Full text: St. Ingberter Anzeiger

men, daß die Zahl der Mitglieder von 609 im 
Jahre 1887 auf 617 am Schlusse des Vorjahres 
gestiegen war. Neu eingetreten sind im vorigen 
Jahre 20, durch Tod ausgeschieden 12 Mitglieder. 
Die Einnahmen betrugen 25772 Mt. 60 Pfg., 
die Ausgaben 21011 Mk. 19 Pfg., das Vereins⸗ 
vermögen beträgt 45,664 Mk. 43 Pfg., der Re⸗ 
servefond 41679 Mk. 43 Pfg., verausgabt wurden 
bis jetzt insgesammt an Unterstützungen 209596 Mk. 
* In der am 31. v. Mts. in Bambeeg 
abgehaltenen 1. ordentlichen Generalversammlung 
der allgemeinen Wittwen⸗ und Waisen⸗Unterstütz 
ungskassa für das gesammte baher. Verkehrs⸗Per⸗ 
sonal, bei welcher gegen 300 Stimmen theils per⸗ 
sönlich theils schriftlich vertreten waren, fanden 
sämmtliche Anträge nahezu einstimmige Annahme. 
Nach den getroffenen Statuten⸗Aenderungen kommt 
für alle nach dem 31. v. Mts. Beitretenden die 
Erhebung einer Aufnahmsgebühr in Wegfall; die 
Quartalsbeiträge für Mitglieder bis zu 50 Jahren 
betragen mit je einem Kopftheil (Antheil) — M. 
L.50, mit zwei — 3 M, mit drei — M. 4.50 
u. s. w.; für Mitglieder über 50 Jahren tritt 
eine Erhoͤhung dieser Beiträge um 8318 90 ein 
Nach Umfluß des sechsten Kalenderjahres der Mit⸗ 
gliedschaft erniedrigen sich die obigen Beiträge auf 
die Hälfte. Für diese Mitglieder tritt eine zwei— 
jährige Karrenzzeit in Kraft. — In den Reserve⸗ 
fonds fließen 20 pCt. aller Einnahmen, während 
der Rest dem Betriebsfonds zugewiesen wird, aus 
welchem die Unterstützungen bestritten werden. — 
Sicherlich werden diese Aenderungen, welche in 
Folge des Wegfalles der Nachzahlungen eine wesent⸗ 
liche Erleichterung für den Beitritt bieten, in den 
Kreisen der Betheiligten allenthalben freudiqgst be— 
grüßt werden. 
— Mimbach, 85. April. Ein Riesenkalb 
das gestern von einer Kuh des Leinenwebers Chr. 
Hussong dahier zur Welt gebracht wurde, hatte das 
beträchtliche Gewicht von 120 Pfund. Infolge der 
Größe des Kalbes mußte, wie man der Zw. 3. 
berichtet, bei der Geburt tierärztliche Hilfe in An— 
spruch genommen werden, welcher es aber 
nicht gelang, das Kalb lebend zu erhalten. 
— Zweibrücken, 5. April. Die gestrige 
Versteigerung von 19 Pferden des Gestüts war sehr 
lebyaft. Der Gesammisteigpreis betrug 14700 M. 
Es hatten sich Steigerer aus der ganzen Pfalz 
und aus dem nahen Saargebiete eingefunden. — 
Das in der Ludwigsstraße gelegene Panzrr'sche 
Wohnhaus ging bei der gestrigen Versteigerung um 
den Preis von 5500 M. an Hrn. Chr. Gentes 
Lackierer dahier, über. 
— Zweibrücken, 6. April. Nüchsten 
Montag trifft der Kommandeur der 5. Inf.Bri- 
gade, Herr Generalmajor Berg, begleitet 
vom Intendantur-Rat Huber, zur Vornahme der 
bkonomischen Musterung des hiesigen Bataillons 
und des BezirksKommandos hier ein. (Zig.) 
— Bruchmühlbach. Das der Wittwe 
des zu St. Inberter Grube verlebten Metzgers 
Philip Kloß dahier gehörige Wirthschaftsanwesen 
ning nach dem „Pf. A.“ durch Versteigerung an 
den Bierbrauereibesitzer J. Nohl in Zweibrücken um 
die Summe von 10025 Mk. über. 
