Full text: St. Ingberter Anzeiger

und Verneinung der Frage aus 8 183, bejaht hat- 
ten, verurtheilte der Gerichtshof den Angeklagten 
zu einer Gefängnißstrafe von 6GMonaten. 
Schluß der Verhandlung 594 Uhr. 
— Zweibrücken, 18. März. Ein fröh⸗ 
liches Imkervöltchen tagte gestern im Nebenzimmer 
der Mayer'schen Brauerei, um die heurige Früh— 
jahrsversammlung des Zweibrücker Zweigvereins der 
pfälzischen Bienenzüchter abzuhalten. Auf 
der Tagesordnung stand unter anderem die Neu⸗ 
wahl des Verwaltungsrathes des pfälzischen Bienen⸗ 
zuchtvereins, sowie die des Ausschusses des Zwei⸗ 
brücker Zweigvereins selbst. Herr Vorstand Scholl 
begrüßte die, der ungünstigen Witterung wegen, 
leider nicht sehr zahlreich Erschienenen und gedachte 
hiebei des vergangenen, bei den Imkern in sehr 
schlimmen Andenken stehenden Jahres mit dem 
Wunsche, daß das Jahr 1889 den Fehler seines 
Vorgängers wieder gut machen möge. Dann warnte 
der Herr Vorstand vor allzugroßer Vertrauensseelig⸗ 
keit inbezug auf den Honigvorrath der glücklich 
durch den Winter gekommenen Völker, da solche 
jetzt noch aus Mangel an Nahrung leicht zu Grunde 
gehen könnten. Furcht wegen Verkühlung der 
Brut brauche man nicht zu hegen, wenn man die 
Wohnung nach Beigabe des Futters rasch wieder 
schließe. Zur Ueberwinterung empfiehlt Herr Scholl, 
die Glasfenster aus den Stöcken zu entfernen und 
durch Strohmatten zu ersetzen, da er in dieser Hin- 
sicht im verflossenen Winter sehr gute Erfahrungen 
gemacht habe. Die hierauf von Herrn Kassier Bo⸗ 
zung vorgelegte Abrechnung für das Jahr 1888 
ergab eine Gesammteinnahme von 193 Mk. 60 Pf., 
welcher eine Ausgabe von 186 Mk. 19 Pf. gegen- 
überfteht. Auf Vorschlag des Herrn Vorstandes 
dankten die Anwesenden˖dem Kassier für seine Be— 
mühungen durch Erheben von den Sitzen. — Das 
Ergebniß der Wahl der Verwaltungsrathsmitglieder 
des Hauptvereins entzieht sich vorerst noch der Ver⸗ 
offentlichung. G8w. 3.) 
— Die „pPfaͤlzische Volksztg.“ kündigt an, daß 
vom 1. April an die „Kaiserslauterer Zeitung“ ihr 
Erscheinen einstellen, dagegen die „Pfälzische Volks⸗ 
zeitung“ in Zukunft unter dem Kollektivtitel Pfäl⸗ 
zische Volkszeitung“ (Kaiserslauterer Zeitunqg) weiter 
erscheinen wird. 
— Pirmasens, 18. März. Das Neuperi'sche 
Haus in der Neugasse ist von dem Schuhfabrikanten 
Chr. Zell jr. um 14000 Mtk. angekauft worden. 
— Die Schehlermühle (emeinde Winzeln) 
wurde sammt dazu gehörigem Grundbesitz von 8 
Morgen Ackerland, 10 Morgen Wiesen und 12 
Morgen Wald vom Direltor des hies. Vorschußver⸗ 
eins, Herrn Schwarz, um 4700 Mt. käuflich er⸗ 
worben. Die von den Verkehrswegen abgelegene 
Lage der Mühle soll die Ursache sein, daß kein 
höherer Erlös erzielt wurde. 
— Herrheim, bei Landau 17. Marz. Der 
älteste Lehrer dahier ist Herr Bullinger. 44 Jahre 
lang wirkt er in hiesiger Gemeinde und steht gegen⸗ 
wärtig im 50. Dienstjahre. Wir hoffen und 
wünschen, daß Herr Bullinger bis Spaͤtjahr sein 
50jähriges Amtsjubilaum in bester Gesundheit 
feiern und noch recht lange leben möge. 
(C. T.) 
