Full text: St. Ingberter Anzeiger

zetfall, großer Kundschaft und ausgedehntem Grund- 
Das grotze Anwesen, malerisch in eine Thal⸗ 
Ang gezaubert, gehörte vor kaum einem halben 
ee dem Oekonomen Kröhler von Wahl⸗ 
heim. Es war voͤllig schuldenfrei und sein Ertrag 
war geeignet, den Besitzer in kurzer Zeit zu einem 
fteinreichen Mann zu machen, zumal seine Familie 
ans seiner Ftau und einem Töchterchen bestand. 
Aber es fedlte das Familienglüch, ein Mangel, an 
zem schon manche blühende Existenz zugrunde ging. 
die lebenslustige Frau Kröhler's entfloh mit ihrem 
Tochterchen nach ihrem fruheren Aufenthaltsort in 
Imerika; Kröhler aber gerieth in lüderlichen Lebens⸗ 
handel, das schöne Anwesen ging in andere Hände 
sher und aus dem fruͤher thatkräftigen Manne wurde 
cin — Landstreicher! Unzaͤhlige Mal Insasse des Ar⸗ 
ratzhauses, stromerte er in seiner „freien“ Zeit in 
er Provinz herum, übecall ob seines Lebenslaufes 
ne bekannte und auch bemitleidete Persoͤnlichkeit. 
znde voriger Woche nun meldete sich auf der 
hürgermeisterei Woörrstadt ein Stromer und bat 
im Obdach; kein Wirth wollte ihn aufnehmen. 
herr Burgermeister Christ ließ ihn in die Herberge 
derbringen, wo er noch in derselben Nacht infolge 
don Entkräftung verschied. Der Mann war — 
Kroͤhler. 
pDer Koͤlner Karnevalszug, welcher 
um Rosenmontag stattfindet, wird in seinen Haupt⸗ 
heilen zusammengesetzt sein aus 18 Wagen, wo⸗ 
von die Große Karnevalsgesellschaft und die Große 
ölner Karnevalsgesellschaft 13 Wagen bauen lafsen. 
Fin Blick auf die Zeichnungen der einzelnen Wagen, 
ir deren sorgfältige und vorschriftsmäßige Aus— 
führung die Wagenbaukommission mit Herrn Stadt- 
haumeister Stübben an der Spitze die beste Bürg- 
schaft bietet, überzeugt jeden, daß der diesjährige 
Rosenmontagszug zu den prächtigsten und humor- 
vollsten zahlen wird, welche Köln disher gesehen hat. 
F Münster a. Stein, 18. Febr. Eine 
ruchlose That ist in der vergangenen Nacht hier 
erübt worden. Ein dem Herrn Th. K. gehöriger 
dandkarren wurde entwendet und über die Pfaälzische 
isenbahnbrücke auf das Bahngeleise geworfen. 
Durch rechtzeitige Entdeckung des Hindernisses ist 
jedoch ein Eisenbahnunglück verhütet worden. Hoffent- 
lich gelingt es, die Thäter zu ermitteln und sie 
der verdienten Strafe zu überliefern. — Heute 
kurz vor 9 Uhr morgens entgleisten aaf dem Bahn⸗ 
hofe von dem ausfahrenden Güterzug Nr. 820 5 
mitten in diesem Zuge befindliche Wagen, wodurch 
heide Hauptgleise fuür die Ein- und Ausfahrt von 
Zzügen gesperrt wurden. Die Ursache der Ent— 
leisung war nicht mit Sicherheit zu ermitteln, 
wei Schaffner wurden leicht verletzt. Die von 
Kreuznach kommenden Reisenden mußten auf der 
kisenbahnbrücke vor dem Bahnhofe Münster a. St. 
nussteigen und zu Fuß bis zu dem Stationsge- 
oͤude gehen, wo andere Züge zur Weiterfahrt be—⸗ 
reit standen, ebenso umgekehrt. Die Aufräumungs⸗ 
und Instandsetzungsarbeiten gingen sehr schnell von 
statten, und war gegen 12 Uhr Mittags das linke, 
um 4 Uhr Nachmittags das rechte Hauptgleis wie⸗ 
det fahrbar. Die Beschädigungen an den Wagen 
ind nicht erheblich, bedeutender diejenigen an dem 
Oberbaumafterial. 
fF München. Seit Kurzem hat das kgl. 
