Full text: St. Ingberter Anzeiger

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Amtliches Or des königl. Amt ichts St b 
gan des königl. Amisgerichts St. Ingbert. 
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St⸗ Ingberter Anzeiger“ erscheint täglich mit Ausnahme der Sonn- und Zeilertage. 2 mal wobchentlich mit Unterhaltungs ⸗Vlatt und Mitwochs und Samstags mi 
— Beilagen. — Vvlan iostei dierieljahrlich 1. SG60 J einschließlich Tragerlohn; durch die Pofst bezogen 1M 7ThBM -, einschlietßlich 40 ⸗ eee Di. 
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V 62. 
Donnerstag, 14. März 1889. 
24. Jahrg 
Deutsches Reich. 
Berlin, 12. Marz. Die von dem Kaiser 
mRoltke anläßlich des 7 ojährigen Dienstjudi⸗ 
jums des Generalfeldmarschalls gerichtete Cabinets- 
ie hebt herbor, was Moltke für die Groͤße des 
vhengollernhauses, Preußens und Deutschlands 
aͤsei, die ganze Welt wisse es, bewahre es. 
PRil mir“, schreibt der Kaiser, „preist es ganz 
xutschland als besondere Gnade Gottes. daß er 
zie bis heute unter uns gelassen; möge es dem 
jümchtigen gefallen, Sie mir und dem Vaterlande 
ferner in der bisherigen Kraft und Frische zu 
chalien. Gleich meinen Vätern trage ich im tief⸗ 
in Herzen die Dankesschuld gegen Sie.“ 
Die Ausgabe der „Volks⸗Zeitung“ vom 
J.d. Mis. ist wegen ihres Leitartikels unter der 
jnllage der Schmähung Kaiser Wilhelms J. mit 
yschlag belegt worden. 
Berlin, 13. März. Reichs ta g. Der Reichs⸗ 
q. der heute nach der Unterbrechung wieder zu⸗ 
nmentrat, nahm in erster und zweiter Lesung die 
hlärung zu Artikel 8 des Vertrages zur Regel⸗ 
ing der Nordseefischerei an und erledigte in 
rsser Lesung den Gesetzentwurf wegen Abänderung 
vys Vereinszollgesetzez. Die zweite Lesung findet 
n Plenum statt. Bei Beratung des Rechenschafts⸗ 
zerichts über die Handhabung des Socialisten⸗ 
eseßes wünscht Abgeordneter Sabor Auskunft da- 
üdet, welche Bestimmungen die Regierungen an 
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zedächten, und kritifirt die einzelnen Behauptungen 
ses Rechenschaftsberichts. (Während der Sede tritt 
ꝛer Reichskanzler ein.) Abg. Meyer (Jena) consiatirt, 
ß die nationalliberale Partei bei der Stellung⸗ 
ahme im vorigen Jahre für die Zukunft sich freie 
Jand gewahrt und bestimmte Verpflichtung nach 
reiner Seite Üübernommen habe. Nach Reden der 
lbgeordneten Liebknecht und Singer wird die Be⸗ 
atung abgebrochen, da die Beschlußunfähigkeit des 
dauses vom Präsidenten festgestellt wird. Nächste 
Sitzung Donnerstag 2 Uhr (Antrag Kulemann 
uf Abänderung des Gerichtsverfassungsgesctzes, 
hetitionen und kleinere Vorlagen.) 
Ausland. 
London, 12. März. Unterhaus. Fer—⸗ 
wusson erklärte, die deutsche Regierung habe seit den 
ingsten Vorgängen auf Samoa' ihren Consul 
yon dort abberufen. Die Substituierung der deut⸗ 
hen Flagge anstatt der englischen auf einem dor⸗ 
igen Gebäude beziehe sich wahischeinlich auf ein 
Naus, dessen Eigenthumsrecht streitig und Gegen- 
and von Erörterungen sei. Hinsichtlich der ge- 
altsamen Ueberführung öritischer Unterthanen vom 
hiffe „Richmond“ auf das deutsche Kriegsschiff 
Udler“ habe die englische Regierung um Auftlaär— 
ug gebeten und seitens Deutschlands die Antwort 
thalten, daß die deutschen Militärbehörden auf 
»amoa angewiesen seien, die auf Samoa ansässigen 
lusländer nicht dem Kriegsrechte zu unterwerfen 
nd don Durchsuchung fremder Schiffe nach Kriegs- 
onrebande abzusehen. Der Schriftenwechsel werde 
n wenigen Tagen dem Hause zugehen. 
London, 12. Marz. Das Unterhaus ge- 
Imigte mit 231 gegen 88 Summen den ersten 
lbschnitt des Kriegsbudgets, worin die Heeresstärke 
uf 132,282 Mann fehigesetzt wird. 
