über die groͤßten Pflichten, die den Republicanern
die gegenwärtige Lage auferlege. Alle müßten sich
oereinigen zur Vertheidigung der bedrohten Repu-
blik, den Feinden muthig entigegenrücken und ge⸗
gebenenfalls selbst für dieselbe sterben. Es fei
Pflicht der Regierung, die ganze Strenge des Ge—⸗
setzes gegen die Verschwöͤrer zu entfalten. In ihrer
Thatkraft werde sie die nöthigen Entschlüsse finden,
um die gerechte Sache zu fördern. Redner könne
nicht glauben, daß die Nation nach jahrhundert⸗
langem Kampfe zu den Zeiten der Alleinherrschaft
und der Retter zurückkehren verde. Aber in dieser
Zeit der Uunruhe und der Agitation sei es gut,
sie daran zu erinnern, daß es außer der Republik
nur die Revolution gäbe. Die Weltausstellung
stehe bevor. Mit Vertrauen koͤnnten die Ausländer
nach Paris kommen; sie würden dort nur Gefühle
der Brüderlichkeit und in Frankreichs Seele den
brennenden Wunsch nach allgemeinem Welt—
frise den finden.
Wien, 8. Jan. Der Kaiser empfing heute
den deutschen Militärattachs Major v. Deines in
besonderer Audienz.
Konstantinopel, 7. Jan. Soeben hat die
türkische Regierung die Eisenbahnlinie Hai—
der Pascha⸗Ismidt beschlagnahmt. Der bis⸗
herige Pächter Seefelder, hat Verwahrung dagegen
eingelegt. Die Uebertragung an die Deutsche
Bantl stieht bevotr.
Lokale und pfalrisch⸗ Nachrichten.
* St. Ingbert, 9. Jan. Wie aus dem
betr. Inserate zu ersehen, wird heute Abend 8 Uhr
im Lokale der Bierbrauerei Becker (Unierstadt) die
Familie Hübscher aus München ein Konzert
geben. Als Hauptgenuß stehen dabei zu erwarten
Vorträge auf dem Xylophon, jenem lyraförmigen
Glockenspiele, das man so selten hört und dessen
Tone Niemond vergessen wird, der Gelegenheit da⸗
zu hatte. Der Familie Hübscher dient ein guter
Ruf zur Einführung und namentlich die Leistungen
des jugendlichen Xylophon-Spielers Hans Hübscher
finden durch die Blätter Anerkennung. So darf
man fich von dem Besuche des Konzerts nur an—
génehme Stunden versprechen.
„*— Folgende Mahnung an die Eltern
dürfte jetzt bei der eingetretenen starken Kälte
zeitgemäß sein. Es handelt sich um den Schul—
gang. Man hat häufig Gelegenheit, zu beo—
wachten, daß Schulkinder des Morgens ihren Schul⸗
weg im Sfurmschritt zurücklegen, um zur bestimm⸗
ten Zeit zur Stelle zu sein. Durch einen solchen
Schulgang ist schon häufig der Keim zu schweren
Erkrankungen gelegt worden. Man beodachte nur
die Kleinen, wie sie mit fliegendem Athem und
offenem Munde dahinstürmen und in erhitztem Zu⸗
stande die Respirationsorgane dicekt den tödtlichen
Nord; und Nordostwinden aussetzen: Halserkrank-
ungen aller Art, Lungenentzündungen u. s. w.
sind nur zu leicht bei der geringen Widerstands⸗
fähigkeit der zarten Organismen die Folgen eines
solchen Dauerlaufes. Wer also seine Kleinen lieb
hat und dieselben gesund erhalten will, der sorge
dafür, daß das Kind rechtzeitig den Weg zur
Schule antritt. Dann präge man aber dem Kinde
recht eindringlich ein, in dieser Jahreszeit das
schnelle Laufen zu vermeiden und vor Allem ein
mit offenem Munde znu athmen. Letzteres ist be⸗
sonders zu beachten; mögen die Eltern ihre Kinder
bon früher Jugend auf daran gewöhnen, baupi⸗
sächlich durch die Nase zu athmen. Durch Be⸗
folgung dieses Rathschlages kann gar vielen
Familien so manches Leid erspart werden.