rayerische Armeemuseum eine Bereicher⸗ 
ung erfahren, die auch in weiteren Kreisen Interesse 
erregen dürfte. Den Bemühungen des Konservators, 
dauptmann Popp, ist es gelungen, treffliche Ab⸗ 
dildungen jener churfürstlich bayerischen Fahnen und 
Standarten zu erwerben, welche im 86jahrigen 
driege von den Schweden erobert wurden und 
hentigen Tages noch in der Ridderholmskirche zu 
Stodholm aufbewahri sind. Die bezüglichen Blaätter, 
zwölf Stück an der Zahl, wurden dem Armee⸗ 
nuseum in einer reich ausgestatteten Mappe in den 
daherischen Landesfarben übersandt als Geschenk 
yes kgl. schwedischen Generalfeldzeugmeisters Frhhrn. 
. Lehonhufrud. Wie bekannt, befindet fich im k. 
saherischen Armeemuseum als interessantes Gegen⸗ 
fück dieser Erwerbung eine sogenannte Lederkanone, 
delche in der Schlacht bei Rördlingen 1684 von 
rischen Truppen den Schweden abgenommen 
rde. 
tBerlin, 20. Februar. Im benachbarten 
döbenit hat die Furcht vor Jack dem Auf- 
dlitzer ein Opfer gefordert. Eine junge Ar— 
riterin hatte sich den Gedanken in den Kopf ge— 
ißt. der Gefuͤrchtele kaͤme nach K. und wurde 
atüber wahnsinnia. 
F Nach dem Testamente des in Ber lin ver— 
hdorbenen Hrn. Dr. Emil Müller ist die Cen« 
ralhilfskasse für die Aerzte Deutschlands 
um Universalerben seines hinterlassenen Vermögens 
ingesetzt worden. Es dürften weit über 500,000 
Mark der genannten Centralhilfskasse zufallen. 
F Wien, 21. Febr. Wie die „Presse“ meldet, 
jaben die Palastdamen der Kaiserin unter dem 
Borfitze des Fürsten Hohenlohe beschlossen, der 
daiserin eine von 124 Damen des hohen Adels 
interzeichnete Traueradresse zu überreichen, 
n welcher der Bewunderung der Seelengröße und 
des heroischen Mutes Ausdruck gegeben wird, mit 
velcher die Kaiserin das bitterste Leid des Mutter- 
jerzens trage. 
F Wiederum ist ein Erplosionsstoff er⸗ 
funden worden, dessen Erprobung hervorragende 
kigenschaften ergeben hat, weshalb in den verschie⸗ 
denen Zweigen der Technik, welche auf solche Stoffe 
angewiesen find, wieder eine Umwälzung zu erwar- 
sen ist. Dieser Stoff, von dem Schweden Lamm 
erfunden und Bellit genannt, besteht aus Ammo⸗ 
nium Nitrocte und Di-Nitro⸗Benzole, welches in 
geschmolzenem Zustande — das Schmelzen geschieht 
zei ungesähr 900 Celfius — mit Salpeler ver⸗ 
nischt. Von der auf diese Weise erhaltenen Com⸗ 
zofition explodirt einem Berichte des Patent⸗ und 
echnischen Bureau von Richard Lüders in Görlitz 
zufolge, jedes Molekül, aber nur unter einer ganz 
destimmten Voraussetzung und nur bei Anwendung 
ines besonderen Zünders, während es sonst weder 
durch Feuer, noch durch den elektrischen Funken, 
steibung u. s. w. zu einer explosiven Wirkung ver⸗ 
anlaßt wird. Vor wenigen Tagen erst ist das 
Bellit erprobt worden und zwar im Beisein einer 
zroßen Anzahl höherer englischer Officiere, die sich 
rediglich zu diesem Zweck von London nach dem 
dei Chadwill Heath gelegenen Versuchsterrain be⸗ 
geben hatten. Beim ersten Versuche wurde ein 
unter Wasser gelegener Felsen mittelst eineinhalb 
Pfund Bellit gesprengt, daß Wasser und Steine 
bdis 150 Fuß hoch flogen. Alsdann ließ man ein 
120 Pfund schweres Gewicht aus einer Höoͤhe von 
18 Fuß auf eine größere Masse Bellit falle, ohne 
daß letzteres explodirt wäre. Weiter wurde Pulver 
mit Bellit vermischt und angezündet, wodei nur 
das Pulber verpuffte, ohne das Bellit zu entzün—⸗ 
den, und ähnliche Versuche mehr, die alle Unge— 
ährlichkeit des Bellits, so lange die Zündung unter 
der gewissen Voraussetzung nicht geschieht, erwiesen. 
diese besondere Eigenschaften, verbunden mit der 
gefahrlosen Herstellung und Beförderung, dürften 
ziesen neuen Sprengstoff zu einem starken Konkur⸗ 
renten des Dynamit machen. 
