Full text: St. Ingberter Anzeiger

nach möglichkeit zu erfüllen bestrebet. Desgleichen 
auch sowohl mit der ganzen Gemeinde, als auch 
mit einzeln Bürgern Friede, Ruhe und Einigkeit 
zu erhalten und zu bewirken suchet. Welches von 
Heiderseits eigenhaͤndig Unterschrieben. Wernersberg, 
den 29. Germinal im 10. Jahre der untheilbar 
vereinten Franken Republik. (Folgen die Unter⸗ 
schriften des Schullehrers, sowie sämmtlicher Bürger 
Wernersbergs.)“ Der Vertrag ist auf Stempelpapier 
der Französischen Republik, Bezirk Donnersberg, 
geschrieben. 
gLgauterecken, 25. April. Der gestrige 
Krämermarkt war nur mittelmäßig besucht, auch 
ließ der Handel zu wunschen üdbrig. Auf dem 
Biehmarkte wurden verkauft: 1 Fassel, 3 Stiere, 
14 Kuhe, 14 Rinder und 1 Kalb; der Gesammt⸗ 
erlös betrug 4109 Mk, 50 Pfg. 
— gaiserslautern, 24. April. Ein 
jsunger Mann, der am 15. Februar die Rolle eines 
„eruͤtenen Straßenräubers spielte, wurde vom hie— 
sigen Gerichte heute Morgen zu einer Geldstrafe 
hoͤn 8 Mt. verurtheilt. Derselbe ist ein Pflegesohn 
des Burgermeisters von Alsenborn und ritt am 
fraglichen Tage Nachmittags ein Pferd des Letzteren 
in der Richtung nach Enkenbach, lediglich dawit 
—— in 
einiger Entfernung einen Mann gehen sah, dem er 
in jugendlichem Uebermuthe einen Schrecken ein- 
jagen wollte, weßhalb er demselben in scharfer Gang⸗ 
ari folgte, vor demselben das Pferd parirte und 
die Worte ausrief: „Dein Geld, oder ich mache 
Dich auf dem Platze todt“, welcher Auffotderung 
der also Angeredete aber nicht Folge leistete, son⸗ 
dern schleunigst das Hasenpanier ergriff, ohne den 
Reiter, der ihm sehr gut bekannt war, naher ins 
Auge zu fassen. Letzterer kannte seinen Mann 
ebenfauis als einen sehr furchtsamen Mann. Das 
Bericht schenkte den Ausführungen des jugendlichen 
Attentäters Glauben, verurtheilte ihn zu der ange⸗ 
gebenen Strafe, verwarnte ihn aber, derartige über- 
müthige Bubenstreiche nicht mehr zu begehen. 
G. Btg.) 
— Beim diesjährigen Ersatzgeschafte stellten 
sich in Kaiserslautern zwei Gestellungspflich⸗ 
ige, welche bei einer Körperlange von 125 bis 
130 Centimeter ein Gewicht von 67 und 47 Pfund 
auswiesen. 
— In Kaltenbach hat sich der von der 
Biebermuͤhle (beim gleichnamigen Bahnhof) stammende 
Forstpraktikant Schlemmer, ein allgemein be— 
ebter junger Mann, erschossen, wie es heißt, wegen 
unheilbarer Krankheit. 
— Kapellen, 23. April. Der Soldat des 
18. Inf.⸗Regts. in Landau, Jakob Rapp von 
hier, welcher über die Ostern bei seinen Eltern im 
hiesigen Otte auf Urlaub war, hat sich heute Abend 
bor Abgang des Zuges, mit dem er wieder ein⸗ 
rücken sollte, in der Scheuer erhüngt. Die Furcht 
hyor dem weiteren Militärdienst ließ ihn die unselige 
That begehen. 
— Landau, 25. April. Wie dem „Eilb.“ 
mitgetheilt wird, sollen zwei Bürschchen aus 
Walsheim, welche zu Ostern aus der Schule ent- 
lassen wurden, den Waldbrand im Hainbach—⸗ 
thal am vergangenen Samstag veranlaßt haben. 
Dieselben sollen ein Feuer angezündet haben und, 
als dasselbe die Streudecke in Brand steckte, davon⸗ 
gelaufen sein. 
