Full text: St. Ingberter Anzeiger

Den Geschwornen liegt eine Frage auf Meineid 
und eine solche auf fahrlässigen Falscheid (Antrag 
Zder Vertheidigung) zur Beantwortung vor. 
Die k. Staatsbehörde führt aus, daß die Schuld⸗ 
frage nach dem Ergebnisse der Verhandlung jeden⸗ 
falls zu bejahen sei. Der Angeklagte habe recht 
wohl gewußt, daß er auf seinen Eid hin nichts 
berschweigen dürfe. Er habe auch in der Vorun⸗ 
dersuchung zugegeben, daß er aus Scham geschwie- 
gen habe. Daher sei auch Fahrlässigkeit ausge⸗ 
schlofsen. 
Die Verthetdigung stellt dagegen auf, Fey habe 
gewiß bei seiner Vernehmung sich in einem Miß⸗ 
berständniß befunden. Er habe ja auch seine Strafe 
pon 1860 mit 3 Monaten angegeben, während 
diese nur 1 Monat betragen habe. Demnach könne 
man doch nicht annehmen, daß der Angeklagte, der 
an Gedächtnißschwäche leide, absichtlich eine andere 
Strafe verschwiegen habe. Höchstens könne demsel- 
ben Fahrlässigkeit zur Last gelegt werden, was aber 
nach der ganzen Sachlage auch nicht gegeben er⸗ 
scheine. 
Die Geschwornen verneinten beide Schuldfragen, 
worauf der Gerichtshof den Angeklagten freisprach. 
Hiermit schließt die J. Schwurgerichtssession 1889. 
— Zum Plan des oberrheinischen 
Schifffahrtskanals. Dem Bezirksgremium 
jür Neustadt-Dürkheim ist von Seite hoher kgl. 
Regierung der Pfalz nachfolgende Entschließ⸗ 
ung des kgl. bayerischen Staatsministeriums des 
Innern, Abtheilung für Landwirthschaft eröffnet 
worden. 
Betreff: Project eines oberrheinischen Schiff⸗ 
fahrtscanales von Straßburg bis Speher oder Lud⸗ 
wigshafen: 
Dem Bezirksgremium Neustadt⸗Dürkheim ist 
auf eine von demselben anher gerichtete Denk⸗ 
schrift vom 19. März v. J., welche die Führ⸗ 
ung des oberrheinischen Schifffahrtskanales über 
Neustadt vertritt, eroffnen zu lassen, daß diese 
Denkschrift bei der seinerzeitigen definitiven Stel⸗ 
ungnahme zu dem Projecte gewürdigt werden 
wird, daß jedoch nach dem seinerzeit ahgegebenen 
Bekanntmachung. 
Samstag, den 23. März 
1389, Nachmittags 4 Uhr, zu St 
Ingbert in der Wirthschaft von Kar 
borst, 
lassen Georg Jung, Bäcker und 
Wirth, und dessen Tochter Josephine 
Jung, gewerblose Ehefrau von Kar! 
Horst, Bäder und Wirth, alle in St 
Ingbert wohnhaft, durch den unter 
zeichneten k. Notar versteigern: 
Steuergemeinde St. Ingbert: 
A auf Eigenthum: 
1. Plan Nr. 3946, 16 a 40 qn 
und Plan Nr. 3946/, ebenso⸗ 
viel Acker in der Au. 
2. Plan Nr. 4094, 12 aà 30 qm 
Acker auf Hobels. 
Plan Nr. 4460, 6 4 50 qm 
und Plan Nre 4061, 6 4 10 
qm Wiese auf der Spick. 
B. auf einjährige Pacht: 
1. Plan Nr. 420, 3 a 10 qm, 
Plan Nr. 421, ebensoviel und 
Plan Nr. 422, 28 a 70 qm 
pflanzgarten in den Gassengärten 
oder am Blieskasteler Weg. 
Plan 3690, 8 a 90 qm, Plan 
Nr. 3712, 42 10 qm und Plan 
Nr. 3713, 17 a 90 qm Wiese 
in den Potaschwiesen. 
St. Ingbert, 15. März 1889. 
Kemmer, k. Notar. 
LebendfrischeSchellfische 
Zutachten der kgl. obersten Baubehörde der Wahl 
der sog. Gebirgslinie unüberwindliche rechnische 
Schwierigleiten entgegenstehen. 
gez. Freiherr von Feiliksch. 
Der Generalsecretär: 
gez. von Nies, Ministerialrath. 
— Gommersheim, 17. März. Herr L. 
doch von Neustadt schoß vorgestern und gestern in 
uinserm Walde je eine Zugschnepfe. Es sollen 
hereits vor einigen Tagen in verschiedenen Orten 
des Rheingaues von diesen Langschnäbeln geschofsen 
worden sein. (Aus dem Westrich wird heute von 
einem „Schnepfenkönig“ aus Inheim gemeldet. D R.) 
Vermischtes. 
fF*Ueberlingen (aden). Wie gefährlich 
es ist, sich bei Zettungsaͤnzeigen falschen Na— 
men zu bedienen, zeigt nachstehender Fall. An—⸗ 
aßlich einer Gemeinderathswahl wurde an die Er⸗ 
pedition des hiefigen „Seeboten“ eine Anzeige ein⸗ 
zeschickt, welche nebst einem anderen den Namen 
B. Merk enthielt. Als Einsender, an welchen die 
Rechnung geschickt werden sollte, war F. Heudorf 
genannt. Dieser erklärte jedoch, von der ganzen 
Sache nichts zu wissen. Nach der auf Schriftver⸗ 
zleichung begründeten Ansicht der Sachverständigen 
var die Anzeige von B. Merk geschrieben worden, 
der unter Anklage gestellt und wegen Fälschung 
einer Privaturkunde zu einer Gefängnißstrafe von 
einer Woche verurtheilt wurde. 
