Kirchen · Gemeinde Theißbergstegen, da er das Alter
von 89 Jahren erreichte. Der Verstorbene hinter-
lätßt 4 Söhne und eine Tochter, 21 Enkel und 26
Prenkel. (Vzt.)
— Pirmasens, 18. Febr. Am Samstag
Mittag kurz vor ein Uhr, als die Arbeiter sich
wieder in die Fabrik begaben, warf der 17jährige
Zwicker Lelle von Höheinöd mit einem Schneeball
nach dem 16jährigen Schuster Jakob Kunz (Stief⸗
sohn von Peter Dern), aus Gersbach stammend.
Kunz erhieli den Ball gerade ins Geficht und gerieth
hieruͤber so in Wuth, daß er dem Lelle einen
Messerstich in den Hals beibrachte, wodurch dieser
lebensgefährlich verwundet wurde. Kunz ist ver⸗
haftet, Lelle soll bereits saußer Lebensgefahr sein.
Daß in Folge dieses traurigen Vorkommnisseb, der
„A.“ meint, der Unfug des Schneeballenwerfens sich
hermindern werde, ist jedoch nicht zu erwarten.
— Gleisweiler, 17. Febr. Heute Rach⸗
mittag starb dahier der hochw. Hr. Pfarrer Peter
Helfer, erst 44 Jahre alt. Er war geboren zu
Schweix am 11. Oktober 1844, wurde zu Mainz
am 8. August 1869 zum Priester geweiht, war
dann einige Jahre zu Speyer im Priesterseminar
perwendet und wurde im Jahre 1878 Domvikar
zu Speyer. Dort zeigten sich die ersten Spuren
des Brustleidens, dem er jetzt unterlegen ist. Im
Oktober 1878 wurde er Pfarrer und bald auch
Distriktsschulinspeltor zu Rubenheim, bis ihn sein
zunehmendes Leiden sich auf die Pfarrstelle nach
Gleisweiler melden ließ, die er im Januar 1879
bernahm. Sein Zustand, schreibt man der „Pf
Ztg.“, besserte sich nur scheinbar, jaährlich traten
fiarke Lungenblutungen ein, denen er nunmehr nach
etwa 141ägigem Leiden erlegen ist.
— Edenkoben, 16. Febr. Am Donnerstag
wurde der „Gw.“ zufolge in einer hiesigen Fabrik
von dort Beschaͤftigten eine Wette abgeschlossen,
die einen verhängnißvollen Ausgang hätte nehmen
rönnen. Einer der Wettenden erbot sich, kurz vor
Mittag von hier zum Forsthaus Heldenstein zu
gehen und Abends gegen 8 Uhr wieder hier zu sein,
eine bei dem hohen Schneefall sehr gewagte Leistung.
Als der Betreffende nun am Donnerstag nicht
zurückkehrte und auch bis gestern Mittag noch nicht
hier war, so lag die Befürchtung nahe. daß ihm
ein Unfall passirt sei, doch kam er endlich Nach-
mittags glücklich hie an. Am Donnerstag Abend
erst war er im Forsthause angelangt, nachdem er
fich nur mit groͤßter Mühe durch die Schneemassen
hindurchgearbeitet, blieb dann dort über Nacht und
irat ersi gestern den Heimweg an. Wie leicht hätte
ein solch' gewagtes Unternehmen auch einen schlimme⸗
ren Ausgang nehmen koͤnnen.
— Herr Gartner Dochnahl junior in Nesu⸗
st adt verkaufte seine an der Landauerstraße nächst
der neuen Bahnanlage gelegene Gärmereianlage
(ohne Treibhäuser) um den Preis von 35,000 M.
an die Herren Geisel und Mohr. Bierhrauereibesitzer
dahier.