— Kaiserslauftern, 5. April. Eine Ver⸗ 
einigung der beiden hiesigen Turnvereine ist 
von Seiten des Kreisvertreters angeregt worden 
und fand zu diesem Zwecke gestern Abend eine ge⸗ 
meinschaftliche Versammlung der Turnräthe statt. 
Wie die „Pf. Vz.“ hoͤrt, soll dieselbe jedoch ziem“ 
lich resultatlos verlaufen sein, da keiner der beiden 
Vereine auf die von der andern Seite gestellten 
Bedingungen eingehen will. Es finden nunmehr 
nächste Woche Generalversammlungen der Mitglieder 
der Turngesellschaft und des Turnvereins statt, in 
denen die Meinungen und Ansichten der Mitglieder 
vernommen und dementsprechende Beschlüsse gefaßt 
werden sollen. 
— Beim Schöffengericht Kaiserslautern 
spielten dieser Tage die Milchfälschungspro— 
zesse eine Rolle. Angeklagt waren 4 Personens 
welche der Milch noch 10 — 25 pCt. Wasser zuge⸗ 
setzt und dieselbe, ohne hierbon Mittheilung zu 
machen, als reine Milch verkauft hatten. Die erste 
leugnet, die Milch gefälscht zu haben, die zweite 
ebenso, Erstere erhält entgegen dem Wunsche der 
Staatsbehörde, welche 200 M. Geldstrafe beantragte, 
eine solche von 50 M., die zweite, welche bereits 
zwei Mal mit dem Gesetz in Conflict 
gekommen war, muß ihre Handlungsweise mit 8 
Tagen Gefängniß und 50 M. Geldstrafe büßen. 
Die dritte, eine erst 5 Jahre verheirathete junge 
Frau, schien aus den beiden Verurtheilungen eine 
Lehte gezogen zu haben, indem dieselbe den Zusat 
yon Wasser sofort eingestand, jedoch mit dem Be— 
nerken, daß sie dies Verfahren des Wasserzusetzens 
chon zu Hause gelernt habe, da infolgedessen der 
Rahm besser aufsteige. Das Gericht erkannte dies 
nuch an, verneinte daher die betrügerische zAbsicht, 
erklärte die Frau nur des fahrlässigen Berkaufens 
Jefälschter Milch für überführt, was sie denn eben⸗ 
alls mit 50 M. büßen muß. Die vierte endlich 
wußte sich so unschuldig hinzustellen, daß das Ge⸗ 
richt, um Klarheit in die Sache zu bringen, die— 
elbe behufs Ladung von Zeugen auf unbestimmte 
Zeit aussetzen mußte. 
— Pirmasens, 8. April. In den Kreisen 
der Baugewerbetreibenden am hiesigen Platze herrscht 
ine arge Mißstimmung über das immer mehr über⸗ 
Jandnehmende Submissionswesen, das fast bei allen 
»edeutenderen Privatbauten in Uebung klommt. 
Wie der „Anz.“ hört, wird unter den Zimmerleuten 
ꝛine Vereinigung dahin angestrebt, daß auf den 
Privat⸗Submissionen keine Angebote mehr gemacht 
verden sollen. 
Dahn. Am diesjährigen Fastnachtssonntag be⸗ 
uchten sämmtliche Sonntagsschulpflichtige des Schul- 
prengels Petersbächel · Gebug — mit einer einzigen 
Ausnahme —, 23 an der Zahl, die Tanzmufik 
Nittels schriftlichen amtsrichterlichen Strafbefehls 
st denselhen je ein Tag Haft und 1Mk. 40 Pfg. 
als Strafe festgesetzt. Namentlich die 1 Mk. 40 
Pfg. werden von den betreffenden Eltern, deren 
rin großer Theil nicht einmal das Brod über Nacht 
im Hause hat, schwer gefühlt. Die Haupischuld 
dürfte dem Wirthe zufallen, der die Schüler sah 
und kannte, ja sogar eine Schülerin bis Morgens 
5Uhr tanzen ließ. Den Wirth teifft als Strafe 
Entziehung der Conzession. 