7 * Landau, 25. April. Dem Feldwebel 
hermann der 9. Kompagnie 18. Inf.⸗Rgts. 
dahier wurde das Dienstalterszeichen II. Klasse für 
15 treu zurückgelegte Dienstjahre verliehen. 
— Harrheim im Zellerthal. Dieser Tage 
trug sich hier eine drollige Geschichte zu. Es be⸗ 
dellte nämlich ein Hiesiger Handwerker in gutem 
Glauben, se in Land zu bearbeiten, einen Acker 
wit Gerste und Dünger und ließ nachher Beides 
von einem Bauer unterpflügen. Als dieser nun um 
die Mittagsstunde seine Arbeit beendigt hatte, wurde 
der Handwerksmann zu seinem Schrecen inne 
daß er nicht sein eigenes, sondern das Feld eines 
Anderen bestellt hatte, und bekam so der Nachbar 
des klugen Mannes billig seine Saat in den Boden. 
Natürlich gilt auch hier die alte Wahrheit: Wer 
den Schaden hat, braucht für den Spott nicht zu 
sorgen. 
— Jodgerim, 23. April. Am verflossenen 
Ostersonntag kam dahier in der Wirthschaft zum 
Löwen“ ein wahrer Gauner an's Tageslicht. Die 
Besitzerin dieser Wirthschaft, Wittwe Löwenmuth, 
gewahrte schon seit einigen Wochen, daß ihr be— 
deutende Mengen Cigarren abhanden kamen. Ein 
jabrikarbeitetr Namens Johann Jakob Nerding, 
31 Jahre alt, kam fast jeden Sonntag früh in die 
Wwenmuth'sche Wirthschaft, um sein Glaäschen 
Zranntwein zu trinken. Nerding sah, wie die Frau 
in Kifichen Cigarren in ein Schraͤnkchen stellte. 
Als dieselbe sich nun am Ostersonntag aus der 
Wirthschaft entfernte, schaute sie durch das Thur⸗ 
ensterchen, um ihren Gast zu beobachten. Hierbei 
ah sie, daß p. Rerding seinen Branntwein aus⸗ 
rank, an das Schränkchhen ging und ein Bündel 
Figarren sich zueignete. Die Wirthin trat nun 
pieder in die Wirihschaft hinein, sah nach ihren 
Figarren und sagte: „Wenn ich nur Denjenigen 
vußte, der mir immer meine Cigarren stiehlt.“ 
Der Thater wollte nun eine andere Person ver⸗ 
ächtigen. Allein Frau Löwenmuth ließ sich nicht 
anger tauschen, sondern faßte den Dieb am Kragen⸗ 
ind fieh da, das ganze gestohlene Bündel fiel 
zinter jeiner Schürze hervor. Der Cigarrenmarder 
var jehzt entlarvt. C. T.) 
Die Firma Ph. Knöckel u. Sohn von 
Neustadt a. H. feierie am Ostersonntag in Köln 
rin Jubildum eigener Art. Funfzig Jahre sind es 
her, daß diese Firma mit dem Verieger der „Köl- 
nischen Zeitg.“ die noch jetzt bestehende Verbindung 
zur Lieferung von Papier für den Zeitungẽ drud 
ibschloß. Dieselbe hat außer den früher gebrauch⸗ 
en Einzelbogen 20600 Rollen Papier zum Drud 
zer „Kolnischen Ztg.“ geliefert, jene gewaltigen, 
rentnerschweren Rollen, die sich, in die Schnell- 
presse eingesetzt, selbst abwickeln, selbst anfeuchten 
und dann den vielfach verschlungenen Weg durch 
die selbstfärbenden Walzen nehmen, an dessen Ende 
je als beiderseits bedruckte, geschnittene und ge— 
ialtene Zeitungen, 16 000 in der Stunde, wieder 
erscheinen. Eine Rolle wiegt genau 8 Centner, 
zat eine Lange von 6640 Meter, muß 8000 Um ⸗ 
rehungen in der Maschine machen, um 16000 
Fxemplare auf beiden Seiten bedruckt in einer 
Ztunde zu liefern. Die 20000 Rollen haben also 
60 000 000 Umdrehungen gemacht. Der Bogen 
st 83 CEtm. lang, macht also für die 160 000 000 
Imdrehungen 8320 000 000 Erxemplare, jede 
Million Umdrehungen hat also 1605830 km, 
leich 132800 km und der ganze Streifen, da 
soppelt gedruckt wird, kommt somit einer Länge 
von 265600 kw oder 38413*8 deutschen 
Meilen d. i. mehr als dem sechsfachen Erdumfang 
leich. 
