Full text: St. Ingberter Anzeiger

lernen als Leckerbissen vor, zog sie alle festli 
F hie sie zu Bette. Als ame aee i 
iege sie die vier tĩ inen Jungen und das Mädchen. 
Zeses und einer seiner Brüder schrieen, aber die 
Nuiter stellte ihnen das kommend · Elend vor und 
aß von ihrem Werke dicht ab, bis sie fünf Leichen 
m sich hatte, welche sie sorgfältig wie zum ruhigen 
chummert bettete. Dann zündeile sie ein Kohlen- 
den an— um ihrem Leben ebenfalls ein Ende zu 
hachen, und als der Tod nicht rasch genug kam, 
—— mit einer Scheere zu 
ffnen. Der Kohlendampf lodte aber Rachbarn 
arbei, welche die Ungludliche noch retteten und 
Ppolizeicomm sar auslieferten, dem sie Alles ge⸗ 
and. imlerweile kam auch der Mann aus dem 
Aingniß nag Hause. Bei dem Schredensandlick 
lieb er eine Weue starr und wollte sich dann auf 
n Feau siurden, um sie zu tödten. wurde jedoch 
nan verhindert. Ehe die Moͤrderin in das Ge⸗ 
iagniß abgeführt wurde, kußte sie jedes ihrer 
e lange und folgte dann gleichgiltig den 
plizisten. 
Paris, 18. April. Oberst de Bange hat 
eu Mittheilungen der Blatter zu Folge ein neues 
schutz gebaut, das in diesen Tagen auf dem 
— Calais erprobt werden soll. Es 
n Gwicht von 48000 Kilogr. und eine 
aͤnge von 1I1is Mtr., das Geschoß wiegt 440 
Alogr. und die Ladung 220 Kilogr. Die Trag⸗ 
eue soll 18 Kilom. sein. 
Paris, 18. April. Der Pariser Ge⸗ 
gemderath setzte die Reihenfolge der Erdffnungs- 
serlichteiten für die Weltausstellung fest. Dar⸗ 
ach werden Montag den 6. Mai um 2 Uhr 
dachmittags Kanonenschüsse die Eröffnung in dem 
lugenblick ankündigen, da der offizielle Zug mit 
em präsidenten der Republik an der Spitze über 
je Jenabrücke nach dem Marsfelde und unter dem 
offelthurme hindurch nach der Mittelhalle schreitet. 
zon dort aus werden die offiziellen Gäste die 
sauhptabtheilungen der Ausstellung besuchen. Alle 
ffentlichnn Gebäude und Denkmäler, die Haupt- 
he, Brücken und Uferstraßen der Seine von der 
jasel Saint-Lanis bis zu dem Brückenstege von 
zasss und der Avenue Rapp sollen beflaggt und 
stüch geschmückt werden. Des Abends allgemeine 
glumination, venetianisches Fest auf der Seine, 
wischen Passy und dem entgegengesetzten Ende von 
datis, mit Militärmusik auf den Schiffen. Den 
zigenihumern der Privatschiffe und Kähne, die am 
eschmackvollsten ausgeschmückt und illuminirt sind, 
ollen Denkmünzen verliehen werden. Auf drei 
hunkten stehen Feuerwerke in Aussicht: auf dem 
dont · Neuf, auf der Tuilerien-Terrasse und 
nuf der Grenelle⸗Insel. Auch der ganze Umfang 
jer Weltausstellung, Marsfeld und Trocadero, soll 
in einem Flammenmeer strahlen, der Eiffelthurm 
ind die große Kuppel elektrisch weithin sichtbar ge⸗ 
aacht werden. An dem großen Zapfenstreiche 
werden sich betheiligen: ein Piquet der berittenen 
epublilanischen Garde mit Fackeln, eine Kavallerie- 
Musik, eine Schwadron Kürassiere mit bunten 
Windlichtern, eine Abteilung Feuerwehrmännner 
nit Fackeln, zwei Infanterie-Kapellen, denen 100 
Trommler und Pfeifer vorangehen, 8300 Mann 
Infanterie mit Fackeln und Bannern, Gesangbereine 
nit Squarehütern, welche Laternen tragen. Am 
Schlusse des Zuges ein Piquet Kavallerie. Der 
Sammelort des Zapfenstreichs wird das große 
Wasserbecken des Trocadero sein. Er wird über 
ie Jenabrücke, unter dem Eiffelthurme hindurch 
ehen, den Ausstellungsplatz durchschneiden und sich 
enseits desselben in der Abenue de Suffzen auf⸗ 
osen. An jenem ersten Tage und des Abends 
jeträgt der Eintritispreis drei Franken. 
