Full text: St. Ingberter Anzeiger

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Amtliches Organ des königl. Amtsgerichts St. Ingbert. 
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* St, Jugberter Auzeiger“ erscheint täglich mit Ausnuahme der Sonn⸗ und Seiertage. 2 mal wöochentlich mit Unterhaltungs⸗Vlatt und Mitiwochs umd Samstags m. 
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V 48. 
Mittwoch, 20. Februar 1889. 
24. Jahrg. 
Deutsches Reich. 
Berlin, 18. Febr. Die „Kreuzzeitung“ sagt, 
aß, folls die Verlobung der Prinzessin 
Jir von Hessen mit dem Großfürften ⸗Thron- 
olger von Rußland und ihr vorbereiteter Uebertritt 
ur griechischkatholischen Kirche zur Thatsache würde, 
ih ein Stoß wäre gerichtet gegen die deutsche 
hte und die evangelische Kirche. Nie habe eine 
nͤechische, nie eine katholische Prinzessin um einer 
rone willen den Glauben gewechselt und jetzt solle 
olch ein Uebertritt geschehen, wo das officielle 
qußland dem Protestantismus im eigenen Lande 
aß Ende bereite. 
Berlin, 19. Febr. Hier eingetroffenen De— 
Feschen zufolge ist es dem Amerikaner Klein ge⸗ 
ungen, sich der Bestrafung seiner gegen die deut- 
hen Soldaten auf Samoa begangenen Verbrechen 
uͤrch die Flucht zu entziehen. Er hat Samoa 
eimlich verlassen and ist inzwischen in San Fran⸗ 
jsco angekommen. Damit ist er in den Bereich 
er Gerichtsbarkeit in den Vereinigten Staaten zu⸗ 
ickgekehrt und es unterliegt keinem Zweifel, daß 
ie deutsche Regierung sofort bei der amerikanischen 
degierung die Verhaftung und Bestrafung dieses 
derbrechers beantragen wird. Aus den beschworenen 
lussagen der beiden Häuptlinge Tuimalealiifano 
ind Sila, die im Wortlaut dem jungsten deutschen 
Beißbuch beigefügt waren, geht klar hervor, daß 
flein der eigentliche Anstifter der Ermordung der 
tutschen Matrosen und Offiziere war, ja mög⸗ 
cherweise sich des Mordes selbst schuldig gemacht 
at. Die beiden Häuptlinge haben ausdrücklich 
eschworen, daß Klein am 18. Dezember den Ma— 
iono Leuten befohlen habe, auf die deutschen Ma— 
rosen zu schießen, und daß er sich selbst am Schießen 
nuf die deutschen Matrosen betheiligt hat. Ebenso 
zestätigt der amtliche Bericht des Consuls Knappe 
om 4. Januar, daß die landenden Boote vom 
dande aus in gutem Englisch angerufen worden, 
ind daß Klein die Führung der Aufständischen 
bernommen hatte. 
Ausland. 
Bruüssel, 19. Febr. In der Umgebung des 
zrinzen Victor Rapoleon wird mit Freude 
anstastiert, daß zahlreiche hervorragende Royalisten, 
arunter der Marquis de Breteuil und der Pariser 
Nunicipalrath Georges Berry, zum Bonapartismus 
chergetreten sind. 
Haag, 19. Febr. Der König hatte eine 
uhige Nacht. Die Entzundung im Munde und 
dalse hat nicht weiter um sich gegriffen. 
Varis, 19. Febr. Die Kammersitzung, 
ꝛer auch heute Graf Münster wieder beiwohnte, 
auerte nur wenige Minuten. Der Antrag, die 
zitzung auf Samstag zu vertagen, wurde abgelehnt, 
agegen der Antrag auf Vertagung der Sitzung 
is Donnerstag angenommen. Als Cuneo d'Ornano 
Bonapartist) untet lebhaftem Widerspruch die Tri⸗ 
uüne bestieg, erklärte der Präsident die Sitzung für 
reschlossen. Die größte Wahrscheinlichkeit spricht 
och für ein Cabinet Freycinet-Constans, doch will 
zreheinet auf alle Fülle die Annahme von der Ent⸗ 
cheidung seiner politischen Freunde abhängig machen. 
die republikanische Linke hat sich gegen ein Ge⸗ 
chafts ministerium ausgesprochen, weil die Bildung 
ines solchen als ein Eingestandniß der Ohnmacht und 
is eine Nichtachtung der parlamentarischen Regier⸗ 
ingsform ausgelegt werden könne. — Der Senat 
enehmigte den Entwurf über die Errichtung von 
wei Bataillonen leichter afrikanischer Infanterie und 
dertagte sich dann his Donnenztao 
Paris, 19. Febr. Der republicanische De⸗ 
utirie Mellot aus dem Departement Cher richtete 
in Boulanger ein Schreiben, in welchem er seinen 
Beitritt zu dem boulangistischen Programm erklärt. 
