Full text: St. Ingberter Anzeiger

Verletzungen, welche eine voraussichtliche Dauer der 
Erwerbsunfähigkeit über 18 Wochen verursachen. 
Pfalz: 7 in Bau⸗ und Maurerbetrieben. 8. Ver⸗ 
letzungen, welche eine voraussichtliche Dauer der 
Erwerbsunfähigkeit unter 13 Wochen verursachen. 
Pfalz: 66. Totalsumme der im Jahre 1888 zur 
Anzeige gelangten Unfälle. Todte: Pfalz 15. Un⸗ 
fälle über 18 Wochen: Pfalz 47. Unfälle unter 
13 Wochen: Pfalz 189. Im ganzen Königreiche 
kamen 2379 Unfaͤlle vor. 
— Kaiserslautern, 21. Febr. Kon- 
kursverfahren.) Durch Beschluß des kgl. Amtsge⸗ 
richts dahier wurde über das Vermögen der in 
Kaiserslautern unter der Firma Aktiengie⸗ 
ßerei Kaiserslautern“ bestehenden Aktien⸗ 
gesellschaft der Konkurs eröffnet und der Geschäfts- 
mann Rebmann in Kaiserslautern zum Konkurs⸗ 
verwalter ernannt. 
Zufolge Regierungs⸗Entschließung vom 81. v. 
Mis. wurde die Schließung der Kranken⸗ 
kasse der vormaligen Kaiserslauterer Ultra⸗ 
marinfabrik mit Rechtswirksamkeit vom 1. 
Juli 1887 verfügt. Das Vermögen wird den 
sechs Ortskrankenkassen dahier zu gleichen Theilen 
uüberwiesen, wogegen dieselben für allenfallsige am 
Tag der Kassaschließung bereits bestandene Unter⸗ 
ftüßungsansprüche und sonstige allenfalls noch uner⸗ 
füllte Verpflichtungen der Kasse aus der Zeit vor 
dem 1. Juni 1887 zu haften haben. 
— Kaiserslautern. Die Ausgaben auf 
städtische Kosten bei der Anwesenheit des Prinz⸗ 
Regenten haben rund 12000 Mk. betragen. 
— Frankelbach, 20. Febr. Die älteste 
hiesige Frau, und wohl auch der nächsten 
Umgebung, wurde heute zur Erde bestattet. Es 
war Maria Elisabetha Jung, Wittwe des Ackerers 
Joh. Jung III. Im Jahre 1800 geboren, durch⸗ 
lebie fie die französischen Zeiten, von welchen fie 
mit gutem Gedächiniß erzaählen konnte. Die Ver⸗ 
lebte erfreute sich, wie die Pf. Vzt. mitteilt, bis 
bor wenigen Tagen einer seltenen, ja erstaunlichen 
körperlichen und geistigen Gesundheit und wer vor 
kurzer Zeit ihren Gang sah, konnte kaum glauben, 
eine Neunundachtzigjährige vor sich zu haben. 
Seit etwa acht Tagen wurde sie ans Kranken⸗ 
it gefesselt, von dem sie sich nicht wieder erheben 
ollte. 
— Pirmasens, 21. Febr. Herr Bau⸗ 
meister Zürrlein, der jüngst einen Bauplatz nächsi 
dem Bahnhof um 16,000 Mk. von Herrn Kom⸗ 
merzienrath König kaufte, hat den gleichen Platz 
um 19,500 Mark an Frau Ww. Fischer, Kohlen⸗ 
handlung, verkauft. 
— Pirmasens, 21. Febr. Die beiden 
jugendlichen Ausreißer, deren wir gestern gedachten, 
find bereits freiwillig wieder heimgekehrt, ohne ihr 
Reisegeld völlig verbraucht zu haben. Ihr Em-⸗ 
pfang soll kein besonders liebenswürdiger gewesen 
sein. (A.) 
— Pirmasens, 21. Febr. Man erinnert 
sich wohl noch unserer Mittheilung von neulich, 
der zufolge zu Bonn ein flotter Student wegen 
der verhältnißmäßig hohen Zechschuld von etwa 
4000 M. verklagt wurde. Ein Gegenstück zu 
diesem Prozeß ist ein anderer, welcher demnächst 
beim hiesigen Amtsgericht verhandelt werden wird. 
