Full text: St. Ingberter Anzeiger

Die Kopelle des 30. preußischen Regiments 
ird unter Leitung ihres Dirigenten Herrn Reck— 
vn Fnde Mai von Saarlouis nach Hamburg 
e xotelbst während des Monats Juni in 
b gonzerthause musikalische Aufführungen zu 
veranstalten. 
Wie die Gewohnheit des Tabalschnupfens 
meine wahre Leidenschaft ausarten kann, zeigen 
lgende Erzahlungen, die aus der Umgegend von 
Nß mitgelheilt werden: 1) Der ehrwürdige 
nfatrer eines Dorfes in der Nähe von Vigy spricht: 
Auf meiner Wallfahrt nach Rom ging mir der 
horrath an Schnupftabak aus. Der italienische 
zobat sagte mir nicht zu; er war sehr schlecht 
Ich kounte aber den Geruch des Tabaks nicht ent⸗ 
Iren und roch von Zeit zu Zeit an der offenen 
bet leeren Dose. Als ich, von der Reise zurück⸗ 
—QRW Frankreich kam. konnte ich wieder 
qune Dose mit gutem Tabak füllen. Die erste 
huse nahm ich aber nicht mit Daumen und Zeige⸗ 
sager, sondern ich steckte meine Nase in die volle 
doje!“ 2) Eine alte Frau aus Schemerich erzählt: 
Jum Beginn des letzten Krieges, also im Jahre 
870, wurden die Tabaksbureaur in der Gegend 
eschlossen, ich konnte in der Folge keinen Schnupf⸗ 
bdak mehr haben. Ich wurde krank und mußte 
as Beit hüten. Ich legte mir daselbst die offene, 
zere Dose umgekehrt auf die Nase und erfreute 
nich an dem köstlichen Geruche: aber eine Prise 
war's doch nicht. Als ich wieder die Straße be— 
reten konnte, begegnete ich einem Militär, welcher 
usällig eine Prise nach der Nase langte und dies 
nit der größten Ruhe! Ich bat ihn, um die Er⸗ 
aubniß, in seine Dose greifen zu dürfen, was er 
nir auch gestattete. Ich war erlöst, meine Nase 
ebte wieder! Der gute Soldat verstand meine 
Freude und gab mir von seinem Packet genug, um 
neine Dose füllen zu können. Ich fiel ihm gerührt 
um den Hals und küßte ihn! 
p In Wöl!stein erschoß fich in Folge eines 
angwicrigen schmerzhaften Leidens der Gendarm 
seise. Kurz zuvor schickte derselbe seine Frau 
n die Apotheke zur Abholung einer Arznei. Das 
wa sechsjührige Kind, das ihn bewachte, beauf- 
nagte et sodann, ihm die Flinte nebst Patrontasche 
u dringen, angeblich um dieselbe zu besichtigen. 
Nachdem er sodann das Kind forigeschickt hatte, 
vͤdlete er sich durch einen Schuß in den Mund. 
fKempten, 21. März. Kaufmann Max 
Sandholz von hier befindet sich, wie dem „Kempt. 
Unz.“ aus Feldkirch mitgetheilt wurde, im dortigen 
zreisgericht wegen Beleidigung des verstorbenen 
dronprinzen Rudolf von Oesterreich in Haft. 
tNürnberg. Bitter bestraft für einen leicht⸗ 
innigen Jugendstreich wurde ein 14jähriger Pinsel- 
nochetlehrling. Derselbe hatte seinem Pflegevater 
in Zweimarkstück entwendet und wollte sich nun 
samit die weite Welt ansehen! Zunächst löste er 
ich eine Fahrkarte nach Schwabach, wo er den 
kest seines Zweimarkstückes rasch verputzte. Von 
deimweh erfaßt, pilgerte er hierauf Nachts zu Fuß 
iach Nürnberg zurück, um hier unter einem auf 
der Straße aufgestellten Wagen sein Nachtlager 
aufzuschlagen. In dieser luftigen Schlafstelle er⸗ 
storen ihm beide Füße und es mußte der Junge 
am andern Morgen mittelst Droschke in's städtische 
drankenhaus geschaft werden, woselbst ihm nun 
beide Füße abgenommen werden müssen. 