Wien, 19. Febr. Die Kronprinzessin— 
Wittwe weilte vorgestern Abend allein in der 
dapuzinergruft und reiste gestern Abend nach Mi— 
amare ab. Sie wurde mit ihrem Töchterchen vom 
Brinzen von Koburg und dessen Gattin zum Bahn— 
jof geleitet. Mit dem gleichen Zuge reiste Erzher— 
og Karl Ludwig mit Gemahlin und drei 
roͤchtern nach Meran ab. Der Herzog von Bra— 
‚anza gab ihnen das Geleit zum Bahnhof. 
Pfalz Betrachtungen anzustellen, denn bald genug 
zeigten sich preußische Dragoner und die Franzosen 
jralen eiligst den Rückzug nach Saargemünd an. 
Die Karte haben sie bis heute noch nicht zurückge⸗ 
jandt. — Um dieselbe Zeit machte der Straßen⸗ 
wärter E., den, wenn wir nicht sehr irren, er sten 
Befangenen des Feldzuges. Das kam so. E. be⸗ 
ging seine Strecke nach Habkirchen und dort sah 
er sich gemüthlich den Abzug der Franzosen an. 
Auf seinem Heimweg nach Bebelsheim stieß er 
zanz unerwartet auf einen französischen Krieger, 
der schlaftrunken aus einer Glam (Graben) hinter 
einem Dornbusch hervorkroch und E. ganz höflich 
fragte, „wo das Kamerad“ hingegangen sei. E. 
derstand etwas französisch und auf einen guten 
Einfall gerathend, sagte er, die Kameraden seien 
aach Bebelsheim gegangen, worauf denn beide ge— 
müthlich mit einander den Weg dorthin zurückzu⸗ 
legten. Dort nahm nalürlich die preußische 
Dragonervorhut den Franzosen mit Vergnügen in 
Empfang. 
— die Bäckermeister in Pirmasens haben 
sich zu einer Innung konstituirt und die Statuten 
hereits bei k. Kreisregierung der Pfalz zur Bestätig⸗ 
ung vorgelegt. Auch in Landau ist eine Innung 
in Bildung begriffen. 
— Der Wilderer und Gendarmen— 
mörder Jost soll nach einer Zuschrift an den 
„Pf. K.“ aus Pirmasens sich nach seiner Flucht 
ius Zweibrücken in Ludwigswinkel, nahe der elsaß⸗ 
lothringischen Grenze, verborgen haben und nach 
zwöchentlichem Aufenthalt über Havre nach Amerika 
zJeflüchtet sein. Dies alles schrieb er seinen Eltern 
in einem Brief, der an einen seiner Helfershelfer 
idressiert war und den dieser an seine eigentliche 
Bestimmung besorgen sollte. Da nun aber die 
Eltern des Jost schon einige Mal besagte Freunde 
in Ludwigswinkel besucht hatten, schoͤpfte die Gen⸗ 
darmerie Verdacht, und es wurde von gerichtlicher 
Zeite die Beschlagnahme der an den Ludwigswinkler 
adressierten Briefe angeordnet. Auf diese Weise 
tam obengenannter Brief in die Hände des Ge⸗ 
ichts. Obgleich nun die Festnahme in Amerika 
deranlaßt wurde, iß er bis jetzt noch nicht ausge- 
jefert, angeblich wegen der großen Kosten, welche 
seine Auslieferung verursachen würde. 
— In der Gemeinde Ottersheim, Be—⸗— 
arksamts Germersheim, ist die Maul- und Klauen- 
euche ausgebrochen. 
— Speyer, 16. Febr. Die heute abgehaltene 
Prüfung der Theilnehmer an dem Kurse für 
Wiesenbau und Drainage hat ein über- 
raschend günstiges Ergebniß gehabt. Die 18 Pruf⸗ 
inge bewiesen durch ihre Antworten, daß sie den ver⸗ 
chiedenen Vorträgen über Flachenberechnungen, 
Wiesendüngung, Be- und Entwässerung von 
Wiesen u. s. w. nicht nur mit Aufmerksamkeit 
gefoigt waren, sondern die verschiedenen Vortrags- 
joffe in sich aufgenommen hatten und nunmehr 
in der Lage sind, dieselben praktisch zu verwerthen. 
