Full text: St. Ingberter Anzeiger

Aus Kurhessen. Ein eigentümlicher Vor⸗ 
aul wird aus dem Dorfe Reiseförth bei Melsungen 
achtet. In einer dortigen Müuͤhlle lag ein junges 
den schon seit langerer Zeit krank, der Arzt 
* Relsungen erschien und glaubte, das Mädchen 
aide an einem Magengeschwüre und wurde es dem- 
aß auch ärztlich behandelt. Allein das Leiden 
emaͤß 
Hlle fich nicht heben, bald waren die Schmerzen 
nd eigentümlichen Beklemmungen besser, bald 
en sie wieder schlimmer auf und die ange—⸗ 
ndien Mittel schienen nicht wirken zu wollen. 
im Morgen des 25. April abhin nun wurde das 
Nadchen plötzlich von heftigem Unwohlsein befallen, 
z war ihr fuͤrchterlich zu Mute, dabei einen un⸗ 
curlichen Reiz zum Brechen. Der rasch zu Rate 
esogene Arzt berordnete nun ein Brechmittel und, 
vr deschreibt das Entsetzen! Das Mädchen erbrach 
e kleine Eidechse, welcke noch lehend war und 
Zim. lang und fast 1 Zim. stark ist! Das 
adchen erklärt den Vorfall damit, daß es im 
rigen Sommer aus einem Wiesenbrunnen Wasser 
srünken und dabei wahrscheinlich das damals 
d danz kleine Amphibium mit hinunter geschluckt hat. 
Eine sonderbare Verlobung fand 
neser Tage in Frankfurt am Main statt. Die 
hrut wandelt stark in den Fünfzigern, der Bräu⸗ 
igam ist erst einige dreißig Jahre alt. Sie ist 
uis Großmutter, er wollte einst ihre Tochter 
eitalhen und nimmt jetzt die zur Frau, die einst 
ne Schwiegermutter werden sollte. Auch kein 
jhler Tausch! 
pPrinz Ludwig Ferdinandvon 
zahern als Lebensretter. Am Montag 
ibend bemerkite Prinz Ludwig Ferdinand bei 
cinem Spaziergange im Nymphenburger Schloß⸗ 
arten eine alte Frau im Kanal mit dem Tode 
ingen. Der Prinz sprang sofort hinzu, zog die 
chon halb erstarrte Frau mit vieler Mühe aus 
em Wasser und führte sie in das Schloß, wo sie 
iin Speise und Trank gestärklt wurde. Der Prinz 
eß die Frau dann in das Josefspital fahren. 
Der deutsch ˖nationalen Kunstgewerbe— 
russtellung in München liegt nun die 
zchlußabrechnung über Einnahmen und Ausgaben 
ot. Wir entnehmen derselben, daß die Gesammt⸗ 
innahmen 1,169,776 Mk. betragen haben, die 
gesammtausgaben 1,418,278 Mk.; die Ein 
ahmen blieben hinter dem Voranschlag von 
280,000 Mk. um rund 80,000 Mt. zurüch, die 
lusgaben überstiegen die Ansätze mit rund 163,000 
—— — 
MRark zu decken. Hierfür standen zu Gebote der 
Zarantiebeitrag des Siaates mit 100,000 Mark, 
erjenige der Gemeinde München mit 50,000 Mt. 
ind des Bayerischen Kunstgewerbe - Vereines mit 
0,.000 Mari. Den Rest dedten Se. Kgl. Hoheit 
ec Prinz⸗ Regent, welcher eine Spende von 20,000 
Nark bewilligte und sodann eine Anzahl von In— 
tituten, Firmen und Privaten, welche zusammen 
36,680 Mark aufbrachten, so daß, ohne die Ga⸗ 
antiefondszeichner in Anspruch zu nehmen, das 
Defizit gedeckt ist und noch ein kleiner Ueberschuß 
on 3178 Mk. dem Kunstgewerbeverein zufällt. 