Paris, 12. Marz. Von den Bureaus der 
Putirtenkammer wurde heute eine Com⸗ 
nission gewählt behufs Pruüfung und Genehmigung 
her gerichtlichen Verfolgung der drei Deputierten 
Laguerre, Laisant und Turquet. Alle Mitglieder 
der Commission außer Cassagnac sind für Ertheil⸗ 
ing der Ermächtigung. In der Commission für 
Amnestieantrag sind bier Mitglieder für eine volle 
Amnestie, fünf für eine partielle, zwei gegen den 
Antrag. 
Belgrad, 12. März. König Milan sagte 
gestern einem seiner Vertrauten, er werde ein volles 
Fahr auf Reisen bleiben, er werde die Geschichte 
der leßten Monale schreiben, sie den König 
Alezander, wenn dieser großjährig geworden, lesen 
ind dann drucken lassen. General Gruissch erklärte, 
ie Hauptaufmerksamkeit sei der Befestigung der 
nneren Verhältnisse und der Erhaltung der aus— 
nvärtigen Beziehungen zu schenken. 
Begen Wiz. wird Vorführungsbefehl erlassen. — Die 
12 Jahre alte Marg. W., Ehefrau des Bergmannes 
Sch. hier hat einen am 27. Dezember v. J. auf 
der Straße vor ihrem Hause durch lautes Schimpfen 
derübten Unfug mit einer Geldstrafe von 1 Mark 
evb. 1 Tag Haft und Zahlung der Kosten zu büßen. 
— Eine freche, rohe ÄAntwort hatte am 25. Nov. 
b. Is. der 13jährige Nk. B. hier dem prot. Schul⸗ 
verweser Hrn. Vogelgesang gegeben, welcher ihn 
wegen Lärmens vor dem Schulhause störte. Das 
Bürschlein wird deshalb mit der Geldstrafe von 6 
Mark ev. 2 Tagen Gef. nebst den Kosten belegt. 
— Der 59 Jahre alte Pt. G., Kesselschmied in 
Rohrbach spielte am 30. Dezember v. Is. in der 
Wagner'schen Wirthschaft dortselbst mit Bekannten 
Karien. Einer derselben, Bergmann N. Deckarm, 
beschuldigte dabei den G., ein 10-Pfennig ·Stüch 
an sich genommen zu haben, was diesen so erregte, 
daß er dem D. sein Bierglas auf den Kopf schlug, 
daß es zersprang. Nachtheilige Folgen hatte der 
Schlag nicht. Urtheil gegen G unter Zubilligung 
mildernder Umstande 12 Mt. Buße ev. 4 Tage 
Bef. und Kosten. — Angeklagt und geständig, seine 
Schwiegermutter gestoßen, getreten und mit einem 
eisernen Bügel geschlagen zu haben, ist der Ackerer 
Gg. 8. aus Ommersdeim, 80 J. a. Er erhält 
deshalb unter gleicher Berücksichtigung die gleiche 
Strafe von 12 Mtk. ev. 4 Tage Gefängniß mit 
den Kosten. — Die Verhandlung wegen Diebstahls 
einer Peitsche, gegen den Diensttnecht Phil. F., 30 
J. a., gebürtig aus Habkirchen, wird behufs Lad- 
ung eines weiteren Zeugen auf unbestimmte Zeit 
augesetzt. — Der Korbmacher Chr. H. von Bier⸗ 
bach haͤtte gestern hier gebettelt und wird dafür mit 
1 Tag Hafi nebst den Kosten bestraft. — Auf Pri⸗ 
vatklage von Maria Schwerdt und nach Ueberführ- 
ung wird die 22jährige Kl. W. aus Hassel wegen 
öffentlicher Beleidigung der Ersteren, begangen am 
16. Januar abhin auf dem Wochenmarkte in St. 
Ingbert zu 3 Tagen Gef. und in die Kosten ver⸗ 
urtheilt. Auch ist der Beleidigten die Befugniß zur 
Veröffentlichung des Urtheilsauszugs an der Ge— 
meindetafel zu Hassel erteilt. 
*St. Ingbert, 14. März. Bei der gestern 
Nachmittag hier in dem Siadthause abgehaltenen 
Versteigerung des Gemeinde-Berechtigungs— 
holzes pro 1888189 wurde ein außerordentlich 
günstiges Resultat erzielt. Für die versteigerten 
1187113 Ster wurden erlöst 3911 Mk. 60 Pfg. 
Dieser Erlbds geht um ca. 400 Mark über 
den Voranschlag hinaus und ist der höchste, welcher 
bisher für Gemeinde-Berechtigun gsholz erreicht wurde. 
* Vorsicht beim Empfang von Geldstücken! 
Ein hiesiger Geschäftsmann theilt uns mit, daß 
dieser Tage bei ihm ein falsches Ein-Mark⸗ 
stück in Zahlung gegeben wurde. Der Veraus- 
geber desselben ist nicht bekannt. 