Wir lassen hier die Namen der Prüflinge folgen: 
xẽs sind Kroeper von Ottersheim, Eichmann von 
Bellheim, Lutz von Venningen, Garth von Mai— 
ammer, Becker von Ludwigshafen, Hornbach von 
Iggelheim, Theobald von Oberweiler i. Thal, 
Drumm von Neuntirchen, Keller von Dellfeld 
Raquee von Annweiler, Jost von Spesbach, Zang— 
neister von Dierbach, Hey von Oberotterbach, 
Ztraßer von Breitenau, Ley von Alsenz, Scherry 
»on Hornbach, Hollinger von Eindöd 
deidenbeimer von Deidesheim 
Lokale und pfälzische Nachrichten. 
* St. Ingbert, 20. Febr. Es schwirrit 
sier gegenwärtig ein Gerücht herum, das droht eine 
AIufregung in der Bevölkerung zu veranlassen und 
velchem man deshalb mit aller Entschiedenheit ent- 
jegentreten muß. „Der Aufschlitzer ist hier“, hört 
nan öfter im Tone der Furcht äußern, und daran 
hließen sich dann noch allerhand grausige Mittheil⸗ 
ingen. Der Aufschlitzer soll bald an das Bürger⸗ 
neistecamt, bald an die Polizei geschrieben haben, 
aß er eine Anzahl Personen hier ermorden werde. 
So sehr nun die Unwahrscheinlichkeit, ja Sinnlosig⸗ 
eit dieses Klatsches auf der Hand liegt, gibt es 
eider doch Leute, die daran glauben. Daß dieser 
chlechte Witz schon die Folge hatte, daß manches 
diensimädchen am Abend einen Auftrag außer dem 
zause nur mit Zittern und Zagen ausführt, ist 
benn auch zuweilen ein komisches doch nicht ange⸗ 
rehmes Vorkommniß. Mehr zu tadeln ist das Ge⸗ 
zahren der Leute durch Nennung des Mamens 
Aufschlitzer die Kinder in Furcht und Schrecken zu 
agen. Es ist unverantwortlich, die Phantasie der 
dinder mit solchen Schreckbildern zu erfüllen und 
zadurch den Grund zu legen zu einem furchtsamen 
der sogar feigen Charakter. 
*— (Pfälzischer Viehversicherungs- 
Verein.) Am 24. d. M. wird die ordentliche 
general⸗Bersammlung in Speyer abgehalten. Tages- 
xdnung: 1) Vorlage des Geschäftsberichts der Di⸗ 
ection, 2) Beschluß über diesen Bericht event. Er- 
heilung der Entlastung, 3) Neu- resp. Ergänz⸗ 
ingswaähl des Verwallungsrathes, 4) Berathung 
ind Beschlußfassung über etwaige Anträge und 5) 
S„tatutenänderung (insbesondere Aenderung der 
harantie-Bestimmungen beim Verkauf von Thieren) 
— Erinnerung an die ersten Kriegs— 
age 1870. Aus Bebelsheim werden dem 
Pf. M.“ folgende zwei neite Geschichtchen erzählt: 
Der Krieg war erklärt. Die französischen Trup- 
den waren über die Grenze. bis über unser Bebels— 
seim hinausmaschirt und in unsern sonst so stillen 
Zztraßen wimmelte es von rothen Hosen. Unsere 
Finwohner verloren bald den ersten Schreck, denn 
Mannschaften wie Offiziere benahmen sich ganz an⸗ 
ändig. Welch ein Staunen, als nun der hohe 
Iffiziersstah sich in das Schulhaus begab. Was 
oollien sie dort? Mit dem Französischen des 
deren Lehrers G. war es etwas schwach bestellt 
ind die Bestürzung drückte sein sprachliches Ver⸗ 
fändniß auf Null herab. Es ist deshalb begreif— 
ich, daß, als der General etwas von la carte du 
»alatinat sprach und sein Verlangen hiernach 
ußerte, Herr G. in der Verwirruug halb ver⸗ 
weifelt dem General die Karte von Palästina 
eichte, welche dieser auch mit freundlichem Danke 
atgegennahm. Die Herren hatten indeß kaum 
zein. üher die⸗ Verhältnisse Naläsfinas und der