Full text: St. Ingberter Anzeiger

folgende Bestimmung: Des Staatsverraths macht 
sich schuldig, wer Staatsgeheimnisse, Urkunden, Alb⸗ 
tenstücke und Nachrichten, von denen er weiß, daß 
ihre Geheimhaltung durch das Staatsinteresse ge⸗ 
boten ist, anderen Regierungen mittheilt oder ver⸗ 
offentlicht. Die angedrohte Strafe ist Zuchthaus 
oder Siaatsaefangniß von 1 bis 15 Jahren. 
Newyork, 11. April. Der Sohn des Pra- 
sidenten Harrison, Ru ssell Harrisson, wurde 
verhaftet, weil er in dem von ihm in Mon—⸗ 
dana herausgegebenen Blatte einen Artikel des 
Journals von Buffalo abgedruckt hatte, der verleum⸗ 
derische Beschuldigungen gegen Schuy'er Crosbi 
enthaiten soll. Nach der Leistung einer Kaution 
von 5000 Dollars wurde Harrison vorläufig wie⸗ 
yer auf freien Fuß gesetzt. 
Lokale und proariche Nachrichten. 
* St. In 4bert, 13. April. In seiner vor— 
gestrigen Sitzung beschloß, wie uns von geschätßter 
Seite berichtet wird, der kath. Fabrikrath für die 
neuzuerbauende Kirche ein Anlehen von 60,000 M. 
aufzunehmen, deren Deckung durch Kultusumlagen 
beginnend nach drei Jahren, etfolgen soll. Besagte 
Summe ist noch aufzudringen, damit die für Aus- 
führung eines neuerdings vom Kirchenbauverein 
und Fabriktath angenommenen Planes benöthigten 
200,000 Mt. erreicht werden, fall⸗ hohe kal. Re⸗ 
gierung jenen Bauplan genehmigt. Doch wird hier⸗ 
mit nur der Rohbau ferliggestellt werden können. 
St: Inabeert, 18. April. Wie aus dem In⸗ 
seratentheile ersichtlich, wird eine Vertreterin des Herrn In⸗ 
genieurs J. Franckhen aus Striegau hierselbst einen Un⸗ 
derrichts Turfusin der Teppichknupferei 
abhalten. — Es ist dies eine neue Erfindung, welche die 
orientalische Teppichtnupferei als Hausindustrie einführbar 
macht. Bisher konnte man diese Orientteppiche nur an 
großen Knupfstuhlen herfiellen, welche sehr kostspielig und 
raumerfordernd sind, durch die neue Erfindung ist aber die 
Möglichkeit geschaffen, dieselben ohne Knüpfstuhl und jed⸗ 
wedes Handwerkszeug, wie Rahmen, Knüpfzange ꝛc. aul 
jedem Tische herzustelilen. Zudem ist das Verfahren so 
leicht, daß Kinder dasselbe in einigen Stunden erlernen 
konnen, und daher dauert der Unterricht auch nur wenige 
Stunden. — Wir wollen bei unserem Hinweis auf die 
Sache noch ganz besonders darauf aufmerksam machen, daß 
die Knupfineihode des Herrn Franckhen nicht mit den bis 
her angewandten auf Canevas mit Halelnadel und ver—⸗ 
mnittelst Knupfzange zu verwechseln ist. Die neue Herstell⸗ 
ungsart ist im Gegensatz zu diesen außerst einfach und 
prakltisch und zudem billig. Um der Sache rasch Überall 
Eingang zu verschaffen, wird das Material zu sehr billigen 
Preisen abgegeben; Subvention vom königl. preuß. Mini— 
sterium und der Massenumsatz von Materialien und Waaren 
ermöglichen dies. — Das Unternehmen des Herrn Franckhen 
besteht ersft seit Oltober v. J. und trotzdem hat dassfelbe 
schon einen bedeutenden Umfang erreicht. Die Materialien 
und fertigen Waaren wandern in aller Herren Länder, und 
es steht also zu erwarten, daß sich die neue Lehre sehr bald 
in ganz Europa verbreiten wird. Herrn Franckhens Wunsch 
ist es, daß sich Industrielle fur die Teppichknupferei interes⸗ 
siren und Fabriken nach diesem System einrichten, damil 
der weiblichen Bevölkerung Gelegenheit zu einem neuen 
lohnenden Erwerb geboten wird. Allerwärts, auch selbsi 
in kleineren Orten, werden Vertretungen errichtet, und sind 
diese angewiesen, sich fur den Verkauf von fertigen Waaren 
zu inkeressiren und, soweit Bedarf vorhanden ist, Arbeil 
auszugeben. Aus allen Orten, wo Herr Franckhen bisher 
mit seiner neuen Lehre aufgetreten ist, berichten die Zeitungen 
die glänzendsten Erfolge, die Betheiligung zählt meist nach 
Hunderten. So z. B. schreibt die „Neue Stettiner Zeitung“, 
daß an dem Unterrichts⸗Cursus dort weit über 500 Damen 
Theil nahmen. Welches Interesse die Damen aus den 
besseren Ständen der Knüpfmethode entgegenbringen, be⸗ 
zeugen die Anerkennungen, welche dieselben veröffentlichen. 