— New⸗York. Das Erdbeben, welches 
am 29. Dez. die Stadt San Jose im Staate 
Tosta Rica heimsuchte, hat einen Schaden ange⸗ 
cichtet, welcher auf 8,000,000 M. geschätzt wird. 
dein einziges Haus blieb unversehrt. Viele Leute 
wurden unter den Trümmern ihrer Wohnungen 
begraben. Die Erdstöße waren so stark, daß die 
die Stadt umgebenden Hügel ihre Form verän⸗ 
derten. —— 
Lan owirthschaftliches. 
Der Schnittsalat 
ciefert uns unter allen Latticharten den frühesten 
Ertrag. Er bildet freilich keine Köpfe und ist da— 
her auch nicht so zart, als die Kopfsalatarten; da⸗ 
für aber braucht er eine viel kürzere Zeit zu seiner 
Ausbildung und liefert uns eine willkommene 
Speise zu einer Zeit, in welcher es an frischen 
Bemüsen mangelt. Nach der „Erf. Illustr. Gar- 
senztg.“ gibt es mehrere Sorten, welche entweder 
rund oder krausblätterig sind. Der runde ist mehr 
um Ausstechen der ganzenPflanze, der krause mehr zum 
Schneiden oder Abschneiden des Krautes geeignet. 
Schneidet man die Blätter nicht zu tief ab, so 
vaächst die Pflanze weiter und kann nochmals ge⸗ 
schnitten werden. Um recht frühzeitig Ernte halten 
zu können, so muß der Samen, wenn es die 
Witterung erlaubt, schon im Winter gesäet werden. 
Den Samen säet man dünn in Reihen und bringt 
wischen diese alten, guten, verwesten Dünger. Sel⸗ 
hbiger schützt die jungen Pflanzen, hilft zu schnel⸗ 
erem Wachsthum und macht sie auch zarter. 
Dienstesnachrichten. 
Versetzt wurden: die Postoberkondukteure 
Fugen Schauer von Wurzburg nach Zweibrücken 
und Friedrich Panzer von Zweibrücken nach 
Würzburg; letzterer auf Nachsuchen. 
Der Postkondukteur Franz Joseph Schön 
vurde in der Eigenschaft als Briefträger von 
zweibrücen nach Speyer versetzt und der Bureau⸗ 
ienergehilfe Christof Päbsst in Ludwigshafen zum 
Postkondukteur in Zweibrücken ernannt. 
Die protest. Pfarrstelle in Odenbach wurde 
Pfarrer Zinn in Einoöllen verliehen. 
Der Foͤrsterposten neuer Ordnung zu Stüsden- 
bach, Forstamts Eppenbrunn, ist durch einen Förster 
oder Forstwart zu besetzen. 
Samiliennachrichten. 
Gestorben: In Seebach Fr. Kathar. Altvater 
geb. stiefer, 78 J. a.; in Freinsheim Julia Huck. 
in Burbach Carl Heinrich Melchior. 17 J. a.; in 
Arzheim Peter Kopp. 74 J. a.; in Saaarbrücken 
Fr. Margaretha Weber, geb. Horch, 61 J. a.; 
in Dittweiler Elisabetha Horbach We. 52 J. a.; 
in Kaiserslautern Barbara Wilkens, 16 J. a. 
Verlobte: Sophia Lohrey, Frankenthal, mit 
Christian Wick. Ems. 
Marꝰ tbericht. 
Zweibrücken, 21. Febr. (Fruchtmittelpreis und Vik⸗ 
ualienmartt.) Weizen O M., — Pf. Korn ) M. — Pf. 
Herste zweireihige d M. — Pf., vierreihige d M. — Pf. 
cpelz 0 M. — Pf., Spelzkern — M. — Pf., Dinkel 
— M. — Pf., Mischfrucht O M. — Pf. Hafer 0 M. 
