Full text: St. Ingberter Anzeiger

4 0 * 6 M4 
Amtliches Organ des königl. Amtsgerichts St. Ingbert. 
St⸗ Ingberter Auzeiger“ erscheint täglich mit Ausnahme der Sonn⸗ und Feiertage. 2 mal wöchentlu, mit Unterhaltungs⸗Blatt und Mittwochz und Samstags mit 
ircica Beilagen. —— Vlau lostei dierieljahrlich 1A G60 g einschließlich Tragerlohn; durch die Poft bezogen 14 75 4, einschlietßlich 40 4 ee —* 
Finruckungsgebůhr fur die Agespallene Garmondzeile vder deren Raum beträgi bei Insergien aus der Pfalz 10 4, bei außerpfalzischen und solchen auf welche die Expedition 
Unslunft eriheilt, I8, Neklamen 80 . Bei 4maliger Ginrückung wird nur dreimalige berechnet. 
M 42. 24. Jahrg. 
Deutsches Reich. 
Berlin, 18. Febr. Der Kaiser empfing 
ʒute Mittag 1213 Uhr den Reichskanzler 
m langerer Audienz und sodann den medlendur⸗ 
ischen Staatsminister v. Bülow. Nachmittags 
and ein größeres Mahl statt. 
Ausland. 
London, 18. Febr. Wie dem Reuter'schen 
zureau aus Sansibar unter dem 17. d. M. 
emeldet wird, sind die von Tippo Tip mit 
Zriejen für Stanley abgesandten Boten durch 
Iraber mißhandelt und gezwungen worden, zurück⸗ 
ulehren. Sie haben die Rückreise auf einem an⸗ 
„een Wege angetreten. — Wie die „Times“ aus 
Zanfibar meldet, find die von den Arabern ge⸗ 
angenen Missionare noch nicht befreit. Die Araber 
vetlangen, daß sämmtliche von den Deutschen auf⸗ 
gebrachten Sklavenschiffe freigegehzen werden. — 
das Reutersche Büreau meldet aus Sansibar, 
dieutenant Wolff und die anderen Begleiter der 
xpedition des Hauptmanns Wißmann seien dort 
ingetroffen. 
Haag, 18. Febr. Ein heute Abend ausge⸗ 
ebenes amtliches Bulletin sagt: Der Zustand des 
dönigs hat fich in den letzten Tagen verschlim⸗ 
mert. Der König leidet von neuem am Mund 
und im Halse. Das Schlucken ist ihm erschwert 
und schmerzhaft. Der Konig nimmt wenig Nahr⸗ 
ung zu fich, wodurch der Kräftezustand erheblich 
heeintrüchtigt wird. 
Paris, 18. Febr. Der heutigen Kammer⸗ 
ttzung, die der Vicepräsident leitete, wohnte auch 
xr deutsche Botschafter, Graf Münster, bei. In 
»en Wandelgängen wurde die Cabinetsbildung leb⸗ 
jaft besprochen. Man erklärte, das Cabinet Möéline 
ei gesichert, falls Ribot das Portefeuille des 
Aeußern, das Freycinet endgiltig ablehne, annähme. 
Die übrigen Stellen seien folgendermaßen besetzt: 
Mölme Präsidentschaft und Ackerbau, Rouvier 
Inneres, Loubet Finanzen, Billot Krieg, Dau⸗ 
resme Handel, Devès Justiz. 
Wien, 18. Febr. Nach der „Polit. Corre⸗ 
pondenz“ erhält sich das Gerücht, daß der Mün- 
hener Nuntius Ruffo Scilla nach Lissa— 
jon domme in die Stelle Vannutellis, welcher dem⸗ 
nachst Cardinal werde. 
Vetersburg, 18. Febr. Beim deutschen 
hbohschafter General v. Schweiniz findet heute 
in Brunkmahl statt, an welchem der Großherzog 
and der Erbgroßherzog von Hessen teilnehmen. 
Washington, 18. Febr. Staatssecretäͤr 
ßayard äußerte einem Zeitungsberichterstatter 
jegenüber, in einer Republik müsse man den mili— 
idrischen Geist niederhalten. Denselben in den 
hereinigten Staaten ermutigen, hieße bald einen 
arieg herbeizuführen. In Bezug auf die aus An- 
aß des Zwischenfalls auf Samoa aufgeworfene 
Frage sagie Bayard, er glaube nicht, daß das Volk 
ich wegen Samoas in einen Krieg einzulassen 
wünsche, es liege dazu auch keine Veranlassung vor. 
Falls das Volk jedoch Krieg wolle, musse es sich 
anen anderen Staatssecretär verschaffen. Schließ- 
ich sprach Bayard zugunsten der Neutralisirung 
es Privateigeniums in Kriegszeiten aus 
enee riegezeuen aüßü — 
Vokale und pfälzische Nachrichten. 