Hier ist der ungeheuere Betrag von — 12 (zwölf) 
Pfennig im Spiel, um welche Schuld nebst 88 
Pfg. Mahnkosten Kaufmann G. P. den Kommis 
G. H., beide hier, verklagt hat. Der letztere ließ 
sich nach der der „P. Ztg.“ in Abschrift vorliegenden 
Klageschrift beigehen, in der Wirthschaft von Gau⸗ 
batz ein ersterem gehöriges Glas Bier an sich zu 
nehmen urd auszutrinken, ohne bis heute den 
Kaufpreis zu erlegen. Es sei nicht vergessen zu 
erwähnen, daß noch 5 Prozent Zinsen verlangt 
werden. Das kann ja ein recht theueres Glas 
Bier geben! 
— Dem „Pf. K.“ wird von Landau ge— 
schrieben: Einer von den leider nicht sehr seltenen 
Söhnen des Mars, der augenscheinlich mit dem 
Dichter des bekannten Soldatenliedes, dessen Refrain 
lautet: „O welche Freude, welche Lust, Soldat 
zu sein!“ auf nicht freundlichem Fuße lebt und 
welcher offenbar kein „Pulver riechen“ kann, scheint 
der Soldat Käfer der 12. Kompagnie des 18. In⸗ 
fanterie⸗-Regiments dahier zu sein. Nachdem der⸗ 
selbe kürzlich, einem unbezwinglichen Freiheitsdrange 
folgend, ohne Erlaubniß nach Kaiserslautern ge⸗ 
fahren, aber durch inzwischen ergangene telegraphische 
Weisung beim Verlassen des Zuges festgenommen 
und wieder hierher geliefert worden war, benützte 
erselbe dieser Tage abermals die Gelegenheit zur 
Fzlucht. Die genannte Compagnie hatte in der 
stähe der Fortkaserne Zielversuche, wobei genannter 
Zafer das Ziel zu markiren hatte. Plötzlich warf 
derselbe das Gewehr weg und lief, durch 
die nahen Weinberge über Gräben und sonstige 
dindernisse springend, in der Richtung gegen Frank⸗ 
veiler zu. Ein Unteroffizier und 6 Mann wurden 
zur Verfolgung des Fliehenden abgesandt und schon 
jlaubten dieselben, des Käfer habhaft werden zu 
vnnen, als derselbe, die Verfolger in einer Ent- 
ernung von ungefähr 50 Meter zurücklassend, plötz- 
ich in eine Seilenstraße einbog und spurlos ver⸗ 
ichwand. Ueber den derzeitigen Aufenthalt des 
Zafer ist nichts bekannt. 
— In Godramsstein verschied der prote- 
zantische Pfarrer Herr Johann Daniel Stepp im 
73. Lebensjahre. 
Edenkoben, Das in hiesiger Stadt 
zeabsichtigte Denkmal für König Ludwig J. 
vird der dekannte Herr Professor Perron in München, 
in Pfälzer Landsmann aus Frankenthal, nach dem 
on ihm entworfenen, im Stadthaussaale dahier 
rusgestellt gewesenen Modelle fertigen. Das Mate— 
ial ist Kelheimer Marmor aus den weitbekannten 
grüchen von Lang, welcher die Gelegenheit benützte, 
im in dankbarer Erinnerung an die Kunstthaten 
)es Königs, welche auch den Anstoß zur Hebung 
o mancher mit der Kunst in Verbindung stehenden 
veschäfte, wie gerade z. B. des Kelheimer Bruches 
jegeben haben, dem Komitee einen Beitrag von 
00 Mk. zukommen zu lassen. Von den Gemeinden 
jat fich außer Edenkoben bis jetzt Landau mit 285 
Mk. St. Martin mit 50 M., Kirrweiler mit 40 
Mk., Gleisweiler mit 20 Mk. u. Boͤbingen mit 
350 Mk. betheiligt und die übrigen Gemeinden 
verden sich in den nächsten Tagen mit entsprechenden 
Beiträgen anschließen. Die Gebrüder Völcker, Ver⸗ 
eger des „Pfälzer in Amerika“, haben bereits über 
200 Mk. in ihren Bekanntenkreisen gesammelt; 
s kann nunmehr mit dem Werke begonnen werden. 
