Full text: St. Ingberter Anzeiger

— In Bliesmengen findet am Mittwoch. 
10. April, die Versteigerung von 300 Zir. Lob 
rinde erster und zweiter Qual. ßatt. 
— Fehrbach. Herr Hufbeschlagmeister 
Stadler hier wurde zum Mitglied der Prüfungs— 
kommission an der Hufbeschlagschule Zweibrücken 
berufen. Herr Stadler diente in den letztverflossenen 
83 Jahren als Soldat dei der FeldAriillerie in Lan— 
dau und Augsburg, woselbst er in die kal. Militär— 
Hufbeschlagschule nach München kommandirt wurde 
Dort eiwarb er sich die Note J und die Befähig- 
ung zum Fahnenschmied. Herr Stadler wird seinen 
Wohnsiztz nicht verlegen. 
— Kaiserslautern, 8. April. Die hie— 
sigen Metzgergehülfen haben in ihrer gestrigen Ver— 
jammlung einen „Metzger⸗Klub Kaiserslautern“ ge— 
gründet. 
— Dem Stadirath Kaiserslautern lag 
in seiner letzten Sitzung ein Schreiben des kgl. 
Bezirksamtes vor, nach welchem die Verschiebung 
der Einrichtung von Quartierschulen bis zum 1. 
Oktober c. seitens der königlichen Regierung nicht 
genehmigt wurde, sondern es sollen bis zum 1. 
Mai dieses Jahres vier neue Lehrkräfte 
angestellt und die Lokale für Quartierschulen be⸗ 
schafft werden. Die Distriktsschulkommission sprach 
sich für Dringlichkeit im Sinne der Regierungs⸗ 
entschließung aus und die Ortsschulkommission stellte 
den Antrag, die 4 Lehrstellen und zwar für 2 
katholische und 2 protestantische Lehrer, sofort aus- 
zuschreiben und als Schullokale Räume in der 
Fruchthalle und in den Kindergärten in Aussicht 
zu nehmen. Der Stadtrath genehmigte die dies 
bezuglichen Antrage. 
— Eine gewiß nützliche Einrichtung war in heu⸗ 
riger Salvatorzeit zu Pirmasens getroffen worden. 
Jeder, der sich zu dem Genuß des köstlichen Saftes 
bei einem Wirthe einstellte, erhielt von diesem in 
kluger Voraussicht einen Zettel mit nachfolgender 
Aufschtift: 
Bitte an edle Menschenfreunde! 
Falls ich heute infolge zu vielen Durstlöschens 
meinen Weg nicht mehr nach Hause finden sollte, 
befestigen Sie diesen Zettel an meinem Knopfloch und 
senden Sie mich 
Name: ...PWohnort : ...... 
— Landau, 8. April. Nachdem Dienstag 
und Mittwoch vor dem Herrn Brigade⸗Kommandeur 
General Berg die Vorstellung der beiden hiesigen 
Bataillone 18. Inf. Rgts. im Kompagnie⸗Exer⸗ 
zieren stattgefunden haben wird, begiebt sich Herr 
General Berg alsdann zur Besichtigung des zweiten 
Bataillons nach Zweibrücken. Nach ersterwähnter 
Vorstellung beginnt sodann das Exerzieren im 
Bataillon auf dem Horste und dauert dieses bis 
zum Ernte⸗Urluub. 
— Die Gemeindeumlagen der Stadt Landau 
pro 1889 wurden gleich dem Vorjahre auf 15 
vCt. angesetzt. 
— Burrweiler, 6. April. Gestern Nach⸗ 
mitiag hat fich der ledige 22 Jahre alte Karl 
Hoff mann von hier, welcher erst vor einem 
Jahre das Gymnasium in Landau absolvirte, auf 
dem Speicher seiner elterlichen Wohnung erhängt. 
Derselbe wollte deine Studien auf der Universilät 
fortsetzen, allein eine langwierige Krankheit ver⸗ 
hinderte ihn hieran, welch' Letztere jedenfalls auch 
die Veranlassung zu dem verhängnißvollen Schritt war. 