— In Landau geriethen gelegentlich der am 
Montag dahier begonnenen Controlversammlungen 
eine Anzahl Controlpflichtige aus der Umgegend in 
iner Wirthschaft in Streit, welcher einen derartigen 
Charakter annahm, daß die Polizei genöthigt war, 
nit der blanken Waffe einzuschreiten, wobei es ver⸗ 
chiedene blutige Köpfe absetzte und mehrere Ver⸗ 
jaftungen vorgenommen wurden. Das Schlimmste 
an der Sache ist, daß die daran betheiligten Con— 
rolpflichtigen, welche bekanntlich für die Dauer des 
zanzen Controlversammlungstages der militärischen 
Berichtsbarkeit unterstehen, nun einer jedenfalls nicht 
iehr gelinden Strafe entgegensehen. 
— Bei Rheinzabern stieß der Ackerer 
Franz Thomas, als er auf seinem in dem 
„Schweinheinerfeld'“ gelegenen Grundstücke mit 
Setzen von Bäumchen beschäftigt war, auf einen 
jarten Gegenstand. Als er weiter grub, gewaährte 
er zu seiner Ueberraschung einen seinernen 
Sarg. Beim Oeffnen desselben fand er jedoch 
iur einige Knochen und einen Quarz. Jedenfalls 
tammt dieser Fund noch aus den Römerzeiten. 
— Speyer, 4. April. Der Herr Bischof 
vird im Laufe der Monate April und Mai in 
den Dekanaten Landau, Neustadt, Frankenthal und 
Speyer, sowie in den Städten Kaiserslautern und 
St. Ingbert das heil. Sakrament der Firm⸗ 
ung spenden und die Oberhirtliche Visitation vor⸗ 
nehmen. 
— Heir kgl. Oberbaudirecior v. Siebert 
aus Munchen ist in Speher eingetroffen, um 
eine Dienstreise in der Pfalz unzutreten. 
— Herr Postmeister Schneider in Neustadt 
ist, seinem Gesuch entsprechend, wegen Krankheit 
pensionirt worden. 
— Freinsheim, 4. April. Heute Morgen 
erhaängte sich der 14 Jahre alte Philipp Hisgen, 
Sohn des Tagners Philipp Hisgen dahier. Der 
Knabe wurde vorgestern Abend an der Stirn durch 
einen Steinwurf nicht unbedeutend verletzt und 
es läßt sich daher annehmen, daß die schreckliche 
That in einem Anfall von Geistesgestört⸗ 
heitt begangen wurde. (Pf. K.) 
— Ludwigshafen, 4. April. Circa 130 
Ungestellte der Pfälzischen Eisenbahnen haben Ge⸗ 
uche um unentgeltliche Bürgeraufnahme eingereicht; 
nach den Mittheilungen des Vorfitzenden des 
Stadtrathes sind noch verschiedene Erhebungen 
zu pflegen und soll deßhalb die Erledignng 
dieser Eingaben in der nächsten Sitzung vor⸗ 
jenommen werden. Nach der Enitscheidung des 
Regierungssenats in Speyer hat Herr Bahn⸗ 
derwalter Bossung in Eisenberg dahier das 
zürgereinzugsgeld zu entrichten. Gegen diese Ent 
scheidung wurde kein Rekurs erhoben, deßhalh 
jolche nun rechtskräftig geworden. (Es zeigt — 
hierin die Bedeutung der neulichen —— 
hiefigen Stadtrathes betreffs Bürgerrechts der ve 
beamten.) 
— Ludwigshafen, 5., Abril. Gestern 
Nachmittan hat sich Herr Otto Rhein, Agentda 
hier, durch einen Revolberschuß den Tod gegeben 
Diefe schredliche That ist auf ein schmerzliches 
zeilbares Leiden, das den Unglücklichen schon viel 
Jahre quälte, zurückzuführen. G. A) 
— Obermoschel. Die dem verstorbenen 
Friedrich Diehl gehörige Apotheke geht nun in der 
Besitz des Sohnes desselben Fr. Diehl jun. über 
Es ist hierdurch der kürzlich gemeldete Verkauf —* 
selben an Apotheber Erlenbach aus Wiesbaden auf. 
gelöst. 
— Odernheim. Der Gemeinderath von 
Ddernheim bewilligte einstimmig nach kurzer De— 
atte als Zuschuß zum Ausbau der Bahnstrede 
Staudernheim⸗ Meisenheim⸗Lauterecken die Summ⸗ 
von rund 5000 Peark in fünf Raten; gleichzeitig 
vurde ein Extraordinarium von den Grsßindustrielle 
ind Gewerbetreibenden Odernheims von 1500 
Mark bewilligt. Hoffentlich wird dieses schon langs 
zrojectirte Vorhaben doch endlich zum Vortheil des 
unteren Glanthales gelingen. 