r VII. deutsches Turnfest. In den 
etzten Tagen weilte Herr M. Zettler, Oberturn- 
ehrer in Chemnitz und Mitglied des Ausschusses 
eer Deutschen Turnerschaft, in München, um in 
hemeinschaft mit dem dortigen Fest⸗Turnausschuß 
ie noch nöthigen turn⸗technischen Berathungen zu 
legen. Die bei dem⸗ Feste zur Ausführung lom⸗ 
nenden „Allgemeinen Freiübungen“ sind bereits 
ettig gestellt und in der „Deutschen Turnzeitung“ 
Rr. 16) in Wort und Bild bekannt gegehen. 
diese „Freiübungen“ kommen am ersten Festtage 
mmittelbar nach Eintreffen des Festzuges auf dem 
lurnplatze zur Darstellung und werden — von 
twa 6—10,000 Turnern gleichzeitig ausgeführt 
das eigentliche Fest in großartiger und für Viele 
ewiß überraschender Weise einleiten. Auch der 
um ersten Male dem Preisturnen eingereihte 
Wettlauf“ wird Turnern und Nichtturnern Neues 
ieten. Die beabsichtigte Vorführung eines „Preis⸗ 
echtens“ wurde aufgegeben, theils wegen der noch 
mmer großen Verschiedenheit des Fechtbetriebes, 
heils wegen der in Folge dessen schwierigen Werth⸗ 
nng für die Kampfrichter. Leiter der ‚ Freiübungen“ 
oird Herr Maler Franz Schneider (Munchen) sein, 
um Festturnwart wurde Herr Bankier F. P. Lang 
Nunchen) bestimmi. 
fIn Mylau in Sachsen erstach der 11 
ahrige Sohn eines dortigen Schlächters den 155 
aͤhtigen Lehrburschen des Geschäfts mit einem 
S-chlachtmesser. 
tMagdeburg, 1. Mai. Anläßlich der 
jeutigen Feier des 50jährigen Berufsjubiläums 
vurde dem Geheimen Commerzienrat Gruson, 
ꝛem Gründer des weltberühmten Grusonwerkes, 
on den städtischen Behörden Magdeburgs der 
rẽhrenbürgerbrief überreicht. Der Kaiser verlieh dem 
zubilar den Kronenorden II. Klasse. Von Nah 
ind Fern trafen zahlreiche Glückwünsche ein. Die 
Arbeiler des Werkes brachten dem Jukilar gestern 
Ibend einen großartig en Fackelzug. 
Bremen, 2. Mai. Der Lloydpostdampfer 
Föun,“ welcher am 28. April von Montevideo 
bgegangen ist, ist am 1. Mai mit gebrochener 
lebertragungswelle von dem Cosmosdampfer 
Menes“ nach Montevideo zurückgebracht worden. 
Die deutsche Gesellschaft zur 
etiung Schiffbrüchiger erstattet ihren 
Kückblick auf das Jahr 1887188. Die Stationen 
ꝛer Gesellschaft haben im Berichtsjahre 28 mal 
rfolgreich in Thätigkeit treten können und dabei 
4 Personen der Seegefahr entrissen. Dadurch 
leigt die Gesammtzahl der seit Begrundung der 
zesellschaft geretteten Menschenleben auf 1703 
duch die letzien Regierungsstationen zu Neufahr⸗ 
basser, Pillau und Memel wurden übernommen; 
z ist damit der gesammte Rettungsdienst an den 
eutichen Küsten in den Händen der Gesellschaft 
ereinigt. Die Zahl der Rettungsslationen beläuft 
ich nunmehr auf 111. Die Zahl der Bezirksvereine 
smit 57 unverändert geblieben. Die Vertreter⸗ 
baften sind von 220 auf 242 gestiegen. An 
rdentlichen Mitgliedern zählt die Gesellschaft 
7,,173 mit einem jährlichen Gesammtbeitrage von 
41,170 M. 8 Pf. An außerordentlichen Beiträgen 
ind 104,020 M. 582 Pf. eingegangen. Die 
—XV haben 25,231 
M. 48 Pf. betragen. Die Gesammteinnahme des 
Jerichtsjahres ist mit 278,282 M. 88 Pf. die 
rößte, welche die Gesellschaft seit ihrer Gründung 
u verzeichnen gehabt hat. Die Gesammtausgaben 
—A Pf. Die 
jon der Gejellschaft aljährlich zu verleihende Ehren⸗ 
abe, „Preis Emile Robin“ in Höhe von 400 
N. ist dem Fuhrer des Norddeutschen Lloyd⸗ 
ampfers „Fulda“, Capitän R. Ringk, zuerkannt 
vorden. 