St. In gbert, 19. Febr. Die auf gestern 
anberaumte Generalberjammlung des Verrins 
Fegen Hausbettelei war leider nur von 10 
Milgliedern besucht. Hr. Stadischreiber Bayer er— 
stattete Bericht üher dan Stiond des Vereins wyöp⸗ 
raus hervorgeht, daß demselben nach einer Einnahme 
von 185 Mk. 30 Pfg., erhoben im Jahre 1887, 
ind den laufenden Ausgaben von 123 Mk. 10 Pfg. 
nebst 30 Mk. Haushaltskosten noch baar 32 Mark 
20 Pfg. zur Verfügung stehen. Im verflossenen 
Jahre waren keine Beiträge erhoben. Ueber die 
Thätigkeit des Vereins wurde bereits in einer frü— 
jeren Correspondenz berichtet. Da die nothwendige 
Anzahl vorhanden, konnten sich die Anwesenden als 
Vorstandschaft konstituiren und die Chargen folgen— 
»ermaßen vertheilen: J. Vorstand Hr. Pfarrer und 
distriktsschulinspektor Ferckel, 14. Vorstand und 
-chriftführer Hr. Bayer, Kassier Hr Karl Uhl 
und Beisitzende die Herren Einnehmer Acer, Hch. 
daur, Jos. Beer, K. Hoffmann, H— Fischer und 
Commissar Eckerlein. Sodann wurde beschlossen, 
mit Erhebung der Beiträge wieder zu beginnen, 
äberhaupt das Wirken zu gunsten des Vereins in 
verstärktem Maße fortzusetzen. Die geringe Be— 
cheiligung an der Versammlung rührt wohl daher, 
daß, da die Mitglieder im Vorjahre nicht so viel 
in Verbindung mit einander standen, das Interesse 
äich etwas verminderte. Es ist jedoch sehr zu wün— 
scchen, daß der Verein immer thatkräftigere Unter— 
tützung finde, denn daß und wie derselbe seine 
odle Aufgabe erfüllt, zeigen die früber veröffentlich— 
ten Unterstützungsfälle. Der jährliche Beitrag von 
2 Mk., zahlbar in 2 Raren, ist doch so gering, 
daß ihn noch viele leisten könnten, die bis jetzt 
nicht Mitglieder find. 
Die vom Verein den Mitgliedern um den ge— 
ringsten Preis (10 Pfg.) gelieferten Täfelchen sind 
saut Statut des Vereins beim Ausscheiden an den— 
jelben zu entrichten. Es wurde beschlossen, für 
Zahlung der rückständigen Beiträge eine bestimmte 
Frist festzusetzen und nach deren Ablauf die Säu— 
migen zur Rückgabe der Täfelchen anzuhalten. Es 
sollen Arbeitsgesellen nur an solche Meister gewiesen 
werden, die dem Verein angehören. Zu diesem 
Behufe mögen Meister, die Gesellen brauchen, dies 
bei der Polizei anmelden. 
Wir schließen diesen Bericht mit dem Wunsche, 
daß das Interesse und die Förderung des Vereins 
sich in immer weiteren Kreisen bethätigen mögen. 
— Schnappach, 17. Febr. Gestern Abend 
hielt der dahier bestehende Obst- und Gartenbau— 
derein Generalversammlung ab, wobei die Samen— 
vertheilung an die Mitglieder stattfand. Daß der 
Verein hier guten Anklang fand geht nach der 
Pf. Vzt. daraus hervor, daß derselbe seit der kurzen 
Zeit seines Bestehens (6 Monate) schon über 60 
Mitglieder zählt. 
— Zweibrücken, 18. Febr. Heute Bor—⸗ 
mitlag um 11 Uhr fand im kleinen Stadthaussaal 
die Generalversammlung des „Sektionsvereins des 
pfälz. Vereins für sittliche Besserung 
derwahrloster armer Kinder und entlassener jugend— 
icher Sträflinge für den Gerichtsbezirk Zweibrücken“ 
zehufs Erstattung des Jahresberichtes pro 1888, 
Abhörung der Jahresrechnung und Neuwahl des 
Ausschusses pro 1889, statt. 