— Neustadt, 17. März. Zum 8. Ver⸗ 
bandstag der pfalz. landwirthschaftlichen Köon— 
sumvereine hatten sich heute die Delegirten 
der einzelnen Vereine aus allen Theilen der Pfalz 
im Saale des Gesellschaftshauses eingefunden. Um 
12 Uhr eröffnete der Verbandspräsident Herr Dr 
Knecht mit einer kernigen Ansprache die Versamm⸗ 
lung und ging sofort zur Tagesotdnung über. 
Zunächst erörterte er, daß im Jahre 1888 be⸗ 
ziehungsweise 1884 der Verband mit 8 Vereinen 
sich bildete und heute ist deren Zahl auf 84 an- 
gewachsen. Die meisten Vereine sind in dem Be⸗ 
zirke Zweibrücken (16). Haupisächlich betonte Red 
ner, daß die Mitglieder-Beiträge erniedrigt werden 
mögen, so daß es auch dem kleinen Landwirth er— 
möglicht sei, an den Vorteilen, welche der Verband 
zu gewähren in der Lage ist, theilzunehmen. Aus 
dem Jahresbericht ist ersichtlich, daß die Vortheile. 
welche durch den Verband den einzelnen Vereinen 
geboten, immer mehr erkannt und so der Konsum 
der verschiedenen Artikel sich alljährlich steigert. 20 
Konsumvereine sind noch nicht dem Verband bei— 
getreten, doch steht zu erwarten, daß auch diese sich 
anschließen werden. Das Gesammt⸗Stammver. 
mögen stieg von 7460 auf 10,925 Mk. Ende 
1888. Der Reserbefonds betrug Ende 1888: 
25.883 Mk. Kohlen wurden 1887 262.270 3ir. 
und 1888 372,357 Zir. zu 136,421 Mk. be⸗ 
jogen. Kunstdünger wurden 116,000 Ztir. bezogen 
uind hiefür 428,000 Mk. aufgewendet. Auch 
Kraftfuttermittel wurden heuer wieder in größerer 
Menge bezogen als in den Vorjahren. Herr 
Göhring aus Albisheim, Mitglied der Kohlen- 
einkaufskommission erledigte mit kurzen Worten 
seinen Bericht, doch reihte sich hieran eine lebhaftt 
Debatte, besonders über die Qualität der Kohlen 
aus den verschiedenen Gruben und über den oflt 
twas mangelhaften Lieferungs-Modus. Daraus 
rgab, daß der eine Verein gerade diejenigen 
dohlen bevorzugt, welche ein anderer Verein ver⸗ 
aichtet. Diesem Umstande koͤnnte leicht abgeholfen 
werden, wenn eben jeder Verein mit der Bestellung 
auch sogleich den Bezugsort angebe und diesem 
Vorschlage stimmte man allgemein bei. 
Herr Goeth aus Gönnheim erstattete nun als 
Vorsitzender der Einkaufskommission für Hülfsdünger 
Bericht über den Bezug und die Menge der ein- 
zelnen Kunstdünger. Auch hieran reihie sich eine 
ängere Debatte, an welcher sich ganz vesonders 
Herr Dr. Halenke aus Speher, der besonders 
Aufschluß gab über die Analyse dir von ihm un⸗ 
tersuchten Dunger. Redner betonte noch besonders 
»aß er eigentlich nur von dem Landwirihschaftlichen 
Kreiskomitee berufen sei und die von dieser Kor⸗ 
poration eingesandten Waarenproben behufs Unter— 
uchung zunächst zu berücksichtigen habe, was eben 
nicht selten eine Velschiebung der Versuchsergebnisse 
)er von den Konsum ⸗Vereinen eingesandten Proben 
rheische und könne man ihm nicht die hie und da 
nntstehenden Verspätungen anrechnen. Ueber den 
Zahlungsmodus der kunstlichen Dünger ge⸗ 
angte man zu dem Schluß, daß Baarzahlung die 
vorteilhafteste sei und dies ließe sich ermöglichen, 
wenn ein jeglicher Verein sich mit einer Bank in 
Verbindnng setzte, wo sie statt 690 bei verzögerter 
Zahlung dem Lieferanten nur 8 bis 406 zu zahlen 
zätten. Diesem Vorschlage stimmte man gleichfalls 
bei. Herr Pcopheter aus Eppstein referirte nun 
über den Bezug der Kraftfuttermittel und legte 
dar, daß Palmmehl und Palmkuchen die zumeist 
verwendeten Futtermittel seien, während Oelkuchen 
weniger in Verwendung gelangen. 
