Full text: St. Ingberter Anzeiger

nationalen Kunstgewerbe⸗Ausstellung mit Medaille 
und Ehrendiplom prämiirt worden ist. Se. Kgl. 
Hoh. der Prinzregent übergaben die Fahne zur 
Aushändigung an genannte Vereine dem Regier—⸗ 
ungspräsidium der Pfalz. Diese hochherzige Schenk⸗ 
ung wird sicher den freudigsten Wiederhall in den 
Herzen der getreuen Waffenbrüder der Pfalz her— 
vorrufen und duürfte die Feier dieser Fahnenweihe 
überhaupt ein Freudenfest für die ganze Pfalz 
werden. 
*St. Ingbert, 30. März. Nur ein Tag 
noch trennt uns vom ersten April. Da richten sich 
denn die Gedanken auf die Bedeutung, welche dieser 
Tag seit langen Jahren für Alldeutschland gewon⸗ 
nen hat. Es ist der Geburtstag. des deutschen 
Reichskanzlers Fürsten Bismarck. Was ist 
Deutschland geworden, seit „Bismarck“ die politische 
Führung übernommen hat! Er hauptsächlich hat 
den Ruhm, das Volk geeinigt zu haben, denn er 
wußte den patriotischen Gefühlen, welche die Schich- 
ten und Stämme desselben durchdrangen, in seinen 
Reden und Thaten zum Ausdruck zu bringen. Die 
Wuünsche der Nation, die solange unter dem Mißstande 
der Uneinigkeit litt, hatte Bismarck zu den seinigen 
gemacht und der Erfüllung derselben galt seine nie 
ermüdende Geistesarbeit. Auf ein wenn auch mühe⸗ 
bosles, so doch auch fast beispiellos erfolgreiches 
Leben blickt der jetzt 74jährige eiserne Kanzler zu⸗ 
rück. Seit er im September 1864 das Präsidium 
des preußischen Ministeriums übernahm, hat er 
unablässig die nationalen Ziele verfolgt, Deutsch- 
land im Innern einig und nach außen stark zu—⸗ 
machen. Der Name Bismarck ist einer der gefeiertsten 
und volkstümlichsten geworden. Und mit Recht. 
Das deutsche Volk ehrt den Kanzler heute als den 
echt deuischen Mann und den genialen Leiter 
der politischen Geschicke des großen Vaterlandes. — 
Alle sind gewiß einig in den herzlichen Segens- 
wünschen für unsern Bismarck. Möge es ihm noch 
lange vergönnt sein, fich der Dankbarkeit und Ehrung 
zu erfreuen, die ihm sicher alle Deutschen entgegen 
bringen. Möge ihm körperliche G sundheit und 
geistige Kraft erhalten bleiben zu seinem Berufe, 
den er so treu erfüllt. Dies ist unser Wunsch 
zum Geburtistage des großen Kanzlers. 
*— Die Mitglieder des Obstauvereins 
und Freunde des Obstbaues seien an die morgen 
Nachmittag 4 Uhr im Becker'schen Saale stattfin- 
dende Genecalversammlung des Vereins erinnert. 
Die Mitglieder mögen ihre Gewinne aus der Ver⸗ 
loosung gleich abholen, weil für deren späteren 
Verbleib der Verein keine Verpflichtung übernimmt. 
*— Die WittelsbacherLandesstiftung 
hat jetzt durch Zuschüsse ein Grundstockvermögen 
von 568,000 Mark, während bei der seinerzeitigen 
Errichtung der Stiftung das Vermögen sich nur 
auf 554,000 Mark belaufen haite. 
*— Mit Bezug auf das Ende Juli in Mün⸗ 
chen stattfindende deutsche Turnfest wird 
berichtet, daß das Fest noch auf den 31. Juli 
ausgedehnt werden wird. Bezüglich der Erlangung 
von Fahrpreis⸗Ermäßigungen wird darauf hinge⸗ 
wiesen, daß die Fahrpreise sich immer am Billigsten 
bei Extrazügen stellen. Es dürfte folglich 
zunächst die Untersuchung anzustellen sein, ob sich 
aus der Pfalz eine hinglängliche Anzahl von 
Turnern betheiligen wird, um dann das Er— 
suchen um Ablassung eines Extrazuges an die 
Direktion der pfälzischen Bahnen richten zu können. 