Der 1. Vorstand des seitherigen Ausschusses, 
Dr. Gefängnisdireltor Hölldorfer, begrüßte die An— 
vesenden, in deren Mittle auf besondere Einladung 
hin der Hr. Bürgermeister der Stadt Zweibrücken, 
. Hofrat Maercker, erschienen war, mit einigen 
Worten und erteilte zunächst dem 1. Sekretär des 
Jusschusses, Hrn. Prof. Reeb, kath. Hausgeistlicher— 
das Wort zur Erstattung des Jahresberichts. Wir 
ringen aus demselben zur allgemeinen Kenntnis 
aßz der Nerein seine Thäfiagkeit mit 20 Lehrlingen 
begann, zu welchen, im Verlauf des Jahres 1888, 
7 neu aufgenommen wucden, sodaß im ganzen 
also 27 in Obsorge des Vereins standen. Von 
diesen vollendeten 6 im Laufe des Jahres ihre 
Lehrzeit, wanderte 1 nach Amerika aus, entliefen 
2 der Lehre, sodaß auf das neue Jahr 18 herüber⸗ 
zenommen wurden. Von diesen stammen 7 aus 
der Stadt Zweibrücken, indeß die übrigen einzelnen 
Landgemeinden angehören. — Die Gesamtzahl der 
Mitglieder betrug im Jahre 1888: 201, nämlich 
137 Gemeinde⸗ und Kirchenkassen, und 74 Private. 
Davon gehörten dem Bezirksamte Zweibrücken 104 
an (41 der Stadt Zweibrücken allein), dem Be— 
zirksamte Homburg 53, dem Bezirksamte Pirma⸗ 
ens 44. 
Die Einnahmen betrugen nach der Zw. Zig. 
insgesamt 1332 Mk. 40 Pfg. Die Ausgaben er⸗ 
reichten eine Höhe von 1217 Mk. 60 Pfg. Die Rech⸗ 
aiung wurde gutgeheißen, und sprach der Vorsitzende dem 
Zerr Vereinssekretär Professor Reeb, wie dem städtischen 
rkinnehmer Herrn Kölsch für ihre ersprießliche, un⸗ 
ꝛigennützige Wirksamkeit den Dank der Versamm- 
ung aus. Die nunmehr vorgenommene Wahl des 
Sektionsausschusses führte zur Wiederwahl der seit- 
jerigen Mitglieder, welche die Funktionen in der 
zisherigen Weise unter sich verteilten. 
— Ueber die Lokalschulinspektorfrage 
n Kaiserslautern äußert sich die „Pfälz. 
Lehrerztg.“: „Zum Lokalschulinspektor hiesiger Stadt 
an Stelle des Verstorbenen Herrn Röhm wählte 
der Stadtrat den zurzeit als Volksschullehrer in 
München verwendeten Lehramiskandidaten Herrn 
Büttner. Wem die lokalen Verhältnisse Kaisers⸗ 
auterns bekannt sind, der wird sich über das Er⸗ 
jebnis der Wahl nicht wundern. — Nach dem 
Zinne und dem Wortlaute des Ausschreibens 
tonnten auch Volksschullehrer mit blos seminaristi— 
schem Bildungsgange sich um die Stelle bewerben. 
Finer weiteren Berücksichtigung wurden sie aber 
nicht gewürdigt. Die Grundsätze, wie sie seinerzeit 
der bayerische Schulgesetzentwurf aufstellte, finden 
»ben in Bagern (oder wenigstens in der Pfalz) 
ceinen Anklang mehr. Während dort in Ariikel 
115 bestimmt wurde, daß die Schulinspektoren „aus 
der Reihe der tüchtigen und erfahrenen Schul⸗ 
männer“ zu wählen seien, sieht man heute in erster 
Linie auf ein durch Zeugnisse und Empfehlungen 
beglaubigtes allgemeines „Wissen“. Dieses ist die 
Hauptsache, nicht die Tüchtigkeit im Berufe, nicht 
die Erfahrung. Letztere kann sich der Schulaufseher 
aoch im Amte erwerben. Und wenn auch nicht, 
der Nimbus „akademischer Bildung“ genügt, um 
— die Schullehrer in Respekt zu halten. Doppelt 
chmerzlich muß diese Auffassung berühren, wenn 
sie selbst von solchen geteilt wird, von denen man 
erwarten sollte, daß sie für die bedrohten Interessen 
des Lehrerstandes eintreten. Wos nützt dem Volks⸗ 
schullehrer alle treue Arbeit im Amte, was aller 
Fifer in der beruflichen und auch wissenschaftlichen 
Foribildung? Wer heute nicht wenigstens Präpa⸗ 
randenlehrer oder Lehramtskandidat ist, hat keine 
—X 
er ist. Ob solche Verhältnisse der Schule zum 
Vorteile gereichen werden. müssen wir sehr be— 
zweifeln.“ 
— Vom Glan, 17. Febr. Gestern Mittag 
zog ein großer Leichenzug durch die Ortsstraße 
bon Mühlbach nach dem Kirchhof. Man teug die 
rdische Hülle eines der geachtetsten Bürger aus 
Mühlbach, Fr. Frauth zu Grabe. Er war der 
Atfeste Bürger der Gemeinde Müblbach so auch der