— Gleisweiler, 6. Jan. Schon über
acht Tage wird der 14 Jahre alte Sohn Karl des
Handelsmannes Salomon Haber in Albersweiler
vermißt. Der reiselustige Bursche hat fich ohnt
Veranlassung aus seiner elterlichen Wohnung ent⸗
fernt und eine Reise nach den Rheinlanden ange⸗
treten. In Oppenheim (Hessen) hat sich derselbe
von Verwandten einen kleinen Vorschuß geben
lassen und dann die Weiterreise angetreten. Nach—
richten über den Verbleib ihres Sohnes find den
bekümmerten Eltern sehr willkommen.
— Neustadt, 6. Jan. Heute fand eine
Bürger⸗Versammlung statt, behufs Berathung über
die Aufnahme eines Anlehens von 500,000 Mk.
Die Versammlung beschloß, daß das Anlehen be⸗
schafft werde und mit 32 pCt. zu verzinsen isi.
— Speyer, 7. Jan. Für das Jahr 1889
wurden durch die kgl. Regierung den nachgenannten
Universitäts · Studierenden Kreisstibendien im Betrag
oon je 100 Mk. verliehen: a. Siudierende der
Theologie: 1) Heinrich Emrich von Großniedes⸗
heim; 2) Hermann Jung von Bornheim; 3) Al⸗
bert Mayer von Kaiserslautern; 4) Konrad Santer
von Lachen; 5) Heinrich Schreiner von Nieder⸗
lustadt; 6) Jakob Müller von Obernheim; 7)
Christian Osterhelp von Kapsweyer; 8) Ernst
stahm von Heiligenmoschel; 9) Jakob Bastian von
Weselberg; 10) Peter Dansch von Eschbach; 11)
Beorg Eiswirih von Eschbach; 12) August Klein
»on Zweibrücken; 13) Philipp Bold von Land⸗
tuhl; 14) Johannes Holländer von Dudenhofen;
15) August Nägle von Annweiler; 16) Joh.
Schweitzer von Hochdorf. b. Studirende der Rechte:
1) Gustav Butz von Bissersheim; 2) Ludwig
)oͤhn von Großkarlbach;. 3) Ludwig Schlemm von
S„peyer; 4) Ludwig Hussong von Nußdorf; 5)
Ferdinand Renner von Kirchheimbolanden. e Stu⸗
dierende der Medizin: 1) Wilhelm Holterbach von
Neuleiningen; 2. Hugo John von Bellheim; 8)
Leo Ktern von Essingen. d. Studirende der Philo—
logie und Philosophie: 1) Emil Hearich von
Kteichenbach; 2) Richard Kleber von Ludwigshafen.
(Pf. Kur.)
— Weisenheim a. S., 7. Jan. Von
hier ist in Gaunerstückch en zu berichten, dem
der Humor gewiß nicht fehlt. Einem hiefigen
Bürger, namens Heinr. Lautenschläger jun., wur⸗
den 2Stallhasen gestohlen. Einige Tage darauf
erhielt derselbe von der Poststation Flommersheim
ein Cigarrenkistchen. Als derselbe dieses Kistchen
zffnete, fand L. die Mägen und Pelze seiner Stall⸗
hjasen, sowie 50 Reichspfennige nebst folgender
poetischer Widmung:
„Da wir uns am Fleische thaten laben,
Sollst Du die Mägen und Pelze haben;
Und 50 Pfennige schicken wir
Als Trinkgeld Dir.“ Gruß
Eine noble Gesellschaft.