Es wurde nun Punkt 3 der Tagesordnung, 
aämlich eine Eingabe an die königliche Regierung 
resp. den Landrath der Pfalz behufs Beschleunigung 
der Zustellung der Versuchsanalyse betreffend, be— 
Prochen. Herr Dr. Halenke gab hierüber die Aus⸗ 
kunft, daß man sich lediglich an das landwirth⸗ 
chaftliche Kreiskomitee zu wenden habe und sehr 
zut wäre es, wenn jeglicher Verein dem landwirthe 
chaftlichen Verein beitrete, wodurch es ermöglicht 
sei, eine Beschleunigung der Zustellung der Analyse 
jerbeizuführen. Dieser Vorschlag fand allaemeine 
Zustimmung. 
Punkt 4 der Tagesordnung, nämlich die Con⸗ 
centration der Geschäftsführung des Verbandes, 
rief eine längere Debatte hervor und bei erfolgter 
Abstimmung ergab es sich, daß die Mehrheit hier— 
jühr ist, daß eben jeder Verein direkt den Liefer⸗ 
anten bezahle und nicht die Beiträge an die Ver— 
bandskasse eingezahlt wetden mögen. Da jedoch 
der Verbands⸗Ausschuß diesen Modus eingeführt, 
so könne erst wieder mit dem 1. Juli ijd. 38. 
eine Aenderung eintreten. Hiermit war die Tages- 
»xxdnung erledigt. Als Verbandsort für den 
nächsten Verbandsstag wurde Landau vorge⸗ 
chlagen. Die Versammlung wurde um 3 Ulhn 
geschlossen. 
— Neustadt, 18. März. Die bisher im 
Besitze des Herrn Guth befindliche wohlbekannit 
Restauration, das ehemalige Besitzthum des Herrn 
Thristmann, „Fum Spinnrädel“ ging nach 
der „Ztg“, heute zum Preise von M. 23 000 in 
die Hände des Herrn Julius Roth über. Der 
neue Besitzer ist eine hier wohlbekannte Persönlich- 
Leit; derselbe war früher langjähriger Kellermeister 
in dem Hause Gebr. Kempf. 
— Haßloch. Wenn man den sogenannten 
VBiehweg hinaus in unseren Wald kommt, so bietet 
derselbe einen seltsamen Anblick. Etwa mannshoch 
vom Boden haben alle Kieferbäume Ringel, die 
man in die dicke Rinde eingeschnitten hat. Diese 
Ringel sind drei Finger breit mit Leim bestrichen 
und um diesen Leim her bemerken wir eine Menge 
Raupen, die an dem Leim hängen geblieben sind 
Seit vorigem Jahr hat sich hier ein Schmetterling, 
iefernspinner genannt, eingenistet, dessen Raupen 
die Nadeli der Kieferbäume abfressen und bei 
hrer schnellen Vermebrung den Mald zu ruiniren 
drohen. Um diese Raupen zu dertilgen, hat man 
die Ringel in die Bäume gemacht. In andern 
Schlägen hat man nach der Nst. Ztg. das Siren 
werk bis auf den glatien Boden hinausgeschas 
um die Puppen, die in zahlloser Menge darin 
verborgen sind, aus dem Wald herauszubringen 
Da bekommen unsere Bauern „Sträsel“ die Menee 
Sie benlitzen aber auch die Gelegenheit und holn 
ich viele Wagen voll von diesem Waldgrund, un 
hn auf ihren Aeckern zu verwenden. 
— Speyer, 18. Marz. CTo desfall) 
derr Studienlehrer Karl Schubart, der in aus 
wärtigen Blättern vor einigen Monaten bereiß 
odtgesagt wurde, ist am gestrigen Tage nin 
wirklich sinem längeren Leiden, und zwar 
im Alter von 68 Jahren erlegen. Dir 
Berewigte war in seinen jüngecen Jahren alß 
Dekorationsmaler an der italienischen Oper zu Pe 
ersburg thälig. Seit langer Zeit bekleidete er die 
Stelle eines Lehrers der Zeichenkunst an der hiesigen 
Studienanstalt und an der höheren Töchterschule 
Die vielen dankbaren Schüler, die er hinterläßt 
hbetrauern in ihm einen vielgeliebten Lehrer. Hern 
Schudart ist in Frankenthal geboren. 