— Der Wagner Frz. Wilhelm in Diedes⸗ 
feld, der sich im Feldzug von 187071 ein 
inneres Leiden zuzog, das ihn oft an der Aus⸗ 
übung seines Geschafts wochenlang hinderte, hat 
jetzt aus dem kaiserlichen Dispositionsfonds eine 
monatliche Unterstützung von 23 Mt. erhalten. 
Möge er diese Pension noch lange genießen! 
— Neustadt. Wir berichteten kürzlich, daß 
Herr Commerzienrath Th. Knöckel den am Bau 
seiner Villa beschäftigt gewesenen Handwerksleuten 
Meistern, Gesellen und Lehrlingen, durch Einladung 
zu einem Nachtessen eine Freude bereitet hat. Diese 
gastfreundliche Handlung hat nun einen schönen 
Widerhall erwedt, indem die sämmtlichen Meister 
Herrn Commerzienrath Knoͤckel durch Ueberreichung 
einer Gedenktafel zu seinem letzten Namenstag üͤber⸗ 
rascht haben. Dieselbe enthält eine photographische 
Aufnahme der Villa nebst Anlagen, eine Widmungs⸗ 
inschrift mit Emblemen verziert und darunter die 
Photographien der 15 Meister in Medaillonform. 
Dieses sinnige Geschenk ward von dem beschenkten 
Herrn Commerzienrath Knöckel freudig und dankbar 
entgegengenommen. 
Herr Maurer Jungmann aus Hambach 
hat der Bibliothek des Gewerbe⸗Vereins“ dahier 
das stattliche, sehr anerkennenswerthe Geschenlk eines 
Werkes aus dem Jahre 1760 in 10 Bänden zu⸗ 
gewandt. GBig.) 
— Das protestantische Rettungshaus 
Haßloch hat in seiner Schule gegenwärtig 47 
qdinder, namlich 33 Knaben und 14 Mädchen. 
— Deides heim. (Handels-Register. Die 
unter der Firma „Lederle u. Gießen“ zu Deides⸗ 
heim bestehende Weinhandlung ist nach dem 
Tode des seitherigen Inhabers Adolf Gießen, im 
Ldeben Weinhändler in Deidesheim, auf den daselbst 
wohnhaften Weingutisbesitzer Heinrich Biffar über⸗ 
zegangen. Letzterer führt besagte Weinhandlung 
unter der bisherigen Firma weiter. 
— Dürktheim, 8. April. Die Pfäl⸗— 
zische Bank in Ludwigshafen errichtet in 
nesiger Stadt eine Filisale, wie solche bereits in 
Kaiserslautern und Pirmasens bestehen. 
— Ludwigshafen, 7. April. Während 
der Fahrt wollte gestern Abend der Garmer König 
bdon Oggersheim in der Nähe der Post aus einem 
Trambahnwagen steigen, hatte aber hierbei das Un⸗ 
zlück, zu fftürzen und kam mit einem Fuß unter 
hen Wagen. Das Rad ging darüber hinweg und 
enfolgedessen erlitt König mehrfache Quetschungen. 
Der Verunglückte mußte sich hierauf verbinden und 
vermittelst Droschke nach Oggersheim fahren lassen; 
derselbe wird wohl längere Zeit arbeitsunfähig sein. 
— Ludwigshafen, 8. April. Der 
Jahresbericht der Direktion der Pfälzischen Eisen 
hahnen für das Betriebsjahr 1888 ist im Drud 
erschienen. Derselbe stellt ein gegen das Vorjahr 
erheblich günstigeres Finanz-Ergebnis fest und nenn! 
die allgemeine Geschäftslage der Pfälzischen Eisen⸗ 
hahnen im abgelaufenen Berichtsjahr als eine in 
jeder Beziehung befriedigende. Die Generalber- 
fammlung findet am 10. Mai nächsthin statt. 
— In Oggersheim starb am Freitag dee 
in weiten Kreisen wohlbekannte Lehrer Herr Lor. 
Rosenzweig von Heßheim im Alter von über 70 
Jahren. Der Verstorbene war 47 Jahre in Heß- 
Jeim angestellt. Im Oktober 1888 erfolgte seine 
Pensionierung und er faßte den Eutschluß, den 
Rest seiner Tage bei seinen Kindern in Oggersheim 
zu verleben, wohin er kurz vor Weihnachten vorigen 
Jahres übersiedelte. Eine unbeschreiblich schmerz 
Jafte Gliederkrankheit fesselte ihn 6 Monate an das 
Schmerzenslager, das er aber leider nicht meb 
lebend verlassen sollte. 