— Obrigheim, 8. Jan. „Ein Spaß
mit schrecklichem Ausgange ereignete sich vorgestern
Abend hier. Einige hiesige junge Burschen wollten
»en als etwas furchtsam bekannten Spengler Bohn
von Kindenheim auf seinem Heimwege fuürchten
machen und hingen zu diesem Zwecke dem verhei⸗
ratheten Schuhmacher Witt von hier ein weißes
Tuch über. Als sie zwischen hier und Klein⸗
Bockenheim besagtem Bohn näher kamen und er
)en mit Tuch behängten Mann sah, feuerte er aus
inem Pistol einen Schuß auf Witt ab und traf
zenselben so gefährlich in den Unterleib, daß noch
in der Nacht ärztliche Hilfe geholt werden mußte,
eider konnte dieselbe nichts mehr ausrichten: Das
unglückliche Opfer eines unzeitigen dummen Scherzes
ist gestern Mittag 12 Uhr der schweren Verwund-
ung erlegen. Der Verstorbene war erst 80 Jahre
alt und hinterläßt eine Witwe mit zwei Kindern
im Alter von 3 und 192 Jahren.
— Aus der Pfalz, 4. Jan. Das in
Altbayern häufig vorkommende sogenannte „Hab er⸗
feldtreiben“ wurde auch in den letzten De—
jembertagen an drei verschiedenen Abenden in
dem Dorfe Oberotterbach bei Bergzabern in regel⸗
rechter Weise zum Erstaunen und Aerger der Be⸗
wohner der ganzen Umgegend zur Ausführung ge-
hracht. Einem älteren wohlhabenden Wittwer,
welcher sich noch einmal verheirathen will, wollte
man sein Vorhaben durch diesen Unfug gründlick
verleiten
Vermischtes.
FEGritische Tage.) Von dem modernen
Zropheten, dem bekannten Erdbebenforscher Ruvolf
Falb, ist eine große Liste von sogen. kritischen
Tagen für 1889 aufgestellt worden. Die aufge—
ählten Tage sollen sich durch Erdbeben und abnorme
Witterungserscheinungen, wie Gewitter, Schnee⸗
türme, Wolkenbrüche, Wetterstürze, Orkane bemerk⸗
har machen. Nach dem Grade ihrer Gefährlichkeit
lassen sie sich in drei Gruppen in absteigender
Keihenfolge vertheilen. Kritische Tage erster Ord
aung ssnd; 15. April, 15. Mai, 24. Okt., 17.
Maärz, 9. Sept., 28. RNob., 11. August; solche
weiter Ordnung sind: 13. Juni, 25. Sept., 22.
Dez., 1. Jan., 31. Jan., 1. März, 9. Okt., 12.
Juli, 31. Marz, 15 Febr.; zur dritten Ordnung
zehören: 26. August, 7. Nob., 80. April, 17
Jan., 28. Juli, 7. Dez. 29. Mai, 28. Juni.
An Gelegenheiten zu Unordnungen in der Natur
ehlt es also in diesem Jahre nicht. Sicherlich
werden solche vorkommen, ob gerade an den be—
‚eichneten Tagen, wer vermöchte das direct zu be⸗
ahen oder zu verneinen! Wir wollen unbeschadet
— tS— —
zieser langen Liste mißlicher Tage ruhig dem neuen
Jahr entgegen sehen, hoffend, daß es noch mehr
glückliche Tage in seinem Schooße berge.
Neunkirchen, 7. Jan. Gemäß Ver—
jügung Sr. Erxzellenz des Herrn Justizministers
bvom 3. d. Mis. ist mit dem hiesigen Notariate
die Rechtsanwaltschaft verbunden worden und wird
herr Notar Heuc hierselbst von heute ab die
Vertretung der Parteien vor dem Amtsgerichte über⸗
iehmen. (S.- u. Bl.3.)
F Forbach, 7. Jan. Da durch die hinter
Stieringen angelegten Schlackenberge die Forterhal-
sung mehrerer in der Nähe gelegenen Kriegergräder
jefährdet wird, so wurden in voriger Woche unter
deitung des Herrn Polizei-Kommissars Metten vier
kriegergräher — zwei am burbacher und zwei am
tieringer Schlackenberg — geöffaet und die darin
jefundenen Ueberreste der Krieger in zwei Särgen
in minder gefährdeter Stelle in der Nähe des
denkmals der 77er, wieder der Erde übergeben.