*— Im öffentlichen Rechnungswesen find kleine 
Papierformate, wie solche vielfach von Kaufleuten, 
Lieferanten und Handwerkern zur Ausstellung von 
Rechnungen benützt werden, unstatthaft. Wir machen 
deshalb zur Ersparung der Umschreibung der „No— 
tas“, „Mittheilungen“ und wie nur immer diese 
kleinen Papierstücke benamst werden, darauf auf⸗ 
merksam, daß Rechnungen für Lieferungen an staat⸗ 
liche oder gemeindliche Behörden im Formate eines 
halben Bogen Papiers auszustellen sind. 
*— Falsche Funfzig-Mark⸗Scheine 
der Reichskasse sind neuerdings aufgetaucht, die 
ziemlich täuschend hergestellt und sich von den ächten 
Reichsscheinen nicht leicht unterscheiden lassen. Die 
Falfifikate tragen das Datum 10. Januar 1882. 
Als ihre auffallendste Abweichung von den ächten 
Scheinen ist hervorzuheben, daß die Nummern — 
ein angehaltenes Exemplar trägt die Bezeichnung 
A O039195 — und der darunter befindliche Stem⸗ 
pel nicht in Buchdruck, sondecn in Steindruck mit 
einer lückenhaft aufgetragenen roihen Farbe ausge⸗ 
führt sind; auch sind die Nummern zusammenge⸗ 
drückt und der Zwischenraum zwischen Nummern 
ind Buchstaben ist viel kleiner als auf den ächten 
Zcheinen. Schließlich lassen sich die Nachbildungen 
auch beim Anfuhlen als solche erkennen. Das zu 
der Fälschung verwendete Papier fühlt sich glatter 
als bei den ächten Scheinen an; die Rippung des- 
selben tritt nicht so scharf hervor. Es ist daher 
Vorsicht bei Annahme von Funfziq-Mark-Scheinen 
Jeboten. 
»— Landstuhl. Am hiesigen Waisen— 
jaus wird, nach der „Zw. Z.“, im Laufe dieses 
Sommers ein schloßartiger Anbau errichtet, in wel⸗ 
hem dann nächstes Jahr und später der Herr Bi— 
schof aus Speher die schöne Jahreszeit verbringi. 
— Seit einigen Tagen besichtigt ein Beamter dor 
k. Forstkommission aus Sp yer die umliegenden 
Staatswaldungen. 
— Die landwirtschaftliche Kreis— 
winterschule in Kaiserslautern ver— 
tendet soeben ihren Bericht über das Schuljahr 
1888189. Die Schule, welche mit Schluß dieses 
Semesters das 23. Jahr ihres Bestehens zurückge⸗ 
legt hat, ist mit der im vorigen Jahr ins Leben 
derufenen und in diesem Jahre vollendeten Neu⸗ 
zestaltung eine ausgesprochene landwirthschaftlich⸗ 
Fachschule geworden. Die Schule hat den Zweck, 
die Schüler in den allgemein bildeaden Fächern 
und auf naturkundlicher und rechnerischer Grund⸗ 
'age in den wichtigsten Zweigen der Landwirih⸗ 
chaft und deren Hiifswissenschaften zu unterrichten 
ind hierdurch jungen Landwirthen Gelegenheit zur 
Aneignung einer den heutigen Verhältnissen ent— 
prechenden Berufsbildung zu geben. Wie aus 
dem Bericht hervorgeht, steht die landwirthschaftliche 
zreiswinterschule unter der unmittelbaren Aufsicht 
der ek. Kreisregierung unter entsprechender Mit⸗ 
wirkung der Kreisvertretung und des landwirth— 
chaftlichen Kreiskomitees. In dem abgelaufenen 
Schuljahr wurden in den 1. Kurs der Anstalt 27, 
in den 2. Kurs 15 Schüler aufgenommen, im 
ganzen 42, die sämmtlich bis zum Semesterschluß 
oerblieben. Der nächste Winterkurs beginnt am 
31. Oktober mit der Einschreibung der sich An⸗ 
meldenden. 
— Pirmasens, 29. Mäcz. Gesitzzwechsel.) 