ZMünchen, 24. März. Ueber die Reise 
JM. der Könügin-Mudter wird der 8 
3* mitgeteilt: Nach der gestern Nachmittag hier 
angetroffenen Bestimmung ist die Abreise Ihrer 
Najestar von Lugano auf den 27. ds. Mts. fest 
pehi so daß mit den Nachtquartieren in Zürich 
p Lindau die Ankunft in Hohenschwangau am 
* Mts. erfolgt. Zum Dienst für J. Maj. 
ngeben sich von hier am 28. ds. Mis. nach Hohen⸗ 
— der kgl. Kämmerer funkt. Hofmarschalb' 
Ernst v. Dürkheim ⸗Monimartin, die Hof— 
en v. Kreußer und Grafin O. v. Dürk 
gn annmarüin, der kgl. Rat Moralt, sowie das 
* erliche Hofhaltungspersonal wie in den Vor⸗ 
d. Als Arzt fungiert Herr Dr. Brand von 
Aen, die Krankenpflege besorgen barmherzige 
chwestern von hier. 
in Hausham Oberbayern). Dieser Tage 
e ein frohes Ereigniß gefeiert werden, da 
d ca. 25 Jahren im Baue sekhende, sog. 
Vrbseten. vom Dorfe Au bei Aibling aus⸗ 
zne Grube Hausham durchschlägig werden 
yr Stollen ist auf der Auer Seite ca. 
Meter, auf der Haushamer ca. 4000 Meier, 
also ca. 1313 Kilometer lang. Durch diesen Stollen 
vnrden bedeutende Kohlenlager aufgeschlossen und 
st derselbe außerdem zur Wasserlösung für Grube 
Dausham bestimmt. Der Stollen wird nächst dem 
Botthard⸗Tunnel der längste auf dem Festlande sein. 
F Der „Bremer Courier“ Nr. 88 schreibt: 
„Der Brutanstalt in Hameln ist die Ausbrütung 
»on 280,000. Dachseiern übertragen worden.“ 
Ohne Zweifel werden die aus den Eiern schlüpfen⸗ 
den Dachse in dem Quellwasser sich sehr heimisch 
fühlen! 
7Schloß Meyerling. So Vieles auch 
schon über die künftige Vestimmung des Schlosses 
Meyerling berichtet worden ist, hat doch Alles auf 
haltloser Kombination basirt. Vor wenigen Tagen 
erst sind Vorschläge über die künftige Verwendung 
des Schlosses an das Hoflager nach Pest abge⸗ 
zjangen und die Entscheidung des Kaisers steht 
noch aus. Die Vorschläge find in Kürze folgende: 
Das Schloß selbst wird den P. P. Lazzaristen 
ingeräumt, das Sterbezimmer des Kronprinzen 
vird in eine Kapelle umgewandelt. Die Neben- 
Jebäude sollen zur Aufnahme unheilbarer Kranker 
ingerichtet werden, deren Verpflegung und War⸗ 
ung barmherzige Schwestern übernehmen. Die 
donbvente der Lazzaristen und barmberzigen 
Schwestern haben sich mit diesem Arrangement 
inverstanden erklärt. 
Litterarisches. 
Oskar Leibig, Erlebnisse eines freiwilligen 
Jägers im Feldzug 187071. Zweite Auflage. 
Auf 242 Seiten bringt der Verfasser des vorstehend 
zenannten Weikchens nicht etwa eine wissenschaft⸗ 
liche Abhandlung üder den für unsere Waffen so 
iüberaus ruhmreichen Krieg des Jahres 187071. 