— Neustadt, 21. Febr. Auf heute Abend 
ind von Seiten einiger Maurermeister ihre 
Zollegen in ein hiesiges Lokal zusammenberufen, 
um eine Vereinigung gleicher Baupreise zu erzielen 
und zwar nach den früheren allgemeinen Normen 
mit 10 bis 30 pCt. Erhöhung. Die Herren 
Architekten werden deßhalb gezwungen sein, ihre 
PBoranschläge höher wie früher zu halten, und 
die Bauherren werden in Zulunft tiefer in den 
Beutel greifen müssen. Gelungen ist, daß einige 
und zwar die bedeutendsten auswärtigen Meister 
ind Uebernehmer schon freudig mit schielendem Auge 
diesem Uebereinkommen enigegensehen. Für eine so 
treikende Uebereinkunft sorgt recht hübsch die liebe 
Foncurrenz. N. Bz.) 
— Die ordentliche Generalversammlung des 
pfäl zischen Rennvereins findet Sonntag, 
den 24. Februar, Morgens 10 Uhr in der „Post⸗ 
nühle“ zu Neustadt mit folgender Tagesord⸗ 
nung slatt: U) Rechenschaftsbericht und Rechnungs- 
ablage pro 1888; 2) Festsetzung des Tages für 
die Rennen pro 1889; 8) Neuwahl des verstärk⸗ 
ten Ausschusses; 4) Ernennung der Revisoren zur 
Prüfung der Rechnung pro 1889; 5) Herstellung 
zder neuen Bahn und einer festen Tribüne; 6) 
Verschiedenes; 7) Wünsche und Anträge. 
— Se. K. H. der Prinzregent hat dem pen- 
ionirten Bahnarbeiter Adam Alois Straub von 
Berghausen anläßlich der Geburt dessen siebenten 
Sohnes eine Unterstützung von 30 Mark zuzuwenden 
geruht. 
— In Weisenheim a. S. ist anfangs 
dieser Woche bereits der erste Frühlungsbote, der 
S„ torch, angekommen; derselbe wurde von der 
Jugend jubelnd begrüßt. 
— Frankenthal. (Strafkammer.) Christian 
Linder, 20 Jahre alt, Diensiknecht aus Wachen- 
jeim, ließ im September v. J. auf der Straße 
zwischen Wachenheim und Friedelsheim sein Fuhr- 
werl eine (größere Strecke ohne Aufsicht voraus⸗ 
fahren. Das Pferd riß eine etwa 70 Jahre alte 
Frau, die eine Traglast Gras auf dem Kopf trug, 
um; das Rad des Wagens ging der Frau über 
ein Bein, infolge dessen letzteres brach. Der Knochen⸗ 
zruch ist heute noch nicht geheilt. Linder wurde zu 
bWochen Gefängniß und Zahlung der Kosten 
verurtheilt. (F. 3.) 
— Edigheim, 20. Febr. Zufolge Ent- 
cchließung hoher königlicher Regierung der Pfalz 
yom 13. ifd. Mis. wurde der hiesige katholische 
Lehrer Johann Ludwig Leibrecht zum Lehrer in 
Ninfeld, Bezirksamts Germersheim, und der dortige 
atholische Lehrer Franz Joseph Schreiner zum 
dehrer an der hiesigen katholischen Schule ernaunm 
Der Siellentausch hat am 1. Mai ds. Is. zu ge 
chehen. (Frkth. T.) 
Neuleiningen, 20. Febr. Bei der 
Bersteigerung des 122 Tagewerk umfassenden Gule 
Nackterwäldchen“ wurde dafselbe von dem Land— 
virth K. Fuchs von Waldsee zum Preis von 
23,800 Mt. ersteigert. Der seitherige, vor einiget 
Zeit verstorbene Besitzer des Gutes, hatte dasseibe 
tst vor etwa einem Jahr zum Preis von 80,000 
Rtk. erworben, und erleiden somit die Erben an 
dem Kaufpreis allein einen Verlust von nahezu 
000 Mk. 
— Standenbühl, 21. Febr. Bei dem 
Ackerer Ludwig Kühn wurde gestern Abend die 
Summe von 1170 M. in baar und eine Reihe 
Schuldscheine gestohlen. Der Diebstahl wurde 
mit großer Frechheit ausgeführt; der oder die Diebe 
gelangten darch die schlecht verwahrte Hausthüre 
in das Innere, benützten das auf dem Tisch ge⸗ 
zandene Laternenlicht zum Suchen und fanden 
den obigen Betrag nebst den Schuldscheinen in 
seinem Verstecke. Dasselbe wac in einem alten 
risenhafen aufbewahrt. Kühn war in der kritischen 
eit in der nahen Ruppert'schen Wirthschaft beim 
dartenspiel. (Ndopf. Vzi.) 
