oktober dem König Humbert versprochen halte, 
traf am vergangenen Donnerstag ein und wurde 
sofort dem König überreicht. Die Büste ist unge— 
mein ähnlich, und König Humbert beeilte sich, sie 
seiner Gemahlin zu zeigen. Bei dem nächsten Hof— 
ball soll das kaiserliche Geschenk in der Sala Regit 
des Quirinals zur Aufstellung gelangen. Der Koͤni⸗ 
hat einen der ersten Bildhauer in Rom beauftragl 
seine und seiner Gemahlin Büste anzufertigen, un 
sie als Gegengeschenk nach Berlin zu übersenden 
fFProzeß wegen Bestechung vorn 
Zahl meistern. In der Anklagesache gegen der 
Miliiar. Lieferanten Wollank und Hagemann, di 
s. Z. wegen Bestechung von Zahlmeistern verhaftet 
dann gegen Stellung hoher Kautionen auf freien 
Fuß gesetzt waren und neuecdings wiederum ver⸗ 
aftet worden sind, wird voraussfichtlich,die siebentt 
Strafkammer in Berlin im Monat März zu⸗ 
sammentreten. Die Verhandlung wird einen ge⸗ 
valtigen Umfang annehmen, da in dieser Ange- 
legenheit schon ganze Berge von Akten zusammenge⸗ 
schrieben worden sind. 
F Eckernförde. Dieser Tage fingen hiesige 
Fischer 80,000 Wall, (2400, 000 Stück) Sprotien 
Eine Wade (eine zu einem grotzen Neß gehörige 
Anzahl Fischer) fing allein 20,000 Wall, also 
1,600,000 Sprotten, welche sie in 10 Booter 
verlnden. Die Sprotten galten pro Wall 25 Pf.