Zerr Baumeister Jak. Kennerknecht hat von Herrn 
Musiker Jak. Wagner in der Bogenstraße einen 
Bauplatz von 1840 Quadr.-Met. Größe (36 Meter 
Front) um 2000 Mk. gekauft. — Unfall. 
Bestern Abend wurde vor'm Landauerthor der Ger⸗ 
»er Ludwig Walter aus Trulben vom Wagen des 
Fuhrmannes Licht von Erlenbrunn umgerannt, wo⸗ 
zei er einen Rippenbruch davontrug. (3tg.) 
— Pirmasens, 29. Marz. In der hiesigen 
Fortbildungsschule fehlte ein Schüler. Auf die 
stachfrage des Lehrers gibt ein anderer Schüler 
die Auskunft: „Der X. kann heute nicht kommen, 
er ist aufs Standesamt gegangen, seinen gestern 
zeborenen Sohn einschreiben zu lassen.“ Leider ist 
zas hier Erzählte kein schlechter Witz, sondern ernste 
Wahrheit! (A.) 
— Schaid it. Korbflechtmeister Minet, der Er⸗ 
inder der Weidenspazierstöcke, hat kürzlich einen 
aeuen Tragkorb erfunden und strebt die Patent⸗ 
ertheilung hierfür an. Die Korbflechterei erfreut 
ich regen Aufschwungs. 
— Wie verlautet, ist gegenwärtig die Kreis⸗Irren⸗ 
Unstalt zu Klingenmünster mit Kranken 
vieder überfüllt. Um nun Plazt für dieselben in 
genannter Anstalt zu beschaffen, wurden eine An- 
zahl Kranke in Begleitung mehrerer Wärter mittels 
Fisenbahn in die Kreis-Kranken⸗ und Armenanstalt 
Frankenthal verbracht. 
— Landau, 29. März. Der kürzlich ver⸗ 
saftet hier eingebrachte Deserteur Käfer der 12. 
dompagnie 18. Inf.Rgts. suchte gestern aus seiner 
Arrestzelle in der Rothen Kaserne auszubrechen, 
iachdem er bereits ein Loch in die Mauer gemacht 
jatte. Dank der Wachsamkeit des Arrestanten⸗ 
Anteroffiziers wurde sein Vorhaben indeß vereitelt. 
— Die 8. Batterie des 2. Feldartillerie⸗Regi⸗ 
nents, welche gemäß der Neuorganisation der Feld⸗ 
Artillerie nach Würzburg verlegt wird, verläßt 
Sonntag, 31. März, Nachmittags, mittels Extra- 
zuges ihre bisherige Garnison Landau und trifft 
m Laufe des 1. April in Würzburg ein. Die 
Batterie steht unter dem Kommando des Herrn 
dauptmann Hebberling. 
— Das Gasthaus „zum Hirsch,“ in Iggel— 
Jeim, vormaliger Besitzer Ludwig Hornbach, ging 
im den Preis von 8600 M. in den Besitz von 
dudwia Kloos über. 
— In Dutt weiler hat Landwirth Franz 
ZSeeber beim Abreißen eines alten Hauses unten 
dem Stubenboden 20 Kronenthalec gefunden. 
Sämmtliche Geldstücke sind sehr gut erhalten 
varen durch eiserne Platten vor Nässe —R 
ind sind von dem ehemaligen deutschen Kaiset 
Franz II. geprägt worden. 
Im Jagdrevier Ottersheim haben fich 
Steppenhühner niedergelassen. 
— Dürkheim, 28. März. Se. Erl. Karl 
ẽmich Graf von Leiningen-Wester. 
zurg hat sich neuerdings wiederum um die Ge— 
chichte unserer Gegend sehr verdient gemacht, in⸗ 
em er einen seltenen Kupferstich vervielfaltigen ließ. 
Derselbe stellt dar: „Dürkheim an der Hart“, wie 
s im Jahre 1767 unmittelbar nach Erbauung des 
Residenzschlosses und Anlage des Hofgartens aus— 
sah. Herr Graf von Leiningen ˖ Westerburg hatte 
die Güte, ein Exemplar der photographischen Wie- 
dergabe dem hiesigen Alterthums-Verein zum Ge— 
chenke zu machen. — Das Bild wird näaͤchster 
Tage öffentlich ausgestellt. (Anz) 
— In Rödersheim wurde am Donnerstag 
der älteste Bürger hiesiger Gemeinde, der Ackerer 
Joh. Schmitt vulgo „Bachhannes“ zu Grabe 
geleitet. Derselbe war geboren im November 1801 
erreichte somit ein Alter von 87 Jahren 4 Monaten. 