— Möorsch, 7. April. Vorgestern Morgen 
ging eine hiesige Frau auf den Frankenthaler 
Wochenmarkt und schloß ihre 83 jüngsten Kinder 
m Alter von 11 bis 5 Jahren ein. Als die 
Frau zurückkam, lagen sämmtliche Kinder belädubit 
m Zimmer; das Ofenrohr war auseinanderge- 
zangen, infolge dessen dichter Rauch das Zimmer 
üllte. Glücklicherweise konnten sich die Kinder 
nach entsprechenden Bemühungen der herbeigeeilten 
Nachbarn wieder erholen, doch wären sie sicherlich 
exstickt, falls die Rückkehr der Mutter später erfolgt 
ware. 
— In Gaugrehweitler, hat die Diphterits 
mit Scharlach seit Kurzem mehrere Opfer gefordert, 
darunter einen kräftigen jungen Mann von 18 
Jahren. Im Jahre 1886 erlagen 38 Kinder an 
derselben. Vorletzten Sonntag halt sich hier ein 
Turnverein gebildet und zählt derselbe bereits 36 
Mitglieder. 
— Durch einen Erlaß der kgl. Regierung von 
Niederbayern werden Lehrer eingeladen, sich in 
der Pfalz um Anstellung zu bewerben. 
— Den dieser Tage in München erschienenen 
Berichten der kgl. Fabrikinspektoren 
ind auch Mittheilungen der kgl. Bergbehörden 
Bayerns beigegeben und verdienen hieraus folgende 
auf die Pfalz bezügliche Daten Beachtung: Be 
den Betrieben des Bezirks⸗Bergamts Zweibrücken 
18 Steinkohlenbergwerke, 1 Braunkohlengrube, ? 
—X 
und Grabereien) betrug 1888 die Gesammiproduktion 
von absatzfähiger Steinkohle 281, 136 Tonnen zum 
Verkaufswerth von 1,962,290 Mtk. gegenüber der 
1887er Produktion von 222,568 Tonnen zum 
Verkaufswerth von 1,946,570 Mk. Die Con—⸗ 
currenz der preußischen Steinkohlengruben des 
Saar⸗ und Ruhrgebietes machte eine Herabsetzung 
der Kohlenpreise erforderlich. Durch die Wieder 
röffnung des Betriebs von zwei Kupfererzgruben 
am Donnersberg wurde der Versuch gemacht, diesen 
rüher sehr ergiebigen Bergbau wieder in Aufnahm— 
zu bringen. Die Saline Dürkheim wurde 1888 
zicht beirieben. Die —X der unterirdischen 
Zalksteinbrüche, welche sämmtlich mit Anlagen zum 
Brennen des Kalkes verbunden find, hat sich gegen 
das Vorjahr um 11 pCt. erhöht. Der vurch— 
schnittliche Arbeitsverdienst der erwachsenen Arbeiter 
zeim Kohlenbergbau stellte sich am böchsten auf 
den größeren Gruben (3 Ml. 50 Pf.) und an 
niedrigsten auf den kleineren Gruben der nordwesi 
lichen Pfalz (1 Mk. 80 Pf.) bei den unterirdischen 
Sieinbtüchen und Gräbereien auf 2 Mk. bis 
Mk. 50 Pf. Eine tödtliche Verunglückung fand 
datt. Gegen zwei Arbeiter mußte wegen Uedher— 
iretung bergpoůzeilicher Vorschriften über die Ve— 
Jandlung der Sicherheitslampen Strafverfolgung 
beranlaßt werden, welche zur Verurtheilung zu seh 
erheblichen Strafen führte. 