* Zur Feier des Geburtstages S. K. H. des 
Prinzregenten von Bayern fand auch in Straß⸗ 
Rurg, im Luxhof, ein Festbanket satt. In dem 
Bericht hieruber wird auch besonders erwähnt, daß 
derr Bezirkswaiseninspeltor Aug. Woll, ge⸗ 
jorner St. Ingberter, sein Gedicht übder die Festes- 
freuden bei der Anwesenheit des Regenten in der 
Pfalz vortrug. 
eEnsheim, 18 Maärz. Das Geburisfest 
Sr. kgl. Hoheit des Prinzregenten von Bayern 
vurde hier auch heuer wieder in festlicher Weise 
begangen. Morgens um /29 Uhr bewegte sich 
ein ausehnlicher Zug, bestehend aus ungefähr 100 
Mann freiwilliger Feuerwehr und des Gemeinde— 
Lorele und pfaͤltieche Nachrichten. 
* St. Ingbert, 18. März. Schöffenge⸗ 
ichtssitzung. Als Schöffen fungieren die Herren 
Irch. Laur von hier und Gg. Hary von Ommers⸗ 
seim. Vorgeführt sind der des Bettels angeklagte 
guchbinder F. X. Sch., 29 J. a. aus Dangstetten 
n Baden, welcher am 27. Febr. abhin in der Ober- 
sauserschen Wirthschaft hier etliche Gäste angebettelt 
jatte, ferner der 46jährige Dienstknecht Urb. J. 
us Rastatt in B., welcher ebenfalls am 8. März 
sier gebettelt hat und außerdem der Landftreicherei 
son Anfang Februar bis 3. März oblag. Ersterer 
rhält eine Strafe von 8 Tagen Haft, Letzteret, schon 
30mal vor bestraft, eine solche von 4 Wochen Haft 
ind wird der Landespolizei überwiesen; der Haft⸗ 
hefehl gegen Beide wird aufrecht erhalten. Bei der 
veiteren Verhandlung sind beschuldigt Adf. J., 24 
J. a., Ackerer, Pt. Hsl., 24 J. a., V. Wh., 25 
J. a., Pt. Wh., 80 J. a., Hüttenarbeiter, Pt. St., 
25 J. a., Fabrikarbeiter, Gttl. Kd., 23 J. a. 
Ih. Pt. Wtz. (nicht erschienen), Pt. Hg., 27 J. 
alt, Gg. Mu(mnicht erschienen, aus Bliesbolchen) 
4. Al., 26 J. a., Schuhmachee und Joh. 
dt., 24 J. a., Fabrikarbeiter, Alle aus Ensheim, 
uußer Gg. M. Am 2. November, nachmittags, 
im Tage der Kontrolversammlung kamen die Ge— 
nannten in die Wirthschaft der Frau Wwe. Schmel⸗ 
jer am Bahnhof. Als dann der Stationskomman- 
zant Stoffel vorüberging, deranlaßte ihn der Ange⸗ 
lagte J. durch frechen beleidigenden Zuruf, hinein- 
ugehen; J. verweigerte die Namensangabe und 
zrauchte noch weitere beleidigende Ausdrücke, ebenso 
Isl. Ersterer wurde von dem Beamten mit Gewalt 
ius dem Lokal verbracht, woran der beschuldigte 
B8. Wh. den Sergeanten zu verhindern gesucht 
jaden soll durch Besetzthaltung des Thürdurchgangs. 
die Wirthin sah sich im Verlaufe des sich hieran 
chließenden Tumultes gezwungen, den Bierverzapf 
inzustellen und die Gesellschaft zum Verlassen dee 
dokals aufzufordern. Unter der Anklage, dieser 
Aufforderung nicht nachgekommen zu sein, (Haus 
riedensbruch) stehen alle Vorgenannten vor Gericht, 
wßerdem Adf. J. und Pt. Hsl. wegen Berufsbe⸗ 
eidigung und V. Wh. wegen Widerstands gegen 
die Staatsgewalt. Gegen diesen wird neue Ver⸗ 
sandlung auf den 3. April bestimmt, um einen 
veiteren Zeugen zu laden. Adf. J. wird wegen 
des Hausfriedensbruchs unter Annahme mildernder 
Umstände zu 3 Tagen, wegen der Beleidigung zu 
12 Tagen Gefängniß (zusammen 14 Tagen) und 
osl. wegen gleicher Vergehen, da aber minderbe— 
astet, zu je 12 Mark, insgesammt zu 24 Mark 
Heldbuße eb. 8 Tage Gf. verurtheilt; jeder trägt 
ein Viertel der entstandenen Kosten. Die übrigen Er— 
chienenen werden als nicht überführt, freigesprochen.