'ondern seine eigenen Erlebnisse aus Reih und 
Blied heraus, frisch und farbenreich, wie sie der 
erste Eindruck schuf. Die Leiden und Freuden 
des Marsches, die Entbehrungen und der Ueberfluß 
m Quartier, die Gefahren und der Humor auf 
Vorposten, sie treten mit einer Anschaulichkeit vor 
as Auge des Lesers, daß fie ihm nicht wie eine 
Mittheilung, vielmehr wie ein Selbsterlebniß er⸗ 
cheinen. Sorgfältige Aufzeichnungen und ein Ge— 
dächtniß von seltener Treue schufen, hier Bilder 
von ungemeiner Klarheit, und ein von demüthigem 
Bottvertrauen und glühendem Patriotismus er⸗ 
»ülltes Gemüth setzen ihre Lichte darauf. Dabei 
zedient sich der Verfasser einer solch' schlichten 
und volksthümlichen Sprache, daß man sich bei 
dem Lesen seines Buches wie in einen traulichen 
deimgarten versetzt fühlt, wobei nicht nur für den 
HZesichtsktreis, sondern auch für das Herz des 
Lesers eine reiche Ernte von dauernden Schätzen 
jeboten wird. Und so sei denn dieses Büchlein 
jor Allem unserer Jugend als ein leuchtendes 
Lorbild echter deutscher Gesinnungsatt und Aus— 
»auer, und allen deutschen Männern und Frauen 
ils eine stete Erinnerung an die großen Errungen⸗ 
chaften der geeinigten deutschen Stämmen über 
inen übermüthigen Feind in dem ewig denkwür— 
»igen Jahr 1870 -71 auf's Wärmste empfohlen 
Es sollte in keiner Schüler⸗, Volks⸗ und Krieger— 
oereins⸗Bibliothel fehlen. 
Landwirthschaftliches. 
Das Auslichten der Kronen hochstämmiger 
Apfel- und Birnbäume. Wenn Apfel- und 
Birnbäume in der ersten Zeit nach der Pflanzung 
iine Reihe von Jahren vorschriftsmäßig dem 
dronenschnitie unterworfen wurden und man dann 
nach erfolgter Kräftigung der Kronenäste mit dem 
Schnitte aufhört, entwickeln sich bei stark wachsen⸗ 
»en und gut ernährten Bäumen die seither im 
Schnitte gehaltenen Seitentriehe zu langen Zweigen 
and zwar oft in so großer Zahl, daß sie viel zu 
Aicht stehen und durch einander wachsen, sich gegen⸗ 
eitig Licht und Luft wegnehmend. Solche besen⸗ 
artig gewordenen Kronen lassen mit dem Eintritte 
der Fruchtbarkeit sehr lange warten, weil an den 
eng stehenden Zweigen und Aesten etwa bereits ge⸗ 
bildetes Fruchtholz wieder abstirbt und neues sich 
wegen Mangel an Licht nicht zu bilden vermag. 
Dieser entschiedene Uebelsftand der auch bei umge- 
pfropften Bäumen in Folge der Bildung allzu 
zahlreicher Edeltriebe oftmals vorkommt, wird häzifig 
zum Schaden der Obstbaumbesitzer übersehen und 
es tritt nicht eher das richtige Verhältniß unter 
den Kronenzweigen ein, als bis nach und nach im 
daufe der Jahre eine Anzahl derselben unterdrückt 
und abgestorben sind. Man darf die Baumkronen 
nach dem Aufhoͤren des regelmäßigen Schnittes 
und nach vollzogenem Umpfropfen) sich nicht, selbst 
iberlassen, sondern muß dem Schneiden das Aus⸗ 
ichten folgen lassen, welches den Zweck hat, das 
Uebermaß von Zweigen und auch Aesten rechtzeitig 
zu beseitigen und so das vorhandene Fruchtholz zu 
eralten und die Bildung von neuem zu sichern. 
Fin jeder Ast und jeder Zweig muß frei genug 
stehen und vom VLichte getroffen werden können, 
wenn seine Seitentriebe Früchte bringen sollen. 
Das Auslichten verhütet ader auch das vorzeitige 
Herabhängen der Aeste, namentlich bei Kronen von 
Apfelbäumen, weil sich dieselben durch den freieren 
Stand bald genug und besser kräftigen und tragen 
tönnen. Das Auslichten bilde den Uebergang vom 
Schnitt zum Ausputzen. 
Gemeinnuͤtziges. 
Feuerfester und unverwüstlicher An—⸗ 
st rich. Salz, Alaun, Wasserglas und wolframsaures 
Soda werden zu gleichen Theilen mit vier Theilen 
alk gemischt und mit Leinöl angerieben. Ein 
dreimaliger Anstrich macht das Holz feuersicher, 
inb wie versichert wird, ist dieser Anstrich gegen 
Wind und Wetter bis 30 Jahre haltbar. 