— Dürkheim, 16. Febr. Heute Nacht
ertränkte sich dahier in der Nähe der Saline der
in den 40er Jahren stehende Kaufmann Hauck von
hier in der Isenach, aus welcher diesen Morgen
der Leichnam blutend hervorgezogen wurde, und
wird deßhalb behauptet, der Lebensmüde habe fich
vor dem Sturze ins Wasser noch die Adern ge⸗
öoffnet. Da det Verlebte erst vor Kurzem sein
Manufakturwaarengeschäft dahier verkaufte, so ist
wohl die Annahme gerechtfertigt, daß mißliche Ver⸗
haltnisse, in Verbindung mit dadurch hervorgerufenem
Lebensüberdrusse die Ursache des Selbsimordes sind
(Gr. Ztg.)
— In Hardenburg wurde ein Stein
hrecher von da durch die Gendarmerie in Dürk⸗
heim verhaftet. Es ist dies seit kurzem der zweite
Fall, daß ein hiesiger Bürger verhaftet wurde, und
soll in beiden Fällen Meineid zugrunde liegen.
— Ludwigshafen. Dem Vernehmen nach
hat der Staat von den Hetren Clemm zum Preise
bon zirka 93,000 Mk. ein Grundstück erworben,
auf welchem ein Bezirksamt und ein Rent⸗
amt errichtet werden sollen. Die Kosten der beiden
Bauten sind auf zirka 160,000 Mk— geschätzt.
— Schmettweiler, 16. Febr. Gordneid.)
Ein hiesiger sich frisch etablirter Lumpensammler
wurde zwischen hier und Reifelbach von 2 Concur⸗
renten überfallen und gehörig durchgeprügelt, weil
er ihnen ins Geschäft pfusche.
— Aus der Pfalz. Ein unternehmender
brafiiianischer Großgrundbesitzer und höherer Offi⸗
zier (Colonel Rodovaho) ist der Gründer der Pa⸗
pierfabrik Capeires bei Sao Paulo, in der Pro⸗
dinz S. Paulo in Brasilien, mit einer Wasserkraft
‚on ca. 300 Pferdekräften. Die Einrichtung die—
es Etablissements ist deutschen Händen und deut
chem Fleiße zugewiesen worden und hat auch un⸗
ere Pfalz den Haupitheil der Lieferung zugetheil
erhalten. So daut die für betr. Fach rühmlicht
bekannte Maschinenfabrik von Gebr. Hemmer in
Neidenfels die Turbinen, Transmissionen, Hollän⸗
der und Papiermaschinen, während Kessel und
oches aus der Maschinenfabrik und Gießerei Ger—
nania“ vormals E. Schwalbe u. Sohn in Chem—
nitz in Sachsen hervorgehen. Als technischer Di⸗
reitor ist auch ein Pfälzer, Herr Ingenieur W.
deonhardt aus Neustadt, engagirt und hat dieser
derr, um in der Ferne schon einen tüchtigen Ar⸗
‚eiterstamm zu haben, ca. 25 deutsche Arbeiterfa
nilien und mehrere junge Leute (unter welch' letz-
eren auch der seither in der Fabrik von H. Goßler
n Frankeneck beschäftigte Techniker Herr Ludw.
ducae aus Kirchheimbolanden) gewonnen, mitzu⸗
iehen und mit ihren Kräften und ihrem Fleiße
zas Unternehmen zu fördern. Ein Theil der be⸗
tellten Maschinen ist schon an ihren Bestimmungs-
ort abgegangen; der Rest geht mit allen Betheilig-
ten Anfangs Marz in Hamburg über Lissabon at
und wollen wir wüuschen, daß die Reise eine glück⸗
iche wird und Alle das erhoffte Glück drüben finden
mögen. (Pf. Pr.)
Vermischtes.
7 Friedrichsthal⸗Bildstock, 17. Febr.
In der Nacht vom 11. zum 12. ds. Mtis. nach
II Uhr Nachts, fand ein Bergmann, welcher sich
auf dem Wege nach Hause befand, einen Menschen
der ganz zugeschneit und an allen Gliedern erstarri
war. Mil Hilfe einiger hinzugerufener Männer
wurde er in eine hiesige Wirthschaft gebracht, we
28 den mit ihm angestellten Belebungsversuchen
zelang, ihn zum Bewußisein zu bringen. Nachdem
er über Nacht in srischem Bette gehörig durchwärmf
worden, war er morgens so weit hergestellt, daß
er die Weiterreise antreten konnte. Der so von
dem sicheren Tode des Erfrierens Gerettete ist ein
iSjähriger Bursche aus Thalexweiler, der sich eine
Stelle als Knecht suchte. Er hatte eingestandener⸗
maßzen etwas stark dem Schnaps zugesprochen.