— Das durch einen Revolverschuß ver— 
vundele Kind der Eheleute Baher in Wachen⸗ 
Jeim ist seinen Verletzungen erlegen. Die so hart 
vetroffene Familie findet allgemeine Theilnahme. 
— Ludwigshafen, 24. April. Heute fand 
m Saale des Eisenbahn⸗Direktions⸗Gebaudes eine 
Aufnahmeprüfung fuür den Dienst der 
Bfalzischen Eisenbahnen statt. Als erste 
Arbeit erhielten die Kandidaten im Deutschen das 
Thema: „Der Ehrgeiz, eine Triebfeder zum Guten 
ind zum Bösen.“ Sodann wird ein Brief zum 
lebersetzen aus dem Deutschen in's Französische, 
»ezw. Englische gegeben. Angemeldet waren, nach 
em „Pf. K.“, 69 Kandidaten, von denen 68 er⸗ 
chienen waren. 
— Weisenheim a. S., 25. April. Die 
dirschen blühen! Diese wenigen Worte genügen, 
im all' die Wonnen und Schönheiten des Lenzes 
ins vorzuzaubern. Unsere Kirschbäume gleichen 
Ktiesenbouquets und unsere ganze Gemarkung einem 
großen Garten. Der Anblick ist paradiesisch. Und 
azwischen die saftig grünen, üppigen Kornfelder, 
Biesen und Kleeäcker, der sanft sich hinschlängelnde, 
eise murmelnde Kresserbach und die durch dieses 
nalerisch schöne Landschaftabild sich hinwindende 
xisenbahnlinie mit den dahin sausenden Zügen! 
hon folgenden Punkten aus ist es ganz besonders 
ohnend dieses Blüthenmeer zu überschauen: Vom 
zudwigshain, Ruhe, Speyerweg, Schrammberg, 
Bottesacker, Wormserweg, Dreispitze, Herrberg und 
zetten. Wer Zeit und Muße hat, der pilgere 
ierher, um fich an diesem einzigen Naturgenuß zu 
rlaben und zu exrquicken. 
— Ellerstadt, 25. April. Gestern brannten 
die Scheuern des Kaufmanns Straus und des 
Ackerers Weilpbrenner hier nieder. 
— Frankenthal, 25. April. Gestern 
Abend gegen 8 Uhr ertränkte sich im Kanal die 
ledige, 20jährige Katharina Kreuzenberger, behei⸗ 
mathet zu Flomersheim. Ursache unbekannt. Die 
Leiche wurde bereits geländet. (T.) 
— Dirmstein. Die Spohrmühle hier 
Figenthum der Stiftung der Kleinkinderbewäahr 
Anstalt ist um die Summe von 8500 Mk. von 
Müller Hr. W. Seyfried in Heuchelheim erworben 
vorden. 
— Vom Donnersberg. (Pf. Ztg.) Gegen⸗ 
värtig wird in dem hoch gelegenen Ruppertseden 
von Herrn Ingenieur Kölbel aus Zweibrücken eine 
Wasserleitung exrichtet. Das Wasser wird von 
einer, etwa 800 Meter vom Orte entfernten Thal. 
quelle (Wörzelborn) per Dampf in ein Reserboir 
iuf dem Schloßberge befördert, bon wo aus es 
zurch mehrere Leitungen in's Dorf befördert wird. 
Die Kosten der Wosserleitung werden sich laut 
Vertrag auf 17—- 18.000 Mk. belaufen. — In 
der vorigen Woche wurde in einer Nacht zu Würg 
wveiler und Rußmühle bei je einem Bauer ein Diebstahl 
verübt. Es wurden insgesammt 4 Laib Brod 
iwa 200 Handkäse, ebensoviele Eier, Schinken u. 
dal. entwendet. Die Kellerthüren waren erbrochen. 
— Aus der Pfalz. Herr Oberbau— 
direktor v. Siebert in München hat sich 
auf Ersuchen des preußischen Staatsministeriums 
nach Berlin begeben, wie man vermuthet, zu Ver⸗ 
handlungen über das Canalprojekt Straßburz- 
Speyer oder Ludwigshafen. 