fVom Eiffel-Thurm. Aus Paris wird 
rerichtet: Seit einigen Tagen sind zwei Kanonen 
uf der zweiten Platiform des Eiffel-Thurmes. Damit 
oll während der Weltausstellung täglich die Er⸗ 
fnung und Schließung derselben angekündigt 
derden. Bei dem ersten Versuche machte der Himmel 
nit indem er die Schüsse durch das Rollen eines 
frühlinas donners begieitete. 
Dieneueste Pariser Mode in den 
vesellschaftskreisen ist jetzt — das Mandolinenspiel. 
der neapolitanische Mandolinenmeister hat den 
anzen Tag mit Lectionen bei Damen der hohen 
hesellschaft besetzt. Kürzlich fand nun eine Gesammt⸗ 
toduction stait, deren Programm auch eine Phan- 
csie aus „Lohengrin“ aufwies. 
Bemeinnutziges. 
Wichse mit besonders hohem Glanze. Man 
nische 300 Theile gebranntes Elfenbein, 160 
Theile Dextrin, 20 Theile Alaun, rührt dazu 120 
Theile Melosse, 100 Theile Holzessig, 80 Theile 
Wasser, und wenn die Moasse gleichmäßig ist, fügt 
nan 65 Theile Baumol oder Thran hinzu, sowie 
um Schlusse 85 Theile englische Schwefelsäure, 
velche langsam und unter foriwährendem Umrühren 
u geseßt wid.. 
Dienstesnachrichten. 
Vom 1. Mai l. J. an wurde der protest. 
Pfarramtscandidat Valentin Harenberg, früher 
Kßrivatoskkar in Mittelbach, dem Herrn Pfarrer 
Bogt in Glanmünchweiler, der protest. Pfarramts⸗ 
andidat Jakob Durrst, bisher Privatvikar in 
Blanmünchweiler, dem Herrn Pfarrer Romffe in 
Münchweiler alA. und der protest. Pfarramts- 
andidat Ludwig Theisinger, bisher Privatvikar 
n Muünchweiler aA. dem Herrn Pfarrer Völker 
n Leutersheim als Privawikar beigegeben. 
An Sielle des in den Ruhestand versetzten 
Hendarmeri;⸗Oberwachtmeisters Koperaß wurde der 
nisherige Sergeant der Stadtkompagnie in München, 
dorenz Rehmlein, zum Oberwachtmeister der 
ßendarmeriekompagnie der Pfalz ernannt. 
Familiennachrichten. 
Gestorben: In Pirmasens Daniel Hutzel, 47 
J. a., ebendaselbst Simon Schmenger, 25 J. a. 
n Condwig Johannes Lorenz, 90 J. a., in Ung 
tein Anna Koch, 20 J. a. in Neustadt o. H. Fr. 
Anna Maria Zengerle, 57 J. a., in Wachenheim 
3h. Jakob Zimmermann, in Malssatt Adele Fechner, 
seb. Oelbermann, 52 J. a., in Standenbühl Fr. 
zharlotte Scheu, geb. Hepp 85 J. a. in Kaisers⸗ 
autern Frau Lina Hatry geb. Landau, 74 J. a. 
Telegraphisnmer Schiffsbericht 
der „Red Star Linie“ Antwerpen. 
Der Postdampfer „Waesland,“ der „Red Star 
zdinie,“ in Antwerpen, ist laut Telegramm am 13. 
Upril woblbehalten in New-York angekommen. 
RNeueiste Rachrichten. 
Frankenthal, 16. April. Heute fand 
dahier eine Gerichtsschreiberprüfung für die Pfalz statt. 