f Saarbrücken, 16. Febr. Nach den
tatistischen Aufnahmen der Südwestlichen Gruppe
des Vereins deutscher Eisen- und Stahl-Industrieller
—XIVO
Gruppe angehörenden Werken im Monat Januar
1889: Puddelroheisen 35 0983 Tonnen, Thomas—
eisen 24519 Tonnen, Gießereiroheisen 7848 Tonnen,
zusammen 67 460 Tonnen. Die Produktion iss
um 1,7 Prozent größer, als diejenige des vorher⸗
gegangenen Monatis Dezember 1888, welche 66300
Tonnen betrug. Im Monat Januar 1888 betrug
die Gesamtproduktion 65 944 Tonnen, dieselbe
hat sich also im gleichen Monat 1889 um 258
Brozent vermehrt.
Forbach, 17. Febr. Daß das Haupt der
Firma Adt und einer der einflußreichsten Vertreter
zer deutschen Industrie in Lothringen Herr J. B.
Adt mit der Ernennung zum Kommerzienrat aus—
Jezeichnet wurde, wird gewiß auch in den Pfälzer
Bauen mit Interesse vernommen werden. Als die
ersten, die sih, außer der Familie des Geehrten
elbst, gedrungen fühlen mußten, Freude und Teil—
nahme auszudrücken, müssen wohl die Arbeiter und
Beamten der Fabrik gelten und sie haben) in
der That, wie sie immer bei freudigen und ernsten
Anlässen thaten, in herzlicher Weise ihre Freude
zargethan. Gestern Abend wurde zu Ehren des
Herrn Kommerzienrates ein großartiger Fackelzug
deranftaltet. Vom Bahnhofe aus bewegte sich der
mposante Zug, wohl an 600 Fackeln, durch die
National- und Adtstraße nach dem Adi'schen Schlosse,
wo die Musik eine Serenade spielte und der Nestor
der Fabrikbeamten, Herr J. Grentz, ein Hoch auf
den verehrten Fabrikherrn aushrachte. Sodann
vand sich die gewaltige Menschenmasse nach der
Turnhalle, vor welcher die Fakeln zusammenge—
worfen wurden. In der Turnhalle selbst vereinigte
sodann ein fröhlicher Kommers die Teilnehmer des
Fackelzuges. Unter ihnen saß, umgeben von den
Angehörigen und Freunden, der Gefeierte selbst und
so stellte das kleine Fest ein recht schönes und
ungetrübtrs Bild dar von der unverbrüchlichen
Anhänglichkeit des Arbeiters an ihr Haus. Herr
J. B. Adt ist bisjetzt der erste unter den reichs—
ländischen Industriellen, welcher den Titel Kommer
zienrat erhalten hat. GZw. 3)
Mannheim, 17. Febr. Vergangen—
Nacht entspann fich in der Breitestraße zwischen
mehteren Burschen eine größere Schlägerei, wobg
das Messer wieder eine Hauptrolle spielte. Eine
der Beiheiligten, Namens Hecht feuerte, wie der
dudwigshcefener G. A. berichtet, sogar auf eine
seiner Gegner. Schiffer Böhringer einen Revolber.
schuß ab. Boͤhringec, welcher lebensgefährlich ver—
wundet ist, wurde ins allgemeine Krankenhaus ver—
hracht, während die Anderen sämtlich zur Haft ge—
langten.
F Ein 77jahriger Greis dergnügte si
in Frankfurt a. M, vor eintgen Tagen di
Janze Nacht hindurch auf einem Maskenball. Al
er gegen 8 Uhr morgens sein Zimmer betrat, fie
er ioi zu Boden; ein Schlaganfall infolge der
Aufregungen hatte ihn getötet. Er schied mit der
Narrenkappe auf dem Haupte aus dem Leben.