Die Damen erklären die Knüpfarbeit als außerst interessant, 
praktisch und billig. Fertige Waaren sind während des 
Unterrichts im Saale des Hotel Stutzmann zur Ansicht 
ausgestellt. — Wir möchten allen Damen, welche sich für 
Handarbeit interessiren, empfehlen, den Knüpf⸗Unterricht au 
besuchen. 
*— Diejenigen Gemeinden des Regierungsbe⸗ 
zirks, welche aus dem Fonds der pfälzischen Im- 
mobiliar⸗ Brandversicherungsanstalt Unter stütz- 
ung für Feuerlöschzwecke zu erhalten 
wünschen, haben ihte desfalsigen Gesuche bis zum 
15. Juli l. J. bei den detreffenden kgl. Bezirks- 
ämtern einzureichen. Die kgl. Regierung gidt hier 
zu folgendes dekannt: 1) Gesuche um Unterstütz 
ung zur Anschaffung von Ausrüstungs- und Be— 
kleidungsgegenständen für die Mitglieder der Feuer⸗ 
wehr finden keine Berücksichtigung, so weit es sich 
nicht um die für Steiger unbedingt nothwendigen 
Helme handelt. 2) Gesuche um Unterstützungen 
zur Herstellung von Wasserleitungen, Brunnen und 
Wasserreservoirs kön sen nur in so weit Berüd- 
sichtigung finden, ‚als solche im Interesse des Feuer⸗ 
löschwesens in den betreffenden Gemeinden sich als 
unbedingt nothwendig darstellen. Es müssen daher 
derartigen Gesuchen genaue und zuverlässige Nach— 
weise darüber beigegeben sein, wie in den betreffen— 
den Gemeinden die Wasserbeschaffungsverbältniss 
in Brandfällen gelagert sind, ob' und in wie sern 
eine Verbesserung derselben im Interesse des 
Feuerlöschwesens dortselbst sich als nothwendig 
darstellt, und ob das Unternehmen, für welches die 
Unterstützung erbeten wird, in der That geeignet 
ist, diesein Bedürfniß in vollkommen entsprechender 
Weise abzuhelfen. 8) Besonderes Gewicht muß da⸗ 
rauf gelegt werden, daß alle Gemeinden allmälich 
mit vollkommen entsprechenden Loͤschmaschinen ver- 
sehen werden. Es sind daher diejenigen Gemein⸗ 
den, welche nach eigener Wahrnehmung der kgl 
Bezirkämier oder nach dem Gutachten der betreffen ; 
den Feuerwehr⸗Inspektoren nicht in entsprechender 
Weise mit Loschmaschinen versehen sind, zur Ein⸗ 
reichung von Gesuchen behufs Anschaffung solcher 
anzuhalten. Die gewährten Unterftütungsbetrage 
haben nur für den Zweck, für welchen fie gewahrt 
wurden, ihre Verwendung zu finden, widrigenfalls 
fie dem Einzug unterstellt würden. 
— Zweibvrücken, 12. April. Bei der 
heute Vormittag stattgehabten Ergänzungswahl des 
Bezirksgremiums für Gewerbe wurden die aus- 
scheidenden Mitglieder HH. Peter Loch, Zimmer⸗ 
meister hier, J. Roth. Maler und Lackierer hier 
und D. Stalter, Landwirt in Monbijou, einstim 
mig wiedergewählt. 