Vermischtes. 
Spiesen. In verflossener Woche wurde das 
der hiesigen Gemeinde gehörige, im Oberdorf an 
der Straße nach St. Ingbert gelegene Grundstüch 
zuf welchem das alte Spritzenhaus steht, öͤffenllich 
dersteigert und dafür der S.⸗Bl. Z. zufolge ein 
für die hiesigen Verhältnisse ganz abnorm hoher 
Hreis erzielt. Infolge gleichzeitiger Konkurren, 
von drei Nebenliegern kamen nämlich die 81 
Duadratmeter auf 1520 M., welche der Berg⸗ 
mann Pet. Kohler VI. bot. Schade, daß die Ge⸗ 
meinde nicht mehrere solcher Plätze besitzt! 
Malßatt Burbach, 21. Febr. Zur 
Hersiellung von gesunden und dilligen Wohn— 
ingen, die sich bei der großen Bevölkerungszu- 
nahme in unserer Stadt als ziemlich spärlich er 
viesen haben, beabsichtigt unsere stets für das Ge⸗ 
neinwohl bestrebte Gemeindeverwaltung durch An— 
auf und Zusammenlegung einer Anzahl Grund · 
üctsflachen neue Straßen zur Bebauung offen zu 
egen. 
Wartweiler i. E. Vergangene Wodhe 
jog eine Dame, die sich Schwester aus der Kon⸗ 
zregation der „göttlichen Liebe“ nannte, in unferem 
Staͤdichen ein und erhielt eine sehr runde Summe 
von den wohlthätigen Wattweilern. Von den hie⸗ 
igen Schulschwestern wurde fie freundlich empfangen 
und es ward ihr ein Kind mitgegeben, welches fie 
in die wohlthätigen Häuser einführte, in welchen 
Zäusern fie sich bald als Berlinerin, bald als 
Schweizerin ausgab. Noch denselben Tag hat sie 
hen Berrweilern und Hartmannsweilern am Geld— 
ack zur Ader gelassen. Als sie aber die Schub 
schwestern der letztgenannten Ortschaft um ein Ob⸗ 
dach bitten wollie, wurde ihr dies gewährt, bis die 
don einer Schulschwester benachrichuͤgte Ortspolizei 
die Papiere der Verliner Schwester der „göttlichen 
diebe“ zu besichtigen verlangte. Papiere wurden 
aicht besichtigt, denn, wo nichts ist hat der Kaiser, 
um so mehr ein Dorfweibel sein Recht verloren. 
Unser als Schwester verkappter Metzger bursche 
mußte aber in Nummer Sicher der Ortspolizei 
folgen, wo er j tzt wahrscheinlich nicht über die 
Wankelmuthigkeit göttlicher“ , aber menschlicher 
diebe Betrachtungen anstellt. 
F Lahr, 20. Febr. Es dürfte interessiren, 
u erfahren, daß der Anführer der Aufwiegler auf 
Samoa, der Amerikaner Alein, von dem gegen⸗ 
värtig in den Zeitungen viel gejprochen wird, ein 
Jeborener Lahrer ist. Derselbe hat den Feldzug 
on 187071 als Unteroffizier mitgemacht, iß 
paͤter ausgewandert und scheint das amerikanische 
hurgerrecht erworben zu haben. Das Schichal hat 
hn, wie man fieht, nach jener Insel geworfen, wo 
er die bekannte Rolle spieit. Was doch alles aus 
einem Lahrer werden kann! Sein Vater, der unter 
einem Beinamen, der nicht gut wiedergegeben wer⸗ 
den kann, allgemein bekannt war, ist erst vor we⸗ 
aigen Tagen hier im Spital verstorben. 
F Aus dem Kreise Alzey, 18. Febr. 
Von Stufe zu Stufe.) In dem freundlichen 
Thalchen zwischen Alzey und Wahlheim liegt in 
tattliche Mühle mit ftarkem, nie versiegenden Was⸗