Saargemünd, 16. April. Ein Groß⸗ 
feuer wickte letzte Nacht gegen 2 Uhr die Bewohner 
inserer Stadt aus dem Schlaf. Ein etwa 200 
Meter langes Gebäude in der Porzellanfabrik, unter 
sr. 3 bekannt, stand in lichten Flaummen. Einem 
olchen Feuerherd gegenüber waren die Bemühungen 
»er ftädtischen, wie der Fabrikfeuerwehr einzig 
zarauf gerichtet, die anstoßenden oder in der Nähe 
jefindlichen Gebäͤude vor dem wütenden Elemente 
uu schützen. Das Gebäude Nr. 3 brannte bis auf 
einen westlichen Flügel aus. Wie die „S. Z.“ 
jört, ist der Schaden durch Versicherung gedeckt, 
mmerhin werden aber einige 100 Arbeiter Wochen 
ang unbeschäftigt bleiben. Wie man sich erzäult, 
st das Feuer in dem Maschinenraum ausgebrochen 
ind hat sich mit ungeahnter Schnelligkeit über 
wei Flügel des ganzen Gebäudes verbreitet. Erst 
jegen 7 Uhr verließ die städtische Feuerwehr die 
zrandstätte. Zum Pumpen waren don jeder 
Schwadron des Chevaulegerregiments 40 Mann 
requiriert worden. 
Münster, 16. April. An der Beisetzung 
»es Bischofs Brinckmann nahmen heute viele 
Zeistliche beider Confessionen, die Bischöfe von 
döln, Trier und Osnabrück, Oberpräsident v. 
dagemeister, viele Officiere und zahlreiche Mit⸗ 
zlieder des westfälischen Adels, unter anderen auch 
Freiherr v. Schorlemer-Alst, teil. 
Wilhelmshafen, 16. April. Der Kaiser 
jat sich heute Nachmittag 2 Uhr mit Sonderzug 
ach Berlin zurückbegeben. 
rür die Redaktion verantwortlich F. x. Demetz, 
Eingesandt. 
Wie bereits bekannt, findet heute Abend 8 Uhr 
m Cafe Becker dahier die ordentliche Generalversamm⸗ 
ung des hiesigen Vorschußvereines statt. Die 
Tagesordnung derselben ist jedem Mitgliede bekannt. 
tesonderes Interesse bietet die Wahl eines Dircktors 
ind die Auslosung und Wiederwahl verschiedener 
lusschußmitglieder. Was namentlich die Direktoren⸗ 
telle dieses Vereines anlangt, so wäre zu wünschen, 
aß für diese Stelle eine Persönlichkeit gewählt werde, 
zie nicht nur die nötigen Kenntnisse und Erfahrungen 
n der kaufmännischen Buchführung und im Kassen⸗ 
»esen, sondern auch die nötige Zeit und Muße be⸗ 
zt, um die Obliegenheiten, die mit dieser Stelle 
zerbunden sind gewissenhaft, erfüllen zu können. 
Wir wollen es hier vermeiden, in dieser Beziehung 
Vorschläge zu machen, hoffen aber, daß bei Aufstellung 
der Kandidaten diese Voraussetzungen nicht außer⸗ 
icht gelassen werden. — Ein zahlreiches Erscheinen 
der Mitalieder wäre darum zu würschen 
Aus Wien. Die Wiener Damen versiehen 
Toilette zu machen; selbst die Pariserinnen kleiden 
ich kaum so vortheilhaft, wenn man damit die 
dunst meint, schöͤnen Körperformen durch das Ge⸗ 
vand Geltung zu verleihen. „Wie angegossen.“ sagt 
nan von den Wiener Taillen. Die Männer meinen, 
ies sei ein Verdienst der schoͤnen Wienerinnen; die 
Frauen wollen wissen, es liege am „Schnitt“. Es 
nuß der Wiener Schnitt wohl piel dabei thun; 
nerdankt doch die treffliche Zeitschrift, Wiener Mode“ 
hren durchschlagenden Erfolg zum Theil dem Umstande, 
saß sie Jedermann, trotz des villigen Abonnements⸗ 
zreises von fl. 1.80-M. 2.50 dierteljährig, Schnitte 
rach Maß gratis liefert. Eine kleine Armee von 
zuschneidern besorgt die Herstellung dieser Schnitte, 
velche in alle Lande, bis über den Ocean verschickt 
verden. Selbst die Ungeübteste wird durch diesen 
s'ostenlosen Behelf in den Stand gesetzt, ihre Kleider 
m Hause fertigen zu lassen; und die , Wiener Mode“, 
velche mit ihrem mustergiltiger dreizehnten Heft 
ꝛben ein neues Oartal beginnt, loͤst das vielleicht 
zaradox klingende Problem: sie lehrt sich modisch 
kleiden und — sparen. 