Is wurden in den vier Gräbern neun Leichen ge⸗
sunden, und zwar lagen am burbacher Schlacken⸗
zerge in einem Grabe ein, im andern zwei Preu⸗
zen; am stieringer Schlackenberge in einem Grabe
dier, im andern zwei Franzosen; die letzieren, wie
die bei ihnen gefundenen Uniformknöpfe ergaben,
»om 67. und 32. Regiment. Bei den Leichen,
an denen haupisächlich die Schädel noch gut erhal⸗
ten waren, wurden verschiedene Münzen, ein Feder⸗
halter mit Bleistift, einige Messer, ein Feuerstahl
und eine Thonpfeife gefunden. — Die Umbettung
der Leichen erfolate auf Kosten der betr. Werke.
(Forb. 3.)
rKreuznach, 6. Jan. Die durch Zufall
rfolgte Entlarbung eines Schwindlers in
Frankfurt a. M. verdient weitere Verbreitung.
bor einiger Zeit gelangte an die hiesige Stadi—
erordnetenversammlung ein vom „Centralbureau
ür Straßenbahnen“ in Frankfurt a. M.
interzeichnetes Gesuch um die Ertheilung der
donzession zum Bau einer Straßenbahn in unserer
Stadt. Die städtische Vertretung, welche sich, da
der Stadt kein Risiko erwachsen konnte, im Grunde
nit dem Plane einverstanden erklärte, war indeß
rorfichtig genug, ihre endgiltige Zustimmung von
vorherigen Verhandlungen zum Zwecke der Sicher⸗
dellung abhängig zu machen. Das „Centralbureau“
Zerief sich in seiner Eingabe auf die Stadt Neuwied,
welche ihm die Konzession ertheilt habe. Neuerdings
entdeckte ein hiesiger Herr, der sich um die Stelle
eines Direktors bei der künftigen Kreuznacher
Straßenbahn bewerben wollte, daß ein „Central-
bureau für Straßenbahnen“ in Frankfurt überhaupt
nicht besteht; in einem Hinterhause eines Gäßchens
in Bornheim fand er nach langem Suchen die arm⸗
selige Wohnung des ehrenwerthen Herrn, der sich
den hochtrabenden Titel, Centralbureau für Straßen⸗
hahnen beigelegt hatte und dessen schlau angelegter
Plan jedenfalls darauf hinzielte, die ihm ertheilte
donzession an einen Unternehmer zu verkaufen.
da der Schwindler sicherlich auch in andern Städten
ein Glück versucht hat oder noch versuchen wird,
o erscheint eine Veröffentlichung dieses Konzessions⸗
chachers ganz am Platze. (K. 3.)
FOberhausen, 4. Jan. In der Bauer⸗
schaft Dümten machte am Neujahrstag ein junger
Hann mit einem Revolver Jagd auf Sperlinge.
Der wenig geübte Schütze traf hierbei seinen
Bruder in die Brust. Die Kugel war dem Un⸗
glücklichen ins Herz gedrungen und hatte denselben
sofort getödtet.
F Koln, 6. Jan. Der deutsche Walzwerks-
berband erhöhte den Preis des Walzeisens um
2,50 Mk., der oberschlesische Walzwerksverband
den Grundpreis des Feinblechs um 5 M. per Tonne.
fWuürzburg, 6. Jan. Große Aufregung
herrscht in der Studentenschaft. Der Studidsus
Bannenberg, der kürzlich aus der Bahnhofswirth⸗
schaft hinausgeworfen und schwer verletzt worden
war, wurde gestern mit einer großen Kopfwunde
und Stichwunden todt im Bent aufgefunden. Der
Mörder ist unbekannt.
FFeuerbach, 6. Jan. Eine schreckliche
Blutthat wurde heute Abend hier begangen. Die
verwitwete Schwanen wirtin Gerlach wurde, wie der
„Schwäbische Merkur“ meldet, in ihrer im Erdge—
schoß des Gasthauses belegenen Wohnung mitten
im Zimmer in einer Blutlache mit großen klaffen⸗
den Hiebwunden am Kopfe gefunden. Die Geld⸗
sasche, welche Frau Gerlach an sich trug, war gçe—
leert, der im Zimmer stehende Secretär war er⸗
hrochen, Geld und Werthpapiere geraubt und der