Aus Unterfranken. Der Nesstor der
protesantischen Geistlichkeit Bayerne
zugleich der einzige active Geistliche, dessen Geburts
jag noch in das vorige Jahrhundert fällt, ist zur
Zeit Pfarcer Daum in Thüngen; dereits 61 Jahre
in derselben Gemeinde wirkend, wird er am 6.
Marz das 92. Lebensjahr vollenden.
Augsburg, 16. Febr. Der Abt des
Benediktinerstifts St. Stephan P. Raphael Mertel
der sich unter den bayerischen Geistlichen eine
großen Ansehens erfreute, ist heute gestorben.
Munchen, 16. Febr. Die der Nach
laßmassse Weiland König Ludwigs U. an
hafteten Verbindlichkeiten belasten die k. Zivilliste
noch auf ungefähr 20 Jahre hinaus. Um hier
einigermaßen Erleichterung zu schaffen, werden dem
nächst zwei zur Zivilliste gehörige Objekte, nämlich
der an der Heustraße gelegene Hofjagdzeugstadel
und ein an der Jungferthurmstraße befindliches
Bauareal dem Verkaufe unterstellt.
7 Ein galanter Arzt war Balth. Ludwiq
Tralles in Breslau (1708 — 1797.) Er ver
chrieb einer jungen schönen Dame, welche sich be—
lagte, daß er ein Oberbein (ganglion) auf ihren
rechten Hand nicht vertreiben koͤnne, folgendes
Rezept:
Du klagst. daß von der rechten Hand durch Pflaste
und durch Blei
Ein trotzig Oberbein nicht zu vertreiben sei.
Getrost, bei deren Zahl, die sie mit Andacht küssen,
Wird, Freundin, es gewiß in Kurzem weichen müssen.
Höhlt durch gelinden Fall ein Tropfen Erz und Stein.
So wird ein Knorpelchen doch wegzuküssen sein.“
f Gon einem traurigen Geschich
st ein Landmann in dem Dorfe Emmerleff be'
Tondern in Schleswig betroffen worden, wo auger⸗
zlicklich die Diphtheritis wütet. In dem kurzen
Zeitraum von 48 Siunden raffte die entsezzliche
rankheit funf seiner Kinder dahin; an einem und
demselben Tage wurden sammtliche fünf Leichen zu
Grabe getragen; ein sechstes Kind liegt hoffnungsloe
an der Diphtheritis darnieder.
f Folgender grausige Fall von Hyptnotismu
wird aus Südfrankreich erzählt. Eines Tages
ward die Frau eines großen Weinhändlers todt in
hrem Bette gefunden. In einem Briefe setzte sit
auseinander, daß sie ihren Mann, den besten alltt
Gatten, betrogen und deshalb Gift genommen habe.
Da die Frau stets anständig und fromm geschienen
und mehrere Kinder besaßz, erregte ihr Selbstmord
zroßes Aufsehen; auch wurde der geläuschte Gatte
der Gegenstand allgemeinen Beileids. Indessen
Jattehderselbe sich in Jahresfrist über den Schaden
so weit getröstet, daß er sich mit einer jungen und
reichen Wittwe verlobte, und die Hochzeit sollte
eben vor sich gehen, als er wegen Mordes seiner
ersten Frau verhaftet ward. Die Anklägerin watr
die Kinderwärterin. Am Abend der Vergiftung
trat sie zufällig ins Schlafzimmer und fand der
Batten damit beschäftigt, seine Frau eben zu mes
merisieren. Rücksichtsvoll wich sie zurück, hörte aber
doch an der Thür, wie er seiner Frau den obiger
Brief diktierte und ihr schließlich anbefahl, der
schon bereitstehenden Gifttrank zu nehmen. Da di
Frau nun einmal todt war, schwieg die Zeugin,
und erst die neue Heirath löste ihre Zunge.
Josef Speckbacher F. Am vorverflossenen
Sonntag ist in Hall in Tirol der pensioniert
Adjunct des Innsbruder Oberlandesgerichtes Jose
Specbacher, der letzte Sohn des durch seine Kriegs—
haten in den tirolischen Befreiungslampfen. be—
onders bei der gloͤrreichen Erhebung Tirols in