5 Bermischtes. — 
fNeunkirchen, 9. April. Gestern Nach— 
mittag wurde der Hüttenbeamte Herr Johannes 
Müller, Mitglied des hiesigen Gemeinderats und 
der ebang. Kirchendertretung, zur letzten Ruhe ge— 
leitet. Derselbe hatte 22 Jahre einen Vertrauens— 
posten auf dem hiesigen Gebr. Stumm'schen Eisen⸗ 
werk inne und starb im Alier von 66 Jahren, 
tief betrauert von den Seinigen, denen er ein 
liebeboller Vater war, von der Gemeinde, welcher 
ecr als treuer, angesehener Bürger angehörte. Wie 
hoch das Vertrauen zu dem langjährigen Beamten 
geschätzt wurde, geht u. a. aus dem Umstande her— 
dor, daß der Chef der Firma, Herc Freiherr v. 
Stumm, das Feiern Werkes während der Beerdig- 
ung angeordnet hatte. (S. u. Bl.⸗3.) 
F Ein Arbeiter in Neunkirchen kaufte dieser 
Tage im billigen Kappenladen einen Hut für 1,50 
Mk, und benutzte die Unterhandlung hierüber ein 
damerad desselben, um trotz des im Anzuge be— 
indlichen Frühlings eine Pelzmütze im Werte don 
12 Mk. in seine Tasche verschwinden zu lassen. 
Ob das angebotene Sühnegeld die gerichtliche Ver- 
tolgung aufhebt, wird sich erst zeigen. — Am 
»origen Freitag wurde die Ehefrau des Bergmannes 
Berhardt nebst ihren 2 Kindern, einem Bübchen 
hon 3 Jahren und einem Mädchen von 3 Monaten, 
tot aus dem Rohrbach bei St. Ingbert 
gezogen, nachdem man dieselben seit 8 Tagen ver⸗ 
mißt hatte. Dem Verschwinden soll ein häuslicher 
Zwist vorhergegangen sein. (Diese letztere von der 
„S.⸗ u. Bl.3“ gebrachte Nachricht wird von 
anderer Seite als erfunden bezeichnet.) 
fF Friedrichsthal, 7. April. Wie wir 
aus sicherer Quelle erfahren, ist die Einrichtung 
einer Apotheke hierselbst höheren Orts genehmig' 
worden. 
fF Si. Johann, 8. April. Circa 20 Eleven 
des Polytechnikums zu Stuttgart waren vorgestern 
und gestern hier; nachdem sie die Burbacherhütte 
und darauf die Halbergerhütte sowie das Schloß 
auf dem Halberg in Augenschein genommen hatten, 
zefichtigten sie gestern das Ehrenthal und die 
Spicheren Höhen. Die Herren hatten Quartier 
jm, Deutschen Kaiser“ genommen; alljährlich kommt 
eine Gesellschaft Eleven der erwähnten Studienan— 
stalt nach hier zur Befichtigung industrieller Etab— 
lissements und stets logirt dieselbe bei Herin 
Krier. Heute sind die Polytechniker — über 
Kaiserslautern — nach Bingerodrück abgereist, fie 
»esuchen den Niederwald und Wiesbaden und 
ahren dann über Mainz und Frankfurt nach 
xarlsruhe zurücd. — In der Nacht zum Samstag 
find Diebe in der Drahiseilfabrik der Herrn 
Gebr. H. eingebrochen; fie stiegen auf 
das Dach der Seilerhütie, entfernten Ziegeln, 
ließen sich an einem Strick nieder, stahlen 
zinen Vorrath gehechelten Hanf und gelangten nach 
der Oeffnung einer von innen verschiossenen Thüre 
wieder auf die Straße. In derselsen Nacht wurde 
der Versuch gemacht, in das Häuschen der Seilet⸗ 
bahn des Herrn M. einzudrechen. (S. J. S Al) 
F Wie die „Srbr. Z.“ hoͤrt, ist Herr Kreis 
physilus Dr. Maßmann auf seinen Wunsch von 
den Geschäften als Kreisphysikus des Kreises 
Saarbrüscken entbunder und die Besorgung 
derselben bis zur Wiederbesetzung der Stelle dem 
herrn Kreiswundarzt, Sanitätsrath Dr. Lang— 
guth zu Sulzbach übertragen worden. 
f. Am nächsten Sonntag findet das Ausfischen 
des Deutschmühlenweihers bei Saar 
drücken statt und werden die Fische an Ort und 
A 
ion am Weiher hat Frau Witliwe Herbig über— 
ommen.