Der deutische Luftschiffer Streif verun⸗ 
lückle) am Montag in Booneville, Indiana. in 
räßlicher Weise. Als er etwa 1500 Fuß hoch ge- 
niegen, platzte der Ballon. Streif war trotz des 
hrecllichen Sturzes nicht sofort todt. aber so zer⸗ 
nalmt, daß er bald seinen Geist aufgab. Von den 
Zeugen der entsetzlichen Szene wurden viele ohn⸗ 
nächtig, und Streifs Frau, die ihn stürzen 
ah, wahnsinnig. 
P Eine schauerliche Familientrags— 
ie wurde dieser Tage, wie der „Ifkf. Ztg.“ aus 
dondon geschrieben wird, aus dem Vörflein 
Finschfield, bei Baintree in Esser gemeldet. 
fin Farmer David Wakeling saß mit seinen 
srei Sohnen im Zimmer beim Kaminfeuer, alle 
ier lasen. Um ein Uhr wurde der jüngste Sohn, 
der 19jahrige Ernest, unruhig; ohne daß seine 
grüder es gewahr wurden, nahm er eine geladene 
Flinte von der Wand, hielt die Mundung an den 
—chädel des 61jährigen Vaters und drückte los. 
Dder Alte blieb auf der Stelle todt und der Sohn 
nifloh. Kurz darauf fiel ein Schuß in einem be— 
jachbarten Feld; als man dorthin eilte, fand man 
sen Mörder todi. Er hatte sich den oberen Theil 
es Schädels weggeschossen, und sein Gehirn war 
veithin verspritzt. Gleich nachher kam die Mutter 
nit zwei anderen Soöͤhnen nach Hause. Ein 
hrund für diese schauerliche That läßt sich nicht 
ingeben. 
Neueste Nachrichten. 
* St. Ingbert, 3. Mai. In der Station 
fFinöd entgleiste Rute ein ducchfahrender 
Füterzug. Der an der Maschine be ndliche Pack- 
bagen mit noch 7 andern Güterwagen wurden auf die 
—AE 
zersonen führte dieser Zug nicht und kam das 
dersonal, von welchem ein Theil in Todesge⸗ 
aher schwebte, soviel wir bis jetzt hörten, mit dem 
loßen Schrecten davon. Die Telegraphenlinien 
on hier nach Zweibrücken und Kaiserslautern wur⸗ 
en durch den Unfall zerstört und der Depeschen⸗ 
erkehr unterbrochen. 
Straßburg 1. E., 2. Mai. Alle verläß⸗ 
ichen Nachrichten stimmen darin überein, daß nicht 
zie geringste Veranlassung vorlag zur Verhaftung 
Vohlgemuths. Derfelbe reiste nach Rhzein ⸗ 
felden, um ihm aus der Schweiz angebotene Auf⸗ 
lärungen über die im Elsaß stattfindenden socia- 
istischen und anderen staatsfeindlichen Umtriebe zu 
emnpfangen. Inspektor Wohlgemuth wurde während 
seiner Haft brutal behandelt. 
Berlin, 2. Mai. Unterstaatssekretär 
RMeinecke im Finanzminifterium feierte heute 
sein 50jähriges Dienstjubiläum. Der Kaiser 
hberlieh ihm den Rothen Adlerorden 1. Klasse; 
der Bundesrath sandte eine gemeinsame Glück⸗ 
wunsch · Adresse. 
Schaeffle, der derühmte Schriftsteller auf 
dem Gebiete der Volkswirthschaft, veröffentlicht im 
Deutschen Wochenblatt“ einen längeren Aufsatz, 
n welchem er entschieden für die Annahme der 
Alters- und Invaliditäts⸗Vorlage eintritt. 