— Pf. Erbsen O M. — Pf. Wicken 0 M. — Pf, 
deu4 M. 20 Pf., Stroh J. Qual. 8 M. 20 Pf., I. Qual. 
3M. 00 Pf., Kartoffelns M. 30 Pf., Weißbrod L/ Kilo 
54 Pf., Kornbrod 8 Kilo 66 Pf., Gemischtbrod 8 Kilo 
30 Pf., paar Weck 100 Gr. 6 Pf., Rindfleisch J. Qual. 
50 Pf. ID Qual. 4 Pf., Kalbfleisch 50 Pf., Hammel⸗ 
leisch 50 Pf., Schweinefleisch 50 Pf. Wein 1 Liter 80 Pf 
Bier 1 Liter 24 Pf., Butter !/ Kilogr. 1I M. — pjf. 
enene Nachrie ten. 
München, 21. Febr. Die ultramontane 
Majorität des Magistrats, lehnte gestern in 
zeheimer Sitzung nach erregter Debatte den Glück- 
vunsch für Döllinger zu seinem neunzigsten 
Beburtstag ab. 
Das Kollegium der Gemeindebevoll—⸗ 
nächtigten beschloß mit allen gegen eine 
Stimme, entgegen dem Magistrat, der Magistrat 
olle Döllinger beglückwünschen. Verharre der Ma— 
gistrat bei seinem Beschlusse, so werde das Kolle⸗ 
zium selbst eine Adresse an Döllinger richten. Dr. 
Zleitner sprach aus, die Gemeinde habe von der 
Keligion abzusehen und den Gelehrten zu ehren. 
Paris, 21. Febr. Ein heute Vormittag ab⸗ 
gehaltener Ministerrat (der seitherigen Minister) 
heschloß im Hinblick auf die Reibereien mit China 
einen Teil der Marine⸗Infanterie, der bestimmt 
var, nach Frankreich zurückzukehren, in Tonking zu 
zelassen. Ferner wucden die aus Anlaß der am 
Sonutag stattfindenden Kundgebung der Beschäf- 
tigungslosen zu treffenden Maßregeln beraten. Floquet 
hat den Präfekten, da in der Provinz ähnliche 
dundgebungen bevorstehen, durch ein Rundschreiben 
empfohlen, den Abordnungen dahin zu antworten, 
daß die Lieferungsbedingungen, die für die StadtParis 
gelten, keine Anwendung auf öffentliche Staats⸗ 
arbeiten finden könnten. Floquet führt die im 
Interesse der Frauen, Kinder und Arbeitsinvaliden 
erlassenen Gesetze auf und empfiehlt schließlich den 
—XRXR 
nung zu dulden. 
Madrid, 21. Februar. Der „Imparcial“ 
meldet, der Sultan von Marokko trat an 
deutschland einen Küstenstrich im Golf Anjrond 
ih behufs Anlage einer Flottenstation (2). 
Protestan scher Gottesdienst. 
Fornnadee 24. Febr. 10 Uhr vorm. Text: 
Fvang. Marc. 10, 42 -A45. Lied 454. 
Für die Redaltien derantwortlich F. X De 
Versteigerungs und Submisstons- 
Anzeigen. 
Holzversteigerung. Am 2. Marz nächst 
hin, mittags 2 Uhr, werden zu Oberhausern 
in der Wirthschaft des J. Martin folgende Hoͤlze⸗ 
aus dem dasigen Gemeindewalde, Schlag Seiters 
versteigert: 6 eichen Nutzsiangen 2. Kl., 12 eiche 
Nutzstangen 3. Kl., 3 eichen Nutzstangen 4. Kl. 
4 buchen Nutzstangen 2. Kl., 1 buchen Nutzstang. 
3. Kl., 41 Ster buchen Scheit 2. Kl., dabei 80 
Ster 1,20 m lang, 137 Ster buchen Prügel 2 
Kl. 1725 Stück buchen Prügelwellen. 
Am Montag, den 18. März ds. J. soller i 
St. Johann a. S. die Budenplätze für de 
Jahrmarkt hierselbst am 19. März 1889 und an 
Dienstag den 19. März er., nachmittags 3 Uhr 
die Plätze für den am 25. Juni cr. hierselbst stat 
indenden Jahrmarkt an Ort und Stelle öffentlich 
rersteigert werden.