SZein hohes Alter war durch rastlose Thätigkeit 
und nüchterne Lebensweise bedingt. — Im nahen 
Bönnheim hat sich am Montag Morgen eine 
n sehr guten Vermögensverhältnissen lebende 
Bäuerin im Docfweiher ertränkt. 
— Frankenthal, 29. März. Der Schuh— 
machermeister Großhans wurde gestern Nachmittag 
während einer Beschäftigung in seinen „Schieß⸗ 
zürten“ von einem Schlaganfall betroffen und todt 
in seine Wohnung verbracht. 
— Lettweiler, 27. März. Es wurden im 
Jahre 1871 durch Glockengießer Hamm von 
caiserslautern drei Glocken gegossen, zwei, welche 
die Kirchschaffnei von Obermoschel stellen mußte 
und eine, welche die Gemeinde stellen mußte. Die 
leine ist für das Polizei- und Schulgeläute. Am 
Sonntag Morgen mußte die kleine Glocke zur 
Zonntagsschule läuten und bei dieser Gelegenheit 
ersprang diese Glocke. Nach genauem Untersuchen 
rgab sich, daß die Glocke nicht mehr zu verwenden 
st und muß die Gemeinde wieder den Ersatz 
tellen. (Ndof. Bzt.) 
Vermischtes. 
F St. Johann. Von einem St. Johanner 
ungen Mann, dem Dekorationsmaler Wilhelm 
d., der auf dem in der Nähe von Kamerun an—⸗ 
sernden Kriegsschiffe „Hyäne“ als Marinesoldat 
Rient, ist ein Brief an seine hiesigen Angehörigen 
ingetroffen, der einige interessante Mittheilungen 
nthält. K. wurde mit mehreren Kameraden beauf- 
ragt, an einer Elephantenjagd, die einige Marine- 
ffiziere veranstalteten, theilzunehmen. Die Jagd⸗ 
zesellschaft brach auf und marschirte weiter ins 
zand hinein. Schon nach einigen Stunden wurde 
ine kleine Elephantenheerde angetroffen; die Jäger 
chlichen sich heran und es gelang, zwei der riesigen 
Thiere niederzustrecen. Man nahm als Jagdbeute 
die Stoßzähne und die Häute mit. — Das Ver⸗ 
hältniß zwischen der Schiffsmannschaft und den 
kingeborenen wird als ein freundschaftliches ge⸗ 
childert. Früchte verschiedenster Art sind in Menge 
zorhanden, aber Gemuͤse fehlt vollständig, sodaß 
die Schiffsbesatzung auf ihre Konserven angewiesen 
ist. Im April beginnt die sechs Wochen anhaltende 
Regenzeit, während welcher Ausflüge ins Innere 
unmöglich sind. Die Hitze steigt in Kamerun dis 
auf 40— 45 Grad; die Nächte find jedoch kuhl. 
Zur Abwechslung in dem eintönigen Schiffsleben 
verden von den Marinesoldaten Theaterstücke und 
ebende Bilder aufgeführt. Im November d. 
J. wird die „Hyäne“ durch ein anderes Schiff 
ibgelöst. Dann geht's der theuren Heimat zu und 
aach der Ankunft des Schiffes in Wilhelmshafen 
jat unser St. Johanner seine Dienstzeit hinter sich 
ind wird dann seinen Cours nach hier nehmen. 
(S. J.S. A.) 
fF Malstatt⸗Burbach, 29. März. In der 
Nähe der Bläufabrik stürzte gestern Morgen ein 
nit Ausladen beschaftigter, mit Epilepsie (Fallsucht) 
hehafteter Schiffszunge in die Saar. Derselbe 
onnte jedoch noch rechtzeitig geretiet werden. 
f Finstingen, 28. Marz. Gestern Mor⸗ 
jen ertränkte sich hier eine 84 Jahre alte Frau 
n der Saar. Gründe sind nicht hekannt.