Luxemburg, 2. Mai. Staatsminister Eyschen 
heilte soeben der Kammer eine Botschaft des 
Herzogs⸗Regenien mit, welche dahin geht, daß nach⸗ 
zem der Regent die freudige Nachricht von der 
Wiederherstellung des Konigs erhalten habe, er 
etzterem Kenntnis von der Uebernahme der Regent⸗ 
chaft gegeben habe, indem er es ihm anheimstellte, 
yb er die Regierung wieder übernehmen wolle, oder 
ine Fortdauer der Regentschaft vorziehe. Der 
Zönig dankte brieflich dem Regenten für die wäh—⸗ 
rend der Regentschaft geleisteten Dienste und zeigte an, 
zaß er die Regierung an demselben Tage in Luxemburg 
pie in Hollandwieder übernehme, nämlich am 3. Mai. 
Der Präsident, Servais, gab der Freude der Kam⸗ 
ner uͤber die Wiederherstelung des Königs Aus— 
zruck. Die Kammer überwies die Angelegenheit 
den Abtheilungen. Man will die Entscheidung der 
heneralsiaaten abwarten. Die Abreise des Herzogs 
rfolgt in den nächsten Tagen. Die Stimmung 
des Publikums ist infolge des unerwarteten Schei⸗ 
dens des rasch volksthümlich gewordenen Herzogs 
ehr gedrückt. 
Haag, 2. Mai. In der heutigen Plenar- 
itzung der Generalstaaten wurde einstimmig be⸗ 
hᷣlossen, daß der in Artikel 38 der Verfassung 
orgesehene Fall — die Einsetzung einer Regent- 
haft — aufgehört habe zu gelten und daß der 
dönig die Regierung wieder übernehmen werde. 
der Präsident brachte ein dreimaliges Hoch auf 
en König aus, in welches die Versammlung be⸗ 
zeistert einstimmte. Gleichzeitig wurde beschlossen, 
ine Glückwunschdepesche an den König abzusenden. 
Dienstesnachrichten. 
Das protest. Vilariat Friesenheim, Dekanats 
Speyer, wurde dem Pfarramtskandidaten Gustav 
Fhriftian Hofer, bisher Pfarrverweser in Kall⸗ 
tadt, übertragen. 
Erledigte Pfarrstelle: Speyer . mit 
inem Gesamterträgnis von 2340 M. Endtermin 
ur Bewerbung: 15. Juni 1889. 
Prosestantischer Gottesdienst. 
Sonntag den 3. Mai 1310 Uhr vorm. Text: 
dff. Joh. 2, 127, Lied 670. 
Nachm. SZ Uhr Aufnahme der Confirmanden 
ind Präparanden. 
— ⏑ — — — — 
für Die Redattion verantwortlich F. X. Demea tz. 
Ganz seid. bedruckte Foulards 
Mk. 1.90 bis 6.25 p. Met. — vers. roben- 
4a. stückweise porto⸗ und zollfrei in's Haus das 
Seidenfabrik-Dépoͤt G. Henneberg (K. u. A. 
zoflief. Zür ich. Muster umgehend. Briefe 
osten 20 Pf. Vorto. 
Gewiß ist es fur Jedermann von größtem 
Interesse das Urtheil eines Arztes zu hören, welcher sich 
JJahre iang mit den Apotheker Rich. Brandt's Schweizer⸗ 
illen beschäftigt hat und Uber dieselben Folgendes schreibt. 
Aerztli hes Zeugniß. Nach achtjähriger eigener Beobachtung 
ind nach hunderten von Zeugnissen von Patienten meiner 
Anstalt, welche bei habitueller Stuhlanhaltung verschie denster 
Ursachen die Apotheker Richard Brandt'schen Schweizerpillen 
mit Erfolg gebrauchten, halte ich dieselben vor allen andern 
zu gleichem Zwece medicinisch verordneten Pillen für die 
m sichersten wirkenden und auch nach langem Gebrauche 
die Magen- und Darmschleimhaut als am wenigsten 
reizenden. Zurich, Dr. F. Igeichen, dirigirender Arzt 
)er Dr. Wiel'schen diätetischen Anstalt flr Magen⸗ und 
Darmkranke. — Die Apotheker Richard Brandt's Schweizer⸗ 
zillen sind in den Apotheken à Schachtel 1 Mk. vorräthig, 
zoch achte man genau auf das weiße Kreuz in rothem 
Felde und den Vornamen.