— Freinsheim, 17. Marz. Das von hier 
Jebürtige und neulich in Deidesheim verstorbenet 
Fräul. Szent⸗Jvanyi hat laut letztwilliget 
Verfügung der hiesigen Gemeinde 6000 fl. — 
10,284 Mark als unangreifbaren Capitalstock mit 
der Bedingung vermacht, daß die Zinsen hieraus 
den bedürftigen Bewohnern Freinsheims ohne 
Unterschied der Confession zu Gute kommen sollen 
uind zwar müssen diese Beträge jeweils in den drei 
Winter-⸗Monaten zur Vertheilung kommen. Mit 
hiesem hochherzigen Geschenk hat sich die edle 
Stifterin in der hiefigen Gemeinde ein ewiges 
Denkmal gesetzt; — Fräul. Szent⸗Ivanyi hat der 
katholischen Cultusgemeinde Freinsheim testamen 
tarisch 600 Gulden zur Verschönerung ihrer Kirche 
vermacht. (D. A.) 
— Ludwigshafen, 18. März. Einer 
der hervorragendsten Gelehrten und Redner der 
Gegenwart, Dr. Otto Pfleiderer, Prlrofessor 
der Theologie an der Universität Berlin, hat sich, 
auf von hier aus an ihn ergangene Einladung, bereit er⸗ 
klärt, hier in Ludwigshafen amMontag, 25. dss. Mis., 
Abends 8 Uhr, im großen Saale des Gesellschafts- 
hauses einen Vortrag über „Die religiösen und 
kulturellen Aufgaben des deutschen Volkes“ zu 
halten. Jedermann hat zu demselben unentgeltlich 
Zutritt. (G. A) 
— Frankenthal, 16. März. Heute 
Abend gegen 5 Uhr wurde der seit Miltwoch ver⸗ 
mißte 18jährige Fabrikarb. Friedrich Götzler 
von hier als Leiche aus dem Kanal hervorgebracht. 
Motiv zur unseligen That unbekannt. — Am heu⸗ 
tigen Nachmittage belustigten fich dahier auf dem 
Marktplatze mehrere jugendliche Fabrikarbeiter mit 
Springen, wobei jedoch der 17jährige Gustab 
Ztaubitz von hier so unglücklich fiei, daß er einen 
Arm brach. 
— Frankenthal, 18. März. An einer 
angen Stange befestigt sah man heute früh auf 
inem hohen Alleebaum, in der Nähe des Eiskellers 
ine große rote Fahne flattern, die mit weißen 
Buchstaben die Inschrift sührte: „Zur Erinnerung 
an den 18. März 1848 -49.“ (Tgb.) 
— Frankenthal. Als Spitalverwalter 
wurde Herr Boritscheller, Zehlmeister außer Dienst 
gewählt. 
Serm ichtes. 
f St. Johann,. 18. März. Der Komman⸗ 
dirende des 8. Armeekorps, Exzellenz Freiherr 
pon Losö, zwar heute bei der Vorstellung der 
Rekruten der 6. und 12. Kompagnie des 70. Re⸗ 
giments anwesend; dieselbe fand um 9 Uhr vor⸗ 
mittags an der Baracke U siatt. Zuerst exerzirten 
die Rekruten, dann erfolgte der Vorbeimacsch der⸗ 
elben in Paradeaufstellung bei kingendem Spiel 
der Regimentskapelle. Nach 10 Uhr war die 
Vorstellung beendigt. Herr General bon Los wird 
zuf ergangene Einladung des Offizierkorps des 70. 
Regiments an einem Diner im Ojfizierkasino, am 
dudwigsplatze, heute Nachmittag um haib 2 Uhr 
cheilnehmen; die Regimentskapelle führt die Tafel⸗ 
musik aus. Nach Beendigung des Diners wird 
in den Schießständen im Stadtwald eine Schieß- 
übung der 1.4. 8. und 11. Kompagnie des 
70. Regiments stattfinden, um halb 4Nuhr fallt 
der erste Schuß. Heute Abend weilt Herr General 
pon Los bei dem Herrn RegimentsKommandeu 
Naalo. Die Abreise des Herrn Korpa-HOommandeurs