Die Einrichtungen der kgl. italien. 
Regierung zur Hebung des Consums 
talienischer Weine in Deutschland. 
Unter den Weinbau treibenden Ländern nimmt 
Jtalien in Bezug auf das quantitative Ernte- 
krträgniß bekanntlich nunmehr den ersten Rang 
ein und man wird nicht fehl gehen, wenn man 
hehauptet, daß die Produktion Italiens bei einer 
vollen Ernte ca. 40 —-50 Millionen Hecholiter er⸗ 
eichen würde. 
Aber nicht alleia die auf Erhoöhung der Pro— 
zuktion gerichteten Bestrebungen der Italiener sind 
s, die unsere Beachtung verdienen, sondern vor⸗ 
iehmlich auch die bedeutenden Fortschritte, welche 
insere Verbündeten in neuerer Zeit in der Be— 
sandlung der Weine gemacht haben. Die größeren 
und bedeutenderen Produzenten stehen heute 
azuf einer Stufe, welche es Italien etwöglicht, 
ypurchaus haltbare gutte Weine, namentlich auch 
eichtere Tischweine, zu mäßigen Preisen für den 
rẽ7Iport zu liefern, welche die Concurrenz mit an⸗ 
veren Weinen mit Erfolg bestehen koönnen und 
bleibt die kgl. italienische Regierung fortgesetzt be⸗ 
nüht, durch die Einrichtung von Weinbauschulen 
ind Versuchsstationen, wie auch von Wander Vor⸗ 
esungen die Verbesserungen auf dem Gebiete der 
Weinbereitung und Behandlung immer mehr zum 
Allgemein⸗Gut der Weinbau treibenden Bevölkerung 
zu machen. 
Zur Hebung des Consums italienischer Weine 
'n Deutschland und den nordischen Ländern hat 
ann die kgl. italienische Regierung in Berlin und 
München Depotkeller zur zollfreien Einlagerung 
oon Weinen ercichtet (auch in Hamburg wird ein 
solcher demnächst eröffnet), deren Beschickung mit 
zuten, verkaufsreifen Weinen jedem italienischen 
Wein⸗Produzenten oder en gros Händler offen 
steht. 
Diese königl. Nationalkeller sind der Controle 
yvon königl. italienischen oenotechnischen Beamten 
anterstellt, welche den Ein⸗ und Ausgang der 
Weine zu überwachen und dieselben auf Reinheit 
ind Güte zu untersuchen haben. Mit der Ver— 
valtung und kaufmännischen Leitung dieser Natio—⸗ 
aalkeller hat die kgl. italienische Regierung die 
Deutschitalienische Wein⸗Import— 
Besellschaft betraut, welche ihren Haupt⸗ 
sitzin Frankfurt a. M. und Filialbureaux 
in Berlin, Hamburg und München hat. 
Diese Gesellschaft, welche ausschließlich nur mit 
Wiederverkäufern arbeiten wird, hat neben dem 
ommissionsweisen Vertrieb der italienischen Weine 
rus den Nationalkellern auch direct für eigene 
sachnung diejenigen Weine in Jtalien gekauft, 
velche ihr für den deutschen Geschmack ganz be—⸗ 
onders geeignet erscheinen, und wird dieselben vom 
. Juni a. xc. unter ihrer eigenen Etiquette in den 
handel bringen. Auch diese Weine sind der fort⸗ 
aufenden Controle der koͤnigl. italienischen Be— 
imten in Deutschland unterstellt, welche dieselben 
u prüfen und deren Reinheit und Ursprung zu 
arantiren haben.