— In Kaiserslautern waren vorgestern 
3 Fabrikarbeiter, Elsäßer, vor Gericht geladen. 
welche am Mittag des 12. März auf der Straße 
Radau verübten durch die Rufe Viveo la France 
— à bas la Prusso, und Absingen der Mar— 
jeillaise. Einer ist jedoch entflohen. Die beiden 
andern stellten sich dem Gericht. Der Hauptschreier 
schob alle Schuld auf den Verschwundenen und will 
die Bedeutung der Rufe nicht gekannt haben, der 
andere nahm mildernde Umstände für sich in An- 
pruch, d. h. er schutzte hochgradige Trunkenheit 
dor. Mit Recht steUte der Richter die Frage: Was 
wvürde wohl einem Deutschen, der Gleiches in 
Frankreich gethan, widerfahren sein? und fügte 
die treffende Antwort hinzu: Man würde ihn 
gesteinigt haben! Das Urtheil lautete jedoch diesem 
nur zu wahren Verdict nicht entsprechend, bedeutend 
gelinder und so kamen die Franzosenfreunde, der 
erste, der bereits in Colmar wegen Ausstoßens 
aufrührerischer Rufe bestraft worden, mit 8 Wochen 
der andere, der wegen Verletzung der Wehrpflich 
schon eine Geldstrafe von 600 M. auf seiner Straf— 
liste hat, mit 14 Tagen Haft davon. Da sich während 
der Verhandlung ergab, daß Beide schon zur Ab⸗ 
reise gerüstet waren, ordnete der Richter die Ver— 
haftung an, worauf Beide in's Gefängniß ab⸗ 
gefuhrt wurden. 
— pPirmasens, 12. April. (Theater.) Die 
berühmte Trag ödin Magda Irschichk, nächst der 
Wolter (Wien) und der Ziegler (früher in München) 
die Erste ihres Faches, wird durch Vermittelung 
des Herrn Direktors Suüßenguth, welcher von seiner 
früheren Bühnen-Carriere her mit der Dame per 
sönlich bekannt ist, auf hiesiger Bühne zwei Mal 
gastiren. Und zwar bereits nächsten Sonntag und 
Montag. Bei der Seltenheit eines solchen Vor« 
kommnisses bildet das für alle Freunde höherei 
Darstellungskunst geradezu ein Ereigniß. (Ztg.) 
— Landau, 12. April. Einige Brauereien 
sollen Telephonverbindungen zwischen der Stadt! 
und den Bierkellern herzustellen beabsichtigen und 
auch in der Stadt einige weitere Anlagen dieser 
Art in Aussicht genommen sein. 
— Landau, 12. April. Es besteht der 
Verdacht, daß unter den Pferden der hiesigen Feld⸗ 
Artillerie die Influenza ausgebrochen ist. 
— Aus der Vorderpfal;z. (Zur Jagd⸗ 
hege.) Welchen Jäger und Jagdpächter beschliche 
nicht mit Beginn des Fcühlings, wenn die Feld—⸗ 
arbeit auf den kahlen, deckungslosen Flächen beginnt 
ind jeder Feldarbeiter, jeder Spaziergänger einen 
hund mit sich führt, die bange Sorge um sein 
Wild? Bald rechts, bald links erschallt bei unserem 
Hang in's Revier das Gekläff jagender Hunde, die 
'o manchen alten Hasen zu Grunde richten, jüngere 
fast stets fangen. Was aber erst in aller Stille 
derrichtet wird, wie viele nur wenige Tage alte 
Häschen in den niederen Getreidefeldern, in Wein⸗ 
»ergen und unbesäeten Aeckern der Mordgier solcher 
Zöter zum Opfer fallen, das läßt sich nur ahnen. 
Unser früheres Gesetz hatte das Mitnehmen der 
Hunde in's Feld zur Saat- und Hegezeit mit 
Polizeistrafe geahndet, außerdem mußten die Hunde 
Knüttel tragen; das neuere Gesetz gesteht — unter 
Aufhebung obiger Bestimmungen — dem Jagd 
ausühangs-Berechtigten das Recht zu, derartio 
Hunde todtzuschießen. Da nun dieses Radicalmittet 
nicht Jedermanns Liebhaberei ist und Jäger und 
Gerichte angenthme Nachspiele zur Genüge kennen 
so ist erkllätlich, daß nun, theils mit Absicht, theil⸗ 
aus Gedankenlosigkeit oder Gleichgültigkeit, viel ger 
sündigt wird. In letzter Zeit jedoch wurde dir 
bezüglicher Fall als unberechtigte Jagdausubung 
qualificirt und der Hundebefitzer mit einer Polizei 
strafe belegt. Abgeschen von diesen Erwägungen 
—V—— 
lose Rüchsichtslosigkeit von unseren Mitbürgern eir 
Recht, das wir ihnen meistentheils mit großen 
Opfern abgepachtet haben, in dieser frivolen Weise 
zu verletzen, und sei hiemit an alle rechtlich denken 
den Leule der Appell gerichtet, in ihren Wirkungs- 
kreisen solchen Mißbräuchen entgegenzuarbeiten, in 
erster Linie an die Gemeindeverwaltungen, deren 
Schutz, der Natur der Sache nach, dem Jagdpächter 
selbstöerständlich sein müßte, während wir häufig 
das stricte Gegentheil erleben. (Pf. Pr.) 