Vermischtes. 
St. Johann, 25. April. Gestern Nach⸗ 
mittag wurdea die Saarbrücker Garnison— 
truppen alarmirt; um 4 Uhr das Jafanterie⸗ 
Regiment und bald darauf das Dragoner - Regiment. 
Lehteres versammelte sich vor der Kaserne am Ludwigs⸗ 
platz; von dem 70. Regiment nahmen das dritte Batail⸗ 
ion am Sensenwerk, das zweite an der Baracke II. 
vom ersten Bataillon zwei Kompagnien am Schloß— 
platz und zwei an der Barade an der verlängerten 
Bleichstraße Aufstellung. Schon vier Minuten nach 
dem Alarmsignal kamen die Dragoner angesprengt 
und sehr bald hatten sich die Schwadronen formirt. 
Leider stürzten, wie der „S. J⸗S. A.“ mitteilt, 
auf dem schnellen Hinritt drei Dragoner mit dem 
Pferde; einer erlitt dabei einen Bruch des Schien 
beins, während die beiden anderen gleich daraus 
wieder zu Pferde saßen; die betr. Leute jagten zu 
schnell uͤm eine kurze Ecke und beachteten nicht die 
infolge des Regens eingetretene große Glätte des 
Siraßenpflasters. — Nachdem der Herr Brigade⸗ 
Kommandeur Generalmajor v. Heimburg die 
Regimenter besichtigt hatte, rückten dieselben wieder 
in ihre Quartiere. 
Mentz. Die Beamten der französischen O st⸗ 
bahn⸗Gesellschaft, welche bisher die aus 
Frankreich kommenden Züge und Gepächstücke auf 
der ersten deutschen Grenzstation den deutschen Be— 
amten übergaben, werden vom 1. Mai d. J. ab 
die deutsche Grenze nicht mehr überschreiten, sondern 
auf der französischen Station bleiben, wo von 
diesem Zeitpunkte die Uebergabe der Züge und 
Gepäckstucke erfolgt. Wie es scheint, ist diese An—- 
ordnung, welche dem „Messin“ aus Nanch mitge— 
teilt wurde, von den französischen Behöcden ge— 
troffen worden. 
St. Goar. Ein jugendlicher Steuermanns 
Candidat von hier fuhr dieser Tage mit einem 
Schiffer nach Frankfurt und hatte die Absicht per 
Bahn bis Kasiel zurückzufahren, verlangte aber in 
Frankfurt an der Kasse ein Billet nach „Kassel“ in 
dem Glauben, es sei selbstverständlich, daß er 
Kastel“ meine. Wenn nun auch schon die For⸗ 
derung von 8 Mk. Fahrgeld dem jungen Manr 
hoch erschien, so wurde sein Erstaunen doch bedeu⸗ 
iend größer, ais er nach langer Fahrzeit wirklich in 
„Kassel“ ankam und dort fand, daß Kassel ga— 
nicht am Rhein, sodern an der Fulda liege, ihm 
also auch jede Gelegenheit fehle, die Heimreise pet 
Schiff zuͤruͤctzulegen Es blieb nichts übrig, alb 
seine Angehörigen brieflich von dem Vorfall in 
Kenniniß zu sehen und um Zusendung von Reise 
geld zu bitten, da seine Kasse erschöpft war. 
praus dem Nafsauischen. Ehrer 
Originalität halber) verdienen folgende —X 
im die Oeffenilichkeit gebracht zu werden. Fur die 
Bekanntmachung einer Immobilienversteigerung im 
Zwangsverfahren hatte der Ortsdiener zu Holz 
ippel (nach vem nassauischen Gesetze) 10 Kr. — 
29 Pf. zu beanspruchen. Vor einigen Tagen wurden 
hm diese von der Gerichtskasse durch Poß anweisun 
ubersandt. An diesen 20 Pf. war aber das Porte 
mit 20 Pf. gekürzt; der auszuzahlende Bettag war 
noch 9 Pfennig, hiervon ging noch das Bestellgeld 
mit 5 Pf. ab, so daß dem Empfänger noch 
Pf. derblieben. — Noch heiterer oder betrübender 
gestaltet sich die Sache in Horhausen. Der hetreffende