— Der ständige Landraths-Ausschu— 
hat den Anschluß der Bran dversicherungs. 
Anstalt der Pfalz an die jenseitige königliche Brand— 
verficherungs⸗Kammer beschlossen. Die im Wesenb⸗ 
lichen mit den baupolizeilichen Vorschriften fur di⸗ 
Pfalz übereinstimmenden Vorschläge betreffs der 
Feuerficherheit der kgl. Brandversicherungskammen 
zur Bauordnung für die Pfalz wurden mit einige, 
Modificationen cngenommen. (P. A.) 
— Militaärisches. Wie alljährlich dürfen 
nach näherer Anordnung der Generalkommandos 
auch heuer wieder Mannschasten gelegentlich der 
kommenden Osterfeiertage auf etwa8 Tage in ihrt 
Heimath beurlaubt werden. Die Anzahl der Ur— 
lauber und die Zeitdauer des Urlaubs richten sic 
nach den dienstlichen und lokalen Verhältnissen 
der einzelnen Garnisonen. Die Beurlaubten er⸗ 
halten weder Reise⸗Entschäüdigung noch sonstige Ge— 
bühcen. 
Vermurctes. 
F Den sog. „Karlsberg“ (Ecke der Bahnhof- 
und Gerberstraße) in St. Johann a. S., 79 
Ruthen Fläche, kaufte Herr Gastwirth Ludwig Pi⸗ 
storius hier für die Summe von 78,000 Mark 
An den Verkauf knüpft sich, wie der „St. J.S. A.“ 
hört, die seltsame Klausel, daß die Miether in dem 
Hause sechs Monate keine Miethe zu zahlen haben 
F Erst bei dem achten Jun gen wird nach 
neuer Bestimmung ein kaiserliches Pathengeschent 
gewährt, während bisher ein solches schon bei einen 
fiebenten Knaben verabfolgt wurde. 
4 In Fell schlichen sich Diebe in das obere 
Stockmerk eines hiesigen Wirthshauses und entwen⸗— 
deten gutem Vernehmen nach die Summe von 
1800 Thalern. Der oder die Diebe müssen ver— 
scheucht worden sein, da sie sonstige in dem Zimmer 
befindliche Werthgegenstände liegen ließen. 
FZum Kapitel der Dienstboten— 
Zeugnisse. Auf Anfrage einer auswärtigen 
Herrschaft hatte ein Frankfurier Ehepaar über sein 
Dienstmadchen bei dessen Austritt erklärt, dasselbe 
sei „ireu wie Gold“. Infolge dessen engagirte die 
auswärtige Herrschaft das Mädchen, kam aber bald 
hinter allerlei Diebereien desselben, infolge deren 
die Person auch gerichtlich bestraft wurde. Die 
auswärtige Herrschaft verlangte nun von dem Ehe⸗ 
paar auf Grund der ertheilten Auskunft Schaden— 
ersatz bis zur Höhe von 200 Mk. und erstritt voꝛ 
dem Gerichte auch ein obsiegendes Erkenntniß, nach· 
dem durch Zeugen fesigestellt war, daß die Beklag 
ten seinerzeit die Aeußerung gethan hatten: „Gotf 
sei Dank, daß wir die Diebin los sind.“ 
Gie Gaben für den „Tambou— 
von Chambord') find so zahlreich geflossen. 
daß der Nothlage desselben dauernd abgeholfen sein 
dürfte. Die Herren Briegleb und Dieffenbach zu 
Pfeddersheim. welche die Sammlungen für der 
Wendel Busch daselbst in Anregung gebracht hatten 
machen nunmehr den Vorschlag, die Sammlunger 
für den Letzteren borerst zu sisttren, aber zu Gunste 
der Invaliden aus dem deldzuge 1876171 resp 
deren Witiwen und Waisen eine besondere Stiftun. 
in's Leben zu rufen, der genannten Herten den 
Namen Kattrein⸗Chambord-Siiftung? beigelegt seher 
möchten. Daß eine solche Stiftung neben den