— Ludwigshafen, 12. April. Welche 
Anforderungen zuweilen an eine Zeitungserpedition 
gestellt werden, davon ein Beispiel. Kommt da 
Jestern Nachmittag, so berichtet der „G. A.“, eine 
Maid vom Hemshof auf unsere Erxpedition und 
verlangt unter Vorweis eines Güteranmelde⸗ 
Jettels allen Ernstes ihre mit der Bahn ange⸗ 
jommenen Effekten. Nur schwer war die fesche 
Maid davon zu überzeugen, daß die Eilgus— 
expedition, an der fie vorübergegangen, irgend 
wo anders zu suchen wäre. — Im Gesellschaftshause 
dahier wird gegenwärtig eine Leitung für elektrische 
Beleuchtung eingerichtet. 
— Frankenthal, 12. April. Das 5 Jahr⸗ 
alte Kind des Schuhmachers Fay verschluckte 
am Dienstag eine Bohne. Trozz aller ärztlichen 
tunst war die Kleine nicht mehr zu retten, der 
Gegenstand saß in der Luftröhre und starb das 
dind gestern Abend. Wiederholt wurden in den 
Tagesblättern die Eltern aufmerksam gemacht, vor⸗ 
sichtig zu sein, daß ihren Kindern solche Spielzeugt 
nicht in die Hände kommen. Moͤge dieser Fall, 
welcher die Eltern in große Betrübniß sezzt, 
wiederholt als Warnung dienen. 
— Hr. Dombrobst Dauscher in Speher 
hat den Glockengießer A. Hamm in Frankenthal 
mit Herstellung einer groͤßeren Glocke beauftragt 
welche als Geschenk des Bestellers die kath. Gemeinde 
seiner Vaterstadt Kirchheimbolanden er— 
halten soll. Der Voranschlag beträgt für dieselbe 
ungefähr 3000 M. Mit der Herstellung der Glocke 
wird sofort begonnen werden und soll der 2. 
Pfingsifeierlag zur Einweihung in Aussicht ge⸗ 
nommen sein. 
ααXäαα 
Vermijschtes. 
F Saarunion, 11. April. Im hiefiger 
Canton wurden gestern die Leichen zweier Selbst— 
mörder aufgefunden. Die eine Leiche fand man 
in der Scheune eines Landwirtes zu Keskastel, wi 
der zuerst Unbekannte seinem Leben durch Erhängen 
ein Ende gemacht hatte. Später wurde festgestellt, 
daß derselbe Nicola Andis aus Vic a. d. Seille 
heiße. Ec war der Irrenanstalt zu Steinbach bei 
Saargemünd entsprungen und soll fich schon längere 
Zeit mit Selbstmordgedanken geiragen haben. Es 
ist sonderbar, wie dieser Irrsinnige diese That mit 
U berlegung vollführte; denn er hatte die Stelle 
des Strickes, die um den Hals ging, mit Zeug 
umwickelt, wohl deshalb, damit er nicht so viel 
Schmerzen leide. Nachmittags fand man in der 
Eichel die Leiche eines schon über 4 Wochen ver—⸗ 
mißten Rechenmachers aus Oermingen. Diesen 
hat, wie man sagt, Not und Ungemach in den 
Tod getrieben. 
F Wäürzburg, 11. April. Grozeh 
Mohr.) Wie bekannt, war im Februar v. Irs 
der Privatier Georg Graf von Oberhambach, 
der, außer einer ihm Handreichungen leistenden 
Frau, Niemand in sein Anwesen einließ, auf dem 
Speicher seines Hauses ermordet aufgefunden wor⸗ 
den. Demselben waren mittels scharfen Werkzeugs 
20 Hieb⸗ und Stichwunden beigebracht. An der 
Leiche fehlte die goldene Uhr und war Baargeld 
im Betrage von 200 Mt. sowie mehrere Flascher 
Wein und ein Schinken abgängig. Im Wohn⸗ 
zimmer waren Secretär und Kleiderschrank erdrocher 
und Werthpapiere auf dem Boden umhergestreut. 
Mohr war im vorigen Jahre wegen eines Uhren— 
diebstahls vom Milifärbezirisgericht zu 7 Monaten 
Gefängniß verurtheilt worden, welche Strafe er 
auch in Oberbaus berbüßte. Auf die Sopur deß