F Würzburg. Eine furchtbare Schlä⸗ 
derei fand, wie der „Correspondent“ meldet, am 
Sonntag Nacht in der Semmelsstraße zwischen Ar⸗ 
illeristen, Studenten und Hufschmieden der könig⸗ 
iichen Hufbeschlaglehranstalt statt. Die Artilleristen 
zsogen die Sädel und nun entstand eine förmliche 
Schlacht. Mehrere von der anderen Partei, die 
am Kopf schrecklich zugerichtet wurden, mußten in's 
Juliusspital verbracht werden. Einer liegt lebens⸗ 
Jefährlich darnieder. 
Dienstesnachrichten. 
Der Staatsbaupraktikant Ludwig Klein aus 
Landau, zurzeit in Nurnberg, wurde zum Tele—⸗ 
arabhen⸗Ingenieur in Spey⸗r ernannt. 
Neueste Nachrichten. 
Bei der Reichsstagserßatzwahl für d— 
Wahlkreis Ottweiler⸗St. Wendel⸗Meisenheim X 
gestern Freiherr Karl v. Stumm in Neunkirche 
Kandidat der freiconserb. und nationallb. Par— 
mit sehr großer Stimmenmehrheit gewählt. 
Berlin, 20. März. Zur Berichtigung dor 
allerlei Gerüchten bemerkt die Norddeutsche Allg 
meine Zeitung, es sei bis jetzt nichts weitet 6 
stimmt, als daß die kaiserlichen Herrschaͤf 
ten den Sommer in Friedrichskron verbringe 
werden und daß die Besuche dir Kaiser boꝛ 
Rußland und von Oesterreich und des Königs do— 
Italien in derselben Neihenfolge geschehen werden 
wie sie von Se. Majestät gemacht worden sind 
— Anlaßlich der Geburt des Sohnes des Prinze 
Heinrich wurden nachmittaas 72 Salutschüsse 
gefeuert. 
Paris, 20. Marz. Seit 4 Uhr hatten sit 
in der Umgebung des Ostbahnhofes etwa 1000 
Personen angesammelt, um Antoine zu em— 
pfangen. Um 4/2 Uhr kam Antoine an, un— 
wurde mit stürmischen Hochrufen auf Frankreich 
Antoine, Elsaß⸗Lothringen und die Republik be 
grüßt. Dann sang die Menge die Ma .seillaise 
GervilleRoͤache sprach im Namen der anwesende 
Deputirten, Richard im Namen des Gemeinderatet 
auch die übrigen Vertreter der anwesenden Ver 
einigungen hielten Begrüßungsansprachen. Andoin 
centwortete, die ihm bereitete Kundgebung irös 
ihn für 18 Jahre des Kampfes und der Leiden 
Dieser Empfang sei ihm die schönste Belohnung 
die er sich wünschen könne. Er, der 18 Jaht 
hindurch die Fahne der französischen Forderunger 
(revendications) hochgehelten habe, danke für di— 
großartige Begrüßung, er danke auch dem Präft 
denten der Republik dafür, daß er ihm die Thor 
des Vaterlandes weit geöffnet habe. Er werd 
stets für Frankreich, Elsaß⸗Lothringen und di 
Republik eintreten. 
Für die Redaktion derantwortlich F. X. Deme! 
— —— — 
Bekanntmachung 
Todes-Anzeige. 
Freunden und Bekannten hiermit die schmerzliche Mittheilung, 
daß heute früh M 1 Uhr unser lieber Vater, Großvater, Onkel und 
Schwager 
Montag, den 25. Mär, 
11389 und an darauffolgenden Tagei 
Ides Morgens 9 Uhr anfangend, wir' 
die Versteigerung auf der Ober 
bei St. Ingbert fort 
gesetzt und kommen zum Ausgebote: 
1000 Centner Kartoffeln, 
Pfeilerschränkchen, 1. Com 
mode, 1 Schrank, 1 runde 
Tisch, mehrere andere Tische 
2 Uhren, 1 Bacnmulde, 
Butterfaß, 3 vollständig 
Betten, 50 Hühner, Tauben 
mehrere Schüsselschafte, 
großer Kochherd, 1 Wasser 
pumpe, 1 Mehllkasten, 
Kleienkasten, verschiedene 
Pflüge, 1 Jauchepumpe, 
Wagen, 2 Wagenbrücken, 
Wiesenhobel, 1 Wieseneggt 
1 Wasserreservoir, verschie 
dene Pferdegeschirre, 1 Hobel 
bank, 1 Paar Heuleitern, 
—AX 
tiermaschine ꝛc. ꝛc. 
St. Ingbert 21. März 1880 
—A— 
Geschäftsmann 
Samstag Morgen von 
Uhr ab: 
Halvator 
Ansstich 
JalIcob Sonn, 
pensionirter Steiger, 
nach längerem Leiden im Alter von 65 Jahren sanft im Herrn ent— 
schlafen ist. 
Sit. Ingbert, den 21. März 1889. 
Die tieftrauernd Hinterbliebenen. 
Die Beerdigung findet Samstag den 23. ds. Mis., nachmittags 
Jum 4 Uhr statt. 
Bedéutend unter'm Finkaufepreis 
jebe, eine Manet 
rurüdges —J farbiger 
ddeiderstofft 
im damit zu räumen, ab. 
Gleichzeitig beehre ich mich dem geehrten Publikum meine große Auswah 
nsoharzen Oachemires sowie neu eingetroffenen farbiger 
Kleiderstoffen äußerst billig zu empfehlen. ,. 
Ludwiq Friedrich. 
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Druck und Verlag hon F X Demen in Stsaghert