Dienstesnachrichten. 
Der Studienlehrer an der Lateinschule in Pir⸗ 
nasens, Schneidawind, wurde auf Ansuchen nach 
Münnerstadt versetzt; der Assistent an der Studien⸗ 
anstalt Amberg, Harl, zum Siudienlehrer in Vir— 
masens ernannt. 
Dem Amtsgericht Landau (Pfalz) wurde mit 
Kücksicht auf die bei diesem Gerichte bestehenden 
Beschaftsverhältnisse ein weiterer Sekretär beige- 
zeben und auf diese Stelle der Amtsgerichtssekretär 
Frz. Boll in Dinkelsbühl auf sein Ansuchen ver—⸗ 
etzt, sodenn der Sekr tariatsgehilfe J. Klein in 
Zweibrücken zum Sekretät am Amtsgerichte Dinkels⸗ 
ȟhl ernannt. 
Pfälzische Eisenbahnen. Auf die Dauer 
»on 6 Monaten wurden pensionirt: Wagenwärter 
Joh. Neißwirth in Neustadt und Bremser Adam 
Brenkolt in Kaiserslautern; für immer: der tempo⸗ 
rär pens. Kalkulator Karl Fichtelberger in Ludwigs« 
hafen. 
Militär-Dienstesnachrichten. Zu Be— 
zirksoffizieren unter Einreihung in die Kategorie 
der z. D. stehenden Offiziere wurden ernannt: die 
Hauptleute a. D. J. Wächter beim B.⸗K. Zwei ⸗ 
brücken und Frhr. L. v. Trannberg beim B.⸗K. 
Ludwigshafen. 
Befördert wurde: der Unterarzt E. Tette⸗ 
hamer zum Assistenzarzt V. Kl. im 18. Inf.⸗Regt. 
Familiennachrichten. 
Gestorben: In St. Johann Fr. Wwe. Carl 
Rosenkranz, geb. Kiefer, 78 J. a. und Witwe 
Carl Rdesler, Elisabeth geb. Amling, 70 J. a., in 
Zweibrücken Sophie Preis Witwe, geb. Weichel, 
59 J a., in Baerenthal Fr. Anna Maria Urban. 
deb Klopf, 84 JR. a. 
Neueste Nachrichten. 
München, 25. Marz. Frau Herzogin Max 
ist in Tegernsee erkranlt. Bei dem Alter der hohen 
Frau, die im 81. Lebensjahre steht, ist die Krank⸗ 
heit nicht unbedenklich. 
Berlin, 25. Marz. Bei den Beratungen 
über die Novelle zum Krankenkassengesetz 
sind Vorbereitungen dahin getroffen, daß in die— 
selbe Bestimmungen bezüglich der Fürsorge für 
Reconvalescenten aufgenommen werden. 
Die „Nordd. Allg. Ztg.“ erklärt sich gegen 
den vom Reichstag angenommenen Antrag wegen 
des Befähiguangsnachweises und will 
diesen nur zugelassen wissen bei Gewerben, bei 
deren Betrieb Leben und Gesundheit insbesondere 
der darin beschäftigten Arbeiter gefährdet sind. 
Berlin, 25. März. Eugen Richter meldet 
in der „F. Ztg.“, daß die Neuwahl zum Reichs⸗ 
tage bereits im Herbste d. J. stattfinden dürfte. 
—— — 
Mittwoch den 27. März abends Al, Uhr 
Passiousgottesdienst Text: Evang. Matth. 26 
as73; ꝰLied A48. 
Für die Raltion derontmortsich F. X. Demeßtz 
Versteigerungs- und Submissions⸗ 
Anzeigen. 
Holzversteigerung zu Medel sheim am 28. 
März er. nachmittags 21 Uhr. 
Ein Nußtzholz-Versteigerung der Freiherrl. C. 
v. Stumm'schen Forstverwaltung Landstuhhllfindet 
statt Freitag den 29. März 1889, Vormittags 9 
Uhr, in der Wirthschaft des Herrn Jean Ernst zu 
dandstuhl.